Was Türken und Deutsche sich alles zu sagen haben

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"Es heißt ,Herr' und ,Frau', und wenn der Butt das Rot erbt, heißt das Butterbrot: Was ich benannte, wurde sichtbar. So lernte ich Deutsch, bis es meine Muttersprache wurde." Mit dieser Erinnerung beginnt der Beitrag des Schriftstellers Feridun Zaimoglu, eine Art Kurzbiographie des Hierseins. "Die Türkei ist zu meiner zweiten Heimat geworden." Mit diesem Satz eröffnet Fußballtrainer Christoph Daum seine - man kann es in seiner schlichten Direktheit nicht anders nennen - Liebeserklärung: "Das war nicht in meiner Lebensplanung vorgesehen, sondern ist das Ergebnis vieler Eindrücke."
Daimler-Chef Dieter Zetsche offenbart: "Es gibt nahezu drei Millionen türkischstämmige Menschen in der Bundesrepublik - und in gewisser Hinsicht bin ich einer davon." Sein Vater war "Gastarbeiter" in Anatolien, der Topmanager wurde in Istanbul geboren.
"Wenn die Leute wissen wollen, ob Lady Bitch Ray alias Reyhan Sahin sich als Türkin oder Deutsche betrachtet, kann ich nur grinsend antworten: ,Ich bin 'ne Kanackin!'" Die um kein derbes Wort verlegene Rapperin steht für jene junge Generation, die - wenn man so will - international keine Schamgrenzen kennt. Einem anderen Milieu gehört der Pianist Fazil Say an: "Für mich ist die deutsche Kultur, da ich mich mit der klassischen Musik beschäftige, Zentrum meiner Berufswelt."

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AW: Was Türken und Deutsche sich alles zu sagen haben

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DIE ROBOTER VON DAMALS (DIE BALLADE DER AUSLÄNDER)

Damals, in den sechziger Jahren
„Hilfe“! rief Deutschland, „bitte kommen!“,
und es gaben Verträge zwischen Regierungen:
„Dank dem Arbeitsamt für die Einladungen“


Alle kamen wir alle, in großen Scharen:
Aus Spanien, Türkei, Jugoslawien,
aus Portugal, Griechenland, Italien.
Wir kamen alle in schwarzen Zügen,
manche sind sogar zum ersten Mal geflogen.
Keiner sonst wäre in der Lage,
nicht Mal davon träumen, so eine Reise,
nach fernen Deutschland, in das Unbekannte.
Alle kamen wir, in großen Scharen alle,
die Roboter aus Fleisch und Blut von der Fremde,
da die Industrie hierzulande uns brauchte.

Wir arbeiteten an Maschinen und als Straßenfeger,
wir standen überall und an den Montagebänder:
Antonio, Yani, Mirko, Jose und Mustafa nebeneinander.
Wir waren die Roboter und brauchten keine Sprache,
obwohl keiner der anderen Sprache verstand.
wir hatten ja schließlich unsere Hände und Füße.

Wir alle Roboter hatten nur das eine geplant:
Für etwas Wohlstand jeder in seiner Heimat.
Anfangs standen am Band einige Schmitz und Meier,
danach wurden sie alle hintereinander Meister:
Ist doch klar; für die Schäfchen von anderen Ländern
brauchte man natürlich gute und tüchtige Schäfer.
Im Laufe der Zeit haben wir etwas Deutsch gelernt,
verstanden wir viel später was der Meister meinte
jedesmal als er sagte: „isch disch schicken in deine Heimat!“
Ich habe ihn absichtlich „Schäfer“ genannt,
weil er von Verträgen zwischen Ländern no Ahnung hat!

Wir waren die Roboter aus Fleisch und Blut von damals,
als Menschen akzeptierten uns manche keinesfalls.

Obwohl wir alle wie die Roboter gearbeitet haben,
konnten uns doch mit Kind und Kegel breitmachen.
Obwohl manch eine uns blindlings hassten,
aber
unsere Freunde waren, viele gute Menschen.

Alle darf man nicht in einen Topf werfen,
das ist falsch, das kann ich nicht annehmen.
Hab‘ nie Vorurteile gegen Gruppen gehabt,
hab‘ das Kind immer mit Namen genannt.

Viele Öl-fördernde Länder in den siebziger Jahren
verursachten Krisen, weil sie mehr Geld verlangten.
Die Arbeitgeber hierzulande haben gedacht,
gefunden haben sie eine Lösung, eine Möglichkeit:

Wir, die Roboter aus Fleisch und Blut waren teuer,
außerdem fast unbrauchbar und älter.
So ist es geschehen in den achziger Jahren,
die echten Roboter aus Eisen unsere Stellen nahmen.
So waren Antonio, Yani, Mirko, Jose, Mustafa ersetzt,
das hat uns und sogar andere ensetzt.
Viele von uns hatten keine andere Möglichkeit,
für viele war ein kleiner Trost; Arbeitslosengeld!

Und jetzt in Richtung zu Ende der neunziger Jahre,
sind immer noch Roboter am Marschieren.
Einige von der zweiten und dritten Generation
können die Schulprobleme nicht bewältigen.
Schuld daran sind wir alle, ohne Ausnahmen:
Heimatländer, Regierungen und Eltern,
wir müssen alle den Robotern helfen,
damit sie nicht wie die alten Roboter
nur Roboter bleiben!

Wir die Roboter von damals wünschen von ganzem Herzen,
daß alle Regierungen den Jugendlichen mehr denn je helfen!


Köln, 03.12.1999

 
AW: Was Türken und Deutsche sich alles zu sagen haben

Hans-Herbert DREISKE, 1943 in Bremen geboren, war in verschiedenen Berufen tätig, studierte in Bochum Sozialarbeit und Sozialwissenschaften.

Er veröffentlichte mehrere Gedichtbände. Lebte bis Herbst 2006 in Düsseldorf und danach ist er Wahlberliner geworden.


Boris Becker und Ramazan Avci


„Und wie ein einzelnes Blatt
nicht vergilbt, ohne das stumme Wissen
des ganzen Baumes,

so kann der Übeltäter kein Unrecht tun,
ohne den verborgenen Willen von euch allen.“

Aus „ DER PROPHET “ von Khalil Gibran




Wenn Boris Becker, der Deutsche,
ein Tennis-Spiel gewinnt,
rauscht es auf im deutschen Blätterwald:

W I R,
w i r Deutschen gewannen das Spiel,
w i r errangen den Sieg !


Als Ramazan A v c i
von Hamburger Skinheads, jeder ein Deutscher,
feige erschlagen wurde schrieb keine deutsche Gazzette,
keine Zeitung!

W I R,
w i r Deutschen begingen den Mord,
w i r erlitten eine vernichtende Niederlage
im Kampf gegen die Unmenschlichkeit.

Hans-Herbert Dreiske, 31. Dezember 1985
 
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