Vorausschauende Technik (?)

Wie findet ihr das Video?

  • Total witzig und originell :-D

    Votes: 3 42,9%
  • Nichts besonderes... war alles schonmal da.

    Votes: 1 14,3%
  • Die Aussage ist geschmacklos!

    Votes: 3 42,9%
  • Bringt mich zum nachdenken...

    Votes: 2 28,6%

  • Total voters
    7

Bukalemun

Well-Known Member
Dieser Werbespot gefällt Mercedes nicht (unbedingt ansehen!!!)

Ein kleines Dorf in Österreich, eine fette Karosse aus Stuttgarter Fertigung und das automatische Bremssystem der Luxuslimousine im Einsatz: Was zunächst aussieht wie ein Werbespot von Mercedes, ist in Wahrheit die Abschlussarbeit von Filmstudenten der Filmakademie in Ludwigsburg.
Mit dem, was in dem rund einminütigen Clip passiert, ist der Autobauer Mercedes-Benz auch nicht ganz einverstanden. Nachträglich mussten die Filmdiplomanden Tobias Haase, Jan Mettler (Kamera) und Lydia Lohse (Produktion) deshalb deutliche Hinweise in ihren Werbespot einbauen.

Dabei kann sich der Clip ansonsten sehen lassen: Das Chrom blitzt, der Motor brummt im satten Bass, Bilder und Schnitte sitzen. Bevor Sie weiterlesen, sollten Sie eine Minute investieren und den Clip anschauen - sonst verderben wir Ihnen noch den Überraschungseffekt.


Quelle: SPIEGEL.de


Ich finde das Video persönlich klasse, aber auch die Kommentare auf spiegel.de sind lesenswert und machen nachdenklich.

Hier der ganze Artikel: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/...werbung-gefaellt-mercedes-nicht-a-918034.html
 

blackcyclist

Gesperrt
Mit einem Volkswagen hätte der Spot ja wohl nicht funktioniert, wäre aber noch lustiger gewesen.

Distanziert sich jetzt Mercedes davon, weil der Föhrer lieber IM Mercedes fuhr?
 

Zerd

Well-Known Member
Ja, eine schöne Idee. Ich denke, es wird thematisert, dass die im Grunde wertfreie Technik (Wissenschaft?) im allgemeinen, vor allem aber im Marketingdiskurs immer wieder mit (menschlich-moralischen) Werten belegt wird, was sie im Grunde aber nicht zu leisten/zu bieten imstande ist. Die erste Assoziation dürfte beim Betrachter wohl gewesen sein, dass der Mercedes auch Hitler vor diesem Unfall bewahrt hätte, wodurch eine kognitive Dissonanz hervorgerufen wird, die zu bedenken veranlasst, dass jeder technische Fortschritt neben den bekannten beworbenen thematisierten positiven Eigenschaften eben auch negative Folgen zeitigt. Dies führt auf direktem Wege zur Überlegung, dass der technisch-wissenschaftliche Fortschritt von seiner Konzeption her eigentlich wertfrei ist und nur seine Anwendung durch den Menschen und die Auswirkungen, die er auf ihn zeitigt, einen imaginären oder subjektiven Wert erhält.

Es ist verständlich, dass sich Mercedes von diesem Spot distanziert, weil diese Aussage der Aussage ihres eigenen Marketings diametral entgegengesetzt ist. Sie wollen ja gerade, dass die Menschen glauben, Mercedes würde etwas unverzichtbares zweifelsfrei positives gutes anbieten, für das jeder auch bitte schön einen großen Batzen Geld auf den Tisch legen soll. Hier wird der Betrachter bewusst irritiert, wodurch seine kognitiven kritischen Fähigkeiten angeregt werden; in der herkömmlichen (Automobil-)Werbung soll der Betrachter dagegen nur eingellullt und begeistert werden, den Machern wäre es am liebsten, wenn die Kunden ihren Verstand gänzlich ausschalten und sich nur noch wünschen. so ein Auto auch zu haben.

Eine schöne Idee, etwas weit hergeholt vielleicht, aber gut gemacht.
 

Bukalemun

Well-Known Member
Ja, eine schöne Idee. Ich denke, es wird thematisert, dass die im Grunde wertfreie Technik (Wissenschaft?) im allgemeinen, vor allem aber im Marketingdiskurs immer wieder mit (menschlich-moralischen) Werten belegt wird, was sie im Grunde aber nicht zu leisten/zu bieten imstande ist. Die erste Assoziation dürfte beim Betrachter wohl gewesen sein, dass der Mercedes auch Hitler vor diesem Unfall bewahrt hätte, wodurch eine kognitive Dissonanz hervorgerufen wird, die zu bedenken veranlasst, dass jeder technische Fortschritt neben den bekannten beworbenen thematisierten positiven Eigenschaften eben auch negative Folgen zeitigt.

Oder eben das Gegenteil, nämlich dass wir Technik-verliebten Menschen unseren Maschinen zutrauen, in naher Zukunft zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, so ein bisschen wie bei "Minority Report". Eine eher gruselige Vorstellung. Zudem wirft der Spot -so wie der Film- die Frage auf, ob man einen "Verbrecher" vor dessen absehbar bösen Taten bereits unschädlich machen darf, quasi präventiv. Würden wir ein Kind töten wenn wir wüssten, dass es später ein Serienmörder, Kriegsverbrecher oder ähnliches werden wird/würde?

PS: Ich hab trotzdem gelacht über den Spot. Ich mag makabre Ideen, vor allem wenn sie so schön umgesetzt sind wie hier, wo der tote Junge sogar im Hakenkreuz liegt. Herrlich.
 

Zerd

Well-Known Member
Oder eben das Gegenteil, nämlich dass wir Technik-verliebten Menschen unseren Maschinen zutrauen, in naher Zukunft zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, so ein bisschen wie bei "Minority Report". Eine eher gruselige Vorstellung. Zudem wirft der Spot -so wie der Film- die Frage auf, ob man einen "Verbrecher" vor dessen absehbar bösen Taten bereits unschädlich machen darf, quasi präventiv. Würden wir ein Kind töten wenn wir wüssten, dass es später ein Serienmörder, Kriegsverbrecher oder ähnliches werden wird/würde?
...

Ja, diese letzte Szene mit dem umgefahrenen Adolf soll einfach nur irritieren und den Verstand anregen. Und wenn der erst angeregt ist, werden dabei natürlich bei jedem Menschen ganz unterschiedliche Assoziationen hervorgerufen. Aber das ist eben auch das Schöne daran, finde ich. Ich liebe es auch, wenn mit solchen gewohnten Eindrücken und Wahrnehmungen Schindluder getrieben wird und dabei erst herauskommt, wie viel da noch dahinter stecken kann, wenn man sich einfach nur die Mühe macht, die Gedanken etwas weiter zu spinnen.
 

turkish talk

Well-Known Member
Ich finde die Arbeit weder "kreativ" noch "genial", wie in vielen Kommentaren hier und da geschrieben wird. Mit diesem Video wird, wie auch von Bukalemun geschrieben, ein nicht beantwortbare Frage gestellt. Das ist ein ethisches Dilemma, auf das es keine einfache Antwort gibt.

Sollte es irgendwann ein System geben, das Unschuldige vorsichtshalber tötet, weil die Person in Zukunft eine Gefahr darstellen könnte, wird das System selbst zu einer Gefahr.
 

blackcyclist

Gesperrt
Ich finde die Arbeit weder "kreativ" noch "genial", wie in vielen Kommentaren hier und da geschrieben wird. Mit diesem Video wird, wie auch von Bukalemun geschrieben, ein nicht beantwortbare Frage gestellt. Das ist ein ethisches Dilemma, auf das es keine einfache Antwort gibt.

Sollte es irgendwann ein System geben, das Unschuldige vorsichtshalber tötet, weil die Person in Zukunft eine Gefahr darstellen könnte, wird das System selbst zu einer Gefahr.

Das Gedankenspiel, was mache ich mit einer Zeitmaschine, landet immer reichlich schnell bei Adolf Hitler töten, statt zum Beispiel Marylin Monroe beim Duschen zu beobachten. Nur, wenn Hitler wirklich als Kind gestorben wäre, wäre die Zeitreise ja nicht passiert, also lebte er doch und man könnte in die Vergangenheit fahren, um ihn zu töten.

Allein, dass es niemand gemacht hat, scheint zu beweisen, dass Zeitreisen nicht funktionieren, andererseits könnte durch Hitler ein noch schlimmerer Diktator verhindert worden sein, der die Welt atomar verwüstet hätte haben können.
 

Zerd

Well-Known Member
Ich finde die Arbeit weder "kreativ" noch "genial", wie in vielen Kommentaren hier und da geschrieben wird. Mit diesem Video wird, wie auch von Bukalemun geschrieben, ein nicht beantwortbare Frage gestellt. Das ist ein ethisches Dilemma, auf das es keine einfache Antwort gibt.

Sollte es irgendwann ein System geben, das Unschuldige vorsichtshalber tötet, weil die Person in Zukunft eine Gefahr darstellen könnte, wird das System selbst zu einer Gefahr.

TT, die interessantesten Fragen sind doch die, auf die es keine einfache weil eindeutige Antwort gibt. Eindeutige Antworten sind in solchen Fällen fast immer extreme Antworten, die einen bestimmten Vorteil bieten, aber auch eine Menge Nachteile aufweisen. Die Aufgabe besteht meistens darin, das rechte Maß zu finden und das Optimum liegt in den allermeisten Fällen irgendwo mittig im Spektrum zwischen den Extremen.

Die Frage, ob jemand getötet werden soll, aus welchem Grund auch immer, stellt sich für mich bspw überhaupt nicht, nicht einmal in einer Notwehrsituation ist das zu billigen, obwohl es da schon einmal passieren kann. Deshalb halte ich das auch nicht für eine der Kernfragen, die in diesem Filmchen aufgeworfen werden soll. Aber die Frage nach Verbrechens- oder auch Unfallprävention ist doch eine hochaktuelle und allgegenwärtige, sowohl im persönlichen Bereich als auch im allgemeinen. Jeder, der etwa kleine Kinder hat, muss mehrmals am Tag entscheiden, wie viel Risiko oder Herausforderung er ihnen zumuten will, damit sie auch daraus und daran lernen können.

Aber für mich die interessanteste Frage ist, die die Menschen auch bewegt und zumindest mittelbar auch in diesem Forum immer wieder thematisiert wird, etwa in Fragen zur Religion etc., wie wir und jeder Einzelne mit diesem rasanten Fortschritt umgehen sollen, der unser Leben und unseren Alltag so sehr bestimmt, was wir davon halten sollen, wie wir das zu bewerten haben, wohin es uns führt. Im normalen Alltag wirst Du mit solchen Fragen gar nicht erst konkret konfontiert, weil eben alles so sehr auf Fortschritt gleichgeschaltet ist und es quasi nie in Frage gestellt wird, ob es immer so weitergehen soll und kann und darf. Aber so ein kleines Filmchen, das eine Alltagssituation hernimmt, mit der wir mehrmals täglich konfrontiert sind (Autowerbung!), und ihm eine ganz unerwartete Wendung verpasst, kann solche Fragen eben aufkommen lassen. Und ich finde es gut, dass sich die Menschen damit beschäftigen; wir tun und lassen heutzutage so vieles, das einer näheren vernünftigen kritischen Betrachtung gar nicht erst standhalten würde, dass ich es immer begrüße, wenn die Leute mal wieder ein wenig ihre grauen Zellen bemühen.

Kreativ oder genial mag das nicht sein, es sollte vielmehr eine Selbstverständlichkeit sein. Aber das ist es heutzutage eben leider nicht. Darum ist es zumindest mutig und orginell. Und handwerklich finde ich nun auch wirklich nichts daran auszusetzen. Eine TT-Werbung in dem Format würdest Du doch wohl auch nicht zurückweisen, oder?
 
S

sommersonne

Guest
Der Spot hinterläßt bei mir ein zwiespältiges Gefühl. Handwerklich gut gemacht und auch originell, aber doch irendwie zynisch oder Menschenverachtend. Kann mich nicht entscheiden.

Also an alle künftigen Zeitmaschinenerfinder. Es würde genügen dem Hitler die Malerkarriere zu ermöglichen. Das würde ihn auch auf Trab halten.
 
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