@pauline09: Wow Hut ab, du scheinst dich in diesem Umfeld bestens auszukennen. Ich habe mir vorhin einige Dokumentationen mit und über Wilfried Erdmann auf YouTube angesehen. Fand das schon sehr herausfordernd, so ganz alleine mehrfach die Erde zu umsegeln. (..)
Ich hab als Jugendliche angefangen (nicht ganz freiwillig - an meiner Schule gehörte Segeln dazu), seitdem verschiedene Boote in verschiedenen Revieren gesegelt und Spaß daran. Mein erster Segellehrer war übrigens ein ausgewiesenes Ar***, aber er hat uns viel zugetraut und ziemlich gedrillt. Das war gut, auf die Art lernte man. Auch aus Fehlern. Und später durch Erfahrung und von Mitseglern.
Was Erdmann betrifft: der Mann ist Autodidakt. Hut ab! Was übrigens eindrucksvoll belegt, dass man nicht baffzig Segelscheine machen muss, um zurechtzukommen - praktische Erfahrungen und Talent bringen unendlich viel mehr. Wenn Du Kontakt mit Vereinen und Segelschulen aufnimmst, werden sie Dir zwar raten, alle möglichen Nachweise zu machen, aber Du brauchst im Grunde nur drei:
SBF See (=Sportbootführerschein),
Funkerzeugnis (SRC/LRC) und Pyroschein. Das reicht meiner Meinung nach. Pyroschein deshalb, weil die Verwendung von Seenotsignalen in D gesetzlich geregelt ist. Signalraketen oder eine Seenotsignalpistole (wofür eine Waffenbesitzkarte erforderlich ist) darfst du ohne
diese Nachweise gar nicht kaufen.
Das heißt nicht, dass ich Segelkurse generell für überflüssig halte, im Gegenteil, um erste Erfahrungen zu sammeln, sind sie sogar sehr gut. Aber auf Dauer steigt man dann ja doch als Mitsegler irgendwo ein und sammelt auf die Art Meilen und Erfahrungen. Und der SBF See enthält eigentlich alles, was man braucht, wenn man's nicht gerade professionell, d.h., gewerblich betreiben will.
Übrigens könntest Du auch, falls Oldtimer Dein Ding wären und Du echte "Seefahrerromantik" schnuppern willst,
als Trainee auf Segelschulschiffen anheuern. Da kann man auch Meilenbestätigungen sammeln. Ist allerdings nicht gerade günstig, aber die Törnpläne sind zum Teil ganz interessant. Und wenn man Feuer fängt, kann man sich ja eventuell immer noch in die Stammcrew hochackern.
Wenn Dir anfangs schlecht werden sollte: don't worry, das besagt wenig. Es gibt Leute, die's echt gut wegstecken und praktisch nie seekrank werden (so wie ich), aber ich kenne auch gute, sogar sehr gute Segler, die regelmäßig zu Beginn eines Törns 2, 3 Tage grün um die Nase sind und sich ausreihern. Bis es wieder okay ist.
Am besten, man konzentriert sich bei aufkommender Mulmigkeit nur aufs Segeln, bleibt aktiv, hält den Horizont im Blick, mümmelt etwas Zwieback und denkt nicht daran. Und nie, wirklich nie (!) unter Deck gehen, wenn einem eh schon schlecht zu werden droht. Schiffsbewegungen sind unter Deck viel intensiver zu spüren, und falls andere Seekranke in den Kojen liegen, wabern einem Dunstwolken entgegen, die das Elend bloß verschlimmern.
Nur noch mal was Praktisches zur Länge u. Breite Deines angedachten Bootes, wenn es denn so weit kommt: denk daran, dass nicht alles trailerbar ist. In Deutschland sind Bootsanhänger nur bis zu einer Länge von 12 m zulässig, auf Deutsch: für eine relativ günstig geschossene 48 Fuß-Yacht müsstest Du, falls ich das richtig sehe, notfalls eine Spedition mit LKW beauftragen, um sie ans Mittelmeer zu transportieren. Geschätzter Kostenpunkt: fünfstellig.
Erspare Dir das, schau Dich lieber gründlich an der Küste um und überlege, wie Du das Teil auf Wasserwegen ans gewünschte Ziel überführst oder überführen lassen könntest.