S
*Serpil*
Guest
Dieses Gedicht ist zwar nicht meiner Feder entsprungen, aber ich finde es sehr schön und nachvollziehbar…
(Habe es mal per Zufall entdeckt…)
Grenzgängerin oder Schmerz-Baum
Ich bin ein Baum
mit Wurzeln in anatolischer Erde
und mit Blüten unter Deutschlands Eisdecke,
die dennoch glutrot bluten
wie die orientalischen Rosen.
Wäre ich dort geblieben,
würde ich vielleicht vertrocknen,
aber ohne die Wurzeln gäbe es auch keine Blüten.
Ein Baum,
der Schmerzen hat,
weil er sich biegen muss über 2000 Kilometer,
über Grenzen mit vielen Namen,
nicht nur Kapikule oder Kufstein,
sondern vielmehr
Sprache, Erziehung, Tradition, Anpassung, Identitätsverlust
und Heimatlosigkeit.
Aber dieser Schmerz aus den Wurzeln in die Blüten
gibt dem Baum die Kraft,
die Schranken zu durchdringen.
Hätte der Baum keine Schmerzen,
hätte er keine Macht über Grenzen.
(Gedicht von Tekinay, einer jungen Türkin;
In: Esselborn, Karl (Hrsg.)
Über Grenzen, München 1987
(Habe es mal per Zufall entdeckt…)
Grenzgängerin oder Schmerz-Baum
Ich bin ein Baum
mit Wurzeln in anatolischer Erde
und mit Blüten unter Deutschlands Eisdecke,
die dennoch glutrot bluten
wie die orientalischen Rosen.
Wäre ich dort geblieben,
würde ich vielleicht vertrocknen,
aber ohne die Wurzeln gäbe es auch keine Blüten.
Ein Baum,
der Schmerzen hat,
weil er sich biegen muss über 2000 Kilometer,
über Grenzen mit vielen Namen,
nicht nur Kapikule oder Kufstein,
sondern vielmehr
Sprache, Erziehung, Tradition, Anpassung, Identitätsverlust
und Heimatlosigkeit.
Aber dieser Schmerz aus den Wurzeln in die Blüten
gibt dem Baum die Kraft,
die Schranken zu durchdringen.
Hätte der Baum keine Schmerzen,
hätte er keine Macht über Grenzen.
(Gedicht von Tekinay, einer jungen Türkin;
In: Esselborn, Karl (Hrsg.)
Über Grenzen, München 1987