Arbeitszeiterfassung: Fristlose Kündigung wegen Kaffeepause ohne Stempel

Bintje

Well-Known Member
Das Landesarbeitsgericht Hamm hat entschieden, dass eine zu 100 Prozent schwerbehinderte Raumpflegerin ohne vorherige Abmahnung fristlos gekündigt werden durfte, weil sie sich für eine Kaffeepause nicht bei der elektronischen Zeiterfassung ausgestempelt und ihren Chef zunächst darüber angelogen hatte. Das kann auch gelten, wenn es nur einmal vorgekommen ist.


Das die Frau ihren Chef ursprünglich darüber belogen hatte, ist natürlich unschön, aber den Rest finde ich schwer überzogen. Schöne neue Arbeitswelt.
Was machen eigentlich Leute, die sich halbkrank zur Arbeit schleppen und ganz plötzlich dringend auf die Toilette flitzen müssen?
Werden die jetzt abgemahnt, wenn sie sich nicht vorher ausstempeln? Und wie ist das mit Betrieben, in denen es Kaffeeküchen für Abteilungen gibt? Muss man sich auch da vorher aus- und danach wieder einstempeln, wenn man nur einen Kaffee holt, um damit am Schreibtisch weiter zu arbeiten?
Täuscht der Eindruck, oder schreitet die Amazonisierung der Wirtschaft voran?
 
Zuletzt bearbeitet:

Bintje

Well-Known Member
Hier ist übrigens das Urteil: https://openjur.de/u/2466887.html

Die Frau war zuvor acht Jahre in dem Betrieb beschäftigt. Vorgefallen war nie was, eine Abmahnung hatte es auch nie gegeben. Am Tag vor ihrem Vergehen will ihr Chef aber von anderen Mitarbeitern erfahren haben, dass sie sich bereits mehrmals vom Arbeitsplatz entfernt habe, ohne sich auszustempeln. So habe er sich gleich am nächsten Tag auf die Lauer gelegt, den geschilderten Vorgang bestätigt gefunden und mit Smartphone-Fotos dokumentiert. Als er sie darauf ansprach, stritt sie es zunächst ab, gab es dann zu und flog daraufhin fristlos. Ende der Geschichte.
 

sommersonne

Well-Known Member
Das ist natürlich alles absolut unschön. Die Kollegen die gepetzt haben, mit einbezogen. Schöne neue Arbeitswelt. Wohl dem der sich an die Regeln hält oder kündigt.

Ich frage mich aber was eine zu 100% behinderte Reinigungskraft überhaupt ausrichten kann. Vielleicht war der Chef froh endlich eine Möglichkeit gefunden zu haben sie los zu werden. Das ist ja nicht so einfach. Arbeitskräfte hat dieses Unternehmen scheinbar genug. Nun hat es geklappt. (ist aber jetzt nur eine böse Annahme, aber ich bin eben böse)
 
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