Wenn ich die Bilder der in Schutt und Asche gelegten Städte im Südosten der Türkei Revue passieren lasse, sehe ich vor allem eine Militäraktion gegen Zivilisten mit türkischer Staatsbürgerschaft. So etwas heißt im allgemeinen Bürgerkrieg. Wieviele PKK Terroristen unter den Trümmern liegen, ist mir nicht bekannt und dir wahrscheinlich auch nicht. Selbst wenn es nur einen erwischt hätte, wäre nach deiner Logik der Krieg gerechtfertigt und die vielen Zivilisten ein nicht zu vermeidender Kollateralschaden. Terroristen spürt man mit allen polizeilichen und geheimdienstlichen Mitteln auf, wie z. B. den Anführer der Pariser Attentate. Niemand wäre auf die Idee gekommen Mölenbeek in Schutt und Asche zu legen, nur weil der Terrorist dort vermutet würde.
Absurd wird es, wenn wie jetzt beim letzten Anschlag in Istanbul, die IS-Täterschaft wohl als erwiesen gilt, aber dennoch auf die Kurden losgegangen wird.
Es geht mir weiß Gott nicht darum, die Kurden freizusprechen, von denen die meisten wohl gegen den IS kämpfen, aber einige auch mit ihm zusammenarbeiten. Aber kurdische Städte auf türkischem Gebiet zu zerstören, während in Ankara und Istanbul der IS, die TAK und sonstwer tobt, ist ein schweres Verbrechen gegen die eigene Bevölkerung. Die Regierung ist nicht nur nicht in der Lage, die Sicherheit im Land wiederherzustellen, sondern heizt mit aller ihr zur Verfügung stehenden Inkompetenz die kriegerische Lage noch auf.
Es wäre der Zeitpunkt gewesen, die türkischen Kurden zu Verbündeten gegen den IS im eigenen Land zu machen. Und genau das Gegenteil ist der Fall. Als wolle die AKP sogar die Kurden in die Arme des IS treiben, um dann endlich die Endlösung durchzuziehen.
Aus meiner Sicht gibt es nur einen Weg, den Bürgerkrieg in der Türkei zu verhindern: Rücktritt Erdogans und seiner Clique. Aber das wird nicht geschehen. Deshalb geht es genauso weiter, weiter und immer weiter.
