AW: Zwangssterilisation in den USA
also doch genozid?!?!!?
denn man muss es längerfristig betrachten, meiner meinung nach!
Nein, so weit würde ich nicht gehen wollen. Für die Betroffenen selbst hat das fraglos schreckliche Folgen; von staalicher Seite wird ihnen verweigert, sich fortpflanzen zu dürfen. Und ich weiß, dass man sich da auf einem ganz schmalen Grat bewegt, wenn man das eine vom anderen abzugrenzen versucht.
Trotzdem: unter einem regelrechten Genozid verstehe ich die beabsichtigte Auslöschung einer ganzen Volksgruppe, und der physische Vernichtungswille richtet sich explizit auch gegen Erwachsene, nicht 'nur' ihre künftigen Ungeborenen. Das eine wie das andere ist absolut inhuman, aber zwischen unmittelbaren und mittelbaren (demografischen) Konsequenzen würde ich dennoch unterscheiden wollen, zumal Genozid ein vielstrapazierter Begriff ist.
Die USA haben sich bei dem Kapitel keineswegs mit Ruhm bekleckert. Aber wenn Du Dir anschaust, in welcher Ära das stattfand und welche unseligen Vererbungs'lehren' damals gepflegt wurden, erklärt das doch einiges (siehe Blackys Link):
US-Wissenschaftler behaupteten, soziale Probleme wie Armut und Kriminalität seien vererblich: Die "anglo-amerikanische Rasse" müsse davor geschützt werden. Eltern mit "guten Genen" wurden ermutigt, Kinder zu zeugen, "Minderwertige" dagegen daran gehindert - Behinderte, Alkoholiker, Prostituierte, Obdachlose, Straffällige.
Greifen wir einfach mal Straffällige heraus, weil es sich an dem Beispiel recht plastisch festmachen lässt: Wie viele Leute fordern (noch heute!) bei bekannt werdenden Fällen von Kindesmissbrauch automatisch "Schwanz ab!"..? Die Emotionen dahinter sind ja verständlich, aber die Forderung läuft im Kern auf Zwangssterilisierung hinaus. Würde man da wirklich von Genozid reden?
Sorry, aber das machen m.E. insbesondere auch in USA vor allem christlich-fundamentalistische Lebensschützer - aus anderen Motiven, bei anderen Anlässen (weil sich bei Anti-Abtreibungskampagnen trefflich damit argumentieren lässt). Das die von Zwangssterilisation Betroffenen den Begriff auch für sich nutzen, ist legitim. Gleichwohl finde ich ihn nicht besonders passend.