AW: Sabbatjahr
Ich arbeite seit mehr als zehn Jahren und denke, dass es Sinn machen würde demnächst ein Sabbatjahr zu beantragen.
Ich wollte schon immer längere Zeit in der Türkei vebringen. Ich kam als Kind nach Deutschland und habe immer noch Heimweh.
Hallo Mahrem,
wenn Du es zeitlich und finanziell irgendwie einrichten kannst, wäre es sicherlich toll für Dich.
Ich finde Sabbaticals generell sinnvoll, hab auch selbst gute Erfahrungen damit gemacht, und zwar ähnlich wie LaFeBeSi während des Studiums. Damals war ich fast ein Jahr in Ghana und hab bei einer NGO gearbeitet. Böte es sich an, würde ich das auch jederzeit wiederholen.
Die Frage ist nur, wie man es hinkriegt, wenn man nicht verbeamtet oder im öffentlichen Dienst angestellt ist. Manche Arbeitgeber sind aufgeschlossen dafür, andere weitaus weniger. Brauchbare Tipps und Argumentationshilfen findest Du z.B. in folgenden Büchern:
- Barbara Hess, "Sabbaticals", Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt 2002, EUR 24,90
- Anke Richter, "Aussteigen auf Zeit", Das Sabbatical-Handbuch, vgs Verlangsgesellschaft, 2002, EUR 10,90
Das Buch von Barbara Hess soll sehr gut sein und handfeste Tipps enthalten, gelesen habe ich es allerdings nicht. Das von Anke Richter kenne ich. Es eignet sich m.E. aber mehr als Motivationshilfe, und motiviert bist Du doch schon? ;-)
Wie auch immer, abgesehen von meiner Wenigkeit fallen mir auf Anhieb vier Menschen aus meinem Bekanntenkreis ein, die zwischendrin ebenfalls ein Sabbatjahr eingelegt haben und damit auch im Nachhinein glücklich sind. Darunter ein Beamter, Single, der einen Teil seiner Einkünfte ein paar Jahre ansparte und sich dann mit Arbeitsplatzgarantie ein Jahr lang ausklinkte - aber auch eine Freundin, deren Arbeitgeber null Verständnis dafür hatte. Worauf sie kündigte, ihre Wohnung auflöste, Auto verkaufte etc. und ein Jahr in Asien verbrachte. Danach fand sie wieder einen Job (und zwar bei ihrem alten Arbeitgeber - Glück! :mrgreen: ), begann später noch mal zu studieren und sattelte beruflich völlig um.
Und zwei Kollegen, deren Chef anfangs alles andere als begeistert war, tourten schließlich mit seiner Zustimmung ein Jahr durch Australien. Beruflich schienen sie danach zunächst abgemeldet, inzwischen haben beide ordentlich Karriere gemacht.
Nachteile hat ein Sabbatjahr, meine ich, in keinem Fall, wenn man es halbwegs vernünftig vorbereitet und sich auch über die Zeit danach Gedanken macht.
Mir persönlich hat die Zeit im Ausland sehr viel gebracht, in jeglicher Hinsicht. Sei es, dass sich der eigene Horizont automatisch erweitert, man auf Dauer im Umgang mit Schwierigkeiten sehr viel gelassener wird, Abstand gewinnt - oder sei es, dass man nebenbei plötzlich merkt, was einem wichtig ist. Wo die eigenen Wurzeln sind. Bevor ich ins Ausland ging, fand ich vieles in Deutschland nervig. Aber wie sehr ich von Deutschland geprägt bin, wie "deutsch" ich ticke, hab ich erst im Ausland gemerkt. Obwohl ich sehr gern dort war und das Jahr zu den bereicherndsten Erfahrungen meines bisherigen Lebens gehört.
Wie gesagt, ich würd's wieder machen! Und Dich kann ich auch nur dazu ermutigen. ;-)
lg
anouk