Pogromstimmung in Istanbul

Sedatbey

Well-Known Member
Rechtsradikale Türken haben in Istanbul mehrere China-Restaurants verwüstet und asiatische Touristen verprügelt. Das die Betreiber der Restaurants Türken sind und einer der angegriffenen Köche gar ein Uigure, zeigt die Idiotie der ganzen Aktion. Die Stimmung gegen China wurde durch eine handfeste Lüge aufgeheizt. In der Welt lesen wir...

In der vergangenen Woche wurde erst über Twitter und Facebook, dann von Zeitungen und Fernsehsendern und schließlich vom Außenministerium vermeldet, dass die Uiguren in "Ostturkistan" daran gehindert würden, den Fastenmonat Ramadan einzuhalten.
Dass China bei der Bekämpfung der separatistisch-islamistischen Organisation systematische Menschenrechtsverletzungen begeht, prangert auch Amnesty International immer wieder an. Die kolportierten Einschränkungen des Fastens hingegen beschränken sich unabhängigen Quellen zufolge auf eine Anweisung an zwei Schulen; die angeblichen Massaker an Uiguren lassen sich nicht bestätigen.


Auch der Koran nimmt Kinder vom Fastengebot aus. Es ging also lediglich um Schüler, denen verboten wurde zu fasten. Die Türken nehmen es mit der Wahrheit nicht immer sehr genau. So gab es angeblich einen Volksaufstand in Hamburg http://www.welt.de/politik/ausland/...ussgewitter-ueber-Hamburgs-Polizeiterror.html

Am Wochenende wurde am Rande einer Demonstration der MHP in der Nähe des Topkapi-Palastes eine Gruppe von Touristen angegriffen. Anders als die Teilnehmer regierungskritischer Demonstrationen müssen Islamisten und Nationalisten nicht damit rechnen, von der Polizei mit Tränengas und Gummigeschossen angegriffen zu werden – so wie es zuletzt beim Gay Pride der Fall war, der wegen der Unvereinbarkeit mit dem Ramadan gewaltsam verhindert wurde.

Das wäre ja noch schöner. In der Türkei erfreuen sich die Faschisten großer Beliebtheit. Sie sitzen im Parlament und erhielten 16% der Wählerstimmen.



Immerhin ging die Polizei mit Tränengas gegen die Angreifer vor und rettete die Touristen vor dem Mob.

Bei den Opfern handelte es sich übrigens um eine Reisegruppe aus Südkorea. Zum Opfer einer virtuellen Hetzkampagne gegen "Schlitzaugen" wurde die in Istanbul lebende Schauspielerin und Moderatorin Ayumi Takano – eine gebürtige Japanerin. Kein Wunder, dass die satirische Website Zaytung.com spottet, dass es in Izmir gelungen sei, endlich einen wahrhaftigen chinesischen Staatsbürger zu verprügeln, womit der dortige Ortsverband "zum ganzen Stolz" der MHP avanciert sei.


Diese Hetze und der blanke Rassismus erinnern fatal an die letzten Pogrome in Istanbul, Izmir und Ankara als 1955 gegen Christen vorgegangen wurde. Auch hier stand eine faustdicke Lüge am Anfang. Wenn es um das Thema China und Uiguren geht, sollten sich die Türken einmal mit ihrer eigenen Geschichte befassen. Im Glashaus sitzend lässt sich schlecht Steine schmeißen.
 
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