AW: Willi - aus dem Leben eines Katers
Ich habe die Geschichte komplettiert. Ehrliche Meinungen sind erwünscht
Hm…geht’s schon los?
Ich wurde gebeten, etwas aus meinem Leben zu erzählen. Es fing eigentlich mit meiner Geburt an. Die Sonne ging an dem Tag extra 2 Stunden früher auf, ein himmlischer Posaunenchor ertönte, Engel umsorgten und eine hübsche junge Frau im edlem Gewand segnete mich und sprach: „Auf das du es dir in deinem Leben wohl ergehen lässt.“
Wie bitte, ihr glaubt es nicht? Nun gut, ganz so edel war das Gewand der Dame nicht aber sonst stimmt es schon…….also fast.
Ihr wisst gar nicht wer ich bin? Gestatten: Wilhelm III. von Katzenellenbogen, kurz Willi. Willi ist kein schlechter Name. Ein großer, deutscher Staatsmann hieß auch so, obwohl er ja eigentlich Herbert hieß. Nun ja.
Meine Mitarbeiterin, also jene Dame die mir zu Diensten ist, kramte jüngst in ihrem Gedächtnis und förderte einige Erinnerungen zu Tage, die ich gerne richtig stellen möchte, bevor ein schlechtes Licht auf mich fällt.
Also, Willi habe ich von einer Kollegin geerbt, die nicht mehr mit ihm zurecht kam. Schon bei ihr war klar, dass Willi ein ziemlich ungewöhnlicher Kater war.
Seien wir ehrlich, meine erste Zuarbeiterin, die sich einbildete mich zu besitzen, war stets damit beschäftigt ihre zahlreichen Wunden zu versorgen und hatte ein übles Pflaster- und Verbandsmaterialdefizit. Menschenhaut ist sehr verletzlich und Katzenkrallen sind scharf. In jeden gut sortierten Haushalt gehört ein ordentlich gefüllter Verbandskasten. Ist das nicht der Fall, funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Katze nicht
Bei einer Konferenz bot sie ihn im Kollegium sozusagen an und mein Katzenliebhaberherz sagte sofort; Willi soll bei mir einziehen.
Also fuhr ich wenig später mit einer Katzenbox zu ihr, um Willi zu holen.
Er lag zusammengerollt auf einem Stuhl und betrachtete mich argwöhnisch. Ich kniete mich schon vor ihn und wollte ihn an meiner Hand schnuppern lassen.
Schon hatte er mir sein erstes Andenken, in Form einer dicken Kratzwunde, die mitten über mein Gesicht ging hinterlassen. Trotzdem nahm ich mit und zu Hause lies ich ihn erstmal aus der Box, damit er sich umschauen konnte. Willi sollte eigentlich 2 Wochen im Haus gehalten werden, bevor er nach draußen durfte. Da hatte ich aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Willi schaffte es am 2. Tag nach seinem Einzug durch das Dachfenster nach draußen zu gelangen.
Das war nun also die neue Futtermittelbehälteraufmacherin.( Das Wort steht poetisch für Mensch) Auch sie hatte eine sehr empfindliche Haut. Ich wollte ihr eigentlich nur zur Begrüßung freundlich über das Gesicht streicheln. Sie besaß einen richtigen Medizinschrank und hatte Pflaster ohne Ende. Einer gelungenen Partnerschaft stand also nichts im Wege.
In der Zeit als er noch bei meiner Kollegin war, hat er auch so einiges angestellt. Ihre Nachbarn haben einen Fischteich mit ziemlich wertvollen Fischen. Eines Morgens will der Nachbar die Fische füttern und da sieht er schon von weitem das Willi, obwohl Katzen ja das Wasser scheuen, dabei war die Fische aus dem Teich zu holen. Bei einigen ist ihm das auch gelungen und der Nachbar war so sauer, dass er Willi gepackt hat und ihn ins Tierheim gebracht hat. meine Kollegin musste ihn von dort abholen und da begann eine richtige Feindschaft mit diesem Nachbarn.
Ich gebe zu, dass die Aktion eine etwas unglückliche Außenwirkung hatte. War ich doch der Meinung, dass es den Fischen da im Wasser nicht gut gehen würde und so wollte ich sie retten. Nachbarn sind sowieso immer Spielverderber
Sie hatten nicht nur Fische sondern auch selbst 2 Katzen. Eine davon war noch nicht kastriert und Willi hatte es sich wohl in den Kopf gesetzt, dieser Katzendame nachzustellen. da er ja ziemlich penetrant sein konnte, gelang ihm das natürlich und ein paar Monate später, gab es Nachwuchs.
Na was denn? Die Katzendame hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass sie nicht nur ein Kind von mir wollte und wer bin ich denn, dass ich diese schwere und verantwortungsvolle Aufgabe scheue?
Da Willi auch keine Angst vor Fremden hatte und man in der Gegend wo meine Kollegin wohnt im Sommer gerne grillt, hatte er wohl an einen schönen Abend einen Fleischgeruch in der Nase und hatte sich auf die Suche gemacht. Als er in den Garten kam, nutzte er den Moment, wo der Grill unbeaufsichtigt war und zerrte das Fleisch runter um es sich schmecken zu lassen. Als der Gastgeber seinen Gästen das Essen servieren wollte, fand er nur Angekautes bzw. nicht mehr vorhandenes Grillgut vor.
Meine Möglichkeiten Nachbarn zu ärgern, sind nun mal beschränkt. Da bietet sich gegrilltes Fleisch geradezu an. Und wenn das Fleisch weg ist, hört der Lärm auch bald auf und ich konnte wieder in Ruhe meine Gedanken sortieren
Als meine Kollegin sich einmal für eine Woche im Urlaub befand, hatte ihre Mutter die Pflege von Willi übernommen. Jeden morgen fuhr sie in das Haus, um Willi das Futter hinzustellen. Selten fand sie ihn vor, machte sich aber keine Sorgen, da der Napf immer leer war. Dann folgten ein paar Tage, wo das nicht mehr der Fall war und nach ein paar Tagen machte sich ernsthafte Sorgen, wo Willi wohl abgeblieben war. Auch nachdem meine Kollegin wieder zu Hause war, blieb Willi verschwunden. Überall suchte sie nach ihm, aber es gab niemanden der ihn gesehen hatte.
nach etwa einer Woche fuhr sie dann zum Tierheim und sie traute ihren Augen nicht, als sie Willi dort im Katzenhaus fand. Der Nachbar hatte die Abwesenheit genutzt und Willi als Findling ins Tierheim gebracht. das war dann auch der Zeitpunkt, wo sich meine Kollegin um einen neuen Platz für Willi umsah.
Das war schon hart. Unschuldig im Knast zu sitzen nur weil Herr Nachbar schlecht drauf war. Ich war meinem Frauchen so dankbar, dass sie mich da rausholte, dass ich sie einen ganzen Tag lang nicht gekratzt habe
Wir haben hier ganz in der Nähe einen kleinen Tante Emmaladen. Da haben sie Willi mal ein ganzes Wochenende eingesperrt. Es war ja nichts besonderes, wenn er mal 2-3 Tage nicht zu Hause war. Man fand ihn dann, als der Laden montags wieder öffnete. Pech für ihn war, dass die Wurst- und Käsetheke ausgeräumt war und er keine Katzenfutterdosen selbstständig öffnen konnte. Mit dem Besitzer gab es natürlich mächtig Ärger.
Tante Emma, ha das ich nicht lache. Eher ein Onkel Otto-Laden. Sehr schlecht sortiert, ich bin doch im Grunde meines Herzens ein Gourmet.
Lustig fand ich es auch immer, wenn er im gegenüberliegenden Haus zu Besuch war und es dort vor dem Fenster gemütlich machte. Wenn er mich dann bemerkte, weil ich ihm wild rudernd zuwinkte, stand er immer auf und verschwand, so nach dem Motto: Hol mich jetzt bloß nicht hier weg.
Also ehrlich, es war schon etwas peinlich diese seltsamen Verrenkungen meiner Mitarbeiterin mit ansehen zu müssen. Wenn ich es dann nicht mehr aushielt, bin ich einfach in ein anderes Zimmer gegangen
Ein weniger schönes und eigentlich auch gar nicht besonders lustiges Erlebnis hatte ich, als mir eine Bekannte erzählte, dass Willi in den Kinderwagen ihres Babys gesprungen war. Sie hatte ihr Baby zum schlafen hinter das Haus gestellt und war im Haus beschäftigt, als sie bemerkte, dass der Kinderwagen sehr stark wackelte. Als sie nach draußen ging, sprang ihr Willi aus dem Wagen entgegen. Das hätte auch leicht schief gehen können.
Na, na so unsportlich bin ich doch auch nicht. Der Sprung hatte Eleganz und Klasse und war weit entfernt davon schief zu gehen
Willi liebte es, sich mitten auf die Straße zu legen. Dort aalte er sich in der Sonne und ließ sich von dort nur sehr ungern wegtragen. Da es sich aber um eine viel befahrene Straße handelt, ist durch ihn schon so mancher Stau zusammengekommen.
So eine Strasse ist eine feine Sache. Ich habe mich immer besonders breit und lang gemacht und die Menschen haben mich bewundernd angesehen. Ich konnte es mir Figurmässig durchaus leisten.
Einmal kam eine Nachbarin mit betrübtem Gesicht, um mir zu sagen, dass Willi wohl von einem Auto überfahren sei. Er würde auf der Straße liegen und ich solle doch bitte mal mitkommen.
Als ich mich näherte, ahnte ich schon, dass das wieder einer von Willis Scherzen zu sein schien. Alle Autos um ihn herum standen still und es hatte sich auch offensichtlich niemand getraut, sich ihm zu nähern.
Also ging ich hin und beugte mich über ihn und wie erwartet, richtete er sich auf und marschierte hoch erhobenen Hauptes von dannen.
Na wie denn sonst? Haltung, das sage ich auch immer den anderen Katzen, ist das halbe Leben.