Wie Volksparteien sich selbst demontieren - mit und ohne Rezo

Bintje

Well-Known Member
... naja, nur dass die Arbeitslosenquote 2005 im bundesweiten Jahresdurchschnitt (ostdeutsche Bundesländer mit eingerechnet, wo es noch wesentlich übler ausschaute) offiziell fast bei zwölf Prozent lag. Mehr als doppelt so hoch wie jetzt. Das waren die "blühenden" Landschaften, die Kohl hinterlassen hatte. Wird gern unterschlagen, gehört aber meiner Ansicht nach auch dazu.
Und nein, ich bin kein Agenda-Fan, möchte aber lieber nicht wissen, was los wäre, wäre das noch immer so.
 

sommersonne

Well-Known Member
... naja, nur dass die Arbeitslosenquote 2005 im bundesweiten Jahresdurchschnitt (ostdeutsche Bundesländer mit eingerechnet, wo es noch wesentlich übler ausschaute) offiziell fast bei zwölf Prozent lag. Mehr als doppelt so hoch wie jetzt. Das waren die "blühenden" Landschaften, die Kohl hinterlassen hatte. Wird gern unterschlagen, gehört aber meiner Ansicht nach auch dazu.
Und nein, ich bin kein Agenda-Fan, möchte aber lieber nicht wissen, was los wäre, wäre das noch immer so.
Dann wären wahrscheinlich nicht so viele Leute, zumindest im Osten, nicht den Nazis, Pegida und der AfD hinterher gelaufen und hätten diese braune Pest stark gemacht.
Mit Arbeitslosengeld 1 und sogar noch mit Arbeitslosengeld 2 ließ es sich einigermaßen leben und es war weniger würdelos und keiner mußte sich total "nackig" machen und die Eigenverantwortung an das Hartz IV-Amt abgeben.
 

Skeptiker

Well-Known Member
Mit Arbeitslosengeld 1 und sogar noch mit Arbeitslosengeld 2 ließ es sich einigermaßen leben und es war weniger würdelos und keiner mußte sich total "nackig" machen und die Eigenverantwortung an das Hartz IV-Amt abgeben.
Jetzt verwechselst du aber etwas, da ALG I und II eben die Reformen waren.

......und generell, die Sozialhilfe, welche vom ALG II abgelöst wurde, war weniger als eben dieses. Das Einzige was eingeführt wurde ist, das Menschen nachweisen müssen das sie sich um eine Arbeitsstelle bemühen. Ist dieses jetzt so schlimm?
 

sommersonne

Well-Known Member
Ich verwechsle nichts. Es gab Arbeitslosengeld 1 und 2. Nach der Reform wurde das ALG 2 durch Hartz IV ersetzt und wenn die Bezugsdauer von ALG 1 abgelaufen war, gab es das viel geringe Hartz IV. Sozialhilfe gab es nie für Arbeitslose und gibt es meines Wissens auch heute noch, beispielsweise für Leute ohne festen Wohnsitz.
Nachweisen das man sich um eine Arbeitsstelle bemüht, mußte man auch vor der Agenda.Das ist doch normal und nicht entwürdigend.
Nach der Agenda mußte man z.B. Arbeitsstellen annehmen die nicht der Ausbildung entsprachen, schlecht bezahlt waren, keine Vollzeitstelle waren, wurde in (in vielen Fällen) schwachsinnige "Schulungen" gesteckt. Mußte "Besuche" des AA hinnehmen wenn irgendjemand der Meinung war man hätte einen Lebensgefährten. Könnte noch viele Beispiele aufzählen, von den Sanktionen mal ganz abgesehen. Nicht umsonst kamen (über die Gegenwart habe ich keine Kenntnis) die Sozialgerichte nicht nach die Klagen zu bearbeiten.

Jetzt fehlt hier Almancali, der hätte noch viele bessere Beispiele gebracht. Wir haben das alles aber schon des längeren und breiteren hier diskutiert.
 

Skeptiker

Well-Known Member
Doch @sommersonne, du verwechselst da was!

Hartz IV heißt die Reform, nicht die Leistung!

Vor der Reform: Arbeitslosengeld - > Arbeitslosenhilfe - > Sozialhilfe

Durch die Reform wurde die Arbeitslosenhilfe und die Sozialhilfe zusammengelegt in das ALG II. Also nun ist es so: ALG I - > ALG II
 

Bintje

Well-Known Member
Doch @sommersonne, du verwechselst da was!

Hartz IV heißt die Reform, nicht die Leistung!

Vor der Reform: Arbeitslosengeld - > Arbeitslosenhilfe - > Sozialhilfe

Durch die Reform wurde die Arbeitslosenhilfe und die Sozialhilfe zusammengelegt in das ALG II. Also nun ist es so: ALG I - > ALG II

Richtig, dazu kommt allerdings, dass Arbeitslosengeld bis zu 32 Monate gezahlt wurde, danach erst mündete es in die Arbeitslosenhilfe, und irgendwann landeten die Leute in der Sozialhilfe.

Seit der Agenda wird ALG I durchschnittlich nur ein Jahr lang gezahlt, was für Leute mit längerer Arbeitslosigkeit den unweigerlichen Absturz ins ALG II/H4 bedeutet.
 

sommersonne

Well-Known Member
Doch @sommersonne, du verwechselst da was!

Hartz IV heißt die Reform, nicht die Leistung!

Vor der Reform: Arbeitslosengeld - > Arbeitslosenhilfe - > Sozialhilfe

Durch die Reform wurde die Arbeitslosenhilfe und die Sozialhilfe zusammengelegt in das ALG II. Also nun ist es so: ALG I - > ALG II
Stimmt ich habe den volkstümlichen Begriff gebraucht. Da wird die Reform mit der Leistung gleichgesetzt. Nicht korrekt.
Das es nach Arbeitslosenhilfe Sozialhilfe gegeben haben soll ist mir nicht bekannt. Meine Nachbarin in Jena hatte jahrelang Arbeitslosenhilfe bekommen bis die Reform kam. Da ging dann meine "Arbeit" mit der Nachbarin erst richtig los und hat. bis ich weg gezogen bin, nicht aufgehört, sie war recht hilflos den ganzen Anforderungen gegenüber.
 

Bintje

Well-Known Member
(...)Das es nach Arbeitslosenhilfe Sozialhilfe gegeben haben soll ist mir nicht bekannt. Meine Nachbarin in Jena hatte jahrelang Arbeitslosenhilfe bekommen bis die Reform kam. Da ging dann meine "Arbeit" mit der Nachbarin erst richtig los und hat. bis ich weg gezogen bin, nicht aufgehört, sie war recht hilflos den ganzen Anforderungen gegenüber.

Doch, gab's. Hab gerade nochmal genauer nachgeschaut: Sozialhilfe (die sog. "Stütze") war das Existenzminimum und stand nur Menschen zu, die keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld oder Alo-Hilfe und keine sonstigen Einkünfte hatten. Die Arbeitslosenhilfe betrug 53 bis 57 Prozent vom vormaligen Nettoeinkommen, wobei das nur Leute beziehen konnten, die binnen drei Jahren mindestens zwölf Monate versicherungspflichtig beschäftigt waren und ihren dadurch entstandenen Anspruch auf Arbeitslosengeld ausgeschöpft hatten.
Hier mehr darüber: http://doku.iab.de/chronik/2x/2003_01_31_20_SozhiAlhi2.pdf

Der augenfälligste Unterschied ist die weitaus kürzere Bezugsdauer von Arbeitslosengeld bei der jetzigen Regelung und der Wegfall der Arbeitslosenhilfe. Egal, wie lange man vorher gearbeitet, was man verdient und eingezahlt hat: bei Arbeitslosigkeit droht nach durchschnittlich einem Jahr der ungebremste Absturz in H4, am ehesten vergleichbar der früheren Sozialhilfe, falls man nicht vorher Arbeit findet oder sich anders über Wasser halten kann. Und was Du von der Überforderung Deiner Nachbarin mit dem Papierkram erzähltest, kann ich mir lebhaft vorstellen. Ich begleite ja auch Leute als Beistand zu Behörden, Jobcenter quasi als Dauerbrenner, und abgesehen von x-fach vorzulegenden Unterlagen und Nachweisen, die längst vorliegen und in der angeblich "papierlosen" Verwaltung immer wieder neu erfragt werden, ist es manchmal einfach nur ätzend. Kafkaesk. Jedenfalls kann ich gut begreifen, warum Leuten da der Kamm schwillt.
 

Bintje

Well-Known Member
Mittwoch versucht die SPD erneut, Thilo Sarrazin auszuschließen :)


Alle guten Dinge sind 3: Die SPD hat gerade aufgehört, sich abzuschaffen. :)
Sarrazin selbst will gegen den Parteiausschluss bis vors Bundesverfassungsgericht ziehen.
https://www.sueddeutsche.de/politik/sarrazin-spd-parteiausschluss-1.4520640

  • Die SPD darf den umstrittenen Autor und früheren Berliner Finanzsenator Sarrazin ausschließen.
  • Das hat eine Schiedskommission in Berlin beschlossen.
  • Aus der Partei sind freudige Stimmen zu hören, Sarrazin selbst will gegen die Entscheidung vorgehen.
 

alterali

Well-Known Member
Ich finde nicht, dass Sarrazin die SPD demontiert.
Und ein Rauswurf wird den Niedergang der SPD nicht stoppen.
Es gibt einen Trost: weniger als 0% sind nicht möglich.
Gut, die Amateure in Berlin: Ein Müller ohne Henkel. Da keimen neue Ideen.
Aber da hat Sarrazin das Tafelsilber verscherbelt. Das wäre ein Grund, ihn zu Kummunisieren.
Nicht seine Bücher.
 
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