Als ob es nicht schon genug Probleme im Nahen Osten gibt, machen Saudi-Arabien und Iran nun ein neues Fass auf. Die Beziehungen sind schon lange schlecht und waren mit dem militärischen Eingreifen der Saudis im Nachbarland Jemen auf dem Tiefpunkt. Iran fördert die schiitischen Minderheiten und sieht sich als Schutzmacht. Als im Jemen die schiitische Minderheit der Huthi die Hauptstadt stürmten und den Präsidenten verjagten, schritten die Saudis ein. Iran bestreitet zwar, aktiv beteiligt zu sein, es ist aber ein offenes Geheimnis, dass Teheran die Huthis unterstützt. Nun wurde der schiitische Ayatollah Nimr al-Nimr in Saudi-Arabien öffentlich enthauptet. Mit ihm starben bei einer Massenhinrichtung 46 weitere Männer. Offenbar hatten die Saudis geglaubt, dass die Exekution Nimrs in der Masse untergehen würde. Die Hinrichtung hat in der Folge zu Massenprotesten vor allem im Iran geführt und eskalierte, als Demonstranten die Saudische Botschaft stürmten und in Brand setzten. Saudi-Arabien brach daraufhin die diplomatischen Beziehungen ab. Es wird zwar nicht zu einem offenen Krieg zwischen den beiden Ländern kommen aber der Konflikt spaltet die islamische Welt mehr denn je. Unter Präsident Achmadinedschad hatte sich der Iran dem sunnitischen Lager angenähert und mit kraftmeierischen Worten gegen Israel gepunktet. Als Partner Assads agiert Iran an seiner Seite im Krieg um Syrien und ist damit Gegner der Saudis, die die Feinde Assads unterstützen. Mächtigster Partner der Saudis sind die USA. Diese Tatsache und die militärische Präsenz der USA in Saudi-Arabien haben das Königshaus noch mehr von großen Teilen der Bevölkerung entfremdet. Für Osama bin Laden war das einer der Gründe für die Attacke vom 11.9.2001. Der erstaunliche Spagat der Saudis wird deutlich, wenn man bedenkt, dass Saudi-Arabien der größte Finanzier des Islamischen Terrors ist, der sich vor allem gegen den Westen richtet. Gleichzeitig lässt es das Königshaus zu sich durch den Schutz der USA in den Augen seiner Bevölkerung zu korrumpieren. Zusätzlich sorgen nun Zahlen der wirtschaftlichen Entwicklung Saudi-Arabiens für schlechte Stimmung. Der Benzinpreis wurde drastisch erhöht, Staatsausgaben sollen minimiert werden. Es ist nicht nur der niedrige Ölpreis, der den Saudis zu schaffen macht. Die militärischen Aktivitäten verschlingen enorme Summen. Alleine die Kämpfe im Jemen sollen 200 Millionen Dollar kosten, pro Tag! Das Abenteuer in Syrien kommt noch hinzu und die zahlreichen islamischen Gruppen in der Welt, die finanziell unterstützt werden, kosten ebenfalls Unsummen. Saudi-Arabien hat sich unter seinem neuen König innerhalb kurzer Zeit völlig verrannt. Das bisher vorsichtige agieren der alten Männer in Riad wurde abgelöst vom forschen Aktionismus des 32. Sohnes vom Staatsgründer ibn-Saud, dem 1935 geborenen Salman. Möglich, dass die Monarchie in Saudi-Arabien die längste Zeit bestanden hat. Es gibt zahlreiche gesellschaftliche Kräfte, die das Königshaus abschaffen wollen. Im Iran war der Schah innerhalb weniger Jahre Geschichte.