Zwangssterilisation in den USA

russini

Well-Known Member
AW: Zwangssterilisation in den USA

Die Zwangssterilisation ist eine riesen Sauerei, aber gleich mit Genozid zu vergleichen finde ich dann doch übertrieben. Es stellt für mich die Folter des Körpers dar :evil:
Sterilisation bedeutet, dass die Eileiter oder Samenstränge durchgeschnitten werden und es auf natürlichem Wege zu keiner Schwangerschaft kommen kann. Wer Kinder dennoch haben will, hat immer noch die Möglichkeit zur Rekonstruktion oder künstlichen Befruchtung via IVF oder ICSI, beim Mann TESE.
Ist natürlich aber eine Kostenfrage, deren Ersatz meiner Meinung nach einzuklagen wäre. Aber wer kann sich von denen schon guten Anwalt leisten. Es ist wie überall, Arme und Schwache haben oft die A*** karte :frown:
 

blackcyclist

Gesperrt
AW: Zwangssterilisation in den USA

Die Zwangssterilisation ist eine riesen Sauerei, aber gleich mit Genozid zu vergleichen finde ich dann doch übertrieben. Es stellt für mich die Folter des Körpers dar :evil:
Sterilisation bedeutet, dass die Eileiter oder Samenstränge durchgeschnitten werden und es auf natürlichem Wege zu keiner Schwangerschaft kommen kann. Wer Kinder dennoch haben will, hat immer noch die Möglichkeit zur Rekonstruktion oder künstlichen Befruchtung via IVF oder ICSI, beim Mann TESE.
Ist natürlich aber eine Kostenfrage, deren Ersatz meiner Meinung nach einzuklagen wäre. Aber wer kann sich von denen schon guten Anwalt leisten. Es ist wie überall, Arme und Schwache haben oft die A*** karte :frown:

Zu der Sterilisierung kam ja noch eine Stigmatisierung hinzu, den Leuten wurde eingeredet, sie wurden sterilisiert, weil sie minderwertig sind.

Einen Genozid würde ich es auch nicht nennen, aber ein staatlich gelenktes Verbrechen ist es auf jeden Fall.
 

russini

Well-Known Member
AW: Zwangssterilisation in den USA

Zu der Sterilisierung kam ja noch eine Stigmatisierung hinzu, den Leuten wurde eingeredet, sie wurden sterilisiert, weil sie minderwertig sind.

Einen Genozid würde ich es auch nicht nennen, aber ein staatlich gelenktes Verbrechen ist es auf jeden Fall.

Ich glaube es gibt nur wenige Länder in denen keine staatlich gelenkten Verbrechen in der Geschichte gabs und es gibt immer noch genug Länder bei denen es das immer noch gibt, leider :cry:
Ich bin oft schockiert zu was manche Menschen fähig sind samt deren Mitläufern. Menschen sind manchmal die schlimmsten Tiere unter uns :evil:
 
P

pauline09

Guest
AW: Zwangssterilisation in den USA

Zu der Sterilisierung kam ja noch eine Stigmatisierung hinzu(...)

Und die Stigmatisierung wirkt nach. Dass es in USA 60.000 waren, wusste ich nicht; in Hitler-Deutschland waren rund 400.000 Menschen davon betroffen:

Am 14. Juli 1933 wurde das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" erlassen. Es trat am 01.01.1934 in Kraft. Es war das erste Rassegesetz der Nationalsozialisten. Auf seiner Grundlage wurden bis 1945 etwa 400.000 Menschen, die an einer körperlichen oder geistigen Krankheit litten oder nur im Verdacht einer solchen standen, zwangsweise sterilisiert. Dieser Verdacht genügte, um die Betroffenen in eine Anstalt einzuweisen. Der größte Teil, der durch Meldebögen und Denunziation erfassten Menschen, war nicht erbkrank.

Wenn sie nicht gestorben sind, warten sie überwiegend (zumindest meines Wissens) noch immer auf Entschädigungen. Wie zum Beispiel jener alte Mann, der von den Nazis zwangssterilisiert worden war, später erfolglos prozessiert hatte und Mitte der 1980er die Wiederaufnahme seines Verfahrens erreichen wollte. Einer der ersten Prozesse, die ich beobachten musste, und es war deprimierend: Ein zarter, gebrechlicher, freundlicher 70-jähriger mit äußerst schmaler Rente, der gar nicht verstand, warum es sich die Richter soooo schwer machten zu überlegen, ob man ihm neuerlich den Weg zu einer (möglichen) Entschädigung wegen staatlich erlittenen Unrechts ebnen könne. Inzwischen gibt es ein Buch über ihn. Er war einer von vielen.
 

Msane

Well-Known Member
AW: Zwangssterilisation in den USA

...

Einen Genozid würde ich es auch nicht nennen, aber ein staatlich gelenktes Verbrechen ist es auf jeden Fall.


Also ich muss sagen für mich ist das ganz klar ein Genozid.

Das Ganze ist eine von oben herab staatlich organisierte Ausrottungskampagne gegen nach deren Auffassung minderwertige Menschen.

Einziger Unterschied zum Holocaust ist die Zahl der Opfer, ansonsten sind die Ziele und die Motivation dieselbe.
 
P

pauline09

Guest
AW: Zwangssterilisation in den USA

Also ich muss sagen für mich ist das ganz klar ein Genozid.

Das Ganze ist eine von oben herab staatlich organisierte Ausrottungskampagne gegen nach deren Auffassung minderwertige Menschen.

Einziger Unterschied zum Holocaust ist die Zahl der Opfer, ansonsten sind die Ziele und die Motivation dieselbe.

Nein, das ist nicht der einzige Unterschied. Bei einem Genozid - jedenfalls so, wie ich es begreife - werden die Betroffenen physisch vernichtet; eine Zwangssterilisation überleben sie in der Regel. Das greift zwar zutiefst in ihre Menschenrechte und körperlich-sexuelle Selbstbestimmung ein, aber sie werden nicht zugleich ermordet. Zynisch genug, dass man da unterscheiden muss, aber ich finde es angebracht. Was längerfristige Folgen betrifft, hast Du freilich recht.
 

Brunhilde82

Forumskönigin
AW: Zwangssterilisation in den USA

Nein, das ist nicht der einzige Unterschied. Bei einem Genozid - jedenfalls so, wie ich es begreife - werden die Betroffenen physisch vernichtet; eine Zwangssterilisation überleben sie in der Regel. Das greift zwar zutiefst in ihre Menschenrechte und körperlich-sexuelle Selbstbestimmung ein, aber sie werden nicht zugleich ermordet. Zynisch genug, dass man da unterscheiden muss, aber ich finde es angebracht. Was längerfristige Folgen betrifft, hast Du freilich recht.

also doch genozid?!?!!?
denn man muss es längerfristig betrachten, meiner meinung nach!
 
P

pauline09

Guest
AW: Zwangssterilisation in den USA

also doch genozid?!?!!?
denn man muss es längerfristig betrachten, meiner meinung nach!

Nein, so weit würde ich nicht gehen wollen. Für die Betroffenen selbst hat das fraglos schreckliche Folgen; von staalicher Seite wird ihnen verweigert, sich fortpflanzen zu dürfen. Und ich weiß, dass man sich da auf einem ganz schmalen Grat bewegt, wenn man das eine vom anderen abzugrenzen versucht.

Trotzdem: unter einem regelrechten Genozid verstehe ich die beabsichtigte Auslöschung einer ganzen Volksgruppe, und der physische Vernichtungswille richtet sich explizit auch gegen Erwachsene, nicht 'nur' ihre künftigen Ungeborenen. Das eine wie das andere ist absolut inhuman, aber zwischen unmittelbaren und mittelbaren (demografischen) Konsequenzen würde ich dennoch unterscheiden wollen, zumal Genozid ein vielstrapazierter Begriff ist.

Die USA haben sich bei dem Kapitel keineswegs mit Ruhm bekleckert. Aber wenn Du Dir anschaust, in welcher Ära das stattfand und welche unseligen Vererbungs'lehren' damals gepflegt wurden, erklärt das doch einiges (siehe Blackys Link):

US-Wissenschaftler behaupteten, soziale Probleme wie Armut und Kriminalität seien vererblich: Die "anglo-amerikanische Rasse" müsse davor geschützt werden. Eltern mit "guten Genen" wurden ermutigt, Kinder zu zeugen, "Minderwertige" dagegen daran gehindert - Behinderte, Alkoholiker, Prostituierte, Obdachlose, Straffällige.

Greifen wir einfach mal Straffällige heraus, weil es sich an dem Beispiel recht plastisch festmachen lässt: Wie viele Leute fordern (noch heute!) bei bekannt werdenden Fällen von Kindesmissbrauch automatisch "Schwanz ab!"..? Die Emotionen dahinter sind ja verständlich, aber die Forderung läuft im Kern auf Zwangssterilisierung hinaus. Würde man da wirklich von Genozid reden?

Sorry, aber das machen m.E. insbesondere auch in USA vor allem christlich-fundamentalistische Lebensschützer - aus anderen Motiven, bei anderen Anlässen (weil sich bei Anti-Abtreibungskampagnen trefflich damit argumentieren lässt). Das die von Zwangssterilisation Betroffenen den Begriff auch für sich nutzen, ist legitim. Gleichwohl finde ich ihn nicht besonders passend.
 
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