Willi - aus dem Leben eines Katers

ege35

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AW: Willi - aus dem Leben eines Katers

Die Geschichte ist einfach super, sdost!
Dein Willi schein ein Mix aus meinen sämtlichen Katzen zu sein.
 

Christiane

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AW: Willi - aus dem Leben eines Katers

Auf dem Bild sieht er so brav aus. Als würde er gleich sagen: Redet
ihr von mir? Iiiiiich hab doch gar nichts gemacht.:roll:
 
S

sdost

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AW: Willi - aus dem Leben eines Katers

Ich habe die Geschichte komplettiert. Ehrliche Meinungen sind erwünscht



Hm…geht’s schon los?
Ich wurde gebeten, etwas aus meinem Leben zu erzählen. Es fing eigentlich mit meiner Geburt an. Die Sonne ging an dem Tag extra 2 Stunden früher auf, ein himmlischer Posaunenchor ertönte, Engel umsorgten und eine hübsche junge Frau im edlem Gewand segnete mich und sprach: „Auf das du es dir in deinem Leben wohl ergehen lässt.“
Wie bitte, ihr glaubt es nicht? Nun gut, ganz so edel war das Gewand der Dame nicht aber sonst stimmt es schon…….also fast.
Ihr wisst gar nicht wer ich bin? Gestatten: Wilhelm III. von Katzenellenbogen, kurz Willi. Willi ist kein schlechter Name. Ein großer, deutscher Staatsmann hieß auch so, obwohl er ja eigentlich Herbert hieß. Nun ja.
Meine Mitarbeiterin, also jene Dame die mir zu Diensten ist, kramte jüngst in ihrem Gedächtnis und förderte einige Erinnerungen zu Tage, die ich gerne richtig stellen möchte, bevor ein schlechtes Licht auf mich fällt.

Also, Willi habe ich von einer Kollegin geerbt, die nicht mehr mit ihm zurecht kam. Schon bei ihr war klar, dass Willi ein ziemlich ungewöhnlicher Kater war.

Seien wir ehrlich, meine erste Zuarbeiterin, die sich einbildete mich zu besitzen, war stets damit beschäftigt ihre zahlreichen Wunden zu versorgen und hatte ein übles Pflaster- und Verbandsmaterialdefizit. Menschenhaut ist sehr verletzlich und Katzenkrallen sind scharf. In jeden gut sortierten Haushalt gehört ein ordentlich gefüllter Verbandskasten. Ist das nicht der Fall, funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Katze nicht

Bei einer Konferenz bot sie ihn im Kollegium sozusagen an und mein Katzenliebhaberherz sagte sofort; Willi soll bei mir einziehen.
Also fuhr ich wenig später mit einer Katzenbox zu ihr, um Willi zu holen.
Er lag zusammengerollt auf einem Stuhl und betrachtete mich argwöhnisch. Ich kniete mich schon vor ihn und wollte ihn an meiner Hand schnuppern lassen.
Schon hatte er mir sein erstes Andenken, in Form einer dicken Kratzwunde, die mitten über mein Gesicht ging hinterlassen. Trotzdem nahm ich mit und zu Hause lies ich ihn erstmal aus der Box, damit er sich umschauen konnte. Willi sollte eigentlich 2 Wochen im Haus gehalten werden, bevor er nach draußen durfte. Da hatte ich aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Willi schaffte es am 2. Tag nach seinem Einzug durch das Dachfenster nach draußen zu gelangen.

Das war nun also die neue Futtermittelbehälteraufmacherin.( Das Wort steht poetisch für Mensch) Auch sie hatte eine sehr empfindliche Haut. Ich wollte ihr eigentlich nur zur Begrüßung freundlich über das Gesicht streicheln. Sie besaß einen richtigen Medizinschrank und hatte Pflaster ohne Ende. Einer gelungenen Partnerschaft stand also nichts im Wege.



In der Zeit als er noch bei meiner Kollegin war, hat er auch so einiges angestellt. Ihre Nachbarn haben einen Fischteich mit ziemlich wertvollen Fischen. Eines Morgens will der Nachbar die Fische füttern und da sieht er schon von weitem das Willi, obwohl Katzen ja das Wasser scheuen, dabei war die Fische aus dem Teich zu holen. Bei einigen ist ihm das auch gelungen und der Nachbar war so sauer, dass er Willi gepackt hat und ihn ins Tierheim gebracht hat. meine Kollegin musste ihn von dort abholen und da begann eine richtige Feindschaft mit diesem Nachbarn.



Ich gebe zu, dass die Aktion eine etwas unglückliche Außenwirkung hatte. War ich doch der Meinung, dass es den Fischen da im Wasser nicht gut gehen würde und so wollte ich sie retten. Nachbarn sind sowieso immer Spielverderber



Sie hatten nicht nur Fische sondern auch selbst 2 Katzen. Eine davon war noch nicht kastriert und Willi hatte es sich wohl in den Kopf gesetzt, dieser Katzendame nachzustellen. da er ja ziemlich penetrant sein konnte, gelang ihm das natürlich und ein paar Monate später, gab es Nachwuchs.





Na was denn? Die Katzendame hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass sie nicht nur ein Kind von mir wollte und wer bin ich denn, dass ich diese schwere und verantwortungsvolle Aufgabe scheue?



Da Willi auch keine Angst vor Fremden hatte und man in der Gegend wo meine Kollegin wohnt im Sommer gerne grillt, hatte er wohl an einen schönen Abend einen Fleischgeruch in der Nase und hatte sich auf die Suche gemacht. Als er in den Garten kam, nutzte er den Moment, wo der Grill unbeaufsichtigt war und zerrte das Fleisch runter um es sich schmecken zu lassen. Als der Gastgeber seinen Gästen das Essen servieren wollte, fand er nur Angekautes bzw. nicht mehr vorhandenes Grillgut vor.



Meine Möglichkeiten Nachbarn zu ärgern, sind nun mal beschränkt. Da bietet sich gegrilltes Fleisch geradezu an. Und wenn das Fleisch weg ist, hört der Lärm auch bald auf und ich konnte wieder in Ruhe meine Gedanken sortieren




Als meine Kollegin sich einmal für eine Woche im Urlaub befand, hatte ihre Mutter die Pflege von Willi übernommen. Jeden morgen fuhr sie in das Haus, um Willi das Futter hinzustellen. Selten fand sie ihn vor, machte sich aber keine Sorgen, da der Napf immer leer war. Dann folgten ein paar Tage, wo das nicht mehr der Fall war und nach ein paar Tagen machte sich ernsthafte Sorgen, wo Willi wohl abgeblieben war. Auch nachdem meine Kollegin wieder zu Hause war, blieb Willi verschwunden. Überall suchte sie nach ihm, aber es gab niemanden der ihn gesehen hatte.
nach etwa einer Woche fuhr sie dann zum Tierheim und sie traute ihren Augen nicht, als sie Willi dort im Katzenhaus fand. Der Nachbar hatte die Abwesenheit genutzt und Willi als Findling ins Tierheim gebracht. das war dann auch der Zeitpunkt, wo sich meine Kollegin um einen neuen Platz für Willi umsah.


Das war schon hart. Unschuldig im Knast zu sitzen nur weil Herr Nachbar schlecht drauf war. Ich war meinem Frauchen so dankbar, dass sie mich da rausholte, dass ich sie einen ganzen Tag lang nicht gekratzt habe


Wir haben hier ganz in der Nähe einen kleinen Tante Emmaladen. Da haben sie Willi mal ein ganzes Wochenende eingesperrt. Es war ja nichts besonderes, wenn er mal 2-3 Tage nicht zu Hause war. Man fand ihn dann, als der Laden montags wieder öffnete. Pech für ihn war, dass die Wurst- und Käsetheke ausgeräumt war und er keine Katzenfutterdosen selbstständig öffnen konnte. Mit dem Besitzer gab es natürlich mächtig Ärger.


Tante Emma, ha das ich nicht lache. Eher ein Onkel Otto-Laden. Sehr schlecht sortiert, ich bin doch im Grunde meines Herzens ein Gourmet.



Lustig fand ich es auch immer, wenn er im gegenüberliegenden Haus zu Besuch war und es dort vor dem Fenster gemütlich machte. Wenn er mich dann bemerkte, weil ich ihm wild rudernd zuwinkte, stand er immer auf und verschwand, so nach dem Motto: Hol mich jetzt bloß nicht hier weg.




Also ehrlich, es war schon etwas peinlich diese seltsamen Verrenkungen meiner Mitarbeiterin mit ansehen zu müssen. Wenn ich es dann nicht mehr aushielt, bin ich einfach in ein anderes Zimmer gegangen




Ein weniger schönes und eigentlich auch gar nicht besonders lustiges Erlebnis hatte ich, als mir eine Bekannte erzählte, dass Willi in den Kinderwagen ihres Babys gesprungen war. Sie hatte ihr Baby zum schlafen hinter das Haus gestellt und war im Haus beschäftigt, als sie bemerkte, dass der Kinderwagen sehr stark wackelte. Als sie nach draußen ging, sprang ihr Willi aus dem Wagen entgegen. Das hätte auch leicht schief gehen können.



Na, na so unsportlich bin ich doch auch nicht. Der Sprung hatte Eleganz und Klasse und war weit entfernt davon schief zu gehen




Willi liebte es, sich mitten auf die Straße zu legen. Dort aalte er sich in der Sonne und ließ sich von dort nur sehr ungern wegtragen. Da es sich aber um eine viel befahrene Straße handelt, ist durch ihn schon so mancher Stau zusammengekommen.


So eine Strasse ist eine feine Sache. Ich habe mich immer besonders breit und lang gemacht und die Menschen haben mich bewundernd angesehen. Ich konnte es mir Figurmässig durchaus leisten.





Einmal kam eine Nachbarin mit betrübtem Gesicht, um mir zu sagen, dass Willi wohl von einem Auto überfahren sei. Er würde auf der Straße liegen und ich solle doch bitte mal mitkommen.
Als ich mich näherte, ahnte ich schon, dass das wieder einer von Willis Scherzen zu sein schien. Alle Autos um ihn herum standen still und es hatte sich auch offensichtlich niemand getraut, sich ihm zu nähern.
Also ging ich hin und beugte mich über ihn und wie erwartet, richtete er sich auf und marschierte hoch erhobenen Hauptes von dannen.




Na wie denn sonst? Haltung, das sage ich auch immer den anderen Katzen, ist das halbe Leben.




 
S

sdost

Guest
AW: Willi - aus dem Leben eines Katers

Eine Zeit lang wunderten wir uns, wieso Willi so stark nach Parfüm roch, wenn er von einer seiner Streifzüge mal wieder nach Hause kam. Bis wir erfuhren, was der Grund dieser Parfümfahne war. In der Nähe gibt es ein Bordell und auch das hielt er offensichtlich für eines seiner zu Hause. Als ich ihn mal wieder suchte, kam mir eine dieser Damen mit Willi auf dem Arm entgegen und erzählte mir, dass er häufig bei ihnen zu Gast war. Sie würden ihn sehr mögen und er würde sich sehr wohl bei ihnen fühlen.





O Ja, welch peinliche Enthüllung aber nun ist es raus. Ich gebe zu, dass ein Kater auch mal übel riecht und diese netten Frauen haben mich immer parfümiert. Sie erinnerten mich ein wenig an Katzendamen, wenn sie wissen was ich meine





Willi schien überhaupt nicht zu wissen, wo sein zu Hause war. Er marschierte überall rein, wo eine Tür offen stand. In der Nachbarstraße gab es ein junges Pärchen die ebenfalls eine Katze hatten. Diese konnte durch eine Katzenklappe rein -und rausgehen. das hatte auch Willi rausgefunden und eines Nachts war er bei diesem Pärchen eingestiegen, um es sich auf ihrem Bett gemütlich zu machen. Diese hatten es bemerkt und natürlich gedacht, dass es ihre Katze sei, die es sich im Bett bequem gemacht hatte. Nachts wurden sie dann durch ein fürchterliches fauchen geweckt, da die eigene Katze nun auch heimgekehrt war und auf ihr Recht pochte und Willi vertreiben wollte. Willi ließ sich das natürlich nicht gefallen und die beiden kämpften um den Schlafplatz im Bett.



Na was soll ich dazu sagen. So ein schönes Bett und dann erdreistet sich so eine dahergelaufene Katze mir den Platz streitig machen zu wollen mit so einem Argument, dass sie dort immerhin wohnen würde. Über solche kleinlichen Rechthabereien habe ich immer großzügig hinweggesehen. Ich bin tolerant, was man nicht von allen sagen kann.


Einmal kam Willi mit einem rot gefärbten Schwanz nach Hause, den ihm offensichtlich ein paar Jugendliche mit Farbe angemalt hatten.

Ich war auf dem Punkertrip, was ist denn so schlimm dabei? Immer noch besser als der angedachte Irokesenschnitt. Ich fand es ganz gut gelungen




Als er dann bei mir war lies er sich abends blicken und ich band ihm, trotz heftigster Gegenwehr ein rotes Halsband um in das ich ein Zettelchen steckte mit seinem Vornamen und meinem Nachnamen, sowie meiner Telefonnummer. Das war ein Riesenfehler. Der 1. Anruf kam bereits am 1 Tag. es meldete sich die Pforte des Krankenhauses und ich bekam einen gehörigen Schrecken, da ich dachte, es wäre etwas passiert. Nein, man teilte mir amüsiert mit, dass ich Herrn Willi. bitte abholen möge. Er wäre durch den Hauteingang gekommen und ließe sich nicht nach draußen bringen.


Das Krankenhaus war ein Tipp der anderen Katzen in der Gegend. Dort würde es leckere Innereien geben und das ist meine Lieblingsspeise. Leider waren die Leute dort nicht sehr kooperativ und haben wohl noch nie etwas vom Teilen gehört.


Willi abgeholt und nach Hause getragen.

Was auch das mindeste was an Service zu erwarten war


Am nächsten Tag hat ihn der Metzger aus der Tonne mit den Fleischresten gezerrt und mich benachrichtigt.
Vor lauter Angst, dass er so etwas öfter machen könnte, beauftragte ich Schüler, dass, wenn sie Willi sehen würden, sie ihn mir doch bitte nach Hause zu bringen.
Dem 1 Schüler gab ich zur Belohnung ein Eis. Dem 2. und 5. auch noch. Willi wurde jeden Tag mehrmals stolz von eishungrigen Jungs und Mädchen gebracht.
Ach, die Kratzwunde durch Willi nahm man dabei in Kauf.

Das war eine gelungene Zusammenarbeit damals. Ich bekam einen Teil vom Eis ab, da konnte ich ruhig mehrmals von den Kindern wieder nach Hause gebracht werden und kratzen durfte ich ja auch alle


Ich ging damals noch ins Fitnessstudio. er kam auch dort hinter mir her und sein Lieblingsplatz wurden die Ruheliegen vor der Sauna.
In unbemerkten Momenten saß er auch gerne auf den Barhockern um die Milchshaks der Frauen zu probieren.

Menschen sind schlechte Futterverwerter und ich habe mich da eben selbstlos ihn den Dienst der Sache gestellt. Es sollte nichts umkommen


Er sprang in die Sporttaschen und lies sich auch schon mal schlafend ins Auto bringen, ohne das er in der Tasche bemerkt wurde.
Sein Lieblingsschlafplatz waren Autos mit Schiebedach, welche einen Spalt geöffnet waren.
Er setzte sich auch sehr gerne auf warme Motorhauben um beim Abstieg ein wunderschönes Kratzmuster zu hinterlassen.


Wie jeder Mann liebe ich Autos und warum soll ich mich der Schadenfreude der anderen Katzen aussetzen, wenn ich auf dem Lack ausrutsche und unter dem Gelächter der Leute runterfalle? Wozu haben wir denn diese wunderschönen Krallen? Und der Lack, der das nicht aushält taugt sowieso nichts


Das Krankenhaus wurde sein absoluter Renner. dort ging er vorzugsweise in das Büro des Chefs der Handchirugie, um es sich auf dem Chefsessel bequem zu machen.
Dann stand die Hygienetante des Krankenhauses vor meiner Tür, weil er nun auch den Weg zur Intensivstation gefunden hatte und verlangte, dass ich den Kater einsperren solle, sonst würden sie dafür sorgen, dass er verschwindet.


Da will man helfen und Tipps geben und keinen interessiert es. Das sind typische Verhaltensweisen der so genannten Fachleute. Der Chefsessel zumindest könnte mir gefallen. Wenigstens hat keiner bemerkt, dass ich das Leder etwas eingeweicht habe.


Kurze Zeit ging es gut, dann wollte er raus und suchte sich ein neues Ziel aus und zwar das Schlafzimmer meiner Nachbarin. Dort schlich er sich immer durch den Keller und brachte ihr zur Begrüßung sehr gerne halbe Mäuse mit oder auch gerne ein paar Spinnen.


Höflichkeit ist nie falsch und ich wurde auch immer wie ein Popstar begrüßt. Wenn ich mit meinen Gastgeschenken kam, war das ein Gekreische wie bei den Fans von Tokio Hotel. Oft stieg die Dame auf einen Stuhl um mich besser sehen zu können. Es gibt eben Leute die wissen wie man mich ehrt.


Das benachbarte Hotel blieb auch nicht von Willis Besuchen verschont. Als er jedoch auf den Tisch eines Gastes sprang, um mal das Fleisch zu probieren war es vorbei.


Dabei habe ich es nur gut gemeint. Der arme Mann hatte schwer damit zu tun, dass ihm sein Gebiss nicht auf dem Teller sprang. Ich dachte mir, dass ich dem Gast etwas Arbeit abnehmen könnte. Leider war auch ihm die christliche Tugend des Teilens nicht bekannt.




Im Optikerladen ganz in der nähe liebte er das Schaufenster.
Ich wurde auch von dort angerufen um ihn zu holen.
Im Schaufenster kroch ich auf allen vieren rum, ohne das Willi Anstalten machte mit mir zu kommen.

Warum hätte ich das tun sollen? Ich hatte mit den Katerkumpels aus der Nachbarschaft um 20 Mäuse gewettet, dass es mir gelingen würde, meine Mitarbeiterin auf allen Vieren in der Öffentlichkeit kriechen zu lassen. Was tut man nicht alles um Wetten zu gewinnen und 20 Mäuse sind auch nicht zu verachten
 
S

sdost

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AW: Willi - aus dem Leben eines Katers

Der türkische Nachbar machte mit Willi Bekanntschaft, als dieser es sich auf der Hutablage seines Autos bequem gemacht hatte und dieser es erst bemerkte, als er in den Rückspiegel sah.


Um ehrlich zu sein, das Auto hatte einen betörenden Duft. Es roch nach Fisch, immerhin war sein Besitzer Laze. Außerdem dachte ich zuerst ein paar andere Kater hatten sich im Auto zu einer Gesangsstunde getroffen. So klang es zumindest. Des Rätsels Lösung: Der gute Laze hatte eine Cassette mit Gleichlaufschwankungen mit Musik von Ibrahim Tatlisses in seinem Autoradio laufen. Das kann dann schon zu Verwechselungen führen. Ich habe mich da sehr wohl gefühlt und etwas mitgesungen



Da er mir auch gerne folgte, besuchte er mich auch öfter in der Schule. Er schlich durch das ganze Schulgebäude.



Natürlich hatte ich mitbekommen, dass meine Mitarbeiterin fast jeden Tag das Haus verließ und erst spät zurückkam. Wen konnte ich in der Zwischenzeit ärgern? Also ging ich dann mit ihr um zu sehen ob sie nicht noch andere Kater bemutterte. Ich habe aber nicht schlecht gestaunt als ich sag wohin sie ging. Wir Katzen haben ja schon eine sehr hohe Reproduktionsrate aber meine Futtermittelbehälteraufmacherin toppte alle. So viele Kinder, Respekt sage ich nur. Kein Wunder, dass sie alle auslagern musste, zu Hause wäre gar kein Platz gewesen. Ich brauche ja auch meine Ruhe


Es verging kein Tag wo ich nicht angerufen wurde, um Willi von irgendwoher abzuholen. Er liebte es Auto zu fahren und es schien ihm auch nichts auszumachen dass ich jedes Mal richtig sauer wurde. Wenn sie aus dem Krankenhaus anriefen sagten sie immer, Holen sie bitte Herrn Willi ab.




Das Leben besteht nicht nur aus Mäusefangen und andere Leute kratzen, sondern ein Kater von Welt will auch etwas erleben. Autofahren, das ist mein Hobby. Leider habe ich selbst zu kurze Beine, also muss ich andere Leute bitten mich da etwas zu unterstützen




Willi schlief selten zu Hause. Er hatte sich ein paar Familien in der Nachbarschaft ausgesucht, wo er ein - und ausging. Eines Tages stand ein Nachbar mit seiner weinenden Tochter vor meiner Haustür. Willi war in seinem Garten aufgetaucht und hatte den Hasen des kleinen Mädchens so gejagt, dass dieser vor Verzweiflung von der Terrasse gesprungen war und es nicht überlebt hatte.




Ja, ein schwarzer Tag in meinem Leben. Ein bedauerlicher Unfall, der Hase hatte behauptet, dass er es schafft da runter zu springen. Für Menschen stellt sich so etwas natürlich immer etwas anders dar.



Ab und zu koche ich abends vor. so auch an einem Abend , bevor sich Besuch angekündigt hatte. ich ließ das Geflügelgulasch auf dem Herd abkühlen und vergaß es wegzustellen. Am nächsten morgen kam ich in die Küche. Willi hatte den Deckel vom Topf genommen und hatte sich über das komplette Gulasch hergemacht. Ich lud die Gäste zum Essen ins Restaurant ein, weil ich auch nichts mehr kaufen konnte, da es Sonntag war.



Einer musste den Vorkoster machen und ich habe mich dieser verantwortungsvollen Aufgabe gestellt. Nicht auszudenken, wenn den Gästen schlecht geworden wäre. Das Zeug lag aber auch verdammt schwer im Magen.





Als er geimpft werden musste, packte ich ihn in einen Katzenkorb und fuhr mit ihm zum Tierarzt. Dort entwischte er mir aus der Box und ich machte mich mit der Arzthelferin auf die suche nach ihm. Da das nicht bei uns in der nähe ist, konnte ich davon ausgehen, dass er den weg nach Hause nicht finden würde. wir suchten stundenlang und fanden ihn schließlich in einem Altenheim, wo er es sich im Zimmer einer Bewohnerin bereits gemütlich gemacht hatte.




An dieser Stelle möchte ich einmal die Ausdauer meiner Mitarbeiterin lobend erwähnen. Mir wurde es schon etwas langweilig, da im Altenheim. Ich bin aber auch der Meinung, das jemand, der sich in den Dienst einer Katze stellt, auch etwas aushalten muss.



Willi fing alles was sich bewegte. Fette Spinnen, Tauben ,Ratten ,Vögel und natürlich Mäuse. Diese brachte er mehr oder weniger vollständig mit nach Hause oder dorthin, wo er sich gerade Zuhause fühlte. das Nachbarmädchen trat ein es morgens barfuss in die Überreste einer Maus, die Willi ihr vors Bett gelegt hatte. Deren Mutter rief mich ganz erbost an und meinte, dass ich dafür verantwortlich wäre, wenn ihre Tochter psychische Schäden erleiden würde.



Selber Schuld kann ich nur sagen. Ich teile gerne mit den Menschen. Die Tochter sollte die Maus auch nicht roh essen sondern hätte sie auch braten oder frittieren können. Was kann ich dafür, dass die Menschen so ideenlos sind?


Willi hatte es auf das Auto unserer türkischen Nachbarn abgesehen. Er nutzte jede Gelegenheit, um dort sein Nickerchen zu machen. Das alle natürlich zum Unmut des Autobesitzers.
Er stieg einfach durchs geöffnete Dachfenster und machte es sich auf den weißen Ledersitzen bequem.
Einmal schellte es bei mir und der Nachbar stand zornbebend vor meiner Tür und zeigte nur auf sein Auto. Ich folgte ihm und sah, das Willi es sich auf der Rückbank und dann auch noch auf einer schicken Jacke, die dem Besitzer des Autos gehörte, schlief. Da Willi wirklich ungemütlich werden konnte holte ich meine dicken Handschuhe, die ich für Gartenarbeit nehme und versuchte ihn aus dem Auto zu bekommen. Das alles unter den Anfeuerungsrufen meines Nachbarn, den ich damals leider noch nicht verstand.




Ich habe ihn auch nie verstanden. Er sprach etwas undeutlich. Warum ich sein Auto bevorzugte, habe ich ja schon geschrieben. Ich wusste aber auch, dass die dicken Handschuhe der Auftakt zu heftigen Kämpfen sein würden. Ich habe nie verstanden, warum sich meine Mitarbeiterin so gerne mit mir balgte. Ich wäre gerne so mitgekommen aber sie wollte es so haben. Menschen sind schon recht seltsam




Willi hatte noch eine sehr unangenehme Angewohnheit. Er sprang, wenn er einen begrüßen wollte, aus dem Stand in die Hüfte. Das konnte sehr schmerzhaft sein, da Willi kein Leichtgewicht war. außerdem machte er die Kleidung kaputt, weil er sich ja an einem festhielt.




Ich habe es leider nie geschafft elegant auf die Schultern der Leute zu springen, da war mein Satz bis an die Hüfte wenigstens ein schöner Kompromiss. Die Kleidung hält auch nichts mehr aus. Die Leute hätten ja nur Sachen aus Leinen tragen müssen





Den größten Schrecken hat er mir eingejagt, als er in den Linienbus gestiegen ist, der nicht weit von meinem Haus losfährt. Ich sah noch zufällig, weil ich gerade am Fußgängerüberweg stand, wie er hinter den Menschen den Bus bestieg, die Tür schloss sich und der Bus fuhr los. Da ich ja wusste in welche Richtung der Bus fuhr, lief ich hinterher und konnte, da der Bus ja vor jeder Ampel halten musste, vor ihm die nächste Haltestelle erreichen. Ich sagte dem Fahrer, das sich meine Katze in dem Bus befinden würde und er muss wohl gedacht haben, dass ich betrunken bin. Ich stieg ein und Willi ließ es sich wieder einmal gut gehen. Ein paar Schüler streichelten ihn und es gefiel ihm gar nicht, dass ich ihn nun aus dem Bus zerrte. Er kratzte und biss und ich hatte meine liebe Not ihn wieder nach Hause zu bringen. Nach solchen Vorfällen nahm ich mir immer vor, ihn nicht mehr nach draußen zu lassen.



Versteh einer die Menschen. Da nehme ich schon den Bus und dann ist es auch nicht richtig. Hätte ich wie geplant ein Taxi genommen, wäre das Geschrei auch groß gewesen. Immerhin konnte ich mich benehmen und habe mich nicht vorgedrängelt.
Ach ja, das war schon eine schöne Zeit. Gut gefallen hat mir auch, wenn meine Katerkumpel zu Besuch kamen. Wir lagen im Halbkreis und haben gesungen. Katzenmusik nennt man so etwas, klingt schon gut. Memories ist unser Kulthit. Midnight…daadaadaa dadada….O.K. ich bin nicht ganz Textsicher. Kater sein, ist schon eine Ehre. Einer von uns schaffte es sogar Präsident der USA zu werden. Jimmy heißt er.
 
C

Cindy07

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AW: Willi - aus dem Leben eines Katers

Klasse sdosti, ich bin wie immer begeistert und habe mich heute morgen schon köstlich darüber amüsiert. wie kann ein montag besser anfangen:lol::lol:
Danke:lol:
 
S

sdost

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AW: Willi - aus dem Leben eines Katers

Es gibt noch eine Ergänzung:-D

Oft wurde ich nach meiner Herkunft gefragt und ob ich eine Familiengeschichte habe. Natürlich, kann ich da nur antworten. Es sind einige Episoden aus meiner Familie überliefert. Die älteste, wie nicht anders zu erwarten, stammt aus Ägypten. Es war das Jahr 5112 v. Chr., ein Mittwoch übrigens, als der Pharao Tut-Mosis, genannt „der Einarmige“, etwas gelangweilt vor sich hinstarrte. Er winkte einen Diener heran und forderte diesen auf, einen Witz zu erzählen.
Der Diener kam ins Schwitzen, dann die Erlösung, ihm war ein Witz eingefallen.
„Kommt ein Libyer nach Ägypten und fragt: wo geht’s hier nach Adil. Sagt der Ägypter: zu Adil. Sagt der Libyer, was denn ist der Kerl schon wieder dicht.“
„Höhöhöhö, zu köstlich. Den Witz erzählt man sich sicher noch in 5000 Jahren, hahaha. So und nun habe ich Hunger. Bring mir etwas zu essen.“
Eine Suppe wurde aufgetragen. Gerade tauchte Pharao den Löffel ein, da erschrak er fürchterlich. Ein Tier starrte ihn feixend an. Er rief aufgeregt einen Mitarbeiter heran.
„Sag, was ist das dort“.
„Eine kräftige Maus, wie mir scheint.“
„Was hat die in meiner Suppe zu suchen?“
„Sie wird wohl Hunger haben.“
„Nimm sie weg, das ist ja ekelhaft.“
„Ich?“
„Ja wer denn sonst?“
„Ich fürchte mich aber.“
„Wie bitte, du hast Angst vor der kleinen Maus? Du bist mein Leibwächter!“
„Mit Verlaub, mein Pharao. Ich bin nicht der Leibwächter, sondern euer Ratgeber.“
„Hm, ist das Rad denn schon erfunden?“
„Rat, nicht Rad.“
„Na dann gib mir einen Rat, was wir nun machen können. Die Maus hat meine Suppe fast aufgefuttert. Die Mäuse sind zur Plage geworden, so geht es nicht weiter, es muss etwas unternommen werden.“
„Ich habe mir da schon Gedanken drüber gemacht und kann eine Lösung anbieten.“
Na, da bin ich aber gespannt.“
„Wir haben doch im letzten Monat eine Expedition nach Punt gemacht und da habe ich im Tausch für meine Frau eine edle Katze bekommen.“
„Eine Katze?“
„Ja, ein richtig schönes Tier. Eigentlich wollten wir ja bis zu eurem Geburtstag warten, mein Pharao, aber nun ist es wohl angebracht, euch die Katze schon heute zu schenken.“
„Ach wie schön, ein Geschenk. Dann bring sie mal herein, diese hm, hm, wie nennst du sie?“
„Katze.“
„Ach ja, Katze.“
Der Ratgeber winkte einem Diener und wenige Augenblicke später kamen 5 kräftige Männer mit einem gefesselten Tier herein. Der Pharao war aufgeregt vom Stuhl gesprungen und machte ein erstauntes Gesicht.
„Die Katze scheint mir recht groß.“
„Ja, die Leute in Punt geben sich nicht mit Kleinigkeiten ab. Sie haben uns ein besonders schönes und kräftiges Exemplar mitgegeben als sie hörten für wen das Tier sein soll.“
„Wie sagt man in Punt dazu?“
„Löwe, mein Pharao.“
„Löwe, hm, hm irgendwie passen aber die Proportionen nicht. Hier eine winzige Maus, dort eine recht große Katze. Kann das klappen?“
 
S

sdost

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AW: Willi - aus dem Leben eines Katers

„Nun, auch da habe ich mir schon Gedanken drüber gemacht. Wir züchten einfach größere Mäuse, dann stimmen die Verhältnisse wieder.“
„Guter Gedanke, aber große Mäuse ist das letzte was ich haben möchte. Wie wäre es, einfach kleinere Löwen zu züchten?“
„Ach so? Nun, auch nicht schlecht. Handliche Löwen, das hat schon etwas Geniales.“
Inzwischen war der Löwe aufgewacht und sah sich irritiert um.
„Wir sollten ihm etwas zu fressen geben.“
„Guter Gedanke, mein Pharao. Wie wäre es mit der Maus da auf dem Teller?“
Der Pharao griff sich die Maus und ging auf den Löwen zu. Als er dicht genug heran war, hielt er die Maus dem Löwen entgegen. Dieser kam vorsichtig schnüffelnd heran und konnte nur mit Mühe von den 5 kräftigen Männern gehalten werden. Nun geschah es, es ging blitzschnell. Der Löwe riss sein Maul auf und packte sich die Maus. Dabei kam dem Pharao die Hand mit samt dem Arm abhanden. Deshalb ja sein Beiname „der Einarmige“. Unter kräftigem Fluchen des Pharaos wurde der Löwe in sein Gehege geführt und der Ratgeber zog es vor mit dem Kleinerzüchten umgehend anzufangen, ohne eigentlich zu wissen, wie das denn gehen soll. Zufällig kam der Ratgeber bei einer Überlandreise in den Besitz einer Falbkatze und gab diese beim Pharao als klein gezüchteten Löwen aus. Das Tier fand Gefallen beim Pharao und so besorgte der Ratgeber eilig noch mehr Falbkatzen aus Nubien und die Mäuseplage hatte ein Ende. Dankbar erhoben die Ägypter die Katze in göttliche Ränge und verehrten sie. Das war die schönste Zeit der Katzen. Als der persische König Kambyses Ägypten eroberte, nahm er ein paar Katzen mit nach Persien und ließ sie mit der einheimischen Waldkatze kreuzten. Daraus entstanden die berühmten Perserkatzen. Von Persien aus, kamen die Katzen nach Indien. Über die Römer gelangten die Katzen nach Europa. Leider wusste man hier nicht so viel mit ihnen anzufangen und so fanden sie eigentlich nur bei älteren, - zumeist im Wald lebenden - Damen Zuspruch. Oft waren die Katzen dieser Frauen schwarz und lebten die meiste Zeit auf dem dicken Buckel jener Damen. So auch einer meiner direkten Großväter. Eines Tages klopften zwei Kinder an die Tür seiner Chefin. Erstaunt machte die alte Frau auf und war hoch erfreut endlich Gesprächspartner zu haben, bat sie herein und kredenzte allerlei Köstlichkeiten. Hans und Grete hießen die Kinder ließen sich nicht zweimal bitten und futterten ganz schon was weg. Die Chefin hatte ein Auge auf Hans geworfen und guckte heimlich zu, als er seine Blase entleerte. Etwas enttäuscht sagte sie: „Nun, Hans dein Finger ist noch nicht dick genug. Da warte ich bis du in die Pubertät kommst.“
Hans war schockiert. Die ganze Zeit wurde er gehänselt und nun sollte er auch noch gegretelt werden? Er zog es vor, sich zu verabschieden, diese Geschichte soll ja schließlich sauber bleiben.

Zu den berühmten Katzen der Weltgeschichte gehören „Der gestiefelte Kater“, Ali Kater und die 40 Mäuse, Zarin Katerina die Dicke und Kater Khan, der unter seinem Pseudonym Dschinghis Khan zu Weltruhm kam.

Eher traurig ist die Tatsache, dass die Mäuse eine bessere Lobby haben und in der Öffentlichkeit erheblich sympathischer wahrgenommen werden. Ganze Arbeit leistet hier Disney. Micky Maus ist die wohl unverfrorenste Art Mäusen das negative Image zu nehmen. Mies dargestellt werden Katzen vor allem in der Serie „Tom und Jerry“. Die wird zwar nicht von Disney produziert ist aber genauso schlimm. Der tapfere Kater Tom wird verhöhnt und veralbert, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. In dem Film Ratatouille treibt man die Veralberung auf die Spitze und die großen Verwandten der Mäuse, Ratten nämlich, erobern die Herzen der Zuschauer. Bä, kann ich da nur sagen.
 

Christiane

Active Member
AW: Willi - aus dem Leben eines Katers

Hallo Sdosti,

sehr gut die Fortsetzung:lol: . Sie ist Dir wieder einmal sehr gut gelungen.
Es ist ein großes Vergnügen, Deine Geschichten zu lesen.

Liebe Grüße
Christiane
 
C

Cindy07

Guest
AW: Willi - aus dem Leben eines Katers

Lieber sdosti,
Ich bin begeistert und erstaunt, dass du es in der kurzen zeit geschafft, hast, die Geschichte weiter zu schreiben. es ist dir sehr gut gelungen und ich bewundere deine phantasie. aus dir wird mal was, davon bin ich fest überzeugt8)
 
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