Die Zeit oder das in sich zerstrittene..

univers

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AW: Die Zeit oder das in sich zerstrittene..

Wenn das Leben sinnlos scheint,
denk an die Mutter und hör wie sie weint.
Sie macht sich sorgen um ihr kleines Kind,
dessen Lieder schallen durch den Wind.
Erreichen die Mutter am Ende des Lebens weg,
sie sieht von oben die Klippe an der die Tochter steht.
Sie will springen,will nicht das ihr Herz weiter reisst,
doch dann hört sie die Stimme der Mutter ganz leis.
"Mein Kind gib jetzt noch nicht auf,
dein Leben nimmt noch seinen Lauf.
Glaube mir aller Anfang ist schwer,
Auch in meinem Herzen ist es nun leer.
Kann nicht mehr bei euch sein,
bin hier oben nun ganz allein.
Doch eines Tages werden wir uns wiedersehen,
und wie damals gemeinsam unsere Wege gehen.
Jedoch bis dahin hast du noch einen weiten weg,
der durch viele Höhen und Tiefen geht.
Ich bin mir sicher das du es schaffst,
und eines Tages auch wieder ohne mich lachst."


Von Belalım&Bebeyim

Immer wenn sie mich anschaute uns das schien als ob es auf mein stillem Wunsch, sie möge, wenn sie mit mir bzw. zu mir sprach, mich anschauen, zu geschehen.
Nur dann waren ihre Worte einem Nebelschwad gleich, ich hörte sie und hatte den klaren Gedanken, dass sie mich anschaute, jedoch schaute ich dabei geradeaus und nahm den Garten mit den Obstbaumen und teil teil gesaetem Gemüse wahr.
Wir sassen am Rand der Beton Bodenplatte, die die Wohnflaeche des einstöckigem Haus rundum überragte, nebeneinander.
Sie strickte einen Schall aus schwarzem Garn, neben ihr sass ihre Tochter, die dieses Jahr die Philologie in paar Tagen anfangen würde, der Sohn, jünger als die Tochter, begann mit der Realschule aehnlichen Schule.

Eigentlich waren sie in einem Dorf zu Hause, doch wegen der Schule der Kinder, hatten sie in der 100 Km. entfernten Stadt eine Wohnung gemietet und die Mutter begleitete die Kindern. Der Vater hatte mehr als genug Beschaeftigung auf dem Lande, als dass er mitkommen konnte.
Sie hatten nur diese Aussicht, damit die Kinder in der Stadt überleben konnten. Denn um die Kinder sich selbst zu überlassen fehlten ihnen die finannziellen Mittel, doch so konnte die Mutter kochen und sonstige auffalenden Hausarbeiten, wie Waesche erlediegen. Das Brot hatte sie im Tandouri gebacken aus dem Dorf mitgebracht, dass nunmehr eine Woche ausgereicht hatte, von Kaese und Butter aus eigener Herrstellung ganz zu schweigen.
İhre einzige Verpflichtung im Leben war, für die Kinder zu sorgen, selbst wenn eines schon volljaehrig war.

Wir debatierten über ein Familienmitglied, desen Zustand mich bis ans Mark erschüttert hatte.
Was wie ein Besuch aus Anteilnahme vorgesehen war, entpuppte sich als die Demaskierung der Tyranei.
İch wusste über diese seit nunmehr etwa 2 Jahren verwaisten Maedchen, dass mittlerweile an die 20 sein sollte;
sie wohnte im Dorf ihres verstorbenem Vater, nachdem die Verwandten sie bei sich nicht aufgenommen hatten bzw. ein Versuch in diese Richtung bei einem Verwandten gescheitert war.
Also fuhr ich mit einem Sammeltaxe in das Dorf. Schon in dem Kleinbus erkundigte ich mich und erfuhr, dass ihre Onkels in dem Teecafe anzutreffen waeren, es war gegen früh Nachmittag. Ich traff gleich beide erwaehnten Onkels und wir tauschten ein paar Worte der Höfflichkeit, bis ich sie nach dem Maedchen fragte.
Einer von ihnen erzaehlt, dass das Maedchen nun in einem Heim untergebracht war.
Es war der erste Schlag auf mein Ratio, dass ich nicht mal fragte, in welchem bzw. wo dieses Heim waere. Ich nahm an, dass in dieser Stadt nur eine davon gab, was eine abenteurliche Suche danach mit sich brachte, bis ich das richtige fand.
Auch wenn die Onkels mich gewaqrnt hatten, dass man keinen Besuch zu ihr liess, dass sich als eine vorsaetzliche Lüge herausstellte, als ich im Wartezimmer gebeten wurde und sie schliesslich vor mir stand.
Etwas verlegen, wer ich sein konnte.
Ich streckte ihr die Hand und sie ergriff sie, worauf ich mich vorstelllte. Sie war gut ernaehrt, aufmerksam und wach.
Jedoch gelangte sie inmitten des Gespraechs öfters an einen Punkt massloser Verwirrtheit.
Es erschütterte mich ebenso masslos, dass ihre Verwirrtheit von aussen gelenkt wurde, als ob es durch bestimmte Ereignissen in ihrem Leben verursacht würde.
Die Ereignisse hierfür liessen sich für mich aus ihrer Erzaehluıng, wie sie hier gelandet ist, so drückte sie es selbst aus.
Ihre Stiefgrossmutter mütterlicherseits, zu der man sie nach den Tod der Eltern durch einen Onkel, ebenso mütterlicherseits, gebracht wurde, damit sie nicht ganz ohne Aufsicht waere, erwies sich als blauaugig, ja mehr, sie wurde von der Grossmutter geschlagen, in der Kaelte draussen zum übernachten gezwungen, bis sie bei der sich anbieten Möglichkeit wieder mittels Hilfe desselben Onkels frei machen konnte und zum Dorf des Vaters kehrte.
Dort angekommen wure sie eines Tages von den Brüdern des verstorbenen Vaters in das Heim gebracht, wo von schweren Pflegefaellen bis hin Menschen wie sie untergebracht wurden.
Das Gattentor des schmucken zwei stöckigen Hauses wurde abgeschlossen und der Schlüssel berfand sich bei den Angestellten des Hauses.
Sie konnte weder lesen noch schreiben, denn die Eltern selbst waren wirklich herzlich verharmloste Menschen gewesen, de irgendwann einen Bruch erlitten hatten, als dass sie der Tochter eine Stütze sein konnten.
Doch war sie in einem geistigem Zustand, dass man ihr schwierige Pflegefaelle anvertraut hatte, dir sie zum essen und sonstigem verhalf.
So wurde ich Zeuge, wie ein etwa 10 Jahriger Junge, der nicht richtig laufen, der Sprache nicht maechtig, auch wenn er Laute von sich gab und der ansonsten auch keine Kontrolle über seine Körperglieder, wie Arme und Beine, gar dem Mund hatte, sich dieser Verwandtin halb kriechend und dabei mich unübersehbar misstrauisch nicht aus den Blick liess, anschmiegte und diese ihn den Kopf streichelte.
Ein Junge, der unendlich viel Geduld brauchte. Ich gewaehrte ihm den misstrauischem Blick, weil es die tiefste Wahrheit ist, der jedes Lebewesen berechtigt ist, wenn man gegenüber der Greultaten der Spezie Mensch die Augen nicht verschliessen wollte.
Ich beoabchtete, wie dieser Junge sich bewusst war, dass es für ihn ab einem gewissem Punkt jegliches Vermittlung an die Aussenwelt unzulanglich wurde, jedoch erneerte er sich mit ihm aufgebrachter Geduld und er sackte nicht in sich zusammen, sondern wurde neugierig, statt sich den Zorn ob der Unzulanglichket zu überlassen.
Ich bewunderte seinen Aufwand, auf immer neue sich reflekiert zu erfahren.
Solch ein schweres Fall war dieser Verwandtin überlassen und war trozdem laut der Massstaeben der uns bekannten Welt gezwungen hinter Schloss und Riegel zu leben.
Die Onkels hatten mich ungeniert angelogen, ja, sie verschwiegen mir gar den Namen des Heimes, in der Hoffnung, ich würde das Maedchen doch nicht besuchen, weil es sonst die Wahrheit heraus kaeme, dass naemlich sie eigenhaendig es verwantwortet haetten. Die Grossmutter, die ich zuvor auch besucht hatte, jammerte, dass die Onkels mehr Mittel haeten, als sie arme alte Baeuerin, wobei sie an die 12 Kühe und etliches Schaf und Ziegen besass.

Nun war diese Frau mit ihren zwei Kindern auch in die Ereignisse involviert und versuchte die Lage aus ihrer Sicht mir zu erklaeren, so wie wir auf dem Rand Betonplatte sassen.
Doch verwandelten sich ihre Worte, so sehr sie auch kraftvoll anfingen, in ein spürbaren Nebel, dass ich körperlich die Empfindung verspürte mein Gesdicht ihr zu zuwenden.
Dann sah ich nur diese sich für ihre Kinder aufopfernde Mutter, so unumstösslich ersichtlich.

Ja, die Welt konnte grausam sein und dabei sich doch nicht so gut tarnen können, was in diesem Fall zu erfahren eine Woche brauchte, und somit doch die Schwaechlichkeit dieser Grausamkeit aufdeckte, aber noch elementarer war wohl war die Gestalt der Mutter, die für den Menschen was versöhnliches war, dass Mut machte, um diese Grausamkeit nicht als Endgültiges hinzunehmen und sie zu bekaempfen, statt ihr zu erliegen.
Wie es im Falle dieses mit mir verwandtem Maedchen, wo ich bevorziehe zu sagen, dass sie fast, statt zuzugeben, der aus der Grausamkeit resultierenden Verwirrtheit nunmehr erlegen waere.
Sie lachte so wie eine Mutter.
 

univers

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AW: Die Zeit oder das in sich zerstrittene..

Wonnen und Gelüste, Freudenmomente und die Suche nach solches, Langeweile, Argwohn, Ängste, Panik und depressives Verhalten, Menschenfeind, Menschenverächter, schließlich das Heil in den Ego suchen, egozentrisch.
Das alles durchwandert der Mensch, doch wo fängt es an, wo und wann wendet der Mensch sich vom Rest, von der Harmonie im Kosmos ab und verfängt sich in Selbstmitleid, dass es schließlich zur Gewalttätigkeit greift?

Wir waren mit meiner Begleiterin eine gute halbe Stunde bis zum Bahnhof gelaufen, um für die in zwei Tagen bevorstehende Rückreise aus dem Osten der Türkei, die Bahnfahrkarten zu besorgen.
Danach schlug ich eine andere Route in die Stadt zurück, wie auf dem Hinweg. Ich wollte meiner Begleiterin eine andere Seite der Stadt, den Zigeunerviertel zeigen. Es ging über Felder und tiefen Bewässerungskanälen ohne Wasser, durch dicht bewachsenen Bäumen.
Als wir den Rand des Viertels erreichten, sah man aus der Weite einen etwa sieben jährigen Jungen mit Pechschwarzen Haaren am Straßenrand sitzen.
Er hielt seinen Kopf in den Händen, die Arme auf den Knien angewinkelt, jedoch schaute er geradeaus. Auf dem brachen Feld vor ihm, in einer Entfernung von mehr als hundert Meter stand ein dunkles Pferd und schaute ebenso mit gehobenem Kopf, jedoch in eine andere Richtung. Es war nicht offensichtlich, warum der Junge dort saß, wenn auch Kinder solcher Milieus ständig am spielen waren, wenn sie sich gerade nicht Zuhause befanden.
Wir liefen gemächlich an ihm vorbei und jetzt erfasste ich mit einem Seitenblick, dass er still weinte. Ich lief noch einige Schritte und hockte mich ohne Ankündigung, so dass meine Begleiterin weiter gelaufen war. neben dem Jungen und fragte, ob das Pferd ihm gehöre.
Er konnte vor tiefen, stillem Schluchzen kaum verständliches aussagen, so dass ich nunmehr dichter an ihn rückte und mich gleichfalls auf die Erde setzte. Er nannte es seines.
Er blickte mich mit Härte an, als wollte es Distanz bewahren.
Mir ging es darum, dass er einen Menschen wahrnahm, nämlich mich, dass ich ihn erspäht hatte und schließlich, dass er lebte und weniger darum, was ich von ihm erfahren würde
Ich redete davon, dass das Pferd auf dem brachen Feld nicht zu kauen hätte, er aber machte mir erst nach dreimaligem Wiederholen klar, dass man Gras auf den Boden gestreut hätte.
Je mehr er Worte fand, umso mehr klärten sich seine Augen, dass ihn recht freundlich erscheinen ließ.
Aber ich ließ mich auf keine Späße ein und blieb ernst, fragte, ob sie auch eine Kutsche hätten, so wie es die meisten Zigeuner haben, um damit ihr Lebensunterhalt zu verdienen, in dem sie mitunter wieder verwertbares aus Müll sammeln.
Er bejahte es.
Schließlich brach er den Damm der stillen Traurigkeit und erzählte von sich selbst, dass das Pferd auch einen Fohlen hätte, worin ich den Grund für seine Traurigkeit vermutete, denn sein Ton bebte dabei auf und ab.
Ich fragte, wo es ab geblieben wäre, weil das erwähnte Fohlen nicht zu sehen war.
Er nannte den Namen eines Mannes, der es mitgenommen hätte, worauf ich meine Vermutung fragend aussprach, dass er es doch zurück bringen würde.
Er bejahte es ebenso und der Junge war wieder ein Kind, dass am Straßenrand saß.
Er meinte, dass das Pferd zu verkaufen wäre und ob ich es kaufen möchte. Auf meine Frage, was es koste, sagte er in eifriger Manier eines Geschäftsmannes, 200 Lira, was nicht stimmen konnte, wenn man bedenkt, dass ein Lamm mehr kostete.
Ich lachte still, der Zigeuner brach ihm durch und es war für Zeit für mich meines Weges zu gehen.
Doch durfte er nicht wieder in Traurigkeit rein stürzen. Um nicht abweisend zu sein, meinte ich, dass ich meine Frau fragen müsste und so rief ich meine Begleiterin zu, was der Junge gerade erzählt hatte, und über das Zigeunerviertel erklang eine unverständliche Sprache, das Deutsche, was den Jungen nicht verwunderte. Meine Begleiterin war über den niedrigen Preis höchst erstaunt.
Zurück zu dem Knaben gewandt, sagte ich, dass wir es uns überlegen werden und ob wir ihn hier wiederfinden könnten, falls wir uns zum Kauf entscheidenden sollten.
Er zeigte auf den Fleck Erde, wo er saß, ja, sagte er, er wird hier anzutreffen sein.
Wie wahr er es ausgesagt hatte, ein Fleckchen Erde, dass jeder Mensch zeitlebens zu belegen imstande ist, nur.
Ich verabschiedete mich, er bleib weiter sitzen und lief zu meiner Begleiterin, die aus etwa fünfzig Meter Entfernung uns beobachtet hatte.

Das Pech dieses wuschelköpfigen freundlichen Jungen war wohl, dass er in ein Status geboren war, welches ihn jederzeit zum menschenverachtenden Zigeuner machen könnte, es sei denn, er entwickelt einen unbeugsamen Willen und erhebt sich über die persönliche Bereicherung, um nicht mehr zu beanspruchen als ein Fleckchen Erde, in die er mit Liebe verbunden sein wird, wie er es mir unverhofft und unbewusst gelehrt hatte.

Dass die Besitzgier eines Zigeuners noch unschöner und unmenschlicher ist wie eines beliebigen Menschen, erfuhr ich einige Tage zuvor am eigenem Leibe, nur dass es markanter ist als wie bei einem Sesshaftem.
Man wurde immer wieder, hier in dieser Stadt im Osten der Türkei, als auch in der Hauptstadt, eine Metropole, davor gewarnt wie gefährlich die Zigeuner wären und dass man sie meiden sollte.
Nun wollte ich dieser Behauptung auf den Grund gehen und stellte mich der Situation.
Ich war auf einer Hauptstraße wieder bis zum Rand der Stadt gelaufen und auf dem Rückweg wagte ich mich parallel zu der Hauptstraße in das Viertel der Zigeuner hinein.
Kaum war ich auf dem Gehsteig einige hundert Meter voran geschritten, schrie mich von dem gegenüber liegendem Gehsteig eine Frau, die auf dem Boden saß, an und fragte, in feindlichem Ton, warum ich in den Garten schaute, ob ich es als mein Haus wähnte. Dabei sind in dieser Stadt die mit unverputztem Bausteinen gemauerten Mauern über anderthalb Meter hoch, dass selbst wenn man in dem Garten schaute, nur vom dem Haussockel aufwärts sah, wenn man überhaupt beim zügigem Tempo was registrieren sollte.
Ich erwiderte ohne zu halten, dass es ich beim laufen gern um misch schaute, was sie noch zorniger machte und nunmehr mir mit Prügeln drohte, was ernst zu nehmen war. Denn es genügte ein heiserer Ruf und schon wäre aufgrund ihre Solidarität untereinander das Viertel um mich versammelt. Aus Erfahrung weiß ich, dass sie erst gar nicht zuhören sondern dem Ruf der Frau gerecht werden würden.
Also lief ich ohne mein Tempo zu ändern und rief ihr noch hörbar, dass sie nicht ganz dicht wäre. In einigen Metern, ebenso auf der selben Straßenseite saßen andere Frauen vor der Haustür. Als ich auf ihrer Höhe angekommen war, meinten sie zwar milder, aber dennoch der ersten Frau Recht zusprechend, dass es sich nicht gehört, dass man andern in den Garten schaute.
Es war paradox, doch schien ihr Ton zu verraten, dass mit ihnen nicht zu reden war, also lief ich weiter.
Die nächsten Tage beobachte ich absichtlich, gar manchmal an den Mauern stehen bleibend Gärten in anderen Viertel, keiner fühlte sich gestört, geschweige, dass es mich fragte, was ich wollte.
Alle, sowohl die Zigeuner, als auch die Sesshaften hatten schöne Gärten mit allerlei Obstbäumen und anderen Baumarten, hin bis zu Weinreben. dass es eine Wonne war, diesen zuzuschauen.
 

univers

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AW: Die Zeit oder das in sich zerstrittene..

Wenn ich auf der Leier spiele, eilen die Töne, ein jedes unerlässlich für das Geflecht.
Ein Geflecht von Tönen, ein jedes für sich für ein Zucken in meiner Wahrnehmung, fließend im Ganzem einmündend.
Das Ganze ist wahrnehmbar und ich versuche erst gar nicht zu deuten, was es ist, was ist, doch ist die augenblickliche Erinnerung an diesen Strom von Zuckungen hoch bewusst.
Dass es mich nach neuen Tönen treibt und ich erkenne, dass ich in der Wahrnehmung dem Strom gerecht werde, nun hat jedes neu hinzukommender Ton ein Eigenleben, und es ist unendlich.
Wenn ich auf der Leier spiele, dann bin ich mit nichts zerstritten, denn die scheinbare Disharmonie enttarnt sich als ein Produkt meines Denkens, meinem Verstand.
Wie das Denken auf seinen Platz verweisen, wo er nicht über alles steht, denn Alles ist mit dem Verstand nicht erklärbar und so spiele ich aus der Liebe zur der Unendlichkeit, nicht gedankenlos, doch unvoreingenommen und mit Ehrfurcht.
Und mit jedem zupfen an den Seiten, bröckelt der Verstand von mir, ich fühle frei.
 

univers

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AW: Die Zeit oder das in sich zerstrittene..

Jeder mit Ehrfurcht angegangen Ton weist mir den Weg, wie ich zu spielen habe:
Mal mahnt es mich kraftvoll, mal mit sanfter Berührung zu spielen,
 

univers

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AW: Die Zeit oder das in sich zerstrittene..

Selbst vor der Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit warnen die Töne.
 

univers

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AW: Die Zeit oder das in sich zerstrittene..

Wie es schient, habe ich mit den letzten Aussagen die Selbstgespräche übertrieben.

Ist nicht Sinn der Sache, vielmehr, ziele ich mit meinen Beobachtungen und aus dieser sich ergebenden Gedanken auf Wesen, wie ihr Leser es seit.
Wesen, die die Sehnsucht nach der Ganzheit verspüren und die Traurigkeit darüber, dass diese Wesensganzheit irgendwie verschüttet ist.
So fühle ich und daher die Überschrift dieses Threads:
"...das in sich zerstrittene.."

Manchmal gelingt es mir dies Zerstrittensein zu überwinden, denn es ist kein angenehmer Zustand, es hindert einen beim "staunen" und eventuell die sich aus diesem "Staunen" abzugewinnenden Erkenntnissen.
Was ich sagen will, ein flüchtiger Impuls kann einen vergessen machen und den verschüttetem Wesen frei schaufeln, wenn diesem Folge leistet.

Die Luft ist frisch doch erträglich, ein paar Wolken ziehen gemächlich dahin und man kann zwischen ihnen das Blaue vom Himmel erspähen.
Ich registriere, das das wahrnehmen des Bildes mich berührt, sprich ich bin nicht unbeteiligt- indes gäbe es Grund noch einigen Beschäftigungen nachzugehen. Doch ignoriere ich meine Bedenken hinsichtlich nicht auszugehen, denn dieses Bild zieht mich förmlich körperlich.
Früher überzeugte ich mich im Stillem damit, dass ich eine kleine Besorgung mit auf dem Weg erledigen könnte, doch mit der Zeit habe ich Vertrauen in diese Impulse gewonnen, so dass ich ohne eine Belohnung in Aussicht zu stellen ausgehe.
Und kürzlich lief ich so, im innerem Blick das stille Bild von einem Ort, dass sich mit dem Bild des Blicks auf den Himmel und die Wolken wechselte.
Unterwegs verhielt ich mich entgegen meiner Gewohnheit einen Weg einzuschlagen, der sich bei mir zu einer festen Idee manifestiert hatte, denn ich ging diesen Weg schon einige male.
Dabei fiel mir auf, dass sobald ich mich nicht auf Ideen fixiert hielt, mein Blick freier wurde, ich konnte an den Mitmenschen Merkmale erkennen, die jegliche sprachliche Beschreibung unnötig machten. Ich verstand die Menschen so, wie ich sie sah. Einen Haken hatte es, nämlich, dass ich sogleich in den Bann der Ausstrahlung der Menschen geriet und mich dementsprechend verhielt. Ich kam ihnen sozusagen vor, ohne darüber nachzudenken, ob es zu einer Begegnung kommen würde, d.h. ob man in der Zwischenzeit noch abgelenkt würde, so dass man sich verfehlte.
Doch mein Blick zielte willensstark auf den Menschen, sofern es irgendwie meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte und dann ließ es nicht locker, fast ohne mein Zutun.
Doch nicht alle Anblicke waren erfreulich, ich sah Menschen, die so sehr auf ihre Ideen fixiert waren, dass sie das Geschehen um sich herum ächteten.
Dies spannte mich körperlich und ich erinnerte mich, dass der Mensch böse sein kann, wenn es auch anders kann. Solche Begegnungen brachten zwar Erkenntnisse, aber sie kosteten auch wertvolle Zeit. Zeit in der Mann eines Vogel gewahr hätte werden könne- aber dies wäre weit ausgeholt, weiß Gott, was ich dann gesehen hätte.:lol::lol: Andrerseits bekräftigten selbst solche Menschen oder doch gerade solche Menschen, wie man sich als ein Wesen selbst wahr nimmt.
"Nämlich, ich weiß, dass ich viel weiß, jedoch weiß ich nicht, was ich weiß."
Das Staunen darüber, dass dieses Wissen zugänglich ist, ist ein Wunder.
Ich setzte mich bei einem Straßencafé draußen an einem Tisch, für gewöhnlich trinke ich löslichen Kaffee, wenn ich solche Pausen einlege, doch war irgendwas an mir war entfesselt und es scherte sich nicht um die Gewohnheiten und schon der Anblick des Betreibers ließ mich ein Tee bestellen, ohne dabei Verdrießlichkeit zu verspüren, was ob dem Verzicht auf den Kaffee zu erwarten wäre.
Das ist "Anpirschen", ich pirschte mich an die Umgebung an, ohne einen genauen Plan ausgeheckt zu haben und so fiel ich nicht auf. Ich war ein Teetrinker unter Tausenden von Teetrinkers. Doch war es nicht meine Absicht dort einen Tee zu genießen. Sodann verspürte ich eine Unruhe, die nach dem Gesichtspunkt, dass ich entfesselt mit der Umgebung beschäftigt sein konnte, nicht ohne Grund sein dürfte, sprich ich sie aus der Umgebung wahrgenommen haben müsste.
So versuchte ich mich mit dieser Unruhe zu arrangieren, ohne ihr die Oberhand zu lassen, so dass ich eiligst davon gegangen wäre.
Schließlich entdeckte ich die Quelle dieser Unruhe, es rührte von zwei Menschen, die in einem geparktem Auto an der Straßenseite saßen, her. Sie waren im Halbdunkel, so dass ihre Antlitz nicht ganz sichtbar war, doch zeugte die Haltung des mir näher sitzenden Mann von Besorgnis. Sie schienen zu einem Entschluss zu kommen wollen, doch verharrten sie wie erstarrt. Ich konnte meinen Blick auf sie nicht fixieren, ihr Bild oder mein Blick verrutschen ständig, dass ich außer was "Düsteres" nichts deuten konnte.
Ich versuchte energisch mich diesem Sog zu entziehen und zwang mich die Gegend anzuschauen.
Da hingen zwei Teppiche aus dem Drittem Stock eines Hauses, am Balkongeländer. Passanten gingen umher, ein Mann in einem elektrischem Rollstuhl fuhr auf dem Gehsteig, an dem ich saß. Drei Kinder in Alter von etwa 7´8 Jahren fuhren mit ihren Fahrrädern ebenso auf dem selben Gehsteig und sie manövrierten gewagt, aber doch geschickt zwischen den Passanten, sich der Gefahr bewusst.
Stadtbusse entluden Menschen und luden neue Menschen auf, denn es befand sich direkt in meiner Höhe eine Bushaltestelle.
Doch fand ich nichts Bemerkenswertes und so ging ich in den Laden ein und wollte zahlen, aber auch wenn diese von dem im Auto sitzenden Menschen ausgestrahlte Unruhe meine Aufmerksamkeit verringert hatte, setzte ich ich wieder auf meinem Platz.
Kaum dass ich den Kopf erhoben hatte, sah ich ein Kind auf einem rotem Kinderroller vor meiner Nase. Er hatte seinen Roller an den höher gelegten Umrandung der Terrasse abgebremst, mit einem Fuß am Boden hielt er sich im Gleichgewicht. Er schaute mir ruhig in die Augen.
Ein wenig Übergewicht hatte er, aber es ließ ihn nicht deformiert ausschauen. Sein Blick war klar und zeigte keinerlei andere Gefühle.
Das muss die Klarheit eines Wesens sein, dass unbeschwert ist. Ich verstand, warum noch ein verbliebenes Fünkchen von Wachsamkeit mich erneut auf meinen Platz sitzen ließ.
Der Mensch, so zerstritten er in sich auch sein mag, ist im Grunde ein Wesen voller Wunder.
Ich war weit gelaufen- unter uns gesagt, Hatira wird es abschätzen können, wie weit ich gelaufen wäre:lol:, doch lief ich gestärkt zurück, ohne Anzeichen von Müdigkeit, dass ich noch etliche Kilometer laufen konnte und ich wunderte mich darüber.
Die Zerstrittenheit, heißt es nach einem gewissem Wissen, ist ein Dreitausendköpfiges Ungeheuer, dass Kopf für Kopf oder mit einem Schlag enthauptet werden muss, wenn man sich selbst als Wunder und mit ihr dies des Universums gewahr sein will.
 
M

Mein_Ingomann

Guest
AW: Die Zeit oder das in sich zerstrittene..

@univers:
Wer keine Selbstgespräche führt, mag sich nicht mal selbst zuhören. 8)

Schöner, sehr persönlicher Beitrag, vielen Dank. :wink:
 

univers

Well-Known Member
AW: Die Zeit oder das in sich zerstrittene..

Die Welt ist voller Wunder, welche uns umgeben.

Vorausgesetzt man schaut vorbehaltlos und mit klarem Verstand.
Aber gerade der Verstand ist, der uns mit Misstrauen und Argwohn, Neid und Hass, List und Verschlagenheit, Habgier und Feindseligkeit überhäuft.
Man könnte meinen ohne Verstand wäre man glücklicher...:lol:
So ist es natürlich nicht, denn der Verstand ist sogleich unser einziges Werkzeug, um zu erwägen, doch es hat seine Grenzen.
Diese Grenze erfährt man dann, wenn man verwirrt ist, aber mit Übung schafft man über die Grenzen der Vernunft hinaus Wunder wahr zu nehmen.
Wunder im Alltag, in scheinbar Alltäglichem:

Ich brauchte Farbe und so suchte ich den Baumarkt auf, griff nach einem Einkaufswagen und versuchte ob der Vielfalt der Waren mit klarem Kopf an diese vorbei zu laufen, um nicht der Versuchung zu erliegen nicht mehr einzukaufen als ich es brauchte.
Der Laden war nicht gut besucht, ich fragte später gar einen Verkaufsberater, woran das liege. Er meinte, dass es an Werktagen und zu dieser Tageszeit, es war gegen Mittag, es sich so verheilt. Entsprechend der wenigen Kundschaft waren auch die Verkaufsberater rar, aber ich lass eh ungern zu jeder Gelegenheit die Leute sich für mich mühen, auch wenn es ihre Aufgabe ist.
So ging ich etliche Male zwischen zwei gleichen Waren, die mit Abstand zueinander aufgestellt waren, um deren Preise und Eigenschaften zu überprüfen. Dies muss einem Verkaufsberater, der gerade die Regale auffüllte oder ordnete, aufgefallen sein. so dass er mich fragte, ob er mir behilflich sein kann. Ich bedankte mich und sagte, dass ich schon zurecht käme, auch wenn ich von dem hin und her schon verwirrt war.
Ich meinte bei ihm einen Gesichtsausdruck der Enttäuschung ausgemacht zu haben- aber dies mein Verhalten ist ein Prinzip der Geduld und des Verzichts und nicht der Unfreundlichkeit, in diesem Falle dem Verkaufsberater gegenüber.
Ich meine ausprobiert zu haben, dass solcher Abweichungen von der eigenen Beschäftigung, einen auf eine fremde Ebene einmünden lassen, die irgendwie einen übersteigen, als dass man dieser gerecht werden kann.
Der Verzicht fällt mir nicht leicht, es fühlt sich wie eine Leere an, die schier unausgefüllt bleiben würde.
So auch diesmal, ich wollte ihn nicht kränken, es war nicht persönliches an mein Verzicht auf seiner Hilfe, aber ich konnte nichts an seiner Traurigkeit ändern.
So entfernte ich mich still davon, er versuchte weiterhin sich seiner Arbeit hinzugeben.
Und schon im nächsten Gang wurde ich wie durch ein Wunder von mein Trübsal befreit, in Gestalt eines Babys, kaum zwei Jahre alt. Drei Frauen, eine von ihnen schob den Kinderwagen, wo das Baby drin saß und ein arg gelangweiltes Mädchen im Alter von etwa dreizehn bis vierzehn Jahren, schlenderten durch den Gang mir entgegen. Sie, die Frauen, als auch ich befanden uns im Gang der Farben und so drehte ich mich zu dem Regal und versuchte die Preisunterschiede der verschieden Marken zu vergleichen, jedoch hatte ich den kleinen Jungen seitlich im Auge.
Er hatte einen hellen Teint, sein Haarwuchs sprießte erst. so dass es heiter kahl ausschaute.
Ich war ständig in Bewegung und aus einem tieferem Empfinde her konnte ich nicht umhin, ihn im Blickwinkel zu halten. Ich vernahm wie er gluckerte und dabei mit seinem Blick mich direkt anvisierend.
Ich nahm die Gelegenheit wahr und schritt mit einigen großen, aber energischen Schritten zu ihm und kniete nah zu ihm. wir schauten uns in die Augen, seine Augen lächelten unendlich.
Dies entflammte mich beinah und ich fragte ihn heiter, nur um meine Stimme verlauten zu lassen, was ist?
Er gluckerte wieder und ich sprach weiterhin zu ihm, nur um gesprochen zu haben- mein Verstand gab Alarm;
- diese Frauen können es missverstehen, deine Unterhaltung mit dem Baby als ein Annäherungsversuch an eine der Drei deuten.
- wir sind in der Türkei, wo Frauen in öffentlichen Verkehrsmittel meiden, sich zu einem Mann hinzusetzen.
Ich setzte mich über mein verstand hinweg und sprach die Frau an, noch in der Hocke vor dem Baby, ob er- es war ein Junge- schon laufen könne. Sie antwortete etwas überrumpelt, scheu, aber doch freundlich mit ja. Daraufhin meinte ich, dass man ihn doch laufen lassen sollte, die Gänge gähnten vor Leere- Aber fast hörte ich das Rauschen ihres Verstandes, so dass was sie darauf antwortete nicht mehr zu entschlüsseln war, aber irgendwie verstand ich, dass sie es nicht gern hätten, wenn er liefe.
Ich schaute das Baby noch mal in die Augen, erhob mich sachte und entfernte mich.
Im Nachhinein tat die Traurigkeit des Verkaufsberaters, welchen ich die Hilfe abgeschlagen hatte, nicht mehr weh, denn ich war Teil eines Wunders wenn auch dessen Deutung noch aussteht und es ist auch ein anderes Kapitel.

Das Wunder nahm seinen Lauf.....
 

ege35

Well-Known Member
AW: Die Zeit oder das in sich zerstrittene..

Uni, ich finde deine Gedankengänge und Beobachtungen ausgesprochen interessant! Mit dir würde ich gerne mal durch die Pampas oder im Kontrast dazu durch eine Stadt pilgern, um zu beobachten, wie du worauf reagierst...
 
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