Unrecht tun um Unrecht zu vermeiden

Soledad

Member
sagt mal...
ist es vertretbar unmoralisch und rechtswidrig zu handeln, wenn dadurch größeres unglück vermieden werden kann?
ist es vertretbar jemanden zu foltern um dadurch menschenleben zu retten?
 

feshak

Moderator
AW: Unrecht tun um Unrecht zu vermeiden

folter- das geht garnicht!
ein mensch , der ein menschenleben retten will würde kein anderes dafür foltern und opfern.

Ah, weiß nicht. Das habe ich in Wikipedia gefunden:

Eine unlösbare Pflichtenkollision besteht, wenn der Täter nur die Wahl zwischen zwei Übeln hat und in beiden Fällen sich pflichtverletzend verhalten würde.
Beispiel: Ärzte, die in der Zeit des Nationalsozialismus einige Geisteskranke für die "Euthanasie" selektiert haben, um andere Geisteskranke zu retten. Hätten sich die Ärzte geweigert, wären durch einen regimetreuen Arzt wahrscheinlich wesentlich mehr der Patienten ermordet worden. weiteres Beispiel: Bei gleichzeitiger und homogener Gefahr für einen Menschen und einigen Vielen und wenn man nur gegen eine der Gefahren eingreifen kann. Aufgrund dessen wurden in einem Urteil des OGH nach dem Zweiten Weltkrieg einige der Ärzte vom Strafvorwurf freigesprochen. Seit dem geht man davon aus, dass ein Verhalten in ähnlich gelagerten Fall-Konstellationen nicht strafbewehrt ist. (OGHSt 1, 321)

Grundsätzlich heiligt natürlich kein Zweck gerade äußerste Mttel. Diskutabel scheinen allerdings gewisse Fallkonstellationen des "übergesetzlichen Notstandes" bzw. der schuldausschließenden Pflichtenkollision.

P.S. Noch ein kurzer, interessanter Link zum Thema "Notstand", "Pflichtenkollision"
 
M

mar

Guest
AW: Unrecht tun um Unrecht zu vermeiden

Ah, weiß nicht. Das habe ich in Wikipedia gefunden:



Grundsätzlich heiligt natürlich kein Zweck gerade äußerste Mttel. Diskutabel scheinen allerdings gewisse Fallkonstellationen des "übergesetzlichen Notstandes" bzw. der schuldausschließenden Pflichtenkollision.

P.S. Noch ein kurzer, interessanter Link zum Thema "Notstand", "Pflichtenkollision"


aber auch der übergesetzliche notstand wird von menschen vertreten, wo ist der notstand, einen menschen zu foltern-um ihn danach ohnehin zu töten....
 

feshak

Moderator
AW: Unrecht tun um Unrecht zu vermeiden

aber auch der übergesetzliche notstand wird von menschen vertreten, wo ist der notstand, einen menschen zu foltern-um ihn danach ohnehin zu töten....

Ein schwieriges Thema. Es wird in wahrscheinlich fast allen Fällen von Folter mildere Mittel geben, um den Zweck zu erfüllen, meinetwegen an lebensrettende Informationen in Bezug auf einen Dritten zu kommen. Das war ja letztlich auch schon der Fall allein in der Androhung von Folter im Fall Daschner gegenüber Gäfgen wegen des Jakob von Metzler. Also dies wurde schon nicht entschuldigt. Und somit würde auch verständlicherweise dieser Notstandsfall bei Folter wohl in aller Regel ohnehin nicht greifen. Zumal Gott sei dank die Würde jedes einzelnen Menschen schon vom Grundgesetz her oberstes Rechtsgut sind.

Meine Posts bezogen sich auch generell auf die Frage des Threads: Manchmal ist es selbst über gesetzliche Rechtfertigungs- und Entschuldigungsgründe hinaus durchaus entschuldbar, etwa selbst Menschenleben zu opfern zur Rettung anderer Menschenleben, also tatbestandlich Unrecht zur Vermeidung von Unrecht zu begehen.

LG
 

Soledad

Member
AW: Unrecht tun um Unrecht zu vermeiden

der erste artikel könnte jetzt die frage aufwerfen, wieviel ein menschenleben überhaupt wert ist. erinnert mich an folgende fragestellung:
Die erste Frage :

Sie stehen an den Zuggleisen und es fährt eine füherlose Bahn auf 5 Personen zu. Sie könnten mit einem Hebel die Bahn so umleiten, dass sie auf die anderen Gleise umsteigt. Auf diesen anderen Gleisen steht aber 1 Person, die dann umgefahren werden würde. Würden sie 1 Menschenleben opfern, um die 5 anderen zu retten ??

Die zweite Frage :

Diesmal stehen sie auf einer Brücke und sehen wie die Bahn auf 5 Personen zufährt. Mit ihnen auf der Brücke steht ein fetter Mann, der, wenn sie ihn von der Brücke schubsen würden, die Bahn daran hindern könnte die 5 Personen zu überfahren. Würden sie diese Person runterschubsen, um die 5 anderen zu retten ??
wenn man die ausgangsfrage anders stellt, könnte man auch fragen, ob man z.b. einem straftäter/kindesentführer schlimme gewalt antun "darf", um den aufenthaltsort des kindes zu erfahren? (siehe gäfgen wie schon erwähnt)
jede mutter/ jeder vater würde dem typen wahrscheinlich selbst die elektroschocks und schläge verpassen.

es gäbe auch die frage, darf man einem terroristen foltern, um die pläne eines anschlags zu erfahren und somit zu verhindern, dass ein anschlag verübt wird, der hunderte/tausende das leben kosten könnte?

wenn ich versuche selbst darauf zu antworten sag ich anfangs auch ganz klar nein! man darf niemandem schmerzen zufügen, niemanden foltern und unrecht ist unrecht, egal an wem verübt.
aber ein kleines stimmchen in mir sagt dann wiederum "aber wenn doch 1000 menschen sterben? und wenn irgendwie... was aber, wenn ein kind... oh man!"
 

TheCore

Moderator
AW: Unrecht tun um Unrecht zu vermeiden

der erste artikel könnte jetzt die frage aufwerfen, wieviel ein menschenleben überhaupt wert ist. erinnert mich an folgende fragestellung:

wenn man die ausgangsfrage anders stellt, könnte man auch fragen, ob man z.b. einem straftäter/kindesentführer schlimme gewalt antun "darf", um den aufenthaltsort des kindes zu erfahren? (siehe gäfgen wie schon erwähnt)

Der entscheidende Unterschied in diesen Konstellationen ist, dass Im Fall des Luftsicherheitsgesetzes/der Bahngleise arglose Dritte zum Hilfsobjekt in einem Aggressivnotstand werden. Ein Gedanke der mit der Menschenwürde unvereinbar ist.
 

feshak

Moderator
AW: Unrecht tun um Unrecht zu vermeiden

The Core, Danke für diese zwei äußerst interessanten Aufsätze:wink:
 
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