Bukalemun - Die Geschichte vom Chamäleon

Bukalemun

Well-Known Member
Jaja...hätte ich an deiner Stelle jetzt auch gesagt! :p

Heute Nacht schreibe ich weiter. Ich werde auch irgendwann anfangen, wichtige Gespräche aus Chats sinngemäß wiederzugeben, damit ihr euch ein Bild davon machen könnt, wie alles ablief. Ich denke oft, dass hier Userinnen behaupten, man hätte sich mit Askim so wahnsinnig gut unterhalten können - und wenn ich dann die Übersetzungsanfragen sehe, sehe ich Missverständnisse ohne Ende.

Was meint ihr zu der Idee...? Das Schreiben geht dann vielleicht auch schneller voran....vielleicht.
 

ege35

Well-Known Member
Jaja...hätte ich an deiner Stelle jetzt auch gesagt! :p

Heute Nacht schreibe ich weiter. Ich werde auch irgendwann anfangen, wichtige Gespräche aus Chats sinngemäß wiederzugeben, damit ihr euch ein Bild davon machen könnt, wie alles ablief. Ich denke oft, dass hier Userinnen behaupten, man hätte sich mit Askim so wahnsinnig gut unterhalten können - und wenn ich dann die Übersetzungsanfragen sehe, sehe ich Missverständnisse ohne Ende.

Was meint ihr zu der Idee...? Das Schreiben geht dann vielleicht auch schneller voran....vielleicht.

Mach mal! Vielleicht erkennt die Eine oder Andere, wie gewaltig sie sich selber in die Tasche lügt
 

Bukalemun

Well-Known Member
Ich habe weitergeschrieben, muss aber sagen, dass mich das Wiederaufrollen der Geschichte mehr mitnimmt als gedacht, weil ich ja weiß, wie es weitergeht. Poste es gegen Abend.
 

Bukalemun

Well-Known Member
Kapitel 3



Nur wenige Wochen nach ihrer Rückreise war Mel auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Zwar hatte Serkan sie nur wenige Tage nach Urlaubsende auf facebook geaddet, aber seine Mails wurden von Tag zu Tag liebloser. Anfänglich empfand sie es noch als gutes Zeichen, dass das bekannte türkische Süßholzraspeln komplett ausblieb, aber auf Gespräche der Kategorie „Wie ist das Wetter bei euch“ hatte sie keine Lust. Während sie hoffte, er würde endlich auf das Gespräch über einen möglichen Besuch in Deutschland eingehen, sprach er plötzlich davon, wann sie wieder in die Türkei zurück käme – und davon, was sie ihm bei dieser Gelegenheit mitbringen könne. Mel wurde misstrauisch. Laut ihrem Kenntnisstand gab es diese Produkte (es ging meist um teure Technikartikel, die sie sich selbst niemals leisten würde) auch in der Türkei. Und wenn es ihm nicht um Geld oder Prestige ginge, sondern um sie, warum bemühte er sich nicht mehr darum, sie zu sehen?



Die Antworten darauf fand sie in Online-Foren. Überall der gleiche Tenor: Zwar könne eine Liebe zwischen einem Türken und einer Deutschen entstehen, aber die Vorzeichen standen schlecht. Und im Übrigen würde ein türkischer Mann kein Geld oder keine Wertgegenstände von einer Frau annehmen. Zudem fing sie an, die in Foren beschriebenen Psychotricks zu durchschauen: Er machte ihr ein schlechtes Gewissen, meldete sich tagelang nicht. Er versuchte, sie vom Kontakt mit anderen Frauen abzuhalten (die sich in Facebook-Gruppen zum Hotel nur so damit übertrafen, wer die Mitarbeiter dort wohl am besten kenne und sich VIP-Gast nennen dürfe....). Er erfand Eifersuchtsdramen über Damen, mit denen er natürlich nie etwas am laufen hatte – und bat, solle eine dieser Damen Mel kontaktieren, sie dürfte ihr kein Wort glauben und es ihm umgehend „melden“. Mel reichte es.



Natürlich fand sie Serkan unwiderstehlich süß. Aber es war ihr bewusst, dass andere Frauen das auch taten. Immerhin war er extrem attraktiv, sportlich, ein wunderbarer Tänzer und im Vergleich zu den anderen Hotel-Boys kein schamloser Charmeur. Aber das Vertrauen, das innerhalb der 2 Wochen Urlaub entstand, wurde durch die Frage nach teuren Präsenten und durch seine Undankbarkeit für die kleinen romantischen Aufmerksamkeiten, die Mel Serkan stattdessen schickte, in kürzester Zeit zerstört.



Trost und (zugegebenermaßen lästernde) Worte fand Mel bei ihrer Freundin Eva, einer skandinavischen Kollegin von Serkan, die in der Sommersaison dort jobbte. Nur durch Mels Erzählungen bekam sie überhaupt mit, dass er, wie alle anderen Animateure, ein -sagen wir mal wohlwollend- gut organisiertes Liebesleben führte. Gemeinsam verbrachten die beiden Stunden auf Skype, um über die türkischen Gigolos zu sprechen und wer nun mit wem... Es war erschütternd, aber auch teils lustig, denn Mel hatte weiterhin Kontakt zu einem Dutzend männlicher und einer Handvoll weiblicher Hotelangestellten – und Eva gab ihr Insiderwissen über den tatsächlichen Familienstand der flirtenden Gigolos weiter. Zum Spielen war sie trotz allem nicht aufgelegt. Mel verwickelte nie auch nur zum Schein einen der Jungs in ein Gespräch, das über den Hotelalltag und Urlaubserinnerungen hinaus ging. Sie hielt nichts davon, Gleiches mit Gleichem zu vergelten oder alle über einen Kamm zu scheren, nur weil sie hier und da mal fragten, wie es ihr ginge und ob sie bald wieder im Hotel Urlaub mache. Im Übrigen war sie zwar sauer auf Serkan (und insgeheim auf all die anderen Schauspieler dieses Ladens), aber sie begann auch zu verstehen, dass die kulturellen Hintergründe und oftmals auch die religiöse Erziehung dieser Männer dazu führten, dass sie die Touristinnen als „schamlos“, „billig“ oder „wertlos“ ansahen. Dementsprechend niedrig die Hemmschwelle, entsprechende Frauen und Mädchen zu ihrem Vorteil auszunutzen. Wenn nicht Geld dabei rumkäme, könne man wenigstens guten Sex dabei mitnehmen, den die Herren von türkischen Frauen ihres Alters meist nicht ohne ein Heiratsversprechen bekämen. Somit waren Serkans Bemühungen wohl wertlos – denn er bekam weder das eine noch das andere.



Abschließend sendete Mel eine weiteren dicken Umschlag nach Side. Diesmal demonstrativ nicht zu Händen von Serkan, sondern an ihre Freundin Eva. Enthalten waren die besten Fotos aller Hotel-Mitarbeiter die sie kannte, mit einem persönlichen Gruß auf der Rückseite des Bildes und dem Versprechen, im nächsten Jahr wiederzukommen. Einige freundliche Mails von den „Foto-Empfängern“ folgten, aber ganz besonders freute sich Mel, mal wieder etwas von Yasin zu hören. Wie immer war ihr Lieblings-Barman aufgeregt und auch ein klein wenig sauer: Das Bild, das ihn zeigen sollte, war nichts geworden. Und auf dem Gruppenfoto der Poolbar-Boys sah er so schrecklich aus, dass sich angeblich alle seine Kollegen über das Foto lustig machten. Trotzdem bedanke er sich höflich für den kleinen Gruß und dafür, dass Mel ihn als besten Barkeeper des Resorts bei holidaycheck namentlich erwähnte. Es war diese Bodenständigkeit und dieser Anstand, sich auch für ein schlechtes Bild zu bedanken, die Serkan dem Gigolo fehlten.



In Yasin fand Mel Ablenkung von der Urlaubssehnsucht. In ihm fand sie einen Gesprächspartner zu den dringenden Fragen zu Kultur und Religion der Türkei, dem Land, das sie so sehr ins Herz geschlossen hatte. Zwar waren Yasins Erklärungen oft kryptisch, denn Details über sein Familienleben oder seine Beziehung zu Elif behielt er für sich. Aber im Großen und Ganzen ergaben seine „Beispiele“ immer mehr Sinn und viele Puzzleteile fügten sich zu einem immer genaueren Bild über die Mentalität Yasins (und wahrscheinlich vieler anderer Türken) zusammen.



In Yasin fand Mel ihre große Liebe. Aber das sollte erst später so kommen.
 

maremisa

Active Member
Ich bin gespannt wie es weitergeht! Und enttäuscht bin ich sicher nicht, da ich das Ende ja nicht voraussetze zu wissen.

LG maremisa
 
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