Ich habe meinen Vater vor etwas über 7 Wochen verloren. Ich komme damit nicht wirklich klar, es vergeht kein einziger Tag an dem ich nicht an ihn denken muß.
Nun frage ich mich hört das jemals wieder auf, kommt man irgendwie, irgendwann damit klar, wie war es bei euch, ich werde ja nicht die einzige sein, die sowas schon durchmachen musste...
Noch mal mein herzliches Beileid, liebe Orient. Sieben Wochen sind eine sehr kurze Zeit.
Ja, die Trauer hört irgendwann auf, oder genauer: sie wandelt sich. Was zurückbleibt, ist Wehmut.
Zumindest bei mir war es so.
Ich habe meinen Vater mit 22 Jahren verloren. Er starb an Krebs, leider ging es sehr schnell (wobei: gnädig für ihn), und anfangs waren meine Geschwister und ich wie betäubt, wie unter Schock. Anfangs habe ich nur funktioniert, weil unglaublich viel zu erledigen war; weinen konnte ich erst sehr viel später.
Du fragst, wann das Leben wieder anfängt. Pauschal kann man das sicher nicht sagen, dafür sind Menschen viel zu verschieden, auch die Umstände, unter denen sie ihre Liebsten verlieren. Und sicher hängt es auch davon ab, wie eng man einander verbunden war, auch nach dem Tod ist.
Ich kann nur sagen, ab wann ich das Gefühl hatte, mich zum ersten Mal wieder von Herzen über etwas freuen zu können, ohne dass es überschattet und verdunkelt war: - und daran habe ich mich auch später erinnert, wenn der Kummer mit unverminderter Wucht wieder einsetzte: es war bei einem klassischen Konzert. Morgens hatte ich mitbekommen, dass es für wenig Geld Restkarten gab, radelte sofort zur Veranstaltungshalle, ergatterte 2 Tickets, freute mich darüber wie eine Schneekönigin und hörte und sah abends Leonard Bernstein, wie er Haydns "Schöpfung" dirigierte. Ein unglaubliches Erlebnis; ich war völlig hin und weg und noch auf dem Heimweg so beglückt wie seit Monaten nicht mehr.
Es war das erste Mal, dass ich nicht mehr unentwegt an den Tod meines Vaters gedacht hatte.
Und ab da wurde es besser. Langsam.
Dazu muss ich sagen, dass Musik für mich immer etwas Besonderes war und ist. Ich kann dann alles um mich herum vergessen; egal, wie die Zeiten sind. Wie sich das bei Dir verhält, kann ich nicht sagen. Aber vielleicht gibt es etwas, woran Dein Herz so sehr hängt, dass es Dir ähnlich geht. Ich wünsche es Dir. Dann wirst Du merken, dass Du nach und nach wieder mehr Kraft bekommst. Denn darum geht es: ums Weitermachen und Weiterleben
und lernen, dass der Tod zum Leben gehört wie die abgewandte Seite des Mondes zu unserem ganzen Universum.