AW: Türkisch lernen: verschiedene Formen des Verbs
Merhaba Marie,
Ich habe über deine Frage zu den verschiedenen Zeitformen der Verben nachgedacht. Ich werde eine Aufstellung dazu machen. Das dauert aber etwas. Ich hoffe, dass ich es am Wochenende schaffe.
Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich es persönlich für den falschen Ansatz halte, an die Sprache heranzugehen. Ich denke, du bist ein sehr ehrgeiziger Mensch, der alles genau und möglichst sofort wissen will. Ich kenne dieses Gefühl, ich bin genauso. Aber beim Sprachenlernen ist das meiner Ansicht nach der falsche Weg. Man muss Geduld mit sich selbst haben. Man muss mit bestimmten Dingen anfangen und sich systematisch vorwärts kämpfen. Einfach stur die Verbformen auswendig zu lernen bringt wenig. Davon weißt du noch nicht wann und wie sie verwendet werden. Auch kommen etlich dieser Zeitformen selten vor. Bis sie dir das erstemal begegnen hast du sie sowieso wieder vergessen. Es gibt Strukturen in der türkischen Sprache, die wesentlich wichtiger sind als all diese Zeitformen der Verben.
Um dir davon eine Vorstellung zu machen kannst du ja mal folgendes machen:
1) Für die Alltagssprache: Nimm dir einfach eine möglichst lange Übersetzungsanfrage aus Türkisch-Deutsch. Drucke sie aus. Nimm dir 2 verschiedenfarbige Stifte. Streiche alle Endungen für Zeitformen der Verben in einer Farbe an. Alle anderen Endungen (an Verben, Substantiven, Adjektiven, Pronomen, etc.) streiche in der anderen Farbe an. Dann schau, in welchem Verhältnis die beiden Farben zueinander stehen. Außerdem schau dir die Zeitformen der Verben die du angestrichen hast genau an. Wieviele verschiedene sind es tatsächlich? Welche sind es? (Hierbei gibt es leider ein Problem, nämlich, dass es eigentlich keine Übersetzungsanfrag in korrektem Türkisch gibt. Aber egal!)
2) Mach das gleiche nochmal für einen Zeitungstext, oder einen Nachrichtentext aus dem Internet. Dabei wirst du feststellen, dass es auch Unterschiede zwischen der gesprochenen Sprache und der Schriftsprache gibt.
3) Wenn du Lust hast, kannst du die gleiche Übung nochmal für ein Märchen oder eine Anekdote machen. Dabei wirst du feststellen, dass es zwischen den einzelnen Textarten der geschriebenen Sprache auch nochmal Unterschiede gibt.
Bei den Übungen kommt es nicht darauf an, dass du den Text verstehst, sondern nur darum, die Endungen kenntlich zu machen. Und am Ende all dieser Übungen wirst du feststellen, dass es wichtigere Dinge zu lernen gibt als sämtliche Zeitformen der Verben.
Wir haben hier ja vor, den wichtigsten grammatischen Strukturen auf den Grund zu gehen. Nur dazu braucht es Zeit und Geduld. Alles der Reihe nach. Zuviele Dinge auf einmal, die nur ungenau erklärt werde, das verwirrt mehr, als dass es hilft.
Denk mal drüber nach. Und wie gesagt, ich bin dabei eine grobe Übersicht über die Zeitformen zu erstellen. Wobei du ja solche Dinge wie Passiv, Reflexiv, Reziprok und Kausativ zum Glück aus deiner Anfrage weggelassen hast. Das werde ich bei meiner Aufstellung auch weglassen. Denn sonst können wir hier alle vorm Computer kollektiven Selbstmord begehen.
Gruß
Sirin