Kölner Lokalpolitiker ärgert sich über Lärm und schießt 20-Jährigem in die Schulter
Einen Tag vor Silvester am Rheinufer im Kölner Vorort Porz: Ein Rentner, 72, ärgert sich über eine Gruppe lärmender junger Männer und läuft mit geladenem Revolver aus dem Haus. Er schießt einem der Männer in die Schulter, dann geht er zurück ins Haus. Die Polizei stellt fest, der Mann hat 5 Waffen in seinem Haus, 4 davon legal, und ist angetrunken. Haftbefehl wird nicht beantragt, die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht wegen eines versuchten Tötungsdelikts, sondern wegen gefährlicher Körperverletzung. Am nächsten Tag melden Kölner Stadtanzeiger und
Express, bei dem alten Mann handele es sich um einen Kölner Lokalpolitiker und Mandatsträger. Zunächst ohne das Gremium zu nennen, dem er angehört. Seinen Namen nennen sie auch nicht. An den folgenden Tagen berichtet der Ksta weiter, aber hinter der Paywall, der Mann gehöre der CDU und der Bezirksvertretung Porz an. Den Namen nennen sie immer noch nicht, aber die CDU hat nur einen Mann in dem Alter in diesem Gremium sitzen. Das Opfer meldet sich bei der Zeitung. (Ksta 7.1.; Printausgabe) Die Polizei hat den jungen Mann als polizeibekannten Deutschen mit osteuropäischen Wurzeln bezeichnet. Er und sein Umfeld wittern Unheil: Das Opfer solle zum Täter gemacht werden, so die Mutter von einem aus der Gruppe. "Polizeibekannt" sei er, weil er mal überfallen worden sei und die Täter angezeigt habe. Suggeriert werde aber, er sei wegen eigener Straftaten bekannt. Außerdem meldet sich ein Zeuge, der zum Tatzeitpunkt nüchtern war, und gibt an, der Lokalpolitiker habe die Gruppe junger Männer mehrfach aufgefordert, sein Grundstück zu betreten, damit er schießen könne. Nachdem sie das nicht taten, habe er nach einem heftigen Wortwechsel geschossen, ohne dass jemand sein Grundstück betreten habe. Die Anwältin des mutmaßlichen Schützen fabuliert inzwischen von möglicher Straffreiheit, falls die Aussage des Zeugen widerlegt werden könne. Am 8.1. wird bekannt, dass sich ein Medienanwalt um die Interessen des alten Herrn kümmere, außerdem meldet der Ksta,
was im Internet schon bekannt war, dass er auf seiner Facebookseite rechte Ansichten zur Flüchtlingsthematik verbreitet habe. Die Kölner CDU schweigt noch, obwohl der Name längst die Runde macht. Heute meldet der ksta, er lasse sein Mandat in der (übrigens nahezu einflusslosen) Porzer Bezirksvertretung ruhen. Heute Abend (9.1.), nachdem
Rezo sich auf Twitter geäußert hatte, (inzwischen gelöscht), trat CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak die Flucht nach vorn an und outete den Mann auf Twitter, und distanzierte sich.
Jetzt ist auch die überregionale Presse interessiert:
https://www.spiegel.de/politik/deut...-ruhen-a-766cfd62-f75f-49f2-929e-ec92f5d306b7
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Eine Frage wurde bisher noch nicht beantwortet: Wie hätten Polizei, Staatsanwaltschaft, Medien und Politik reagiert, wenn es umgekehrt gewesen wäre? Ein 20jähriger mit osteuropäischen Wurzeln schießt einem 72Jährigen wegen einer Lappalie in die Schulter.