Der Moslem-TÜV

Asyali

Well-Known Member
Der Moslem-TÜV

Deutschland, einig Fatihland

von Fatih Cevikkollu

Ist Kofferbomber Ihr Traumberuf? Sind 72 Jungfrauen im Himmel wirklich so verlockend, wenn man im Bett doch eher auf Profis steht? Und haben Sie schon mal ein Picknick in der Parallelgesellschaft gemacht?Mit Witz und Ironie nähert sich der Schauspieler und Kabarettist Fatih Cevikkollu zusammen mit der Journalistin Sheila Mysorekar diesen und anderen Fragen. Augenzwinkernd betrachtet er die politische Diskussion um Integration und Terrorismus. "Der Moslem-TÜV" ist deutsche Heimatkunde einmal anders: Die schönsten Wanderwege durch No-go-Areas werden beschrieben. Beten in einer katholikenkompatiblen Moschee wird schmackhaft gemacht und die ultimative Verschwörung aufgedeckt: al-Qaida unterwandert die Bundesliga!Fatih Cevikkollu widmet sich intelligent und humorvoll den Reibungspunkten zwischen In-, Um- und Ausländern in Deutschland und nimmt die Absurditäten des alltäglichen Zusammenlebens unter die Lupe.


I hab mich schlapp gelacht bei diesem Buch, eine herrliche Satire.
Hat spaß gemacht zulesen:mrgreen:
 

Asyali

Well-Known Member
AW: Der Moslem-TÜV

Der Moslem-Tüv von Fatih Çevikkollu

LESEPROBE

Alihans fürs Leben
Ich bin 'ne kölsche Jong.
Zugegeben, wenn man den Namen Fatih Çevikkollu hört, denkt man nicht als Erstes an kölsche Jungs, aber es ist die reine Wahrheit. Obwohl, wenn ich überlege, dass die kölschen Jungs, die ich so kenne, Mikele, Marek oder Medhani heißen, dann passt mein Name eigentlich ganz gut dazu. Und mal ehrlich: Willy Millowitsch oder Pierre Littbarski hören sich doch auch eher nach Wodka und Wurst an als nach halve Hahn ... Jetzt wissen Sie nicht, was 'ne halve Hahn ist? So nennen wir Kölner ein Roggenbrötchen mit Käse. Fragen Sie mich nicht, warum. Ich weiß nur eins: Es ist wesentlich appetitlicher, als zu Mettwurst «Hackepeter» zu sagen, wie es zum Beispiel die Berliner tun. Das klingt doch, als wäre das Brötchen in Rothenburg belegt worden. Heute mit Hackepeter, morgen mit Hackejürgen, übermorgen mit Hackehelga ... Aber ich schweife ab.
Ich kam in einem katholischen Krankenhaus zur Welt - gut, das ist in Köln kein großes Kunststück - und besuchte später, in logischer Konsequenz, eine katholische Grundschule. Bekanntlich pflegen Christenmenschen bestimmte Bräuche, weshalb mir meine Mutter, bevor ich morgens losging, mit auf den Weg gab: «Fatih, wenn die anderen Kinder in deiner Klasse beten, musst du nicht mitbeten, weil wir Moslems sind.»
Es ist eine feine Sache, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Und das war ich auch - mehr oder weniger.
Wenn uns die Lehrerin mit der fröhlichen Frage begrüßte: «Guten Morgen, liebe Kinder, wer will denn das Morgengebet sprechen?», meldeten sich alle. Ich mich auch.
Das zog natürlich Verwunderung nach sich: «Fatih, du?»
Und dann antwortete ich immer: «Nein! Meine Mama hat gesagt,
wenn hier alle beten, muss ich nicht mitmachen, weil ... ehm ... das ist nämlich so ... ehm ... wir sind Moslems.»
Die Lehrerin lächelte jedes Mal ganz freundlich und sagte: «Das ist richtig, Fatih. Während wir beten, kannst du ja derweil ein bisschen spielen. Setz dich doch solange in die Meckerecke.»
Aber immer, wenn ich es mir mit den Klötzchen in der Hand in meiner persönlichen Mekkaecke gen Osten gerade gemütlich gemacht hatte und loslegen wollte, waren die schon wieder fertig! Menschenskinder, wenn bei uns so richtig gebetet wird, hätte ich in der Zwischenzeit die Blaue Moschee aufbauen können!
Noch deprimierender war, dass mich meine Mutter zu Hause erwartungsfroh fragte: «Und, Fatih, hast du schön gespielt, während deine Klassenkameraden gebetet haben?»
Ich murmelte dann: «Ja, Mama. Ich muss nur schneller werden.»
Sie sehen, hier tat sich schon in frühester Jugend ein klassisches interkulturelles Missverständnis auf: All die Jahre in der Grundschule dachte ich nämlich, diese Christen beten absichtlich die kürzesten Gebete, die es gibt - nur, um mich zu ärgern.
(Unter den Kölner Eingeborenen üblicher Ritus der gegenseitigen Zusicherung des Verständnisses für die Härte des Daseins und abschließender Ausdruck der Hoffnung auf ein besseres Leben - Anmerkung des Übersetzers.)
Meine kölsche Herkunft lässt sich vielleicht am besten auf diese Weise erklären: Ich sehe aus wie Ali und spreche wie Hans. Man könnte auch sagen: Ich bin's, Alihans! Manchmal singe ich sogar ganz leise vor mich hin: «Alihans fürs Leben ... hoffentlich Alihans ... denn nur wer sich Alihans ... ein festes Bündnis mit dem Glück!»
Was mich betrifft, bin ich Alihans im Glück, nur leider scheinen meine kölschen Landsleute - wie meine deutschen Landsleute überhaupt - zuweilen etwas verwirrt darüber zu sein, dass ich wie Hans spreche, als ob die Sprache von der Haarfarbe abhinge. Stellen Sie sich mal vor, in der Schule würde der Lehrer sagen: «Nee, Thorsten, blonde Haare und dann Leistungskurs Französisch? Das wird nichts!» Deshalb nochmal zum Mitschreiben: Auch ein anständiger Ali spricht Kölsch wie ein Hans oder, besser, wie Tünnes und Schäl (mythische Kölner Volkshelden - Anmerkung des Übersetzers). Haupsach, er ist im Schatten des Domes groß geworden.
Wenn man, wie ich, als kölsche Jong in der Domstadt geboren wird, bekommt man die kölsche Sprache quasi mit der Muttermilch eingeflößt. (Das ist in meinem konkreten Fall natürlich nur eine Metapher.) Ich bin in Köln-Nippes aufgewachsen, und da hört man urkölsche Dialoge. Man spielt mit seinen Freunden auf der Straße - Fangen, Fußball, Handtaschenklauen, das Übliche halt -, und plötzlich schallt es von der anderen Straßenseite:
«Jupp, wie isset? Joot?»
Und der Mann auf unserer Straßenseite ruft: «Muss! Helmut, unselfs?»
Helmut: «Läuft.»
Der andere: «Haupsach!»
Helmut: «Wat willse maache? Da steckse nit drin.»
Der andere: «Et kütt, wie et kütt.»
Helmut final: «Ever et hätt noch immer joot jejange!»
Bei unserem letzten Campingurlaub in den Niederlanden habe ich festgestellt: Ich erkenne meine Kölner Landsleute immer und überall.
In Holland sprechen wir üblicherweise ja nicht Deutsch, sondern Englisch. Das hat etwas mit Respekt zu tun. Immerhin befindet man sich in einem anderen Land mit einer anderen Sprache und einer anderen Kultur, und so zu tun, als ob die uns dort von vornherein verstehen müssten, ist an Dekadenz nicht zu überbieten.
Wie ich so auf dem Campingplatz stand, sah ich einen Mann und wusste sofort: Der kommt aus Köln. Er hatte wirklich alles richtig gemacht, um unerkannt durchzugehen: Er sprach Englisch, er trug campingkonforme Klamotten (weiße Socken und Sandalen, um nur ein pikantes Detail zu nennen), aber was der gesagt hat! Mitten auf dem Platz zuckte er mit den Schultern, drehte die Handinnenflächen gen Himmel, und sein Mund entließ die schicksalhaften Worte: «What will you make?» Als ob das noch nicht genug gewesen wäre, folgte darauf die ergebene Feststellung: «You stick not in it!», um dann erklärend hinterherzuschieben: «You can only look the people for the head!» Nach dem seltsam abgewandelten urrheinischen Ausruf «lt küts how it küts and it küts ever jood!» war er nicht mehr zu bremsen und verkündete voller Inbrunst: «Real friends stand together, drink one with! Weil it is doch so: Every jeck is others!»
Ich stand da, staunte ergriffen und dachte bei mir: «Yo! I have understoned!»

© Rowohlt Verlag
 

Catsili

Active Member
AW: Der Moslem-TÜV

Liest Du noch weiter bitte - oder muß ich mir das Buch tatsächlich selbst kaufen? :wink:

LG Catsili

PS: Persönliches Highlight: Meckerecke = Mekkaecke :mrgreen::mrgreen:
 

ege35

Well-Known Member
AW: Der Moslem-TÜV

Ich teile meine Bücher mit niemandem !
Kaufes oder nochbesser da gibt es so einrichtungen da kannst du, man mag es kaum glauben, Bücher ausleihen.

Bei mir aber nicht!!! Ich will auch
c021.gif
c021.gif
c021.gif
 
Top