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mar

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BEITRAG 1 TEIL 1 von KEDI

Südländische Spezialitäten (nach einer fast wahren Begebenheit)

Ich habe eine Freundin. Eine beste Freundin. Ihr Name ist Nellie. Als Frau braucht man eine beste Freundin. Warum, ist wissenschaftlich nie geklärt worden. Aber in diesem besonderen Fall war es so, dass Nellie vor allem mich brauchte. Den Großteil meiner kostbaren Freizeit verbrachte ich damit, Nellie vor Schaden zu bewahren, den Schaden an anderen in Grenzen zu halten oder die Schadensnotrufnummer zu betätigen. Denn Nellie war, ist und bleibt eine leibhaftige Chaotin. Keine Ahnung, was bei ihrer Erziehung schief gelaufen ist. Sofern sie überhaupt eine genossen hat.

Besonders dramatisch wurde es, wenn sie mal wieder auf der Suche nach dem richtigen Mann fürs Leben war. Was so ca. zweimal die Woche vorkam. Nein, besonders anspruchsvoll war sie nicht. Meine Güte, was brauchte ein Mann schon, um sie glücklich zu machen? Ein zweites Carport am Haus, einen Servicemitarbeiter für den Swimmingpool, ein sechsstelliges Jahresgehalt. Nellie war auch durchaus bereit, bei der einen oder anderen Vorgabe Abstriche zu machen. Nur bei einem nicht: es sollte ein Mann südländischer Herkunft sein. Sie war fest davon überzeugt, dass nur ein Südländer ihrem Temperament einer echten ostfriesischen Göre gewachsen war. Und so schaute sie sich mit ihren herausragenden 1-Meter-62 neugierig in der Weltgeschichte um nach dem Prachtexemplar ihrer Wahl. Die ja auch durchaus nicht abgeneigt waren, zumindest für überschaubare Zeit sich ihrer abhanden gekommenen Erziehung zu widmen. Wenn da nur nicht die mangelnden Sprachkenntnisse ihrerseits gewesen wären.

Ihr erstes Opfer war Carlos, ein glutäugiger Spanier. Wir hatten ihn beide bei einem Powerpoint Anwenderseminar in der Volkshochschule kennengelernt. Er war Dozent in unserem Lehrgang und gab vom ersten Tag an auffällig gerne Nachhilfestunden für Nellie. Während wir anderen Teilnehmer ratlos daneben saßen. Wenn die beiden vierhändig auf der Tastatur rumtippten, hatten sie alles um sich herum vergessen. An einem Abend bekam Carlos nicht mal mehr mit, dass wir alle schon gegangen waren. Und so kam es wie es kommen musste. Die beiden hatten ein Date. Viel wusste Nellie ja nicht von ihm. Aber immerhin sein Alter, welches Auto er fuhr und dass er als Systemadministrator in einem großen Unternehmen angestellt war. Natürlich wollte sich Nellie nicht blamieren und hatte alle EDV-Kenntnisse zusammengekratzt, die sich in der klassischen Wartezimmerlektüre ihrer Kosmetikerin finden ließen. Volle Konzentration war ihre Devise. Dummerweise sah Carlos das ganz anders. Er setzte mehr auf Enrique-Iglesias-Lächeln und den geballten Charme eines Ferienclub-Animateurs aus der vorletzten Saison. Als Nellie die verabredete Bar betrat, stand er schon an einem der kleinen Stehtische, schob seine Sonnenbrille noch weiter zurück ins Haar, betrachtete sie von oben nach unten und gurrte ein "Hasta la vista, Baby". Wie gerne hätte ich sein Gesicht gesehen, als Nellie ihm fachweiblich und mit ernster Stimme erwiderte: "Nein, Süßer, ich bevorzuge windows xp". Seltsam, aber die beiden haben nach diesem Abend beschlossen, es dabei zu belassen.
Nachdem sich Nellie von dieser Blamage erholt hatte, folgte kurze Zeit später Paolo. Ein freundlicher Italiener, den sie bei der wöchentlichen Lebensmitteljagd mit ihrem Einkaufswagen buchstäblich umgefahren hatte. Ob Absicht oder nicht, darüber schweigt sie bis heute. Paolo war angehender Arzt, kam aus gutem Hause, ein Mann von Welt. Als Wiedergutmachung für die Karambolage hatte er ihr das Versprechen abgenommen, sich mit ihm am nächsten Nachmittag in einem Café zu treffen. Nach kurzem, taktisch höflichem Geziere gab sie ihr Einverständnis. Und so traf man sich wie verabredet. Paolo zeigte sich von seiner besten Seite, gute Manieren waren bei ihm ein Muss. Selbstverständlich passte er die Auswahl seines Getränkes an die Wünsche der ihm beisitzenden Dame an und schlug Nellie mit fragendem Blick vor: "Due espressi?"
Als Nellie sich von ihrem kurzen Schock erholt hatte, erwiderte sie allen Ernstes: "Ach, sie arbeiten für die Mafia? Wie romantisch…Nein, ich habe noch nie jemanden erpresst. Aber wenn sie mal Hilfe brauchen?"Keine Frage, auch dieser Nachmittag war ungewöhnlich schnell zu Ende.

 
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AW: Schreibwettbewerb- DIE BEITRÄGE

BEITRAG 1 TEIL 2 KEDI

Südländische Spezialitäten (nach einer fast wahren Begebenheit)




Von den weiteren Verabredungen im Rahmen der EU-Erweiterung möchte ich lieber nicht berichten. Nur so viel. Sie brachten keinen Erfolg. Ich sah mich also gezwungen, tätig zu werden. Wie sich das gehörte für eine beste Freundin. Meiner Meinung nach brauchte sie einen charakterstarken Mann, der sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ. Nun gut, ein Südländer sollte es trotzdem sein. Und ich hatte da auch schon jemanden in die engere Wahl gefasst. Nellie und ich waren in unserer Lieblings-Bar verabredet. Mit ernstem Gesicht teilte ich ihr mein Vorhaben mit. Ich hatte einen Mann für sie ausgesucht. Und den würde sie kennenlernen. Noch heute Abend. Ich schwärmte ihr vor, wie toll er aussah. Alles an ihm stimmte. Und er war so charmant, zuvorkommend, wusste, wie man eine Frau behandelte. Sie war so überrumpelt, dass sie nicht einmal mehr protestieren konnte.

"Darf ich wenigstens seinen Namen noch erfahren?" maulte sie mich an.
"Ja, sicher. Er heißt Musti." Ihr Gesicht erhellte sich schlagartig und erstarrte regelrecht.
"Wie? Du meinst…etwa den…unglaublich…wie hast du das geschafft? Und er kommt hierher?"
Jetzt war es an mir, irritiert zu gucken. Es war ja schön, dass sie meine Aktion so positiv aufnahm, aber war das nicht ein bisschen viel Aufstand um meinen türkischen Frisör? Ich ahnte Ungutes und wurde bestätigt, als sie weiter stotterte: "Wirklich den berühmten DJ? Du hast ihn hierher bestellt?"
"Nein Nellie, nicht den berühmten DJ. Fast alle Mustafa werden Musti genannt. Der DJ Mustafa, den du meinst, hat sich zudem noch die Schreibweise eines bekannten Schokoladenpuddings zugelegt. Wir erwarten allerdings heute nicht Mousse T., sondern einfach nur Musti. Der übrigens auch tausendmal besser aussieht. Aber das nur am Rande."
Sie schwieg für geschlagene zweieinhalb Minuten. Und dachte nach. Dann fragte sie mich: "O.k., aber was ist, wenn ich wieder alles falsch verstehe? Kannst du mir nicht wenigstens noch schnell ein paar nette, türkische Floskeln beibringen? Was man halt so braucht beim Flirten, du weißt schon."
Ja, sicher wusste ich. Und sie hatte ja auch Recht. Wie verantwortungslos von mir, sie diesmal unvorbereitet ins Rennen schicken zu wollen. Also sagte ich ihr einige Sachen vor und sie sprach sie brav nach. Wobei sie gar nicht mal so schlecht war für den Anfang. Wer hätte das gedacht. Mein Vertrauen in ihre sprachlichen Fähigkeiten wuchs. Und so landeten wir zu guter Letzt bei "milyonlarca öpücük". Damit war ich jedoch offenbar an ihre Grenzen gestoßen.
"Millionen was? Da sind mir zu viele Ü’s oder Ö’s drin. Das versteht man ja gar nicht. Und was heißt das überhaupt?"
Mit der Übersetzung war sie mehr als zufrieden und so übten wir es noch diverse Male. Aber sie bekam es einfach nicht richtig hin. Auf dem Weg zur korrekten Aussprache hatte sie bestimmt zwanzig neue Wörter erfunden, die der türkischen Sprache bislang dringend gefehlt hatten. Der Ehrgeiz hatte sie gepackt und sie wollte es unbedingt hinkriegen. Aber dieses Wort "öpücük" lag ihr einfach nicht. Dummerweise hatten wir die Zeit völlig aus den Augen verloren. Ich musste mich schnellstens entfernen, denn gleich würde Musti auftauchen. Voller Vorfreude auf meine hübsche, intelligente, erfolgreiche Freundin, mit der ich ihm ein Blind Date versprochen hatte. Dumm nur, dass Nellie auf ihn wartete…
Wie mir später berichtet wurde, verlief die erste Begegnung mehr als erfreulich. Die beiden sahen sich an und das Schicksal nahm seinen Lauf. Man schlürfte Cocktails, hatte sich viel zu erzählen und noch mehr zu lachen. Eine gute Basis, sollte man meinen. Die beiden verabredeten sich für den nächsten Abend. Im Rausch der Sinne tat Nellie etwas sehr ungewöhnliches. Sie lud ihn zu sich nach Hause ein. Und das schon nach einem Abend. Musti begleitete sie bis vor die Haustür, verabschiedete sich artig und fragte, was er für den folgenden Abend mitbringen solle. Jetzt gab Nellie alles. Sie holte einmal tief Luft, strahlte ihn an und sagte mit schelmischem Lächeln:
"Ach, muss gar nichts besonderes sein. Mir reichen schon millionlacka öptopussi."
Musti schaute sie angestrengt an. Was meinte sie bloß? Nachfragen wollte er auch nicht, schließlich fand er sie einfach nur rührend. Er würde schon noch rauskriegen, was "öptopussis" sind. Vielleicht hatte er es ja auch einfach nur falsch verstanden. Allerdings machte die Mengenangabe ihm leichte Sorgen.
"Müssen es denn unbedingt gleich eine Million sein?" hakte er nach.
Nellie war ein wenig enttäuscht. Er war doch wohl nicht etwa geizig? Aber sie wollte auch keine Spielverderberin sein und grinste: "Nein, schon gut, hundert reichen auch für den Anfang."
So verabschiedete man sich, wie frisch Verliebte das zu tun pflegen.
Am nächsten Abend stand Musti pünktlich bei Nellie vor der Tür. Er war aufgeregt. Nach langen Recherchen waren zwei Dinge übrig geblieben, die sie gemeint haben könnte. Er hatte von beiden einfach mal ausreichend mitgebracht. Was ihm jedoch einiges Kopfzerbrechen bereitet hatte.
Nellie öffnete freudestrahlend die Tür und staunte nicht schlecht. Musti hatte eine große Reisetasche dabei. Na, der ging ja ran. Gleich Übernachtungsgepäck dabei? Das ging ihr nun aber doch zu schnell. Etwas reserviert bat sie ihn herein. Man setzte sich ins Wohnzimmer und lächelte etwas verlegen durch die Gegend. Dann hielt Musti es nicht mehr aus. Er wollte endlich den Inhalt seiner Tasche präsentieren. Ein verlegenes Hüsteln leitete die große Überraschung ein.
"Na ja, ich muss gestehen, ich wusste nicht so wirklich, was du gestern Abend meintest. Also, was ich mitbringen soll. Es klang etwas seltsam, zwei Sachen sind mir dann doch noch zu deinen "öptopussis" eingefallen. Meintest du vielleicht den alten James-Bond-Film "Octopussy"? Also, hundert DVD’s konnte ich natürlich in der kurzen Zeit nicht mehr brennen, aber so um die 45 müssten es geworden sein. Wofür brauchst du die alle? Sind wohl Geschenke für die Familie?"
Nellie war in der Zwischenzeit so weiß geworden wie ein Glas Milch. Ein Albtraum tat sich vor ihr auf. Und Musti begriff ziemlich schnell, dass er völlig falsch lag mit seiner DVD-Sammlung. Begeistert kramte er noch einmal weiter unten in der Tasche und zog eine riesengroße, durchsichtige Tüte heraus, in der sich seltsam anmutende, fleischige Stücke befanden.
"Stimmt‘s?", strahlte er über das ganze Gesicht, "Du isst sie bestimmt auch am liebsten frittiert und mit Knoblauchsoße?"
Nellie liefen Tränen über ihre Wangen. Sie war alles gleichzeitig. Total gerührt, unglaublich beschämt, grenzenlos wütend und überglücklich.
Ich sah die beiden erst vier Tage später wieder, als sie nach der Behandlung ihres Eiweiß-Schocks aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Übermäßiger Verzehr von frittiertem Tintenfisch, so lautete die Diagnose. Während ihrer weiteren Genesung hatten sie ausreichend Zeit, um die vielen DVD’s anzuschauen. Und die Tücken der korrekten Aussprache zu üben
 
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AW: Schreibwettbewerb- DIE BEITRÄGE

BEITRAG 2 SDOST

Ein Tag in Neukölln

Mehmet, ein Bekannter unserer Familie, betreebt in der Nähe des Arbeitsamtes in Neukölln eine Kneipe. Ab und an kam ich dort vorbei um ein Glas Tee abzustauben und mit dem Wirt ein paar Worte zu wechseln. Es war mehr los als sonst und es kamen immer wieder kleine Gruppen, die direkt ins Hinterzimmer gingen. Ich fragte neugierig, was das denn auf sich hat. Mehmet reichte mir ein Blatt Papier.
"Hast du es nicht gelesen, heute wird hier ein türkischer Kulturverein gegründet."
Ich las interessiert, was auf dem Papier stand. Hm…"Gründung eines Kulturvereins zwecks Verbreiterung der Türkischen Kultur in Neukölln."
"Verbreiterung?" fragte ich etwas irritiert.
"Wenn es da so steht, wird es auch so sein. Die wollen mein Lokal als Vereinssitz, endlich habe ich etwas mehr Umsatz zu erwarten".
"Ich würde ja zu gerne Mäuschen spielen".
"Geh doch rein, mehr als rausschmeißen können die dich auch nicht."
So nahm ich mein Glas Tee und ging ebenfalls ins besagte Hinterzimmer, setzte mich an die Seite und harrte der Dinge die da kommen sollten. Es war ein ganz schönes Durcheinander, alle redeten querbeet und einer lauter als der Andere. Nun ging einer der Männer, und es waren nur Männer anwesend, an das Rednerpult. Er räusperte sich kräftig, tippte an seine Armbanduhr und verkündete, dass es nun Zeit sei anzufangen. Nach und nach kehrte Ruhe ein, alle setzten sich auf ihre Plätze und sahen den Mann am Pult erwartungsvoll an. Dieser schien sich der Bedeutung seiner Rede durchaus bewusst zu sein. Er spitzte die Lippen, fuhr sich anschließend mit der Zunge darüber und begann den Raum mit seiner Stimme auszufüllen indem er anfing sein Anliegen vorzutragen.
"Einige hier kennen mich noch nicht. Mein Name ist Ali Demirbas. Wir Türken haben eine sehr reiche Kultur. Leider wissen das die wenigsten außerhalb der Türkei und so haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, diese Kultur in Deutschland zu verbreiten."
"Aha, verbreiten und nicht verbreitern." sagte ich halblaut vor mich hin. Etwas irritiert war der Redner aus seinem Konzept geraten aber ein paar Schluck Wasser wirkten Wunder und er konnte fortfahren.
"Aus diesem Anlass haben wir uns also zusammengefunden um heute hier den Türkischen Kulturverein Neukölln zu gründen. Ich bin stolz und glücklich, dass so viele den Weg hierher gefunden haben um ihr Interesse an der Türkischen Kultur zu bekunden. Hat jemand Fragen?"
"Ja ich".
Alle Blicke der Anwesenden richteten sich auf den Wortmelder. Auch der Mann am Rednerpult sah ihn wohlwollend an und ermutigte ihn zu sprechen.
"Nun, es ist ständig die Rede vom Kulturverein. Ich dachte, wir gründen hier heute den Fanclub Erzincanspor. Hätte ich das gewusst, wäre ich gar nicht erst mitgekommen."
Ein vielstimmiges Gemurmel deutete darauf hin, dass einigen nicht so ganz klar war, weshalb man sich hier eigentlich versammelt hatte. Ali Demirbas warf dem Wortmelder einen vernichtenden Blick zu, stellte sich auf seine Zehenspitzen, umklammerte das Pult und brüllte regelrecht seine Worte hinaus.
"Habe ich das richtig verstanden, ihr wollt einen Fußballfanclub gründen?"
Die Anwesenden klatschten frenetisch und jubelten. Offenbar hatte man nicht erkannt, dass Ali Demirbas mit Fußball wenig anzufangen wusste.
"Fußball und Kultur schließen sich förmlich aus." rief er mit sich überschlagender Stimme.
"Fußball ist etwas für Primitivlinge, Kultur macht den Menschen erst aus. Auch Gorillas können Fußball spielen, aber hat man je einen Affen in einer Buchhandlung gesehen? Sollte das Wort Fußball noch ein einziges Mal hier erwähnt werden, kann ich für nichts mehr garantieren!"
Ali hatte sich heiß geredet. Was für ein tapferer Mann, er verdiente meinen Respekt.
"Hat noch jemand Fragen, oder können wir nun endlich die Gründungsformalitäten hinter uns bringen?"
Alles war ruhig, alle bissen die Zähe zusammen. Nun war also ich gefordert.
"Hier, ich habe noch eine Frage".
"Also, dann frag damit wir es endlich erledigen können."
"Was ist denn eigentlich Kultur?"
Ali Demirbas sah mich belustigt an
"Hahaha, das willst du doch nicht wirklich wissen, oder?"
"Doch, ich weiß nämlich nicht, was darunter zu verstehen ist."
"Hahaha, so ein Dummkopf kennt nicht einmal Kultur, höhöhö."
Nun rief auch der Fußballfan von vorhin, dass er auch gerne mal wissen würde, was denn eigentlich Kultur ist. Nachdem Ali sich nur mühsam beherrschen konnte, begannen auch die anderen Anwesenden zu rufen, dass sie Kultur erklärt haben wollten. Ali war nicht zu beneiden. Dicke Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und nur seinem äußerst saugfähigem Taschentuch war es zu verdanken, dass es zu keiner peinlichen Szene kam. Es sah für kurze Zeit nach Revolution aus. Ali war noch nicht einmal zum Vorsitzenden gewählt worden und schon schien es, als würde er die Brocken hinschmeißen müssen. Er warf mir einen hasserfüllten Blick zu und nur die Tatsache, dass sich so viele Leute im Raum aufhielten, verhinderten Gewalttätigkeiten. Trotzdem hielt ich nach einem sicheren Fluchtweg Ausschau. Endlich legte sich nach beschwichtigenden Handbewegungen Alis die Unruhe und er ergriff wieder das Wort.
"Kultur…..hm….das ist durchaus ein großes Wort. Kultur ist…..wenn…..also..hm…ä….ich will es mal anders formulieren. Also….Kultur..ä…das ist…ä…also hä hä hä…..Kultur unterscheidet also die Völker."
Triumphierend sah er die Anwesenden an. Er hatte das Ruder herumgerissen und es allen gezeigt. Stolz ließ seinen Oberkörper anschwellen und ein siegessicheres Grinsen stand in seinem Gesicht.
"Das habe ich nicht verstanden", sagte der Fußballfan aus der ersten Reihe. Auch andere stimmten dem zu. Ali war also noch nicht auf der sicheren Seite.
"Also…Kultur. Nehmen wir ein gutes Beispiel….also…hm….ja also Fußball. Da kann es die Türkei mit jedem anderen aufnehmen. Man sagt ja auch Fußballkultur."
Jubel brandete auf, alle erhoben sich von ihren Plätzen und ließen Ali Demirbas hochleben.
Heute war ich also Zeuge der Gründung des Neuköllner Erzincanspor - Fanclubs geworden. Eine kulturelle Großtat.
 
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AW: Schreibwettbewerb- DIE BEITRÄGE

Beitrag Nr. 3 LEO

Neu !!! Die ersten Umweltschützer in der Türkei!!!
Bei Hatice piept es! oder Warum Hatice nicht nur einen Vogel hat



Hatice hat sich als Naturschützerin der ganz besonderen Art geoutet.. Sie kämpft gegen die Einzelhaltung von Wellensittichenhttp://www.gumusluk.org/components/c...cons/blink.png
Auch ihrem Bekanntenkreis ist nicht entgangen, dass sie gut zu Vögeln ist, was auch Gerhard Vogelfresser, Reporter der Naturzeitschrift "Vögelei" nach einem Interview erfahren durfte.
Er begann mit den Worten: Als erstes möchte ich mich für meinen Namen entschuldigen..
Darauf Hatice: Schon gut ...nach der letzten SPD-Niederlage will ja keiner mehr Gerhard heißen.
Reporter: Ähhh…nein… Wie kommen sie denn darauf das Wellensittiche gerne Gesellschaft haben.
Darauf Hatice: Mein erster Vogel war Menschenflüsterer, der hat es mir erzählt.
Reporter: Was hat er denn genau erzählt?
Darauf Hatice: Weiß ich nicht, es war einfach zu leise was er sagte....

Auf die Frage wo sie denn die Wellensittiche aufbewahre die mittlerweile die Schwarmgrenze überschritten haben und jetzt als Rudel gelten,
antworte Hatice: Na im Schlafzimmer.
Reporter: Und was ist mit dem Gestank?
Darauf Hatice: Die Vögel sind sehr anpassungsfähig und haben sich schnell dran gewöhnt.
Die Vögel sind derart von ihrer Pflegerin begeistert, das sie jedes Mal wenn Hatice kommt, eine Laolawelle machen...daher der Begriff Wellensittich
Die erste Laolawelle machten die Vögel zu ihrem Geburtstag und wird wahrscheinlich nächsten Freitag den letzten Vogel erreicht haben.
Reporter: Sie behandeln die Vögel ja wie Menschen. Was ist eigentlich der Grosse Unterschied der Vögel zum Menschen?
Darauf Hatice: Die mit den Eiern sind die Weibchen.
Reporter: Ahja..http://www.gumusluk.org/components/c...ons/wassat.png Wenn man so viele Vögel hat, Wie unterscheidet man sie?
Darauf Hatice: Kein Problem...die heißen alle Karl, bis auf Peter der heißt Klaus..
Reporter: Soso http://www.gumusluk.org/components/c...cons/dizzy.png ..Und wenn man so lange mit so vielen Vögeln unter einem Dach lebt, färbt sich das nicht auf den Menschen ab?
Darauf Hatice: Doch schon, ich kann alle meine Vögel nachmachen.
Reporter: Oh nee...Vogelimitation….. ist doch eine Uralte Nummer!!
Darauf Hatice: http://www.gumusluk.org/components/c...ticons/sad.png ….Schade ich hab so lange geübt…..http://www.gumusluk.org/components/c...ticons/sad.png ..und flog in die Küche um Kaffee zu machen.
Reporter: Können ihre Vögel denn etwas besonderes?
Darauf Hatice: Ja, einer der spricht Plattdeutsch.
Reporter: echt?
Darauf Hatice: Ja tatsächlich! Einmal fragte ich ihn was er heute rauchen möchte...er antwortete: Pfeife...(also auf Platt Piep)
Reporter: beeindruckend..und sonst)
Darauf Hatice: Der Gelbe da, der kennt sogar die Uhr
Reporter: Ist nicht wahr!
Hatice: ne echt!! Wenn ich zwei Teller hinstelle, auf einen stelle ich eine Uhr....auf den anderen Vogelfutter...der weiß genau auf welchem Teller die Uhr steht!....und auf welchem das Futter!
Reporter: genialhttp://www.gumusluk.org/components/c...icons/w00t.png Haben sie sonst irgendwelche eigenen Zuchtergebnisse?
Hatice: Naklar!!! Einen meiner Wellensittiche habe ich mit einem Bussard gekreuzt! Der neu entstandene Bussard war so klein, dass Wissenschaftler ihm den Namen Mäusebussard gaben.
Reporter: ich will nach Hause....http://www.gumusluk.org/components/c...cons/dizzy.png
 
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Beitrag Nr. 4 missbambi

In der Sprachschule

Irgendwo in einer Sprachschule in Berlin Schöneberg, in einem kleinen, stickigen Raum sitzt Miriam und versucht nicht nervös auszusehen. Eigentlich hatte sie sich auf ihre erste Stunde Türkisch gefreut, aber nun war sie aufgeregt. Auf ihrem Stuhl hin und her rutschend fragte sie sich, wie wohl ihr Lehrer und die anderen Schüler sein würden.
Da sie keinen Einzelkurs gebucht hatte und mindestens vier Personen nötig waren, dass ein Kurs zustande kommt, wusste sie, dass sie nicht allein sein würde.
Nach elendlangen zehn Minuten kamen noch drei Leute und verteilten sich im Raum. Zwei Männer schienen sich zu kennen, denn sie redeten miteinander.
Nun fehlte wohl nur noch der Lehrer, ging es Miriam durch den Kopf, als die Tür abermals auf flog und mit einem fröhlichen „Merhaba“ ein Mann eintrat, der niemand anderes sein konnte, als der Lehrer.
Er setzte sich an den Tisch vor der Tafel, zog einen zerknitterten Zettel aus einer Mappe überflog ihn kurz, nickte und stopfte ihn wieder zurück.
„Da wir ja vollständig sind, fangen wir doch am besten mit einer Vorstellungsrunde an! Merhaba ....“
„Merhabtên!“, kam es aus der einen Ecke wo sich die beiden Männer hingesetzt hatten. Der Lehrer schaute etwas verdutzt. Und fragte „Bitte?“
„Na ich habe ihnen nur geantwortet. Sie sagen Merhaba und ich sage Merhabtên! Sagt man das im Türkischen nicht?“, fragte Amin, der Mann aus der Ecke.
„Nein, wir sagen nur Merhaba!“
„Ach so, gut, dann machen das wohl nur wir Araber.“
„Ja.... Fahren wir also fort. Benim adim Mohamed.“, sagte der Lehrer, ganz langsam und deutete auf sich.
Miriam kritzelte die Worte in ihren Block, damit sie diese nicht vergessen würde.
„Kimsin sen?“, fragte Mohamed und deutete auf Amin.
„Benim adim Amin. Kimsin sen George?“, fragte er lachend seinen Banknachbarn.
„Sehr witzig Amin ...“, sagte dieser wenig belustigt.
Die Runde ging weiter und es stellte sich noch Daniela vor und zum Schluss Miriam, welche erstaunt war, wie leicht ihr diese Worte über die Lippen gingen.
Es ging weiter mit etwas Grammatik. Mohamed übersetzte die Sätze und erklärte an ihnen die Vokalharmonien und die Endungen.
„Das ist ja fast wie im Arabischen, da hängt man auch die Personalpronomen hinten ans Wort an. Nur sind wir nicht so pingelig mit den Lauten. Da gibt es eins für alle und nicht irgendwelche Harmonien.“, meinte Amin, während er alles, von der nun vollgeschriebene Tafel, übernahm.
„Deshalb klingt Türkisch ja auch besser als Arabisch, weil WIR darauf achten, dass es sich gut anhört!“, schnappte Mohamed zurück, wenn er eins nicht mochte, dann Kritik an seiner Muttersprache.
„Also ich finde auch, dass „Iyiyim!“ sich eher anhört, als hätte man viele I’s aneinander gereiht und nicht als wäre es ein Satz.“, stimmte Daniela Amin zu.
„Ja dieses ganze aneinander Reihein von Endungen ist schon verwirrend. Das ist im Deutschen nicht so.“, sagte Miriam, die auch endlich mal was zur Diskussion beitragen wollte.
„Ach ja? Ihr Deutschen seid doch Meister im Aneinanderreihen. Oder warum wurde ich in meinem Sprachkurs mit Worten wie Flussschifffahrtsgesellschaft gequält?“, entgegnete Mohamed, dem es langsam zu bunt wurde.
„Hey Leute, lasst uns doch lieber was anderes machen, anstatt zu diskutieren, welche Sprache die schönste ist!“, versuchte George zu schlichten.
„Ja das ist eine gute Idee. Nur was? Schlag doch was vor.“, meinte Daniela.
„Wie wäre es, wenn uns Mohamed, ein paar Wörter übersetzt?“, schlug George vor.
„Ja! Mohamed was heißt Herz auf Türkisch? Dann kann ich heute Abend zu meiner Freundin mein Herz sagen.“, kam es von Amin, mit verträumten Augen.
„Kalp!“, kam es von Mohamed wie aus der Pistole geschossen.
Kurze Stille.
„Kalp? Kein Wunder, dass sich Türken, Araber und Deutsche missverstehen. Im Arabischen ist das ein Schimpfwort und heißt Hund, im Türkischen Herz und im Deutschen schimpft man so eine junge Kuh.“, stellte Amin fest.
„Gut, dass wir das geklärt haben. Dann verstehen wir uns nächste Woche sicher besser!“
 
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