Weit über diese Einzelgeschichte hinaus. Ich beziehe mich im Wesentlichen auf Wolfgang Niedecken von BAP, der daran erzählt hat, wie er darüber zum schweren Trinker wurde:
Machen wir uns nicht klar, aber Stimmbänder sind schlicht Muskeln. Klassische Opernsänger haben gelernt, sie zu trainieren. Ich hatte im letzten Jahrtausend einen Job im Wuppertaler Opernhaus, da hatten wir den Fall einer Sängerin vor dem Auftritt, die war nicht warm gesungen und hatte einen Kehrkopfkrampf. Drohte, zu ersticken. RTW geordert.
In der Rockmusik gibt es nichts Adäquates, kein Warmsingen. Der Sänger schreit sich zwei und mehr Stunden die Seele aus dem Leib. Abschliessend sind die Stimmbänder völlig überansprucht. Um am nächsten Tag nicht völlig heiser zu sein – Stimmbändermuskelkater –, darf der Sänger möglichst keinen Satz mehr sprechen nach dem Auftritt, unbedingte Schonung. Heißt, die anderen Jungs machen noch Party oder labern noch an der Hotelbar, der Sänger ist raus.
War zuvor zwei, drei Stunden vollkommen unter Adrenalin, als Frontschwein hatte er den Saal zu rocken, das Publikum zu führen. Werden die anderen mitgetragen, ohne ihm mißlingt der Abend. Und hängt jetzt völlig in den Seilen. Niedecken halt auf dem Hotelzimmer, mit nichts als Fernsehen und Minibar. Komm da mal runter.
So zB ist erklärbar, daß Keith Richards Party macht ohne Ende, auf Tour auch drei, vier Tage ohne jeglichen Schlaf verbringt – Chemie natürlich im Spiel –, während Jagger der durchtrainierte, sportliche Asket ist. Darum aber verlegen sich die Exzesse gerade auch der Frontschweine, Rampensäue so oft auf Sex.
Will in diesem Zusammenhang heissen: Ja. Der Sänger wird nach dem Auftritt streng abgesondert. Geht gar nicht anders.