Wulff siegt im dritten Anlauf

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Guest
Wahl des Bundespräsidenten:
Wulff siegt im dritten Anlauf



Zweimal ist er durchgefallen, im dritten Wahlgang erst hat die Bundesversammlung Christian Wulff zum 10. Bundespräsidenten gewählt. Für Angela Merkel ist das ein rabenschwarzer Tag


Bundeskanzlerin Angela Merkel ist politisch schwer angeschlagen, hat den größtmöglichen Unfall, den GAU, aber dennoch abwenden können. Die Bundesversammlung hat Christian Wulff (CDU), ihren Kandidaten, am Mittwochabend im dritten Wahlgang doch noch zum Bundespräsidenten gewählt. Der bisherige niedersächsische Ministerpräsident erhielt 625 Stimmen. Damit erhielt er die Mehrheit der insgesamt 1242 abgegebenen Stimmen. Anders als in den ersten zwei Wahlgängen reicht im dritten schon die einfache Mehrheit. Für Joachim Gauck, den Kandidaten von SPD und Grünen, stimmten 494 Mitglieder der Bundesversammlung. Er erhielt ebenso wie Wulff lang anhaltende Standing Ovations. Lukrezia Jochimsen, die für die Linkspartei in den ersten beiden Wahlgängen angetreten war, trat nicht mehr an. 121 Mitglieder der Bundesversammlung enthielten sich, zwei Stimmen waren ungültig.



Das bedeutet, dass von den insgesamt 644 Delegierten aus dem Lager von Union und FDP 19 nicht für Wulff gestimmt haben. Im Anschluss an die Verkündung des Wahlergebnisses durch Bundestagspräsident Norbert Lammert nahm der neue Bundespräsident Wulff die Wahl an. In den ersten beiden Wahlgängen war Wulff noch durchgefallen.




Die Zitterpartie schadet vor allem Merkel
Die Zitterpartie um Wulffs Wahl schadet weniger dem neuen Bundespräsidenten selbst als vielmehr CDU-Chefin und Kanzlerin Angela Merkel. Entgegen den Beteuerungen aus dem schwarz-gelben Regierungslager ist die Bundespräsidentenwahl zur Abstimmung über die Arbeit der schwarz-gelben Koalition geworden. Der erste Wahlgang hatte gezeigt, dass der Unmut in den eigenen Reihen so groß ist, dass diese nicht davor zurückschrecken, Kanzlerin Merkel auch öffentlich zu beschädigen. Dass auch im zweiten Wahlgang noch 29 Abgeordnete und Delegierte von Union und FDP nicht für Wulff stimmten, kommt einem politischen Affront gleich. Auch wenn Wulff es am frühen Abend mit Ach und Krach ins Schloss Bellevue geschafft hat, so dürfte die Freude über die seine Wahl bei Schwarz-Gelb dennoch einen ordentlichen Dämpfer erhalten haben.

Die beiden Oppositionsparteien SPD und Grüne versuchten, die Umstände der Wahl für eine doppelte Botschaft zu nutzen: Erstens, so die Sprachregelung, die ersten beiden Wahlgänge seien einem Misstrauensvotum gegen Schwarz-Gelb gleich gekommen. Und zweitens, das sagten vor allem Sozialdemokraten, die Linkspartei habe mit ihrem Abstimmungsverhalten unter Beweis gestellt, dass sie sich noch nicht vom "SED-Staat" (Wolfgang Thierse) DDR gelöst habe. Die SPD-Politiker kritisierten, dass die Linkspartei es nicht geschafft habe, sich geschlossen hinter Joachim Gauck, den rot-grünen Kandidaten und ehemaligen Chef der Stasi-Unterlagenbehörde, zu stellen. Jochimsen hatte sich vor dem dritten Wahlgang zurückgezogen, Linken-Fraktionschef Gregor Gysi hatte jedoch deutlich gemacht, dass die Mehrheit der Fraktion sich enthalten werde.

Wulff wird versuchen, die Wahl hinter sich zu lassen
Im ersten Wahlgang hatte Wulf nur 600 Stimmen erhalten. Das bedeutet, dass mindestens 44 Stimmen aus dem Regierungslager nicht für ihren Kandidaten gestimmt haben. Im zweiten Wahlgang waren es 615 Stimmen. Auf Gauck waren zunächst 499 Stimmen entfallen, dann 490. Jochimsen hatte zuerst 126, dann 123 Voten erhalten. Für den Kandidaten der rechtsextremen NPD, Frank Rennicke, stimmten in allen Wahlgängen drei Mitglieder.

Der 51-jährige Katholik Wulff wird nun versuchen, die Umstände dieser Wahl möglichst schnell hinter sich zu lassen. Am kommenden Freitag wird er als 10. Bundespräsident der Bundesrepublik in Berlin vereidigt. Schon am Freitagnachmittag wird er als Gastgeber des jährlichen Sommerfestes des Staatsoberhauptes in den Park von Schloss Bellevue in Berlin einladen. Mit Wulff zieht ein Mann mit einer makellosen Parteibiografie in Bellevue ein, die Zeit von Seiteneinsteigern wie dem unglücklich auftretenden Horst Köhler ist damit vorerst vorbei. Wulff bringt eine verhältnismäßig junge Familie mit in das Amt. Die neue "First Lady" Bettina ist 36, sie hat einen Sohn aus ihrer ersten Ehe, der gemeinsame Sohn Linus Florian ist erst zwei Jahre alt. Auch der neue Bundespräsident ist bereits zum zweiten Mal verheiratet. Aus erster Ehe hat er eine Tochter im Teenageralter.

"Kritik muss sein"
Vor der Wahl hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert zur Eröffnung der Bundesversammlung eine Rede gehalten, in der er den plötzlichen Amtsverzicht Horst Köhlers ebenso offensiv thematisierte wie die besondere Verantwortung, die ein öffentliches Amt mit sich bringt. Man müsse die Entscheidung Köhlers respektieren, auch wenn sie nicht von allen verstanden werde, sagte der CDU-Politiker kritisch. Der Rücktritt sei ein "einmaliger Vorgang" in der Geschichte der Bundesrepublik gewesen, jedoch keine Staatskrise. Ohne Köhler direkt zu nennen machte Lammert auch deutlich, dass Kritik am Bundespräsidenten kein Tabu sein kann: "Niemand von uns steht unter Denkmalschutz - nicht einmal das Staatsoberhaupt. Kritik muss sein", sagte Lammert.



Quelle:
http://www.stern.de/politik/deutsch...en-wulff-siegt-im-dritten-anlauf-1578485.html
 

alterali

Well-Known Member
AW: Wulff siegt im dritten Anlauf

Meines Erachtens wird die Sache zu sehr instrumentalisiert. Jörges mit seinem Stern macht ja richtig Treibjagd auf Merkel.

Für mich ist die Sache ganz einfach. Die Regeln für die Wahl sind klar.
Was das Ergebnis anbelangt, ist die Sache eindeutig.

Die Wahl ist geheim! Da rumzurechnen, wer und wieviele da wohl abtrünnig waren, ist eine Sauerei.

Seinen ausgefüllten Stimmzettel bei Twitter zu zeigen, oder auch nur zuerzählen, wen man gewählt hat, untergräbt die geheime Wahl.
 
S

sommersonne

Guest
AW: Wulff siegt im dritten Anlauf

Er war zwar nicht mein Favorit, aber er ist nicht der erste Bundespräsident, der erst nach mehrmaligen Wahlgängen eine deutliche Mehrheit geschafft hat. Insofern sehe ich das nicht unbedingt als Schlappe für ihn an.
Aber geheime Wahl finde ich schon lustig wenn die Partei vorgibt was gewählt wird. Aber es scheint ja doch böse "Abweichler" zu geben.
 
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