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selcuk1972
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Durch die immer härter werdenden Auseinandersetzungen mit der Opposition ist Ministerpräsident Erdogans EU-Reformprozess fast zum Erliegen gekommen, sagte der deutsch-türkische Politologe Cemal Karakas von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung.
Ksta.de: Herr Karakas, vom Reformeifer der frühen Jahre ist beim türkischen Ministerpräsidenten Erdogan nicht mehr viel zu spüren. Täuscht der Eindruck?
Cemal Karakas: Nein, der EU-Reformprozess ist in der Tat ernsthaft gefährdet - wenn nicht sogar fast tot im Vergleich zur Euphorie der frühen Erdogan-Jahre. Ein wesentlicher Grund ist, dass Erdogan erbitterter denn je von der kemalistischen Opposition im Land bekämpft wird. Das Militär und die republikanische CHP fürchten eine Fortsetzung des Reformprozesses aus mehreren Gründen. Eine weitere Ausweitung der Minderheitenrechte der Kurden hätte aus ihrer Sicht eine Stärkung der kurdisch-nationalistischen Bewegung zur Folge, die nicht nur Autonomie anstrebe, sondern auch einen eigenen Teilstaat. Das dürfe man nicht zulassen. Zudem haben die Kemalisten die Sorge, dass der Staat im Zuge einer weiteren gesellschaftlichen Liberalisierung Islamisten und radikalen Splittergruppen zu weit entgegenkomme. Das könne zur Konsequenz haben, dass diese Gruppen sich politisch manifestieren und man ihnen aufgrund ihres fundamentalistischen Charakters demokratisch nicht mehr entgegentreten könne. Die Folge sei eine Zersplitterung der Türkei entlang religiöser und ethnischer Spannungslinien - der Albtraum der Kemalisten schlechthin.
der_rest_hier_zu_lesen
Ksta.de: Herr Karakas, vom Reformeifer der frühen Jahre ist beim türkischen Ministerpräsidenten Erdogan nicht mehr viel zu spüren. Täuscht der Eindruck?
Cemal Karakas: Nein, der EU-Reformprozess ist in der Tat ernsthaft gefährdet - wenn nicht sogar fast tot im Vergleich zur Euphorie der frühen Erdogan-Jahre. Ein wesentlicher Grund ist, dass Erdogan erbitterter denn je von der kemalistischen Opposition im Land bekämpft wird. Das Militär und die republikanische CHP fürchten eine Fortsetzung des Reformprozesses aus mehreren Gründen. Eine weitere Ausweitung der Minderheitenrechte der Kurden hätte aus ihrer Sicht eine Stärkung der kurdisch-nationalistischen Bewegung zur Folge, die nicht nur Autonomie anstrebe, sondern auch einen eigenen Teilstaat. Das dürfe man nicht zulassen. Zudem haben die Kemalisten die Sorge, dass der Staat im Zuge einer weiteren gesellschaftlichen Liberalisierung Islamisten und radikalen Splittergruppen zu weit entgegenkomme. Das könne zur Konsequenz haben, dass diese Gruppen sich politisch manifestieren und man ihnen aufgrund ihres fundamentalistischen Charakters demokratisch nicht mehr entgegentreten könne. Die Folge sei eine Zersplitterung der Türkei entlang religiöser und ethnischer Spannungslinien - der Albtraum der Kemalisten schlechthin.
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