Wundersam traurig

Danielle

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AW: My little Story

Wundersam traurig


Durch die Bäume streift das Untier,
wühlt sich durch das Laub.
Die Krallen wetzt es an der Rinde,
hart, blutig, ungestüm.
Ich kann sie fühlen, tief in meinem Fleisch.

Doch plötzlich ruht es, seufzt, bewegt sich kaum
Und spricht in eine Wand aus Blättern.
Wie wunderschön sie seien und es berührt die Adern,
streicht sie wohlig warm, bis sie pulsieren und sich ärben.
Rascheln umschließt es und mein Antlitz verbirgt und nimmt es in sich auf.

Ich kann seine Wärme spüre, seinen Atem, seine Haut.
Heiß entfacht es mein Verlangen, dass ich fast ertrinke in Sehnsucht. Die Zeit vergeht, der Tag, die Nacht und unsere Seelen blühn.
Doch nach langen Atemzügen
schnaubt das Tier mein Blütenblätterkleid zu Boden.
Sie schweben langsam, aber stetig, bis sie
verschwunden sind.

Alles was war ist nun nicht mehr, vergangen...ins Nichts...
Die Augen öffnet das Untier, schaut entsetzt die kahlen Äste an.
Angewidert wendet es sich ab, wählt den Weg,
weit fort vom fast immer grünen Wald.
Traurig und geschändet steh ich da.
Nackt, allein der Wundersamkeit wegen geliebt
Und der Schönheit wegen unter meiner Maske
der Liebe beraubt.

Juli02 by Danielle
 
A

Anouk

Guest
AW: Wundersam traurig

Ein schönes Gedicht, Danielle, vielen Dank! :) Deswegen hat es jetzt auch einen eigenen Thread.

lg
anouk
 
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