Lange Geschichte!!!

As-Ra

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Hallo,

dies ist meine, etwas anders geartete "Askim"-geschichte. Ich möchte gerne zeigen, dass es nicht nur nach einem Schema abläuft.
Vielleicht werden so manch anderer Frau die Augen geöffnet.

Nur zur Info: Ich habe diese, meine, Geschichte bereits in einem anderen Forum gepostet und kopiere sie nun hier herein.

Alles begann im April 2008. Nach wochenlanger harter Arbeit und Stress freute ich mich auf 10 Tage Urlaub in der Türkei. Mal Zeit für meinen Mann und meinen Sohn. Ich freute mich auf Ruhe, freundliche Leute, Sonne, Pool, etwas Sport und viel Lesen. Einfach relaxen.
Ich kenne die Türkei seit 2003. Damals, als wir das erste Mal dort waren, habe ich mich in das Land verliebt. Natürlich waren wir schon in anderen Ländern. Griechenland, Spanien… Überall dort, wo es Sonne gibt. Aber in meinen Augen war die Türkei nicht zu toppen. Erfahrungen mit den sogenannten Askims machte ich nicht. Wir machten viele Ausflüge um Land und Leute kennenzulernen und wenn ich wieder zu Hause war, las ich viel über die Türkei. Dabei stolperte ich natürlich irgendwann über das Thema Bezness. Da ich selbst aber keine Erfahrungen diesbezüglich gemacht hatte und ich mich sicher wähnte, da ich ja glücklich verheiratet bin, erschienen mir diese Geschichten als Einzelfälle. Eben Pech gehabt, die Damen.

Nun hatte ich im besagten Urlaub ziemlich Pech: Ich stürzte eine Treppe herunter und brach mir den Fuß. Super! Da saß ich auf dieser vermaledeiten Treppe und wusste nicht, was mir denn alles weh tat. Hilfebietende Hände schickte ich weg, ich musste erstmal wieder zu mir kommen. Ich humpelte zu einer Sitzgruppe und wartete auf meinen Mann. Inzwischen war mir klar, dass der Fuß zumindest verstaucht war. Als der irgendwann vorbei kam und die Bescherung sah, lief er los um den Hotelarzt zu suchen. Er wandte sich an die Gästebetreuung und innerhalb kurzer Zeit war ich von vielen Leuten umgeben, die alle auf mich einredeten. Inzwischen war mir schon schlecht vor Schmerzen. Der Fuß, auf doppelte Größe angeschwollen, puckerte nur so. Ein einziger Mann, er gehörte zu den Masseuren aus dem Spacenter kam auf die Idee und holte einen Eisbeutel von der Bar. Nach einem fragenden Blick zu mir, zog er meinen Fuß zu sich und kühlte ihn. Ich war so dankbar! Wenigstens einer handelte endlich. Mit dem Eisbeutel ging es mir schnell besser.
Nachdem der Hotelarzt endlich gefunden war, schaute er nur kurz auf den Fuß, telefonierte und ließ mich ins Krankenhaus abholen. Nach dem Röntgen dort war klar, der Fuß ist gebrochen. Ich bekam einen Gips und die Ermahnung, bloß nicht aufzutreten.
Ich war todunglücklich. Das war mein Urlaub, auf den ich mich so gefreut hatte. Dementsprechend gelaunt war ich auch. Trotzdem humpelte ich auf Krücken am nächsten Tag mit meinem Mann ins Spa und bedankte mich bei dem Masseur. Das Eis hatte wirklich geholfen. Wir unterhielten uns ein wenig. Er war wirklich sympathisch. Die Unterhaltung verlief nur schleppend, da mein Türkisch sehr schlecht war und sein Englisch nur wenig besser war. Aber mit Händen und Füßen ging das schon.

Mein Bewegungsfeld war stark eingeschränkt. Ich suchte mir immer Plätze aus, die nicht weit entfernt waren, wo ich dann sitzen und lesen konnte. Der Masseur, M. war sein Name, kam häufiger bei mir vorbei und erkundigte sich immer, was mein Fuß so mache und wie es mir geht. Ich war froh um jede Abwechslung. Ich lernte auch noch eine Kollegin von ihm kennen. Eine Deutsche, die einen Türken geheiratet hatte und nun dort lebte. Sina übersetzte manchmal. Aber auch mit ihr habe ich mich gut unterhalten. Sie überredete mich zu einer Massage und Sina empfahl mir M. als einen erfahrenen Masseur.
Die Massage war himmlisch. Ich will nur kurz erwähnen, dass mein Bikinioberteil an blieb!!! M. wäre es sicher recht gewesen, wenn ich es ausgezogen hätte, aber er drängte auch nicht beharrlich darauf.
Naja, kurz bevor wir wieder nach Hause flogen, tauschten wir Emailadressen mit M. und Sina aus.
 

As-Ra

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AW: Lange Geschichte!!!

Zu Hause angekommen langweilte ich mich ziemlich schnell. Ich bin kein Mensch, der lange herumsitzen kann. Also, ab ins Internet. Ich freute mich, denn kurz nach unserer Heimkehr bekam ich / wir die erste Mail von M. Wörterbuch vorgekramt und angefangen zu übersetzen. Wenn ich schon nicht laufen konnte, konnte ich wenigstens ein wenig türkisch üben. Außerdem kannte ich ein Forum, indem man SMS´ n usw. übersetzen lassen konnte.
Ich freute mich über ein paar nette Zeilen von M. Und ich antwortete auf türkisch. Das machte Spaß. Ich bekam eine Einladung von ihm zum Chatten. Windows Live Messenger. Hatte ich noch nie davon gehört, aber wenn man mit gebrochenem Fuß zu Hause sitzt, hat man viel Zeit alles auszuprobieren. Bald fühlte ich mich wie ein alter Hase im MSN. Denn regelmäßig abends kam nun auch M. online. Wir, mein Mann und ich, und M. wechselten immer ein paar Sätze: Hallo. Wie geht es Dir / Euch? M. schrieb meist englisch. Und das sehr viel besser, als er es sprach. Er hatte wohl ein Online- Wörterbuch. Oder ein Übersetzungsprogramm. (gibt es so was?).
Meinen Mann interessierte das nicht lange. Er hatte abends einen Arbeitstag hinter sich und war froh, wenn er in Ruhe vor dem Fernseher sitzen konnte. Ich saß bei ihm und chattete mit M. So erfuhr ich, dass er geschieden war und zwei Söhne hatte. Der Große wohnte bei ihm und arbeitete als Reiseleiter. Er war 18 Jahre alt. Der Kleine war 7 Jahre alt und lebte in Ankara bei seiner Mutter. Damit hatten wir ein Gesprächsthema. Mein Sohn war im selben Alter und mir war schon in unserem Urlaub aufgefallen, wie lieb und umsichtig Mehmet mit meinem Sohn war. Er hatte ihn immer gedrückt und seine Scherze mit ihm gemacht.
Irgendwann kam beim Chatten dann die Aufforderung: Mach Deine Cam an.
Cam??? Ach er meinte die Webcam. Ich hatte eine am Laptop, hatte sie aber bisher nie benutzt, hatte sie für unnütz gehalten. Okay, warum nicht. Und da saß er direkt vor mir und strahlte mich an. Ich war ganz aufgeregt und rief meinen Mann. Das war ja so, als ob er zum Kaffee bei uns war!
So lief das dann ein paar Wochen. 4 bis 5 mal die Woche chattete ich mit M. Es war eine prima Ablenkung. Und ich mochte ihn gern. Er schrieb dann auch, dass er mich und meine Familie echt gern hatte. Er würde uns gern mal besuchen. Da gingen bei mir die Alarmglocken an. Hm? So etwas hatte ich doch schon gelesen. Die da unten wollten doch alle gern nach Deutschland. Aber ich hatte nicht vor ihm so eine Einladung zu schicken, weil ich wusste, dass dies eine Verpflichtungserklärung beinhaltete. Er bemerkte mein Zögern und schrieb sofort Visum und Pass sind kein Problem. Ich war erleichtert. Auf die Idee zu fragen, wieso das kein Problem darstellte, kam ich nicht. Ich erzählte meinem Mann davon und er meinte, es wäre kein Problem. M. könnte für ein paar Tage bei uns unterkommen.

Nach ein paar Wochen war M. ganz aufgeregt. Sein jüngerer Sohn wollte ihn besuchen. Er hätte ihn so vermisst, was für mich verständlich war. Ich freute mich mit ihm. Inzwischen war ich meinen Gips los, aber das häufige chatten war inzwischen fast zur Sucht geworden. Ich mochte M. und unterhielt mich gern mit ihm. Wir waren inzwischen zum türkischen übergegangen. Er schrieb relativ einfach. „Tarzanisch“ nenne ich das („Ich Tarzan, du Jane“) Er schrieb alles in der Grundform. ( Zum Beispiel „Heute ich gehen schwimmen Meer). So konnte ich alles leicht mit Wörterbuch übersetzen, lernte zeitgleich ein paar Vokabeln. Das war toll, ganz nebenbei verbesserte sich mein Türkisch. Ich hatte in jener Zeit Bestätigung dringend nötig. Auf Arbeit lief es ziemlich besch… Ich hatte ständig Ärger. Meine Ablenkung war M. Wenn ich ihm von meinen Schwierigkeiten berichtete, tröstete er mich. Er baute mich auf und fing an mir Komplimente zu machen. Anfangs ein „Du siehst heute schön aus“ oder „Es ist so gut Dich zu sehen“.
„Ich vermisse Dich“ kam mir dann schon seltsam vor. Als er dann schrieb er würde MICH sehr gerne haben, stoppte ich ihn. Ich bin verheiratet!!! Ja, das wüsste er, antwortete er mir. Aber was solle er machen, er wäre eben ein Mann, der alleine lebt. Und das wäre nicht einfach. Das sollte ich später noch oft hören. Ab da hielt er sich wieder zurück. Sein Sohn war da und er so stolz. Er stellte ihn mir per Webcam vor. Und wir hatten wieder genug Gesprächsstoff. Ich erzählte von meinem Sohn, er von seinem. Und immer wieder erzählte er mir, wie schlecht sein Exfrau ist. Irgendwann dann sagte er, er wolle, dass sein Sohn bei ihm bleibt. Ich war, gelinde gesagt, geschockt. Für mich gehört ein Kind erstmal zur Mutter! Aber immer wieder versicherte er mir, dass sie das Kind gar nicht wolle, sie ein Alkoholproblem hätte, er sich deshalb von ihr getrennt habe usw. er vergaß auch nie zu erwähnen, was für eine tolle Mutter ich bin. Und einmal meinte er, ich wäre eine bessere Mutter für seinen Sohn. Worauf ich erwiderte, ich sei bereits verheiratet. Ja ja, natürlich wäre ich das. Er würde nur Vergleiche ziehen, zwischen seiner Ex und mir und unserer Rolle als Mutter.
Aber sein Sohn und mein Sohn würden sich sicher gut verstehen…
Irgendwann reagierte ich nicht mehr auf solche Anspielungen.
Jedenfalls verkündete er mir eines Tages, sein Sohn würde bei ihm bleiben, in Antalya zur Schule gehen usw. Er zeigte mir stolz das Zimmer, welches er für ihn eingerichtet hatte, mit Computer usw. Ich wunderte mich ein wenig, wo er so viel Geld verdient hatte. Aber er hatte ja inzwischen das Hotel gewechselt, weil ein anderes Hotel ihm mehr Geld zahlen würde. Zwischen 5000 und 6000 Euro. Als Masseur. Das kam mir ungewöhnlich vor, aber ich kümmerte mich nicht weiter darum. Seine finanzielle Lage war mir ziemlich egal. Heute frage ich mich schon, womit er ein Auto, ein Moped, zwei Laptops, zwei Handys und einen Rechner bezahlen konnte. Aber, wie gesagt, es kümmerte mich wenig. Warum auch? Er prahlte regelrecht damit und zeigte mir immer alles. Das störte mich ein wenig, doch ich erklärte es mir mit der unterschiedlichen Mentalität. Er fragte auch immer, wie viel ich verdiene und wie viel mein Mann. Doch solchen Fragen wich ich immer aus. Später sagte ich dann ganz deutlich, dass ich darüber nicht spreche. Er tat dann verständnislos. Wir wären doch Freunde, blabla.
Dann machten wir irgendwann einen Zeitpunkt aus, an dem er nach D kommen wollte. Mit seinem Sohn. Er wollte erst zu Freunden ins Ruhrgebiet und dann uns besuchen. Er sagte wieder, Visum ist kein Problem. Mein Mann und ich nahmen Urlaub und ich plante ihm die Gegend zu zeigen.
Es wurde nichts daraus. Warum, weiß ich bis heute nicht genau. Ich tippe darauf, dass er doch kein Visum erhalten hat. Er rechtfertigte sich damit, dass er krank geworden ist. Er hätte Herzprobleme und solle in ein paar Monaten einen Bypass gelegt bekommen.
So zogen wieder ein paar Wochen ins Land. Auf Arbeit wurde alles schlimmer. Ich war ständig genervt und süchtig nach den Chatabenden. Sogar mein Mann war inzwischen genervt. „Kannst Du nicht auch mal ohne M.?“
Ich schwieg. Die ehrliche Antwort wäre gewesen, nein.

Was mir zudem bald bei M. aufgefallen war, dass er sorglos mit Alkohol umging. Wenn sein Sohn da war, trank er weniger, war er weg oder schlief, kippte er sich Bier mit Wodka nur so rein. Dann wurde er redselig. Er sprach dann immer davon, dass es so schwierig ist, allein zu leben. Ohne Frau. Ich erwiderte, dass es ihm als Masseur doch sicher nicht an Frauen mangeln würde. Ich erzählte ihm, dass ich schon von vielen Masseuren in der Türkei gelesen hätte und dass sie oft Urlauberinnen verführen würden. Er grinste und bestätigte das. An Frauen würde es ihm nicht mangeln. Er hätte alle paar Tage eine andere. Aber es würde ihm die EINE fehlen, mit der er sein Leben verbringen wolle. Eine Partnerin für ihn und Mutter für seine Söhne.
Das mit den anderen Frauen interessierte mich. Und häufig wenn er etwas getrunken hatte, bat ich ihn mir davon zu erzählen. Er erzählte mir dann im Laufe von vielen Abenden von russischen Frauen, die mit ihm in eine Pension gegangen sind, oder von deutschen Frauen, mit denen er sich in Bars und Diskos getroffen hatte. Er erzählte von einer Engländerin, die obwohl sie verheiratet war, mit ihm eine Woche Urlaub in einem Hotel in der Türkei gemacht hatte. Er hätte sie auch zweimal in England besucht. Sie hatte ihm das Hotel bezahlt und tagsüber mit ihm in seinem Zimmer geschlafen und ist abends nach Hause zu ihrem Mann gefahren. Aber er hätte nichts für sie empfunden. Sie war alt. Mitte Fünfzig und damit mehr als zehn Jahre älter als er.
 

As-Ra

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AW: Lange Geschichte!!!

Da fällt mir ein. Mit seinem Alter hatte er auch gelogen. In seiner MSN-Adresse befindet sich nach seinem Namen eine Jahreszahl. Deshalb schätzte ich richtigerweise sein Alter auf Mitte/Ende 40. Er antwortete auf meine Frage hin, er wäre 41. Meine Frage, was denn die Zahlen in seiner Adresse zu bedeuten hätten, beantwortete er mit: Das ist meine Geheimzahl bei der Bank. Ja, klar!
Nachdem ich eine Weile gebohrt hatte, gab er zu, dass er älter ist und gelogen hätte. Er würde sich seines Alters wegen schämen und er versuchte mir ein schlechtes Gewissen einzureden, weil ich ihn so sehr gedrängt habe über sein Alter zu sprechen.
Er meldete sich zwei Tage nicht.

Die ganzen Frauengeschichten erzählte er natürlich nicht von sich aus. Ich drängte ihn immer dazu und erklärte ihm, dass ich es verstehe, dass er Frauen braucht. Er sei schließlich ein Mann (ja, ich habe seine eigenen Worte wiederholt), der alleine lebt und durch seinen Beruf, ständig in Versuchung gerät. Ich hatte fast ein voyeuristisches Interesse an seinen Geschichten. Durch mich und den Alkohol bestärkt erzählte er oft und viel von seinen Affären, die meist in seinem Massagezimmer begannen. Ich spürte ganz deutlich seine Verachtung diesen Frauen gegenüber, die so leicht zu verführen waren.
Er machte mir ein Kompliment dazu, dass ich meinen Bikini anbehalten hätte. Ich wäre ja ganz anders als diese Frauen…
Er schickte mir Fotos von diesen Frauen, die ihn halbbekleidet umarmten. Er erzählte mir, wie oft sie ihm schreiben. Ja, er brüstete sich sogar damit. Dann lenkte er häufig ab und meinte wiederum, dass er alle Kontakte abgebrochen hätte, weil ihn keine mehr interessieren würde. Er hätte sich verliebt und würde nur noch Eine wollen.
Ich ging nicht näher darauf ein, denn ich wusste, dass er auf mich anspielte. Doch sie taten mir gut, diese kleinen Komplimente. Es war ein Spiel für mich. Asche über mein Haupt.

Den Winter über war er zu Hause, also chatteten wir noch häufiger.
Ich ging immer seltener weg, und wenn doch, dann fragte er mich aus, mit wem ich weg war und wie lange, was ich gemacht hätte. Häufig ging ich abends nach dem Ausgehen noch online um ein paar Sätze mit ihm zu wechseln. Tat ich das nicht, war er am nächsten Tag beleidigt. Ich weiß nicht, was ich mir bei alldem gedacht hatte. Würde mein Mann so etwas machen, wäre ich stinksauer und würde mich betrogen fühlen. Ich habe wahrscheinlich gar nicht gedacht und wenn doch, habe ich mir immer eingeredet, dass wir ja nur Freunde sind. Tja, so blöd kann Frau sein.
Gegen Ende des Winters ging ihm offensichtlich das Geld aus. Er sprach auch darüber, dass er momentan wenig Geld hätte. Ich dachte, ich teste ihn mal und frage, ob ich ihm Geld schicken solle. Er meinte, dann nein, es würde schon gehen. Sprach dann aber wieder darüber, dass er operiert werden müssen. Dann wiederum erzählte er mir, dass er uns gern besuchen würde, aber das Geld fehlt ihm. Dann jammerte er, die Augen seines Sohnes seien so schlecht (er trägt eine Brille) und er würde ihn gerne operieren lassen. Das würde viel Geld kosten. Ich fragte ihn, woher er denn das Geld nehmen wolle. Er meinte, er würde ein paar Kumpels anpumpen. In der Türkei wäre es üblich, sich unter Freunden immer mit Geld auszuhelfen.
Das war dann die Zeit, als ich misstrauisch wurde.
Das neue Jahr war da. Und damit die Urlaubsplanung. Ich bekniete meinen Mann, doch wieder in die Türkei zu fliegen. Das Hotel war schnell gebucht und ich berichtete M. davon. Ein paar Tage später überraschte mich M. damit, dass er dort im selben Hotel mit der Arbeit beginnen würde. Arbeitsbeginn ca. 2 Wochen bevor wir dort anreisen würden. Ich freute mich, hatte aber unterschwellig ein seltsames Gefühl in der Magengegend.
Mein Gefühl sollte mich nicht trügen. Ich fragte ihn, ob wir etwas aus D mitbringen sollen. Er erwiderte: Schokolade! Na ja, kein Problem. Ich hatte immer im Hinterkopf die Berichte aus den Internetforen.
Ein paar Tage später erzählte er, sein Sohn hätte bei einem Freund ein Spiel gesehen und wäre ganz begeistert davon. Er würde es ihm gerne schenken, doch das würde es in der Türkei nicht geben. Eine Playstation. Ob wir nicht eine kaufen könnten? Wir würden das Geld natürlich sofort wieder bekommen, wenn wir in der Türkei ankommen. Ich schaute bei amazon nach dem Preis und nannte ihm diesen. Nein, nein, kein Problem für ihn. (Häh? Ich denke, Du hast gerade Geldprobleme???) Auch mein Mann war sehr skeptisch. Da er aber sehr hilfsbereit ist, meinte er, wir nehmen das verdammte Ding mit und wenn er nicht bezahlen kann, nehmen wir es wieder mit nach Hause.

Die Komplimente für mich häuften sich. Steigerten sich sprunghaft. Er sprach davon, dass ich zu ihm zum massieren kommen solle (upps, nachdem ich gehört hatte, was er dort mit anderen Frauen getrieben hatte?). Ich fragte ihn, warum ich denn unbedingt zu ihm kommen solle. Seine Antwort: Ich wäre so gern mal mit Dir allein. Seni seviyorum.
Ich verdrehte die Augen. Nicht schon wieder. Ich erklärte ihm, dass ich verheiratet bin und nicht vorhabe, etwas mit ihm anzufangen. Doch dieses Mal hörte er nicht damit auf. Er würde mich gern küssen und wäre so gern mit mir allein. Er hätte sich in mich verliebt. Usw. Ich wurde böse. Das war mir alles zu bunt. Ich sagte ihm, er solle sofort damit aufhören. Ich liebte ihn nicht. Da wurde er richtig fies. GELME! Komm nicht! Wenn Du kommst mache ich Dir großen Ärger.
Ja, ich lasse mich leicht provozieren… Einer meiner Fehler. Ich drückte ihn nicht gleich weg. Sondern fragte, was er damit meinte.
Er würde meinem Mann sagen, dass wir im vergangenen Jahr im Massageraum Sex miteinander gehabt hätten. Er würde das dem ganzen Hotelpersonal sagen.
Dann drückte ich ihn weg.
Blöderweise ließ ich mich immer wieder auf Diskussionen mit ihm ein. Er beschimpfte mich als Hure, als Natascha. Er würde mich schlagen, wenn ich ins Hotel komme. Er würde mich lächerlich machen, wenn ich nicht zu ihm in den Massageraum komme.
Ich war total am Ende. Wo war der M., den ich kannte? Was passierte da gerade? Noch niemals in meinem Leben wurde ich so bedroht. Dieser Typ entpuppte sich als Psychopath. Ich hatte Angst! Einfach Panik.
Der kommende Urlaub, auf den ich mich so gefreut hatte, konnte nur noch ein Alptraum werden. Ich sah mein gesamtes Leben in Scherben liegen. Und das Schlimmste daran war, ich hatte sogar selbst daran Schuld.
Also habe ich mich meinem Mann anvertraut. Ich bin ihm so dankbar dafür, dass er nur ein paar Mal sagte: Ich hab´ s Dir ja gesagt!
Nein, im Ernst. Er hat den Urlaub und unsere Beziehung gerettet. Er ließ sich von mir die Emails zeigen und ging ins Reisebüro. Dort erzählte er einer Bekannten von den Drohungen. Das setzte dann eine Reihe von Ereignissen in Gang, die ich hier außen vor lasse, weil ich Angst habe, dass M. irgendwie davon erfahren könne. Mein Mann buchte in ein anderes Hotel um.
 

As-Ra

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AW: Lange Geschichte!!!

Ich reagierte nicht mehr auf die Mails und blockierte ihn beim MSN. Zwei Wochen hatte ich Ruhe. Dann bekam ich wieder eine Mail, in der stand, ich könnte ruhig in das Hotel fahren, er würde dort nicht mehr arbeiten. Er sei schwer krank und wäre deshalb zu Hause. Ich bräuchte ihm nur eine SMS schreiben, wenn ich ihn sehen wolle und er würde dann sofort zum Hotel kommen.
Ich antwortete nicht.
Als wir auf dem Flughafen in Antalya ankamen, hatte ich Angst. Was wäre, wenn er dort auf uns wartete? Was würde passieren? Mein Mann wäre sicherlich ausgeflippt und ich wollte ihn ja nicht im türkischen Knast besuchen.
Aber ich hatte Glück. Kein M. weit und breit. Keine Mail mehr, keine SMS. Unser Urlaub war wunderschön, so wie wir es uns erhofft hatten. Eine Woche nachdem wir wieder in D waren, kam doch noch eine Mail: Er wäre so enttäuscht von mir. Ich würde ihn nicht lieben(das habe ich auch nie gesagt). Er hätte die ganze Zeit auf ein Zeichen, einen Anruf gewartet. Aber nichts.
Ich reagierte nicht.
Dann wieder: Ich schicke Deinem Mann jetzt einen Brief und schreibe ihm, dass wir Sex hatten.
Ich reagierte nicht.
Dann wieder: Seni seviyorum. Lütfen!
Ein paar Tage später bekam ich Nachricht (Email) von jemandem, der sich als M.´s älterer Sohn ausgab. Er solle mir mitteilen, dass sein Vater vor lauter Kummer meinetwegen sich betrunken habe und einen Unfall gebaut hätte. Er würde schwer verletzt im Krankenhaus liegen. Anbei eine Telefonnummer. Angeblich die vom Krankenhaus. Da war ich wieder wütend. Ich schrieb zurück, dass er M. sei und diese Spielchen lassen solle. Zurück kam die empörte Antwort: Ich bin Y. Ich weiß nicht, was mein Vater an Dir findet, Du blöde Kuh. Usw.
Ich schrieb ihm auf englisch, wenn er Y. sei, dann solle er mir englisch antworten. Ich hatte schon mal mit Y. kurz gechattet und wusste, dass sein Englisch sehr gut war. Darauf kam kurz und knapp: Schreib gefälligst Türkisch!
Danach habe ich nicht mehr geantwortet. Später habe ich alle paar Tage eine Mail bekommen. Zusammengefasst stand da immer: Ich liebe Dich! Ich kann Dich nicht vergessen! Ich werde Dich nicht vergessen! Usw.
Dann irgendwann die Nachricht. Ich werde Dich jetzt löschen. Du liebst mich nicht! Seni seviyorum, unutma!
Seit dem 13.06. habe ich Ruhe. Aber ich traue dem Frieden noch nicht ganz. Sollte er mich irgendwann wieder antexten, werde ich wohl meine Emailadresse ändern.

Blöderweise habe ich ihm auch meine Hausadresse gegeben und die kann ich nicht so schnell ändern. Wieder richtig ruhig schlafen werde ich wohl erst, wenn wir irgendwann mal umziehen.
Rückblickend muss ich sagen, dass ich ziemlich dumm und naiv war. Wenn ich auch nur einmal meine Position mit der meines Mannes gedanklich getauscht hätte...
Aber alle Wenn und Aber sind hier fehl am Platze. Das was passiert ist, ist passiert und es hat mich eine Menge gelehrt.

So, dies war mein Erfahrungsbericht
Liebe Grüße
A.
 

Annie

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AW: Lange Geschichte!!!

Hallo As-Ra!

Danke, dass du deine Geschichte mit uns geteilst hast. ich finde das sehr mutig, denn Du berichtest auch sehr selbstkritisch. Das finde ich toll! Ich denke du weißt selbst, dass das deinem mann gegenüber schon heftig war. denn wenn mein Freund ständig mit einer anderen Frau chatten würde, hätte ich damit echt Probleme. Toll, dass Ihr das zusammen hinbekommen habt und es Eure Beziehung nicht zerstört hat,
Ich habe hier immer wieder Übersetzungswünsche von Dir gelesen, da konnte man sich ja manches zusammenreimen, jetzt kennt man die Geschichte dazu...

Ich wünsche Dir sehr, dass Ihr nun tatsächlich Ruhe habt. Ich denke, das Wichtigste ist, dass Du definitiv gar nicht mehr reagierst, irgendwann wird er ein anderes Opfer finden. Schade nur, dass man eben meint, man hätte eine Wellenlänge mit einem anderen Menschen gefunden und dann entpuppt er sich als jemand ganz anderes. Ich habe das auch schon erlebt, das tut weh und verletzt unheimlich. Und dennoch: Lass Dir davon nicht das Vertrauen in andere Menschen nehmen. Auf die Schnauze kann man immer wieder fallen. Aber wäre das Leben nicht traurig, wenn wir von vorn herein immer misstrauisch wären? Dann würden wir uns vielleicht auch schöne Erlebnisse verbauen.

Liebe Grüße, Annie
 

As-Ra

New Member
AW: Lange Geschichte!!!

Kurz zu den Übersetzungswünschen:
Die waren nicht immer von einer Person, bzw. für eine Person. 1-2x habe ich für eine Freundin übersetzen lassen.(Und ja, das stimmt! Es war tatsächlich für eine Freundin. Obwohl ich diesen Satz häufig für eine Ausrede halte.8))
Und ein paar der Mails / SMS´n waren für andere Freunde aus der Türkei. Ja, wir haben dort auch viele liebe Menschen kennengelernt.
:)

A.
 

Yildiz2008

Well-Known Member
AW: Lange Geschichte!!!

Ayyy danke erstmal das du uns an deiner geschichte teilhaben lassen hast. Allerdings muss ich sagen , respekt an deinen mann ich glaube jeder mann würde durchdrehen wenn seine frau täglich über lange zeit mit einen anderen mann chattet. Ich hoffe das du endlich ruhe hast und dich dadurch auch wieder mehr auf dein familienleben mit deinem Mann konzentrieren kannst.

LG Yildiz2008
 

As-Ra

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AW: Lange Geschichte!!!

Ja, ich habe einen tollen Mann. Nicht nur, weil er so super bei dieser Geschichte reagiert hatte.
Für mich stand DAS auch niemals in Frage. Wir zwei haben schon gemeinsam viele schlimme Stunden durchgestanden. Das schweißt zusammen.

Und wir wissen beide, dass Menschen auch mal Fehler und Dummheiten machen. Gewiss, solche Dummheiten dürfen bestimmte Grenzen natürlich nicht überschreiten.

Ach, um noch einmal das Thema chatten und anderer Mann aufzugreifen: Ich zähle zu meinen Freunden viele Männer, auch aus unterschiedlichen Ländern. Da gibt es nur Freundschaft.
Genauso hat mein Mann Freundinnen. Und ich weiß, dass er mir nicht untreu ist. Das nennt man: Vertrauen. ;-)

A.
 
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