Warum teilen wir (nicht) ?

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Mein_Ingomann

Guest
Ein schönes Sonntagsthema: Warum teilen wir Dinge oder suchen zum Austausch die Gemeinschaft? Weshalb nimmt -in Gesellschaft- ein Erwachsener fast immer das kleinere von 2 angeboten Kuchenstücken, ein Kind aber meist das grössere? (Allein im stillen Kämmerlein nehmen aber auch Erwachsene zu 99% das grössere Stück :oops: ).

Wann teilen wir etwas, und wann und warum nicht?

Angeregt zu dem Thread hat mich 'der dritte Bildungsweg' :lol: Als Einstieg 20 unterhaltsame Minuten zum Thema:

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=8040096

Eine ganz witzige Sendung. Mit Vince Ebert und einem sehenswerten Experiment zum Wert des Geldes und einem sehr bewegenden Gespräch mit dem 'Arche' Gründer, sowie 2 erfolgreiche Beispiele für gemeinsames Handeln und Teilen.

Vielleicht hat ja jemand Laune, seine Gedanken zum Thema Teilen zu teilen?!
:razz:
 

Grk..

Active Member
AW: Warum teilen wir (nicht) ?

Da das Video bei mir z.Zt. nicht flüssig läuft, schreibe ich ein paar generelle Gedanken.

Der Erwachsene der in der Öffentlichkeit das kleinere Kuchenstück nimmt, privat jedoch u.U. gegenteilig handelt, kontrolliert im Gegensatz zum Kind seinen augenblicklichen Impuls. Er wägt das Risiko einer Aufdeckung u. möglicher Konsequenzen mit seinem "Gewinn" ab. Erwachsene Menschen sind auf jeden Fall in der Lage, ein Nicht-teilen, sei es nun moralisch oder ungesetzlich (indirekt z.B. auch durch Steuerhinterziehung), strategisch zu planen.

Interessant ist auch die individuelle Situation, d.h. persönliche Ausgangslage, in der ein sogenanntes Nicht-teilen geschieht. Die eine Familie mit einem Jahresnettoeinkommen von 12.000 EUR spendet zu Weihnachten 60 EUR (0,5%) und eine andere mit einem Jahresnettoeinkommen von 60.000 EUR spendet 100 EUR...

Betrachten wir mal Michael Schumacher. Er verlagerte seinen Wohnsitz ins Ausland (unter steuerlichen restriktiven Auflagen). Womöglich spielte nicht nur das schöne Wetter im Ausland eine Rolle. Im Jahr 2008 titelte eine Online-Zeitung, das sein geschätztes Vermögen von 850.000.000 EUR an die Milliarde kratzen würde.

Was treibt ihn (oder auch andere) so sehr an, ein Nicht-teilen in Erwägung zu ziehen? In Deutschland hätte er womöglich nur ein Vermögen von sagen wir mal 350.000.000 EUR. Eine Summe, die ein familiäres Leben deutlich über dem Existenzminimum gesichert hätte.

Ein paar Etagen tiefer:

Es gab einen Bundesminister (kein Einzelfall), der seine Putzfrau schwarz beschäftigte und die Kosten von umgerechnet 3000 EUR der Allgemeinheit aufhalste.

Solch ein Minister (und viele weitere davon) verdient doch monatlich als auch mit Blick auf eine zukünftige Versorgung durch Pensionen ordentlich genug, um sie offiziell zu beschäftigen und Sozialabgaben (Lieblingsthema der Wasser-predigen-Fraktionen) abzuführen.

Oder nehmen wir mal die zugesicherten Werbungskosten von mehreren Berufspolitikern. Da zum Jahresende diese Budgetgrenzen nicht ausgeschöpft wurden, bestellten mehrere von ihnen 1-3 Luxusfüllfederhalter zum Einzelpreis von 200 bis 300 Euro. Ansonsten wäre das Budget nicht aufgebraucht worden und es wäre mehr in der "Haushaltskasse" des Landes geblieben.

Was ist der Antrieb des Nicht-teilens, wenn doch durch ein Millionenvermögen oder durch Pensionszahlungen eine gesicherte Lebensführung mindestens über dem Durchschnittsniveau garantiert ist?

So propagierten doch einmal u.a. die GRÜNEN ein solidarisches Teilen durch Fahrgemeinschaften (der Umwelt zuliebe), nahmen aber selber für 2-3 Personen die Dienste der Flugbereitschaft der Bundeswehr in Anspruch.

Wenn also nach der Maslowschen Bedürfnispyramide Grundbedürfnisse abgedeckt sind. Steht ein Teilen den weiteren Bedürfnissen vielleicht im Wege? Ein rigoroses Streben nach Individualbedürfnissen und Selbstverwirklichung als Antrieb für's Nicht-teilen? Ganz anders als z.B. ein Kiosbetreiber, der auf Grund seiner Lebensführung/Zielsetzung vielleicht mit sich im Reinen ist, möglicherweise gerne teilt, jedoch durch seine eigene Beschränkung hinsichtlich der Bedürfnisbefriedigung nach Maslow (als Beispiel) gar nicht erst in so eine Konfliktsituation kommt oder diesbezüglich eine Entscheidung treffen muss?
 

therengarenk

Gesperrt
AW: Warum teilen wir (nicht) ?

Es ist mittlerweile eine große Kunst, etwas nicht zu teilen und ganz still für sich zu genießen.
 
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Mein_Ingomann

Guest
AW: Warum teilen wir (nicht) ?

Da das Video bei mir z.Zt. nicht flüssig läuft, schreibe ich ein paar generelle Gedanken.

Der Erwachsene der in der Öffentlichkeit das kleinere Kuchenstück nimmt, privat jedoch u.U. gegenteilig handelt, kontrolliert im Gegensatz zum Kind seinen augenblicklichen Impuls. Er wägt das Risiko einer Aufdeckung u. möglicher Konsequenzen mit seinem "Gewinn" ab. Erwachsene Menschen sind auf jeden Fall in der Lage, ein Nicht-teilen, sei es nun moralisch oder ungesetzlich (indirekt z.B. auch durch Steuerhinterziehung), strategisch zu planen.

Interessant ist auch die individuelle Situation, d.h. persönliche Ausgangslage, in der ein sogenanntes Nicht-teilen geschieht. Die eine Familie mit einem Jahresnettoeinkommen von 12.000 EUR spendet zu Weihnachten 60 EUR (0,5%) und eine andere mit einem Jahresnettoeinkommen von 60.000 EUR spendet 100 EUR...

Betrachten wir mal Michael Schumacher. Er verlagerte seinen Wohnsitz ins Ausland (unter steuerlichen restriktiven Auflagen). Womöglich spielte nicht nur das schöne Wetter im Ausland eine Rolle. Im Jahr 2008 titelte eine Online-Zeitung, das sein geschätztes Vermögen von 850.000.000 EUR an die Milliarde kratzen würde.

Was treibt ihn (oder auch andere) so sehr an, ein Nicht-teilen in Erwägung zu ziehen? In Deutschland hätte er womöglich nur ein Vermögen von sagen wir mal 350.000.000 EUR. Eine Summe, die ein familiäres Leben deutlich über dem Existenzminimum gesichert hätte.

Ein paar Etagen tiefer:

Es gab einen Bundesminister (kein Einzelfall), der seine Putzfrau schwarz beschäftigte und die Kosten von umgerechnet 3000 EUR der Allgemeinheit aufhalste.

Solch ein Minister (und viele weitere davon) verdient doch monatlich als auch mit Blick auf eine zukünftige Versorgung durch Pensionen ordentlich genug, um sie offiziell zu beschäftigen und Sozialabgaben (Lieblingsthema der Wasser-predigen-Fraktionen) abzuführen.

Oder nehmen wir mal die zugesicherten Werbungskosten von mehreren Berufspolitikern. Da zum Jahresende diese Budgetgrenzen nicht ausgeschöpft wurden, bestellten mehrere von ihnen 1-3 Luxusfüllfederhalter zum Einzelpreis von 200 bis 300 Euro. Ansonsten wäre das Budget nicht aufgebraucht worden und es wäre mehr in der "Haushaltskasse" des Landes geblieben.

Was ist der Antrieb des Nicht-teilens, wenn doch durch ein Millionenvermögen oder durch Pensionszahlungen eine gesicherte Lebensführung mindestens über dem Durchschnittsniveau garantiert ist?

So propagierten doch einmal u.a. die GRÜNEN ein solidarisches Teilen durch Fahrgemeinschaften (der Umwelt zuliebe), nahmen aber selber für 2-3 Personen die Dienste der Flugbereitschaft der Bundeswehr in Anspruch.

Wenn also nach der Maslowschen Bedürfnispyramide Grundbedürfnisse abgedeckt sind. Steht ein Teilen den weiteren Bedürfnissen vielleicht im Wege? Ein rigoroses Streben nach Individualbedürfnissen und Selbstverwirklichung als Antrieb für's Nicht-teilen? Ganz anders als z.B. ein Kiosbetreiber, der auf Grund seiner Lebensführung/Zielsetzung vielleicht mit sich im Reinen ist, möglicherweise gerne teilt, jedoch durch seine eigene Beschränkung hinsichtlich der Bedürfnisbefriedigung nach Maslow (als Beispiel) gar nicht erst in so eine Konfliktsituation kommt oder diesbezüglich eine Entscheidung treffen muss?

Schade, dass der Beitrag bei Dir nicht läuft. Die Sendung ist aber auch bei Y.T. und in der WDReigenen Mediathek zu finden -vielleicht klappt es da?


Die ' gefühlte ' Steuergerechtigkeit ist auch ein gutes Beispiel, Danke. :lol:

Dazu noch ein Zitat aus der Sendung:
Die -ich nenne es mal 'Glücksforschung' - hat herausgefunden, dass ab einem monatlichen Einkommen von 20. 000 Euro keine Steigerung des persönlichen Glücksempfindens durch Geld mehr möglich ist. Ausnahmen, wie Erpel mit Geldspeicher, bestätigen diese Regel. Ungefähr dort liegt der Punkt, an dem Geld nicht mehr glücklich macht, ein Teilen also nicht mal als Verlust wahrgenommen werden sollte.

Das Gegenteil aber ist der Fall. Was ist der Unterschied zwischen einem Mann, der 7 Kinder hat und einem Mann der 7 Millionen Euro besitzt? Der mit den Millionen will weitere. 8)
 

Aylin2009

Active Member
AW: Warum teilen wir (nicht) ?

Dazu noch ein Zitat aus der Sendung:
Die -ich nenne es mal 'Glücksforschung' - hat herausgefunden, dass ab einem monatlichen Einkommen von 20. 000 Euro keine Steigerung des persönlichen Glücksempfindens durch Geld mehr möglich ist.

Diesen Effekt nennt man, in der Volkswirtschaftslehre das 1. Gosschensche Gesetzt (Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen). Mit jedem Euro den ich mehr in der Tasche habe, sinkt der Nutzen, den ich aus diesem zusätzlichen Euro ziehe. Auf diesem Effekt beruht auch die - eigentlich soziale - Idee der Steuerprogression.

Die Grenze halte ich aber für sehr niedrig angesetzt. :icon_eyecrazy: Ich bin bei knapp 21.000 und muss mir auch diesen winter wieder überlegen, wie ich mein Heizöl bezahlen soll. Von meiner Panik, dass der PC oder die Waschmaschine kaputt gehen könnte gar keine Rede... Und weil ich mit einer Vedopplung meines Gehalt diese Sorgen nicht mehr hätte, würde sich mein Glücksempfinden sicherlich auch noch mal eben verdoppeln.
 
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Mein_Ingomann

Guest
AW: Warum teilen wir (nicht) ?

Diesen Effekt nennt man, in der Volkswirtschaftslehre das 1. Gosschensche Gesetzt (Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen). Mit jedem Euro den ich mehr in der Tasche habe, sinkt der Nutzen, den ich aus diesem zusätzlichen Euro ziehe. Auf diesem Effekt beruht auch die - eigentlich soziale - Idee der Steuerprogression.

Die Grenze halte ich aber für sehr niedrig angesetzt. :icon_eyecrazy: Ich bin bei knapp 21.000 und muss mir auch diesen winter wieder überlegen, wie ich mein Heizöl bezahlen soll. Von meiner Panik, dass der PC oder die Waschmaschine kaputt gehen könnte gar keine Rede... Und weil ich mit einer Vedopplung meines Gehalt diese Sorgen nicht mehr hätte, würde sich mein Glücksempfinden sicherlich auch noch mal eben verdoppeln.

Ich gebe zu, dass ich auch immer noch auf die Überprüfung dieser These zuarbeite. :lol: Bei den Leuten, bei denen ich Einblick habe/hatte, aus dieser Einkommensklasse, scheint mir diese Theorie aber zuzutreffen. Bis dahin gilt, was Volker Pispers sagte:

"Lassen Sie sich bei der nächsten Depression doch mal 500 Euro verschreiben. Sie werden sehen, Ihre Stimmung hellt sich gleich auf!" :biggrin:

Das Experiment von Vince Ebert zum Thema Geld gibt's auch solo bei Y.T. Schlagworte:

Vince Ebert Denkverbot.

Nur knapp 7 Minuten lang, aber sehr durchdacht.
 

blackcyclist

Gesperrt
AW: Warum teilen wir (nicht) ?

Diesen Effekt nennt man, in der Volkswirtschaftslehre das 1. Gosschensche Gesetzt (Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen). Mit jedem Euro den ich mehr in der Tasche habe, sinkt der Nutzen, den ich aus diesem zusätzlichen Euro ziehe. Auf diesem Effekt beruht auch die - eigentlich soziale - Idee der Steuerprogression.

Die Grenze halte ich aber für sehr niedrig angesetzt. :icon_eyecrazy: Ich bin bei knapp 21.000 und muss mir auch diesen winter wieder überlegen, wie ich mein Heizöl bezahlen soll. Von meiner Panik, dass der PC oder die Waschmaschine kaputt gehen könnte gar keine Rede... Und weil ich mit einer Vedopplung meines Gehalt diese Sorgen nicht mehr hätte, würde sich mein Glücksempfinden sicherlich auch noch mal eben verdoppeln.

21000 Euro monatlich oder jährlich? Wenn es monatlich ist, brauchst du dir keine Gedanken mehr um Heizöl (außer du wohnst in Windsor Castle) oder PC oder Waschmaschine machen. Das sollte eigentlich reichen, sage ich mal aus eigener Erfahrung. :biggrin:
 

Aylin2009

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AW: Warum teilen wir (nicht) ?

Ich gebe zu, dass ich auch immer noch auf die Überprüfung dieser These zuarbeite. :lol: Bei den Leuten, bei denen ich Einblick habe/hatte, aus dieser Einkommensklasse, scheint mir diese Theorie aber zuzutreffen. Bis dahin gilt, was Volker Pispers sagte:

"Lassen Sie sich bei der nächsten Depression doch mal 500 Euro verschreiben. Sie werden sehen, Ihre Stimmung hellt sich gleich auf!" :biggrin:

Das Experiment von Vince Ebert zum Thema Geld gibt's auch solo bei Y.T. Schlagworte:

Vince Ebert Denkverbot.

Nur knapp 7 Minuten lang, aber sehr durchdacht.

Die These stimmt, aber bei 20000 Euro im Jahr ist die Grenze beim Durchschnittsbürger sicherlich noch nicht erreicht. Ich kenne eine Familie, die in ihrer luxuriösen Stadtvilla wohnt, zwei Audis in der Hauseigenen Garagen stehen hat und jedes Jahr an ihr Häuschen in der Toskana fährt. Ich glaube in diesem Fall würde es sicherlich keine signifikante Glücksteigerung geben, wenn sie plötzlich 1000 Euro mehr im Monat hätten. Bereits jetzt legen sie ihr überflüssiges Geld in Immobilien oder an der Börse an....aber 20.000 im Jahr, damit hat man immer noch genügend unerfüllte Bedürfnisse auf die man jahrelang hinsparen kann, wenn denn vorher nicht die Waschmaschine kaputt geht....


ich hab mir das jetzt angeguckt und ich find es pervers.
Es erinnert mich an eine Pro 7 Doku, in der super-reiche Jugendliche in einer Luxusdisko ihre Geldscheine verbrannt haben.

Man soll ja über alles nachdenken dürfen, aber solange in der dritten Welt ganze Familien von 50 Euro überleben würden, sollte man es beim Denken belassen.
 

Aylin2009

Active Member
AW: Warum teilen wir (nicht) ?

21000 Euro monatlich oder jährlich? Wenn es monatlich ist, brauchst du dir keine Gedanken mehr um Heizöl (außer du wohnst in Windsor Castle) oder PC oder Waschmaschine machen. Das sollte eigentlich reichen, sage ich mal aus eigener Erfahrung. :biggrin:

ohhhh, danke für den Hinweis!
Ich bin vom Jahreseinkommen ausgegangen, deswegen mein Protest!
Ja bei 20.000 im Monat habe ich keinen Zweifel. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass es noch viel früher losgeht....bei 7 oder 8 Tausend....
 

Aylin2009

Active Member
AW: Warum teilen wir (nicht) ?

Mensch Ingo, hast du mir jetzt einfach so abgenommen, dass ich 21.000 € im Monat verdiene? :lol:

Glaub mir, dann würde ich jetzt nicht hier sitzen und euch von meinen Praktikumsproblemen erzählen....sondern auf Boa Boa einen Cocktail schlürfen :lol:
 
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