AW: Bester Schauschpieler, beste Schauspielerin...
Da fallen mir so einige ein:
... Gert Fröbe...
Schlagartig fiel mir „Via Mala" ein, ein wahrer Horrorstreifen unter den deutschen Heimatfilmen, in dem alles vorkommt, was in den klebrigsüßen Filmen dieses Genres keinen Platz hatte: Lüge, Diebstahl, Verrat, Trunksucht, häusliche Gewalt, Inzest, Zurückgebliebenheit als dessen Folge, gemeinschaftlicher Vatermord.
Zwar ist selbst der idyllische Heimatfilm in gewisser Weise von Wert, zeigt uns dieser doch heute noch, wonach die Menschen sich in der Nachkriegszeit sehnten, nämlich nach einer heilen Welt, ist Via Mala jedoch ein Juwel dieser Filmgattung und unbedingt sehenswert.
Übrigens gibt es zwei Kinofilmversionen, die erste von 1948 in Schwarzweiß mit Carl Wery als Sägewerksbesitzer Jonas Laurentz, Regie Josef von Báky; die andere von 1961 in Farbe und mit Gerd Fröbe in dieser Rolle, Regie Paul May.
1948:
http://www.imdb.de/title/tt0037430/
1961:
http://www.cinema.de/film/via-mala,1332513.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Via_Mala_(1961)
Dazu erschien 1985 noch eine Fernsehserie mit Mario Adorf als Laurentz, die ich allerdings nie gesehen habe.
Nur als Beispiel, wie drastisch dieser Film von den anderen seines Genres abweicht: in einer der beiden Verfilmungen (ich weiß nicht mehr, in welcher) reißt der trunksüchtige Sägewerksbesitzer seiner Tochter die Bluse herunter, so daß diese im Film für einen kurzen Moment entblößt zu sehen ist.
In den üblichen Heimatfilmen der frühen Nachkriegszeit bis in die 60er Jahre kam Nacktheit nie vor; hier wurde sie möglich, weil sie mit dem Negativen konnotiert wurde, dem Inzest des Vaters an der seiner Tochter.
Die „gute˝, einvernehmlich gewollte Sexualität war aufgrund ihrer natürlichen, Lust und Liebe bewerbenden Aussage in den Filmen dieser Zeit nur in Andeutung möglich, etwa wenn der Wilderer die Tür der Hütte aufstößt, den Doppelläufer abschultert, den noch dampfenden 17-Ender Hirsch auf den Tisch wuchtet und die Tochter des Almbauern in seine starken Arme nimmt, die doch eigentlich den Bergbauingenieur aus Graubünden hätte heiraten sollen. In Via Mala wurde nur im Gewaltakt an der Tochter die nackten Tatsachen gesellschaftsfähig, galt es doch hier, damit einen menschlichen Teufel in all seiner Schlechtigkeit zu illustrieren und die leidtragende Familie in all ihrer Hilflosigkeit zu zeigen.
Zum Ende des Filmes beschließt die Familie in ihrer Not, den Vater auf einen Baumstamm zu binden und sich seiner in der Langholzsäge zu entledigen. „Den Vater in die Säge!˝ - an diesen Ausruf des zurückgebliebenen Sohnes kann ich mich noch gut erinnern. Wir reden hier von Heimatfilmen aus 1948 und 1961 !
Selbst dem Ort, der Via Mala, haftet der Stempel des Bösen an, galt dieser ehemalige römische Militätweg doch als verflucht.
Ein Film wie eine Axt - unbedingt sehenswert! DVD kaufen - so werde ich es auch machen!