AW: Best of Gott: Glaubenshopping leicht gemacht
Was gemeinhin mit Glauben gemeint ist, würde ich als psychologisches Denken bezeichnen.
Es fehlt das Element der persönlichen Erfahrung, die für gewöhnlich der Wahrnehmung und Einschätzung der Wirklichkeit/Wahreheit zugrundeliegt.
Empirisches, also auf Erfahrung beruhendes Wissen ist aber im Grunde auch nichts anderes als eine Annahme, die in Worte gefasst wird und anschliessend zu dem gleichen psychologischen Denken verleitet.
Hier zeigt sich wiederum, dass Kontinuität, Wiederholung, Gewohnheit die entscheidenden Masstäbe für Wirklichkeitsempfinden sind.
Tatsächlich hängt alle persönliche Erfahrung von der Konditionierung ab, ist naturwissenschaftlich wie philosophisch relativ und knüpft eher an die herrschenden Konventionen oder das an, was man gesunden Menschenverstand oder Evidenz nennt.
Subjektive Erfahrung setzt man für gewöhnlich fälschlicherweise mit dem Wissen um die Wirklichkeit gleich- was es definitiv nicht ist.
Anschliessend geht man her und setzt diesem sog., dem vermeintlichen "Wissen" den "Glauben" als alternatives Modell der Wirklichkeitsdeutung entgegen. Das ist Unsinn...
Aufgrund der Verwechselung/Vermischung von subjektiver Erfahrung, objektivem Wissen und Wirklichkeit folgert man, das sog. "Wissen" sei dem sog. Glauben überlegen, es komme der Wirklichkeit sozusagen näher.
Das ist ein Irrtum, der deutlich wird, wenn man sich vor Augen hält, was die Menschen ohne weiteres für objektiv wirklich und wahr halten, wenn es mit dem Etikett Wissenschaft versehen ist.
Wirklichkeitsdeutung, welcher Art auch immer, beinhaltet nun zugleich die Deutung der eigenen Identität.
Ganz gleich, ob diese nun aus dem sog. (dem vermeintlichen) Wissen oder dem Glauben (Religion) entstammt oder in einem bestimmten Mischungsverhältnis von beidem abgeleitet wird, es führt zu nichts anderem als zu einer unbewusst ideologischen Selbst- und Weltsicht, die mit einer gewissen gefühlsmässigen Befindlichkeit einhergeht.
Wie Wirklichkeit konkret vorgestellt wird, ist nichts anderes als das Ergebnis der seelisch-geistigen Konditionierung, diese steht und fällt mit den historisch-sozialen Umständen und Konventionen.
Einzelne Sichtweisen als mehr oder weniger realitätsnah einzuschätzen, ist im Grunde falsch. Es sind ganz einfach unterschiedliche Perspektiven auf das Leben.
Leider grenzen aber beide Realitätsmodelle ein und aus. Hierin liegt die Ursache zahlreicher Konflikte.
Der Mensch scheint mir ein positives Wesen, das stets bemüht ist, im Gewand der Wissenschaft oder Religion über-positive Erkenntnis zu gewinnen, um sich selbst zu bestimmen.
Er sucht sich stets in Gedanken in wissenschaftlichen, religiösen oder anderen Theorien/Ideologien. Dort wird er sich aber niemals finden.
Ich nehme dagegen an, dass es das eingangs beschriebene gewohnte psychologische Denken selbst ist, was den Menschen daran hindert, die Wahrheit von Mensch und Welt zu erkennen.
Das Thema des hier besprochenen Buches müsste mE nach um die Wissenschaft erweitert werden, um sozusagen komplett zu sein- was nicht heissen soll, dass es nicht gut oder nicht lustig ist.
Es könnte dann heissen: Wissenshopping leicht gemacht