Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Grk..

Active Member
AW: Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Es hängt davon ab, ob mir der Inhalt schmeckt.

Inhalt lecker bei 50% Füllmenge: (leider schon) 1/2 leer
Inhalt ecklig bei 50% Füllmenge: (meine Fresse:x, noch) 1/2 voll

Sollte bei leckerem Inhalt der Nachschub gesichert sein, ist es natürlich schnuppe, ob 1/2 leer oder voll. In Abhängigkeit einer zukünftigen Füllmengenversorgung ändert sich auch häufig die Gefäßgröße.

So kann es im üngünstigen Fall so ausfallen, dass das neue Gefäß zu 3/4 "voll" ist, aber ich trotzdem unzufrieden.

Darüber hinaus finde ich ein "nur noch 1/2 voll" beinahe schlimmer als "schon 1/2 leer".

Sagen wir mal, dass man bei einer Lebenserwartung von 76 Jahren die Hälfte hinter sich hat.

Was sagt man? Yippie! Ich hab' noch die Hälfte, 38 Jahre, vor mir!
Oder: So ein Mist. (bzw. voll krass bei Migrationshintergrund:biggrin:) Ist ja schon Halbzeit!

Wenn nach einem Gehaltseingang die Hälfte durch div. Kosten abgezogen wird: Wie reagiert man? Oh, toll. Die Hälfte ist noch drauf?!

Vielleicht machen sich auch die Positiv-Tschaka-Jünger mit ihrem autosuggestiven Super-toll-1/2-voll nur etwas vorpinocchio
 
M

mängelexemplar

Guest
AW: Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Ein Glas ist ja grundsätzlich immer Leer, deshalb ist es halbvoll.

Eine Flasche, die man gefüllt bekommt/kauft, die dann nur noch halbgefüllt ist, ist halbleer.

Der Ausgangspunkt ist wichtig.

Philosophisch gesehen, ist das Glas gefüllt und dafür sollte man Dankbar sein, denn es könnte auch leer sein.:biggrin:
 
P

Pit63

Guest
AW: Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Halbvoll ist natürlich besser aber halbleer ist auch ok.
 

turkish talk

Well-Known Member
AW: Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Es geht nämlich nicht um Realitäten oder Fakten, um statisch oder dynamisch, sondern nur darum, wie jeder einzelne den Stand (oder den Vorgang) subjektiv individuell bewertet.

Hübscher Gedanke, der unter anderem zu der Frage führt, welche Konsequenz aus der Bewertung oder Beobachtung folgt, denn jede Bewertung oder Beobachtung führt dazu, dass ein Vorgang verändert wird.
(In der Quantenmechanik auch als die Heisenbergsche Unschärferelation bekannt. Wer will, darf jetzt auch Schrödingers Katze ins Spiel bringen, mir ist das jetzt zu kompliziert :-D , aber die Schnittmenge zwischen Philosophie und Physik finde ich sehr reizvoll)
 

Zerd

Well-Known Member
AW: Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Hübscher Gedanke, der unter anderem zu der Frage führt, welche Konsequenz aus der Bewertung oder Beobachtung folgt, denn jede Bewertung oder Beobachtung führt dazu, dass ein Vorgang verändert wird.
(In der Quantenmechanik auch als die Heisenbergsche Unschärferelation bekannt. Wer will, darf jetzt auch Schrödingers Katze ins Spiel bringen, mir ist das jetzt zu kompliziert :-D , aber die Schnittmenge zwischen Philosophie und Physik finde ich sehr reizvoll)

Ich denke, das ist ein Teil der Wieso-Frage, die ich in meinem Beitrag schon angedeutet hatte. Und ich würde dazu nicht nur die Konsequenzen, sondern auch die Ursachen unserer Präferenzen zählen.

Du hast völlig recht; schon wenn wir ein Phänomen beobachten, messen, bewerten, das vermeintlich überhaupt nichts mit uns selbst zu tun hat, greifen wir ein und verändern. Um wieviel stärker muss dieser Effekt dann erst ausfallen, wenn es auch noch unser eigenes Leben, unsere Erlebnisse, unsere Vorstellungen sind, die wir gerade bewerten. Es gibt philosophische Richtungen, die sprechen hier von der Konstruktion der eigenen Wirklichkeit; es mag zwar eine, wie auch immer geartete Realität geben, aber für den Menschen und seine Reaktion darauf kommt es nicht auf die vermeintlichen Realitäten und Fakten an, sondern auf seine Vorstellungen davon, die Art und Weise, wie er sie bewertet, selektiert und zu seinem ureigenen Ganzen zusammensetzt.

Dabei mögen sowohl die halb-voll- als auch die halb-leer-Ansätze ihre Berechtigung haben. Um bei dem Fahhrad-Beispiel zu bleiben: ein konsequenter halb-voll-Ansatz könnte hier dazu führen, dass ich aus meinem Sturz nicht das geringste lerne, beim nächsten Mal genauso unvorsichtig bin und diesmal vielleicht tatsächlich mein Genick breche. Andrerseits könnte ein konsequenter halb-leer-Ansatz mich so sehr zur Vorsicht verleiten, dass ich mich anschliessend gar nicht mehr auf ein Fahrrad schwinge aus Furcht vor einem erneuten Sturz.

Ich denke, wie bei vielen Dingen im Leben gilt es auch hier, das angemessene Mass zwischen den Extremen zu finden. Das muss jeder für sich tun, denn genauso wie die Ursachen und Vorausetzungen bei jedem Menschen verschieden sind, können auch die Konsequenzen für jeden ganz andere sein.
 

Zerd

Well-Known Member
AW: Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

In einem aktuellen SPON-Artikel geht es um über Hundertjährige. Ich kann mir nicht helfen, aber das scheinen mir auch tendenziell eher halb-voll-Typen zu sein. Hier zB ein entsprechendes Zitat aus dem Artikel:

...
Sein Debüt an der Wall Street gab Kahn, nach einem abgebrochenen Studium und Lehrjahren als Assistent des legendären Wirtschaftswissenschaftlers Benjamin Graham an der Columbia University, im Jahr 1928. Als kurz darauf die große Depression das Land erfasste, sei er noch glimpflich davongekommen, erzählt er: "Mein Lohn wurde auf 60 Dollar pro Woche gekürzt. Ich erinnere mich, wie mein Chef mich fragte: Warum gucken Sie so fröhlich? Und ich antwortete: Ich dachte, Sie würden mich feuern."
...
 
M

mar

Guest
AW: Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

In einem aktuellen SPON-Artikel geht es um über Hundertjährige. Ich kann mir nicht helfen, aber das scheinen mir auch tendenziell eher halb-voll-Typen zu sein. Hier zB ein entsprechendes Zitat aus dem Artikel:

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Sein Debüt an der Wall Street gab Kahn, nach einem abgebrochenen Studium und Lehrjahren als Assistent des legendären Wirtschaftswissenschaftlers Benjamin Graham an der Columbia University, im Jahr 1928. Als kurz darauf die große Depression das Land erfasste, sei er noch glimpflich davongekommen, erzählt er: "Mein Lohn wurde auf 60 Dollar pro Woche gekürzt. Ich erinnere mich, wie mein Chef mich fragte: Warum gucken Sie so fröhlich? Und ich antwortete: Ich dachte, Sie würden mich feuern."

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diese art von genügsamkeit ist etwas, was in den letzten 70 jahren verloren gegangen scheint. der materielle reichtum verblendet und blendet.
positive erfahrungswerte , die nichts mit geld und reichtum zu tun haben, werden von der gier und dem falschen bild vom glück verdrängt. die zuversicht, das man die kraft hat, sich aus einer tiefen talsohle wieder nach oben zu tragen ist, so scheint es mir , durch das veränderte wertesystem , in den hintergrund gedrängt. und durch die eile und schnelligkeit, die in der atemlosigkeit im alltag den menschen kaum noch zeit lässt, inne zu halten, um "grund"-bedürfnisse in sich selbst auszuloten.

natürlich brauchte es auch die oberflächlichkeit, um den "grund" in sich zu erkennen. dahin zu gelangen, um zu erkennen, das halbleere gläser auch halbvolle gläser sind, braucht es bruchstellen im leben/ gesellschaft/. jede bruchstelle "erweitert" die fläche , auf der man das leben "ausbreiten" kann, es also vergrößert, verbreitert, erweitert. brüche im leben, unvorhersehbare situationen sind dynamische faktoren, um bewusstsein und auch eine gewisse vorhersehbarkeit zu ermöglichen. fraktale eben . wie in der mathematik.

wenn man das halbvolle/ halbleere wasserglas vor sich stehen hat, und genau auf einer ebene mit dem blick und der wasseroberfläche ist, sieht es so aus, als würde ringsum das glas brechen, als hätte es einen riß. die wasseroberfläche "erweitert" somit eine imaginäre bruchstelle- und dort, wo man "voll oder leer" beginnt zu definieren, beginnt letztendlich das dynamische system eines fraktals, einer bruchstelle. und mit der bruchstelle entsteht eine weitere dimension.

je mehr bruchstellen bzw. unvorhersehbares im leben eines menschen auftreten, um so dimensionaler und erkennbarer wird sein kern, sein inneres. nämlich, das es nicht glatt und klar und durchschaubar und absehbar ist , sondern durch dynamik ein unsichtbares netz an bruchstellen auftreten müssen, um voll und leer unterscheiden zu können.
 

eda1962

New Member
AW: Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Bei mir ist das Glas fast immer halbvoll, d.h. also ich bin Optimist, was mir aber keinesfalls in die Wiege gelegt wurde, diese Sicht auf die Dinge hab ich mir mehr oder weniger mühsam erarbeitet. Erkenntnisse, die mein Verstand durchaus bejaht hat, brauchten manchmal Jahre bis zum Verinnerlichen und Umsetzen im Alltag. Ist irgendwie schön, wenn man merkt, daß der Jeton endlich gefallen ist.
Selamlar
 
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