Omitier
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Er war ein wetterwendischer Opportunist, ein Frauenjäger der dreistesten Art, ein barscher Vorgesetzter - und ein manischer Tagebuchschreiber. Samuel Pepys (1633 - 1703) legte in seinem Tagebüchern über alles Rechenschaft ab - über seine (manchmal mafiösen) Geschäftsmethoden im Marineamt, seine Ausschweifungen in düstren Kneipen und fremden Betten, seine Ehezwistigkeiten, seine Krankheiten, seine Speisezettel, seine Erniedrigungen, seine Selbstzweifel, seine Verdauungsstörungen. Entstanden ist so ein einzigartiges Dokument, in dem spannendstes zeitgeschichtliches Material, privateste Bemerkungen und absonderliche Ideen eine abenteuerliche, faszinierende und auch hochkomische Melange bilden. In einer privaten Geheimschrift abgefasst, lagerten die zwölf Bände seiner Tagebücher über 100 Jahre ungelesen in einer Bibliothek. Erst 1818 gelang es, die Tagebücher zu entschlüsseln.
Pepys Tagebuch erlaubt einen unverstellten Blick auf den Alltag im London des ausgehenden 17. Jahrhunderts und in die Psyche eines Menschen jener Zeit. Darüber hinaus ist es eine herausragende Quelle zu bedeutenden Ereignissen der Restaurationsepoche, etwa zur Rückkehr König Karls II. zur Großen Pest von 1665 oder zum Großen Brand von London im Jahr darauf.
Die Schilderung des Großen Brands von London gehört zu den meistzitierten Passagen aus Pepys’ Tagebuch.
Der besondere Reiz des Werks besteht darin, dass sein Autor – unverfälscht und frei von politischen wie privaten Rücksichten – Staatsaktionen am Hof und im Marineamt ebenso abhandelt wie alltägliche Erlebnisse. Die Krönungsfeierlichkeiten für den aus dem Exil zurückgekehrten König Karl II. stehen neben Schilderungen von Pepys’ Liebschaften und den Streitereien mit seiner Frau Elisabeth. Betrachtungen über Krieg und Außenpolitik gibt der Autor mit ebenso lebhaftem Interesse wieder wie Berichte über Theaterbesuche und Hinrichtungen, Lektüre, Klatsch und Tratsch, Stimmungen im Volk, Moden, Speisepläne, Preise und vieles mehr.
Ich finde die Tagebücher fantastisch. Man begibt sich auf eine neunjährige Zeitreise die einen nicht loslässt. Wer sich für englische Geschichte interessiert wird nicht um Pepys herumkommen.
"Die Alltäglichkeiten sind es, die diese Aufzeichnungen so interessant machen. 'Kaufte mir heute eine grüne Brille.' Das ist es. Das macht unser Leben aus" (Walter Kempowski).
Falls Interesse besteht werde ich jeden Tag ein kleines Zitat aus Pepys Tagebuch hier aufschreiben, damit ihr einen kleinen Eindruck von dem Werk bekommt. Oft habe ich fast Tränen gelacht weil es teilweise freiwillig oder unfreiwillig komisch wird. Hier drei meiner Lieblingseintragungen.
"Bei den Handwerkern. Dann nach Whitehall, wo ich im Siegelamt und anderenorts verschiedene Dinge erledigte. Unter anderem traf ich Mr. Townshend, der mir erzählte, daß er gestern mit beiden Beinen in das eine Bein seiner weiten Pluderhosen gestiegen und so den ganzen Tag herumgelaufen war." (Samuel Pepys, Tagebucheintrag vom 25. April 1661)
"Schlaftrunken erwacht, und mir, ohne es zu bemerken, mit dem linken Hoden den Hausmantel zugeknöpft. Wunderte mich zunächst sehr, weshalb die Köchin und die Gesellschafterin meiner Frau schreiend vor mir flohen, bis ich das Missgeschick bemerkte." (Samuel Pepys, Tagebucheintrag vom 26. April 1661)
"Am Nachmittag war Sitzung, aber kaum waren wir zusammengekommen, da erhielt ich die Nachricht, daß Lady Sandwich zu Besuch gekommen sei. Ich eilte nach Hause, aber als ich zu ihr ins Zimmer kam (ihre Freundin trat allerdings vor sie), wurde mir erst durch die Schamesröte der gnädigen Frau bewußt, daß sie dabei war, in meinem Eßzimmer ihr Geschäft auf dem Nachtstuhl zu verrichten.Mir war dies außerordentlich peinlich, deshalb begann ich, weil mir die gnädige Frau leid tat, ein unverfängliches Gespräch, an dem ich allerdings keine rechte Freude hatte." (Samuel Pepys, Tagebucheintrag vom 24. April 1664)
Pepys Tagebuch erlaubt einen unverstellten Blick auf den Alltag im London des ausgehenden 17. Jahrhunderts und in die Psyche eines Menschen jener Zeit. Darüber hinaus ist es eine herausragende Quelle zu bedeutenden Ereignissen der Restaurationsepoche, etwa zur Rückkehr König Karls II. zur Großen Pest von 1665 oder zum Großen Brand von London im Jahr darauf.
Die Schilderung des Großen Brands von London gehört zu den meistzitierten Passagen aus Pepys’ Tagebuch.
Der besondere Reiz des Werks besteht darin, dass sein Autor – unverfälscht und frei von politischen wie privaten Rücksichten – Staatsaktionen am Hof und im Marineamt ebenso abhandelt wie alltägliche Erlebnisse. Die Krönungsfeierlichkeiten für den aus dem Exil zurückgekehrten König Karl II. stehen neben Schilderungen von Pepys’ Liebschaften und den Streitereien mit seiner Frau Elisabeth. Betrachtungen über Krieg und Außenpolitik gibt der Autor mit ebenso lebhaftem Interesse wieder wie Berichte über Theaterbesuche und Hinrichtungen, Lektüre, Klatsch und Tratsch, Stimmungen im Volk, Moden, Speisepläne, Preise und vieles mehr.
Ich finde die Tagebücher fantastisch. Man begibt sich auf eine neunjährige Zeitreise die einen nicht loslässt. Wer sich für englische Geschichte interessiert wird nicht um Pepys herumkommen.
"Die Alltäglichkeiten sind es, die diese Aufzeichnungen so interessant machen. 'Kaufte mir heute eine grüne Brille.' Das ist es. Das macht unser Leben aus" (Walter Kempowski).
Falls Interesse besteht werde ich jeden Tag ein kleines Zitat aus Pepys Tagebuch hier aufschreiben, damit ihr einen kleinen Eindruck von dem Werk bekommt. Oft habe ich fast Tränen gelacht weil es teilweise freiwillig oder unfreiwillig komisch wird. Hier drei meiner Lieblingseintragungen.
"Bei den Handwerkern. Dann nach Whitehall, wo ich im Siegelamt und anderenorts verschiedene Dinge erledigte. Unter anderem traf ich Mr. Townshend, der mir erzählte, daß er gestern mit beiden Beinen in das eine Bein seiner weiten Pluderhosen gestiegen und so den ganzen Tag herumgelaufen war." (Samuel Pepys, Tagebucheintrag vom 25. April 1661)
"Schlaftrunken erwacht, und mir, ohne es zu bemerken, mit dem linken Hoden den Hausmantel zugeknöpft. Wunderte mich zunächst sehr, weshalb die Köchin und die Gesellschafterin meiner Frau schreiend vor mir flohen, bis ich das Missgeschick bemerkte." (Samuel Pepys, Tagebucheintrag vom 26. April 1661)
"Am Nachmittag war Sitzung, aber kaum waren wir zusammengekommen, da erhielt ich die Nachricht, daß Lady Sandwich zu Besuch gekommen sei. Ich eilte nach Hause, aber als ich zu ihr ins Zimmer kam (ihre Freundin trat allerdings vor sie), wurde mir erst durch die Schamesröte der gnädigen Frau bewußt, daß sie dabei war, in meinem Eßzimmer ihr Geschäft auf dem Nachtstuhl zu verrichten.Mir war dies außerordentlich peinlich, deshalb begann ich, weil mir die gnädige Frau leid tat, ein unverfängliches Gespräch, an dem ich allerdings keine rechte Freude hatte." (Samuel Pepys, Tagebucheintrag vom 24. April 1664)