AW: Was Erdogan und Sarrazin gemeinsam haben
Doch, es gibt einen ganz erheblichen Unterschied.
Einer der beiden Herren ist ausgemusterter Politiker, der als Privatmann ein Buch mit provozierenden Thesen verfasst hat und den die politisch-korrekte Medienlandschaft dafür gesellschaftlich vernichten wollte.
Der andere ist Ministerpräsident, der nicht nur faselt, sonder die Macht hat, bestimmten Ideen den nötigen politischen Nachdruck zu verleihen.
Der eine schreibt von einem Volk in seiner kulturellen und physischen Eigenart, der andere behauptet, diese Merkmale seien auch noch Generationen nach der Auswanderung maßgeblich.
Einer schreibt von Deutschen in Deutschland, die in Deutschland bestimmte kulturelle Eigenarten und Werte erhalten soll. Der andere will kulturelle Eigenarten und Werte im Ausland durchsetzen - für Menschen die oft gar nicht in der Türkei geboren wurden und schon gar nicht aufgewachsen sind.
Einer hat in einem Kapitel seines umfangreichen Buches etwas über Gene geschrieben, was in der Debatte verallgemeinert und überbetont wurde. Für den anderen sind Abstammung und Gene Grundlage für ein Weltbild, dass er politisch verbreitet und aufgrund seiner mächtigen Stellung auch verbreiten kann.
Sarrazin fordert die Deutschtürken ihren Blick auf die Zukunft zu richten und sich besser zu integrieren.
Erdogan fordert sie auf, ihren Blick auf die Vergangenheit zu richten, um ihre türkische Identität nicht zu verlieren.
Schön ist auch der letzte Satz des verlinkten Artikels:
Es gibt kein „natürliches Recht“ darauf, die Sprache der Urahnen zu erlernen. Aber es gibt eines, an der Gesellschaft des Landes, in dem man lebt, teilzuhaben. Und das kann nur, wer nicht sprach-los ist.