Seehofer plant Angriff auf Redaktionsgeheimnis und Quellenschutz

Bintje

Well-Known Member
Bisher ist es nur ein Referentenentwurf - aber der hat es in sich:

Innenministerium will Überwachung von Medien erlauben
Einem Referentenentwurf zufolge sollen Geheimdienste künftig die Computer von Journalisten hacken dürfen. Reporter ohne Grenzen sieht die Pressefreiheit in Gefahr.

Ein Referentenentwurf des Innenministeriums will die Befugnisse von Geheimdiensten ausweiten: Damit sei es In- und Auslandsgeheimdiensten auch erlaubt, die Server, Computer und Smartphones von Journalisten zu hacken. Mithilfe bestimmter Software könnten die Geheimdienste zum Beispiel verschlüsselte Kommunikation einsehen oder die Server verdeckt nach digitalen Daten durchsuchen; gespeicherte Dokumente, Browserverläufe, Gesprächsmitschnitte wären somit zugänglich. Der Einsatz sogenannter Staatstrojaner ist seit 2017 grundsätzlich erlaubt, die Verwendung gegen Medien ist davon aber explizit ausgenommen (...). Mit den Plänen des Bundesinnenministeriums könnte sich das ändern.
https://www.zeit.de/politik/deutsch...achung-medien-geheimdienst-staatstrojaner-rog

https://netzpolitik.org/2019/wir-ve...ll-staatstrojaner-fuer-den-verfassungsschutz/

Ich glaube, es hackt! Die sind wohl mit dem Klammerbeutel gepudert. :mad:
 

Bintje

Well-Known Member
Sie versuchen es halt mal wieder. Ich glaube nicht, dass es wirklich dazu kommt; die Journalistenverbände dürften Sturm laufen. Trotzdem halte ich es für eine Unverschämtheit.

Wird Zeit, dass Seehofer endlich in den Ruhestand geht.
 

Bintje

Well-Known Member
Wird Zeit, dass Seehofer endlich in den Ruhestand geht.

No chance. :( Er hat jetzt verkündet, er wolle bis 2021 weitermachen, aber dann nicht mehr antreten. Yorumsuz.

Trotzdem müsste man ihm und seinen "Fachkräften" den Gesetzentwurf um die Ohren hauen.
Was geplant ist, haben sie in dem Papier gut versteckt; das fiel mittlerweile auch der Süddeutschen auf.
Aber: es ist noch viel übler und richtet sich offenbar auch gegen weitere Berufsgruppen.

Für Feinschmecker: Es geht um die Änderung dieser Bestimmung der Strafprozessordnung, da sind alle Berufsgruppen genannt, die ein Zeugnisverweigerungsrecht haben:
https://www.gesetze-im-internet.de/stpo/__53.html --

Journalisten werden in Seehofers Gesetzentwurf (siehe Link von netzpolitik.org im Eingangsbeitrag) schlicht nicht mehr aufgeführt! Man lese sich § 5e im oben verlinkten Entwurf durch, da steht wörtlich in Absatz 2:

"§5e - Schranken nachrichtendienstlicher Mittel

[...]

(2) Eine Maßnahme ist unzulässig, soweit
[...] 2 Informationen
a bei einer in § 53 Absatz 1 Satz 1 Nummer 1, 2, 3 oder 4 der Strafprozessordnung genannten Person, im Falle der Nummer 3 beschränkt auf
• Rechtsanwälte oder
• Kammerrechtsbeistände,

b oder deren Berufshelfer (§ 53a der Strafprozessordnung)

nicht zur Aufklärung von Beteiligungen dieser Personen an Bedrohungen erhoben werden und die Maßnahme voraussichtlich Erkenntnisse erbringen würde, über die diese Person das Zeugnis verweigern dürfte." -


Die ausdrückliche Beschränkung auf Rechtsanwälte und Kammerrechtsbeistände im Entwurf lese ich so, dass alle weiteren in § 53 Strafprozessordnung unter 3 sowie in 3a) und b) genannten Berufe offenbar ebenfalls nicht mehr geschützt sein sollen: darunter Ärzte, Buchprüfer usw. und Beratungsstellen wie Pro Familia.

Was nicht aufgeführt ist, soll unter den Tisch fallen: so lese ich das.
Es ist bisher schon krass - aber falls meine Interpretation zutrifft, wäre das Vorhaben noch viel irrer!
Nimmt man es böswillig, müsste man es vorsätzlich nennen. Bei freundlicherer Lesart handelt es sich um einen schnell und schlampig gestrickten Entwurf, der Zweifel an der fachlichen Eignung des zuständigen Referenten und seines politisch verantwortlichen Dienstherrn aufkommen lässt.
Hoffentlich wachen da noch weitere potenziell Betroffene auf und machen Seehofer richtig Dampf.
 
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