Ein Vater schreibt für seine Tochter...

grünesblau

Well-Known Member
Ich hab gerade einen wirklich schönen Artikel gelesen, den ich Euch nicht vorenthalten will. Er passt nicht so ganz zu "Aktuelle Ereignissen", weil er vielmehr Grundsatzfragen aufgreift, daher stelle ich ihn hier ein.

Der Artikel ist etwas länger, aber es ist wahrlich lohnenswert, sich die Zeit zu nehmen. Ich will auch lieber gar nichts vorweg nehmen, sondern jedem die Chance geben, diese Zeilen unvoreingenommen auf sich wirken zu lassen. Mal schauen, ob sich von ganz alleine ein Diskurs-Strang daraus entwickelt...

"Warum müssen Fünftklässler sonntags büffeln statt Freunde zu treffen? Weshalb dieser Unsinn? Henning Sußebach versucht, es seiner Tochter in einem Brief zu erklären..."

http://www.zeit.de/2011/22/DOS-G8
 

benny1

New Member
Dieser Artikel ist nicht nur inhaltich sehr gelungen, sondern ist zugleich wunderbar geschrieben und hat bei mir sowie ich glaub auch bei vielen anderen Menschen etwas angerührt!
 

alteglucke

Moderator
Ich bin auf der dritten Seite ausgestiegen. Mir war er zu lang und zu väterlich. Und die ganze Zeit hab ich darauf gewartet, dass was kommt, was ich noch nicht wusste.
 

Gizelle

Well-Known Member
Ich frag mich ja, wie alt der Vater einer 5. klässlerin sein kann, dass bei ihm alles anders war. Ich musste ab der 6. auch täglich 3-5 Stunden lernen, 3 Klassenarbeiten an einem Tag waren keine Seltenheit. Mein Pech, dass ich auf dem 2. schwersten Gymnasium Berlins war, meine Freundin auf der Gesamtschule lebte in einer völlig anderen Schulwelt...

Aber ja, gut geschrieben, und ich stelle fest, dass ich Schule immer noch hasse ;)
 

Shiva80

Well-Known Member
Die ersten Seiten habe ich noch aufmerksam gelesen, danach nur noch überflogen.
Er hat teilweise natürlich recht, aber ist zu einseitig. Das Schulsystem und die Lerninhalte sind verbesserungswürdig, ja, wir leben in einer Welt mit vollem Terminkalender und jeder ist gehetzt, ja, aber es liegt nicht nur daran, dass immer mehr, vor allem Gymnasialschüler an Burnout leiden.
Schon zu meiner Schulzeit war es so, dass eben einige Schüler zuhause mehr machen mussten als andere. Heutzutage sind viele der Schüler auf dem Gymnasium nicht geeignet für diese Schulform und müssen daher ständig lernen. Kein Wunder bei Eltern mit meist nur einem Nachkömmling und elitärem Wunschdenken. Solange es nun einmal ein Schulsystem gibt, welches Schüler nach ihren Leistungen einteilt, sollten auch wirklich nur Schüler auf dem Gymnasium aufgenommen werden, die auch die Fertigkeiten dazu mitbringen.
Meine Nichte ist ebenfalls auf dem Gymnasium, 7. Klasse. Sie hat nicht nur Latein, sondern ist auch auf einer sogenannten bilingualen Schule; sprich sie hat in einigen Fächern unterricht auf Englisch. Ich war schon auf einigen schulischen Veranstaltungen und kenne ihre Mitschüler und Eltern. Die die zuhause lernen müssen, ständig unter Erfolgsdruck stehen und dennoch, eben durch den Druck, schlechte Noten schreiben, sind eher die Kinder von Eltern, die ihr Kind aufs Gymnasium gequält (im Sinne von Nachhilfe und täglichem Lernen) haben. Meist haben sie nur ein Kind und wünschen sich eine akademische Zukunft fürs Kind. Wieso? Es kann nicht nur Ärzte und Professoren und Ingenieure usw. geben. Es müssen und dürfen auch gerne Berufe sein, wofür man nicht studieren muss! Heutzutage ist es schick, sein Kind auf dem Gymnasium zu haben. Da ist es auch egal, dass dieses elitäre Denken die Kinder kaputt macht. Total krank!

Meine Nichte muss nicht jeden Tag lernen. Sie lernt nur ab und zu Vokabeln, mussten wir doch auch oder? Und vor den Arbeiten lernt sie und bringt nur sehr gute Noten mit nach Hause! Sie geht tanzen, ist in jeder freien Minute auf dem Reiterhof, trifft sich nach der Schule mit Freunden und wir unternehmen auch total viel miteinander. Ihre Mitschüler die nie Zeit haben, weil sie lernen müssen, sind die die eigentlich nicht geeignet sind für das Schulsystem.
Natürlich bin ich gegen dieses Aussortieren von guten und schlechten Schülern, aber solange wir ein Schulsystem haben, welches nach diesem Prinzip aufgebaut ist, muss man auch bedenken, dass man nicht jeden Schüler aufnehmen kann und darf, weil die Eltern an Minderwertigkeitskomplexen leiden. Ferner sollten nicht nur schlechte Schüler gefördert werden, sondern auch die guten Schüler. Übrigens, ihre Schwester ist auf einer Realschule und ebenfalls glücklich. Wäre sie auf einem Gymnasium, würde es ihr genauso wie Marie ergehen, die auf dem Weg ins Kino lernen muss :eek:

Ach ja, die Kinder von meinem Bruder haben dieses Jahr ihr Abitur gemacht. Meine Nichte noch mit G9 und ihr Bruder mit G8. Meine Nichte war nie geeignet für das Gymnasium, sie ist ein Opfer von ihren elitären Eltern und musste immer viel lernen. Sie hat ihr Abi geschafft, allerdings mit Nachprüfungen. Mein Neffe war von Anfang an geeignet, musste nie so viel lernen wie seine Schwester und hat ein sehr gutes Abi im ersten Anlauf hingelegt. Meine Nichte hat sich all die Jahre minderwertig gefühlt, weil sie immer mehr tun musste als ihr kleiner Bruder. Hauptsache sie hat Abi :eek:
 

alteglucke

Moderator
Ich frag mich ja, wie alt der Vater einer 5. klässlerin sein kann, dass bei ihm alles anders war. Ich musste ab der 6. auch täglich 3-5 Stunden lernen, 3 Klassenarbeiten an einem Tag waren keine Seltenheit. Mein Pech, dass ich auf dem 2. schwersten Gymnasium Berlins war, meine Freundin auf der Gesamtschule lebte in einer völlig anderen Schulwelt...

Aber ja, gut geschrieben, und ich stelle fest, dass ich Schule immer noch hasse ;)

Nach dem, was er über seine Schulzeit schreibt, wird er wohl so Anfang 40 sein.

Aus meiner Schulzeit kann ich aber sagen, dass nur wenige viel zu Hause gelernt haben, wir hatten ausreichend Freizeit, und auch der Dümmste wurde noch durchs Abitur getragen.
 

Shiva80

Well-Known Member
[....]und auch der Dümmste wurde noch durchs Abitur getragen.

Heutzutage ist es nicht wirklich anders. Meine Nichte und die anderen 20 (!!) Schüler die zur Nachprüfungen antreten mussten, wussten schon vorher welche Themen abgefragt werden. Sie wurden vor den Prüfungen von den Lehrern durch die Blume mitgeteilt und während der Prüfung kamen die richtigen Antworten zu 60% von den Lehrern. Ebenfalls durch die Blume :rolleyes:
 

alteglucke

Moderator
Meist haben sie nur ein Kind und wünschen sich eine akademische Zukunft fürs Kind. Wieso? Es kann nicht nur Ärzte und Professoren und Ingenieure usw. geben. Es müssen und dürfen auch gerne Berufe sein, wofür man nicht studieren muss! Heutzutage ist es schick, sein Kind auf dem Gymnasium zu haben. Da ist es auch egal, dass dieses elitäre Denken die Kinder kaputt macht. Total krank!

Der Grund dafür ist aber in erster Linie die Tatsache, dass heute ohne Abitur auch die meisten Lehrstellen nicht mehr zu bekommen sind. Abgesehen davon ist der Anteil der Jobs, für die man nur noch eine geringe Qualifikation braucht, rapide gesunken. Und leben kann man davon meistens auch nicht. "Schick" ist nicht das, was Eltern antreibt.
 
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