"Aecht altbayerischer Schmalzler"

Asyali

Well-Known Member
Das Rauchverbot könnte eine alte bayerische Tradition wiederbeleben.

In Bayern darf man nicht mehr "rauchen wie ein Türke". Eigentlich sollten die Bayern froh darüber sein. Das strikte Rauchverbot könnte die einmalige Chance bieten, eine alte bayerische Tradition wiederzubeleben: den Schnupftabak. Statt gegen das Rauchverbot in den Oktoberfestzelten auf die Barrikaden zu gehen, sollten die Wirte den "aecht altbayerischen Schmalzler" anbieten. So bleibt die Luft frei vom blauen Dunst, die urbayerische Gemütlichkeit würde wieder einkehren, und das Krebsrisiko ist beim Schnupfen auch geringer als beim Rauchen - behaupten zumindest die Schnupftabakhersteller.

Die Türken in der Türkei können unter ihrem Schnurrbart nur darüber lächeln, wie schwer sich die Bayern tun, vom Rauchen in geschlossenen Räumen Abschied zu nehmen. Erst wurde ein absolutes Rauchverbot erlassen, mit Ausnahme der Bierzelte. Dann, nach dem Wahldebakel der CSU, wurde dieses strenge Gesetz gelockert. Und jetzt diese kostspielige Volksabstimmung.

Ein türkisches Sprichwort sagt, man solle eher sterben, als sich einen zweifelhaften Ruf erwerben, den man nie wieder los wird. Genau, denken die Türken. Jetzt ist die Stunde gekommen, sich vom schlechten Ruf der Dauerqualmer zu befreien. Seit Juli 2009 gilt nämlich in der Türkei ein absolutes Rauchverbot. Weder gibt es Raucherräume mit separater Belüftung wie in Italien noch Kabinen mit Dunstabzug wie in französischen Restaurants, Bars und Cafés. In der Türkei ist es nicht einmal mehr gestattet, die jahrtausendealte Tradition der Wasserpfeife, der Nargile, zu pflegen.

Die Italiener, die den Ausdruck "fumare come un turco", rauchen wie ein Türke, geprägt haben sollen, dürfen in Restaurants, Bars und Cafés in Raucherräumen weiterqualmen. In Spanien können die Wirte kleiner Kneipen und Restaurants selber entscheiden, ob sie ihr Etablissement als Raucher- oder als Nichtraucherlokal deklarieren. Im krisengeschüttelten Griechenland wurde das Rauchverbot aufs nächste Jahr verschoben. Andere Länder, andere Sitten. In einer deutschsprachigen Enzyklopädie aus dem 15. Jahrhundert ist unter dem Stichwort "Türke" zu lesen: "ein Volk der Raucher". Darunter ist ein Türke mit einem Tschibuk in der Hand abgebildet, einer Pfeife. Der preußische Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke, 1835-39 Instrukteur der osmanischen Truppen, hat in seinen "Briefen über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839" das genüssliche Pfeifenrauchen genau beobachtet."Die Türken sagen, die Pfeife 'trinken' (tschibuk itschmek)", schreibt er. "Und wirklich schlürfen sie wie wir ein Glas Rheinwein; sie ziehen den Rauch ganz in die Lungen ein, lehnen den Kopf zurück, schließen die Augen und lassen den berauschenden Dampf langsam und mit Wohlbehagen durch Nase und Mund ausströmen."

Doch ausgerechnet in dem Land, wo man auch heute noch seine Zigaretten nicht raucht, sondern "trinkt" und ein Drittel der Männer leidenschaftliche Raucher sind, funktionierte das Rauchverbot vom ersten Tag an. Die Türken halten sich strikt an das Gesetz. Auch wenn die Strafe nicht wie in Italien 250 Euro, sondern "nur" 69 Lira, etwa 30 Euro, beträgt.

Eine Kolumne von Celal Özcan
 
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Pit63

Guest
AW: "Aecht altbayerischer Schmalzler"

Sowohl die Vorgehensweise der Staatsführung als auch die Reaktion der Bürger in der Türkei indizieren ein obrigkeitsorientiertes gesellschaftliches Selbstverständnis der Menschen in diesem Land.

Jahrzehntelang war es weit verbreitet, erlaubt und üblich, dann wird es von einem Tag auf den anderen ausnahmslos verboten, weil die Staatsführung es für richtig hält.
Punkt.

Warum sollte es keine Lokale von Rauchern für Raucher geben?

Von authoritären Umgangsformen dieser Art halte ich überhaupt nichts.
 
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