M
mar
Guest
BEITRAG 1 TEIL 1 von KEDI
Südländische Spezialitäten (nach einer fast wahren Begebenheit)
Ich habe eine Freundin. Eine beste Freundin. Ihr Name ist Nellie. Als Frau braucht man eine beste Freundin. Warum, ist wissenschaftlich nie geklärt worden. Aber in diesem besonderen Fall war es so, dass Nellie vor allem mich brauchte. Den Großteil meiner kostbaren Freizeit verbrachte ich damit, Nellie vor Schaden zu bewahren, den Schaden an anderen in Grenzen zu halten oder die Schadensnotrufnummer zu betätigen. Denn Nellie war, ist und bleibt eine leibhaftige Chaotin. Keine Ahnung, was bei ihrer Erziehung schief gelaufen ist. Sofern sie überhaupt eine genossen hat.
Besonders dramatisch wurde es, wenn sie mal wieder auf der Suche nach dem richtigen Mann fürs Leben war. Was so ca. zweimal die Woche vorkam. Nein, besonders anspruchsvoll war sie nicht. Meine Güte, was brauchte ein Mann schon, um sie glücklich zu machen? Ein zweites Carport am Haus, einen Servicemitarbeiter für den Swimmingpool, ein sechsstelliges Jahresgehalt. Nellie war auch durchaus bereit, bei der einen oder anderen Vorgabe Abstriche zu machen. Nur bei einem nicht: es sollte ein Mann südländischer Herkunft sein. Sie war fest davon überzeugt, dass nur ein Südländer ihrem Temperament einer echten ostfriesischen Göre gewachsen war. Und so schaute sie sich mit ihren herausragenden 1-Meter-62 neugierig in der Weltgeschichte um nach dem Prachtexemplar ihrer Wahl. Die ja auch durchaus nicht abgeneigt waren, zumindest für überschaubare Zeit sich ihrer abhanden gekommenen Erziehung zu widmen. Wenn da nur nicht die mangelnden Sprachkenntnisse ihrerseits gewesen wären.
Ihr erstes Opfer war Carlos, ein glutäugiger Spanier. Wir hatten ihn beide bei einem Powerpoint Anwenderseminar in der Volkshochschule kennengelernt. Er war Dozent in unserem Lehrgang und gab vom ersten Tag an auffällig gerne Nachhilfestunden für Nellie. Während wir anderen Teilnehmer ratlos daneben saßen. Wenn die beiden vierhändig auf der Tastatur rumtippten, hatten sie alles um sich herum vergessen. An einem Abend bekam Carlos nicht mal mehr mit, dass wir alle schon gegangen waren. Und so kam es wie es kommen musste. Die beiden hatten ein Date. Viel wusste Nellie ja nicht von ihm. Aber immerhin sein Alter, welches Auto er fuhr und dass er als Systemadministrator in einem großen Unternehmen angestellt war. Natürlich wollte sich Nellie nicht blamieren und hatte alle EDV-Kenntnisse zusammengekratzt, die sich in der klassischen Wartezimmerlektüre ihrer Kosmetikerin finden ließen. Volle Konzentration war ihre Devise. Dummerweise sah Carlos das ganz anders. Er setzte mehr auf Enrique-Iglesias-Lächeln und den geballten Charme eines Ferienclub-Animateurs aus der vorletzten Saison. Als Nellie die verabredete Bar betrat, stand er schon an einem der kleinen Stehtische, schob seine Sonnenbrille noch weiter zurück ins Haar, betrachtete sie von oben nach unten und gurrte ein "Hasta la vista, Baby". Wie gerne hätte ich sein Gesicht gesehen, als Nellie ihm fachweiblich und mit ernster Stimme erwiderte: "Nein, Süßer, ich bevorzuge windows xp". Seltsam, aber die beiden haben nach diesem Abend beschlossen, es dabei zu belassen.
Nachdem sich Nellie von dieser Blamage erholt hatte, folgte kurze Zeit später Paolo. Ein freundlicher Italiener, den sie bei der wöchentlichen Lebensmitteljagd mit ihrem Einkaufswagen buchstäblich umgefahren hatte. Ob Absicht oder nicht, darüber schweigt sie bis heute. Paolo war angehender Arzt, kam aus gutem Hause, ein Mann von Welt. Als Wiedergutmachung für die Karambolage hatte er ihr das Versprechen abgenommen, sich mit ihm am nächsten Nachmittag in einem Café zu treffen. Nach kurzem, taktisch höflichem Geziere gab sie ihr Einverständnis. Und so traf man sich wie verabredet. Paolo zeigte sich von seiner besten Seite, gute Manieren waren bei ihm ein Muss. Selbstverständlich passte er die Auswahl seines Getränkes an die Wünsche der ihm beisitzenden Dame an und schlug Nellie mit fragendem Blick vor: "Due espressi?"
Als Nellie sich von ihrem kurzen Schock erholt hatte, erwiderte sie allen Ernstes: "Ach, sie arbeiten für die Mafia? Wie romantisch…Nein, ich habe noch nie jemanden erpresst. Aber wenn sie mal Hilfe brauchen?"Keine Frage, auch dieser Nachmittag war ungewöhnlich schnell zu Ende.
Südländische Spezialitäten (nach einer fast wahren Begebenheit)
Ich habe eine Freundin. Eine beste Freundin. Ihr Name ist Nellie. Als Frau braucht man eine beste Freundin. Warum, ist wissenschaftlich nie geklärt worden. Aber in diesem besonderen Fall war es so, dass Nellie vor allem mich brauchte. Den Großteil meiner kostbaren Freizeit verbrachte ich damit, Nellie vor Schaden zu bewahren, den Schaden an anderen in Grenzen zu halten oder die Schadensnotrufnummer zu betätigen. Denn Nellie war, ist und bleibt eine leibhaftige Chaotin. Keine Ahnung, was bei ihrer Erziehung schief gelaufen ist. Sofern sie überhaupt eine genossen hat.
Besonders dramatisch wurde es, wenn sie mal wieder auf der Suche nach dem richtigen Mann fürs Leben war. Was so ca. zweimal die Woche vorkam. Nein, besonders anspruchsvoll war sie nicht. Meine Güte, was brauchte ein Mann schon, um sie glücklich zu machen? Ein zweites Carport am Haus, einen Servicemitarbeiter für den Swimmingpool, ein sechsstelliges Jahresgehalt. Nellie war auch durchaus bereit, bei der einen oder anderen Vorgabe Abstriche zu machen. Nur bei einem nicht: es sollte ein Mann südländischer Herkunft sein. Sie war fest davon überzeugt, dass nur ein Südländer ihrem Temperament einer echten ostfriesischen Göre gewachsen war. Und so schaute sie sich mit ihren herausragenden 1-Meter-62 neugierig in der Weltgeschichte um nach dem Prachtexemplar ihrer Wahl. Die ja auch durchaus nicht abgeneigt waren, zumindest für überschaubare Zeit sich ihrer abhanden gekommenen Erziehung zu widmen. Wenn da nur nicht die mangelnden Sprachkenntnisse ihrerseits gewesen wären.
Ihr erstes Opfer war Carlos, ein glutäugiger Spanier. Wir hatten ihn beide bei einem Powerpoint Anwenderseminar in der Volkshochschule kennengelernt. Er war Dozent in unserem Lehrgang und gab vom ersten Tag an auffällig gerne Nachhilfestunden für Nellie. Während wir anderen Teilnehmer ratlos daneben saßen. Wenn die beiden vierhändig auf der Tastatur rumtippten, hatten sie alles um sich herum vergessen. An einem Abend bekam Carlos nicht mal mehr mit, dass wir alle schon gegangen waren. Und so kam es wie es kommen musste. Die beiden hatten ein Date. Viel wusste Nellie ja nicht von ihm. Aber immerhin sein Alter, welches Auto er fuhr und dass er als Systemadministrator in einem großen Unternehmen angestellt war. Natürlich wollte sich Nellie nicht blamieren und hatte alle EDV-Kenntnisse zusammengekratzt, die sich in der klassischen Wartezimmerlektüre ihrer Kosmetikerin finden ließen. Volle Konzentration war ihre Devise. Dummerweise sah Carlos das ganz anders. Er setzte mehr auf Enrique-Iglesias-Lächeln und den geballten Charme eines Ferienclub-Animateurs aus der vorletzten Saison. Als Nellie die verabredete Bar betrat, stand er schon an einem der kleinen Stehtische, schob seine Sonnenbrille noch weiter zurück ins Haar, betrachtete sie von oben nach unten und gurrte ein "Hasta la vista, Baby". Wie gerne hätte ich sein Gesicht gesehen, als Nellie ihm fachweiblich und mit ernster Stimme erwiderte: "Nein, Süßer, ich bevorzuge windows xp". Seltsam, aber die beiden haben nach diesem Abend beschlossen, es dabei zu belassen.
Nachdem sich Nellie von dieser Blamage erholt hatte, folgte kurze Zeit später Paolo. Ein freundlicher Italiener, den sie bei der wöchentlichen Lebensmitteljagd mit ihrem Einkaufswagen buchstäblich umgefahren hatte. Ob Absicht oder nicht, darüber schweigt sie bis heute. Paolo war angehender Arzt, kam aus gutem Hause, ein Mann von Welt. Als Wiedergutmachung für die Karambolage hatte er ihr das Versprechen abgenommen, sich mit ihm am nächsten Nachmittag in einem Café zu treffen. Nach kurzem, taktisch höflichem Geziere gab sie ihr Einverständnis. Und so traf man sich wie verabredet. Paolo zeigte sich von seiner besten Seite, gute Manieren waren bei ihm ein Muss. Selbstverständlich passte er die Auswahl seines Getränkes an die Wünsche der ihm beisitzenden Dame an und schlug Nellie mit fragendem Blick vor: "Due espressi?"
Als Nellie sich von ihrem kurzen Schock erholt hatte, erwiderte sie allen Ernstes: "Ach, sie arbeiten für die Mafia? Wie romantisch…Nein, ich habe noch nie jemanden erpresst. Aber wenn sie mal Hilfe brauchen?"Keine Frage, auch dieser Nachmittag war ungewöhnlich schnell zu Ende.