Es gab damals die Idee Freie Märkte = Freie Menschen. Urbane Eliten, junges, hippes Unternehmertum, kreativ & partygeil, die werden sich gesellschaftliche Restriktionen nicht bieten lassen und die Homoehe durchsetzen, und Korruption und Filz mögen die schon mal gar nicht, weil es samt Bürokratie deren Geschäfte hindert. Setze freien Kapitalismus durch, der Rest kommt dann von alleine / erringen sich die Menschen von selbst. Hat nicht nur in Osteuropa und der Türkei nicht geklappt, zur großen Überraschung auch nicht ansatzweise in China. Keine bürgerlichen Unruhen dort, nirgends (außer in Hongkong). Die Türkei hatte immerhin den Gezi-Park-Moment.
Soll nichts entschuldigen, aber verständlich machen. Der Geist des Neoliberalismus/Marktfundamentalismus war vorherrschend. Klassische marxistische Denke eigentlich: Führe wirtschaftliche Veränderungen durch an der Basis, der Überbau zieht dann schon nach, und ein neues Unternehmertum wird auch eine neue Gesellschaftsordnung ertrotzen. Nicht von ungefähr hat man unter den Chefdenkern einschlägiger amerikanischer Thinktanks viele ehemalige Trotzkisten ausgemacht.
(Homoehe jetzt als Symbol für gesellschaftliche Freiheiten. In der Türkei würde ich schon ordentlichen Alkoholkonsum im Ramadan als Symbol einsetzen. CSD-Umzüge sind vielleicht das bessere Bild. Leben und leben lassen.)