Flughäfen wollen 2000 türkische Leiharbeiter holen

Bintje

Well-Known Member
An deutschen Flughäfen fehlen 2000 Beschäftigte beim Bodenpersonal, beklagt die Luftverkehrsbranche. Darum solle ein Anbieter aus Istanbul noch vor den Sommerferien 2000 "qualifizierte deutschsprechende Beschäftigte" nach Deutschland verleihen, die Gepäckstücke ein- und ausladen, Flugzeuge betanken, Passagiere abfertigen und auf dem Vorfeld arbeiten sollen. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) müsse nur noch einwilligen und rechtliche Hürden aus dem Weg räumen, hoffen mehrere Arbeitgeberverbände sowie der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft und entfalten gerade Druck auf Berlin.


"Die Arbeitskräfte aus der Türkei sprächen Deutsch auf A2-Niveau und verfügten zudem über zertifizierte Gefahrgutschulungen, die den Ansprüchen des Airline-Verbandes IATA genügten. Sie erfüllten zudem die Vorgaben der deutschen Zuverlässigkeitsüberprüfungen. In der Konstruktion solle ein etablierter deutscher Flughafendienstleister die Arbeitskräfte entleihen und nach Bedarf an die Flughäfen verteilen, schlagen die Verbände vor."

Die Dienstleister in Istanbul und Deutschland werden einen erheblichen Teil des Lohnes für sich abzwacken. Arbeitsbedingungen und Unterbringung in Deutschland dürften, vorsichtig ausgedrückt, mäßig sein. Obendrein erwächst den Hilfskräften aus der Türkei meines Wissens kein Aufenthaltsrecht aus ihren Einsätzen; sie sollen nur für den Sommer bleiben, heißt es. Ob das alle wissen, die sich jetzt anwerben lassen? Ok, Arbeitslosigkeit und galoppierende Inflation lässt vielen vermutlich kaum eine Wahl.
Aber ich kann mir nicht helfen, irgendwie fühle ich mich gerade in die 1960er Jahre versetzt. Oder sehe ich das alles verkehrt?
 

sommersonne

Well-Known Member
Es ist doch wirklich seltsam wie die deutsche Wirtschaft arbeitet. Sie braucht Arbeitskräfte, aber ausbilden will sie sie nicht. Denn das würde ja Geld kosten. Da beutet man doch lieber ausländische Arbeitskräfte aus.
Es ist so unfair das sie immer wieder die eierlegende Wollmilchsau von der Politik genehmigt bekommt.
 

Bintje

Well-Known Member
Nein siehst du nicht falsch.......vor allem kann man mit solchen Maßnahmen dann auch noch Lohn Dumping für die folgenden betreiben.
Na ja, inzwischen gibt es ja Mindestlöhne und Mindestarbeitsbedingungen für Leiharbeitende. Aber wie ist das, wenn Beschäftigte von einem Dienstleister bzw. Vermittler aus der Türkei geschickt werden? Abgesehen davon, dass Arbeitnehmerüberlassung m.W. in der Regel nur in der EU und Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums zulässig ist, müssten die Arbeitnehmer dann doch unter türkische Bestimmungen fallen - oder?
Ich kenne mich da offen gesagt nicht aus, vermute aber stark, dass die Leute u.U. keineswegs gleich bezahlt und behandelt und, wie Du schon schriebst, unfreiwillig als Druckmittel gegen andere Beschäftigte ausgespielt werden.
 
Zuletzt bearbeitet:

Msane

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Man müsste schauen was ein türk. Flughafenbediensteter in der Türkei für dieselbe Tätigkeit bekommt.
Anschließend müsste man das Einkommen was sie in Deutschland erwirtschaften mit den türkischen Lebenshaltungskosten ins Verhältnis setzen.
Von daher könnte die Tätigkeit für türk. Arbeitnehmer in Deutschland sehr lukrativ sein.


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Bintje

Well-Known Member
Von daher könnte die Tätigkeit für türk. Arbeitnehmer in Deutschland sehr lukrativ sein.
Optimistisch gesehen könnte das sein. Aber sie werden wohl türkische Arbeitsverträge bekommen, oder? Der Vermittler sitzt ja in Istanbul, würde somit, sofern ich bisherige Berichte richtig kapiert habe, als Arbeitgeber fungieren und dem deutschen Flughafendienstleister die Hilfskräfte nur ausleihen.
 

EnRetard

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Man müsste schauen was ein türk. Flughafenbediensteter in der Türkei für dieselbe Tätigkeit bekommt.
Anschließend müsste man das Einkommen was sie in Deutschland erwirtschaften mit den türkischen Lebenshaltungskosten ins Verhältnis setzen.
Von daher könnte die Tätigkeit für türk. Arbeitnehmer in Deutschland sehr lukrativ sein.


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Nur, wenn man sie wie die ersten "Gastarbeiter" in Baracken behaust. Sonst würde ihr lächerlicher Lohn für die Mieten in deutschen Städten draufgehen.
 

sommersonne

Well-Known Member
Genehmigt ist das noch nicht. Bisher trommeln die Verbände nur für den Einsatz von Leiharbeitenden, um Personalengpässe an den Flughäfen zu überbrücken. Ganz schöne Zwickmühle für Heil ...
Hast du Hoffnung das das abgelehnt wird? Ich nicht. Die Politik sieht zu wie sich die Mineralölgesellschaften sogar letztlich auf ihre Kosten die Taschen voll schaufeln.
 

Berfin1980

Well-Known Member
Na ja, inzwischen gibt es ja Mindestlöhne und Mindestarbeitsbedingungen für Leiharbeitende. Aber wie ist das, wenn Beschäftigte von einem Dienstleister bzw. Vermittler aus der Türkei geschickt werden? Abgesehen davon, dass Arbeitnehmerüberlassung m.W. in der Regel nur in der EU und Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums zulässig ist, müssten die Arbeitnehmer dann doch unter türkische Bestimmungen fallen - oder?
Ich kenne mich da offen gesagt nicht aus, vermute aber stark, dass die Leute u.U. keineswegs gleich bezahlt und behandelt und, wie Du schon schriebst, unfreiwillig als Druckmittel gegen andere Beschäftigte ausgespielt werden.
Wenn jetzt von dem Mindestlohn noch Abzüge für Unterkunft und Verpflegung geltend gemacht werden bleibt nicht mehr viel übrig, vermutlich aber immer noch besser als in der Türkei einfach täglich schauen zu müssen was kann ich mir noch leisten.

Da greift auch das Assoziierungsabkommen der EWG_Türkei und ja damit arbeiten angeblich auch andere Länder. Fakt ist die EU hat da einige Schlupflöcher bei denen der Dienstleister in der Türkei einiges verdienen kann, was aber nicht bei dem Arbeitnehmer ankommen muss. Aber hier muss noch hinzugefügt werden das deutsche Anbieter zwar manchmal sehr gut zahlen, sie rechnen aber mehr als das doppelte ab an Stundenlohn.

Was Abgaben angeht fallen sie unter die Türkei, bei Berufsgenossenschaft sieht es etwas anders aus. Das ist ja auch Sinn und Zweck des ganzen, die Unternehmen die diese Dienste in Anspruch nehmen sparen ganze Abteilungen der Personalsachbearbeitung ein.

Aber dafür haben die Fluggesellschaften ja umso mehr Corona Hilfen eingestrichen, da kann man sich Arbeitskräfte zu angemessenem Lohn einfach nicht mehr leisten.
Nennen wir es beim Namen.....Kapitalismus vom feinsten.
 
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