P
Pit 63
Guest
Ich glaube tatsächlich, dass wir eine neue Ethik brauchen, und zwar eine solche, die sich dieser Umstände bewusst ist, dass also die grundlegende Axiomatik beliebig ist (und kein Grund mehr, sich dafür die Köpfe einzuschlagen oder einen Gesellschaft nach dem Prinzip homo homini lupus zu organisieren)
wir aber dennoch eine gewisse Kontinuität und Verlässlichkeit im Umgang miteinander benötigen,
obwohl jedem weit gehend die Möglichkeit gelassen wird, sein Leben nach seiner eigenen Facon zu gestalten.
Genau dazu gehört eben auch, dass wir sehr enge Grenzen um diesen öffentlichen, ethischen, allgemeingültigen und damit auch fordernden Bereich ziehen und dem Menschen den größtmöglichen Freiraum in seinem rpivaten Lifestyle-Bereich lassen und die öffentlichen Ansprüche an ihn auf das das friedliche vernünftige Zusammenleben garantierende Minimum reduzieren.
Unabhängig von der Unterscheidung in Ethik und Lifestyle, lese ich die vier Absätze vereinfacht wie folgt:
Wir brauchen eine freiheitlich- liberale Gesellschaftsordnung
Wir brauchen eine sozial-moralisch verbindliche Ordnung für alle
Wir brauchen eine individualistische Gesellschaftsordnung
Wir brauchen eine individualistische freiheitlich- liberale Gesellschaftsordnung
Falls Du es in etwa so meinst, stimme ich Dir zu, die Gesellschaft braucht beides, ein möglichst uneingeschränktes freies individualistisches leben und leben lassen einerseits, ein für alle verbindliches ethisches moralisches und soziales Miteinander andererseits.
Die beiden Ansprüche stehen im menschlichen Umgang miteinander in einem schwer aufzulösenden Spannungsfeld. Dieses Spannungsfeld wird aber von den meisten nicht nur wahr- sondern auch ernst genommen.
Ausgehend von den Rechtsverhältnissen könnte man meinen, im freien Westen sei dieses Spannungfeld gut aufgelöst worden. Ergründet man die Ethik nur aufgrund der geltenden Rechtsnormen, glaubt man an eine blühende wohlfeile Gesellschaft, mit der alle einverstanden sein sollten. Dass die gesellschaftliche Realität zunehmend eine andere Sprache spricht, liegt auf der Hand. Das Problem ist so alt wie die Menschheit selbst. Man hält sich nicht an die Regeln. Und der Fisch stinkt vom Kopf her. Wenige Mächtige betrügen und manipulieren im eigenen Interesse zulasten Vieler und die Staatsführung beteiligt sich an diesem Betrug. Das egoistische Betrugsprinzip setzt sich von oben nach unten fort. Selbst die Kinder aus an sich vorbildlichen Familien beteiligen sich im Erwachsenenleben daran bzw. lassen sich korumpieren. Das es so ist, liegt mE nach an der mehr oder weniger unbewussten Einstellung des Menschen, dass Recht Macht ist. Nach dieser Überzeugung ranken sich Recht und Unrecht immer um die persönlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse.
Diese grundlegende Überzeugung kommt mE nach gerade auch in der Vegetarismusdiskussion sehr anschaulich zum Ausdruck.
Die Diskussion über die Unterscheidung zwischen Ethik und Lebensart halte ich im Zusammenhang mit Tierrechten und Liebe/Sexualität für unnötig, denn so verschieden die Begriffsbedeutungen auch sind, so eng liegen sie faktisch beieinander.
Ganz allgemein lässt sich sagen: Je nach Ethik stimmt eine Lebensart damit überein oder auch nicht. Dass man die Fragen der Lebensart nicht mit Ethik gleichsetzt, liegt ganz einfach daran, dass es zu kompliziert und umfangreich wäre, alle möglichen Lebensinhalte einer gesonderten ethischen Betrachtung zu unterziehen und dass man deshalb losgelöst davon allgemeine ethische Regeln aufstellt, unter die man die Lebenssachverhalte dann einsortiert.
Bei grundlegenden gesellschaftlichen Fragen, wie dem Lebenrecht des Tieres oder des Sexualverhaltens liegt der ethische Bezug aber auf der Hand.