Mein erster Tag als Moslem

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Mein_Ingomann

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Über Nacht von zarter Hand zum Ehren - Muslim erklärt, hat diese Spontan Islamisierung meinen Alltag mehr oder weniger verändert:

05:30 Uhr: Der Timer schaltet die Hifi Anlage ein. Der Stunden zuvor aus dem Internet aufgenommene Ruf des Muezzin schallt mit 2 x 100 Watt durch mein Schlafzimmer.

05:30:04 Uhr: Ich stehe senkrecht im Bett. Es dauert ein paar Sekunden bis ich den Geräuschpegel zuordnen kann. Zeit für das Frühgebet! Da ich als Islam Azubi noch keinen Gebetsteppich besitze, liegt vor dem Bett mein ostwärts augerichtetetes Saunatuch. Schwungvoll lasse ich mich darauf nieder und will eben mit dem Beten anfangen, als mir einfällt, dass ich den Text nicht kenne.

05:32 Uhr: Ich habe ein religiös motiviertes Rückführungserlebenis: Ich sehe eine leuchtend weisse Gestalt, die mich ermahnt. Es ist mein Orthopäde. "Mit diesen Bandscheiben sollten Sie einige Bewegungen nur ganz langsam oder gar nicht machen."

06:15 Uhr: Der Schmerz in meinem Rücken lässt nach, dafür dröhnt mir nun der Kopf. Ich hätte die Aufnahme des Muezzin nicht auf "Repeat" stellen sollen. Sehr langsam bewege ich mich zur Steckdose und mache dem Lärm ein Ende.

Das Sauntuch um den schmerzenden Rücken geschlungen betrete ich den Flur. Durch das Fenster sehe ich den örtlichen Blockwart - Rentner vor meinem Haus auf und ab marschieren. Ich öffne das Fenster und begrüsse ihn mit einem fröhlichem "Salam, Herr Nachbar!"
Er rumpelt los: Was mir denn nun wieder einfiele? In aller Herrgottsfrüh einen solchen Krach zu veranstalten und ob ich jetzt unter die Araber gegangen wäre. Beschliesse, mit Ungläubigen nicht länger zu diskutieren und schliesse das Fenster.
Noch keine 24 Stunden Moslem und schon hat man Stress mit deutschen Spiessern.
In diesem Punkt; keine Veränderung zu vorher.

08:00 Uhr: Zeit für's Frühstück. Betrete den Laden des Dorfbäckers. Kulturelle Eintönigkeit: 300 verschiedene Brotsorten aber kein frisches Fladenbrot. Rosinenbrötchen müssen als Ersatz herhalten. Immerhin ist der Kaffee 100% Arabica.

09:00 Uhr: Zeit, etwas für mein religiöses Umfeld zu tun. Suche im Telefonbuch nach "Moschee". Fehlanzeige. Unter "religiöse Gemeinschaften" findet sich nur eine freikirchliche Gemeinde und ein Kirchspielamt. Spiel klingt heiter, also rufe ich dort an.
Die Dame am anderen Ende der Leitung klingt zunächst hoch erfreut, als ich ihr mitteile, dass ich zum Glauben gefunden habe. Als ich sie nach der nächstgelegenen Moschee frage ist sie erst verwundert, dann unfreundlich. "Sowas gibt's hier im Landkreis nicht!". Und warum nicht? "Zuwenig Muslime:" pampt sie und legt auf.

09:30 Uhr: Ich lasse mich nicht entmutigen. Zuwenig Muslime sind das Problem? Das kann man ändern! Anruf beim örtlichen Kindergarten. Es meldet sich die Obergärtnerin, die ich hier und da schon mal im Lauf der Jahre getroffen habe. Salam, Hallo, Guten Morgen. Ich würde gern für die nächsten 3 Jahre ein Dutzend Kindergartenplätze reservieren, da ich beabsichtige, viele kleine Kopftuchmädchen zu produzieren.

"Haha, Herr Ingomann, Sie sind witzig. Aber ich habe keine Zeit für solche Scherze!" Keineswegs wollte ich der Dame die Zeit stehlen, sondern nur die Plätze reservieren. "Wir sind ein evangelischer Kindergarten und kein islamischer!"
Ich erinnere sie daran, dass es auch ein integrativer Kindergarten ist?!
"Religion ist aber keine Behinderung!"
"Das klang aber eben anders..."

"hmpff!" *klick*

Daran werde ich wohl noch arbeiten müssen.
 
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CrazyWoman

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AW: Mein erster Tag als Moslem

Ich hab die Überschrift gelesen und mit meinem lauten Lacher bestimmt all MEINE Spießer-Nachbarn gegen mich aufgebracht. Dabei wurden die gestern schon 24 Stunden lang mit Tarkan, Serdar Ortac etc. beschallt. :twisted:

Als die Nachbarin mir mein Päckchen vorbeibrachte (ich hab den immuntechnisch unbedenklichen Postboten leiiiiiiiiiiiider verpasst), war ich gerade mit Haare waschen fertig und sie fragte mich, ob ich gedenke, mein Kopftuch jetzt öfter zu tragen...
 
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Mein_Ingomann

Guest
AW: Mein erster Tag als Moslem

11:00 Uhr: Ein Gebetsteppich muss her! Ich fahre ins Städtchen. Die Auswahl an Geschäften ist nicht gross. Eigentlich gibt es nur Wohnraum Meier: Farben, Tapeten und Bodenbeläge. Auf dem Weg zu Meiers begegnet mir eine elegante, junge Türkin. Ich frage sie, ob sie einen Moment Zeit hat? Freundlich lächelnd (es läuft...!), bejaht sie. Ich müsste da mal etwas überprüfen... Und was? "Darf ich mal an Ihnen riechen? "
"Wie bitte?!" Hastig erkläre ich ihr, dass das schon in Ordnung ginge, weil ich über Nacht zum Ehrenmuslim, u.s.w. Plötzlich reagiert sie etwas unfreundlich, mustert mich abschätzig und meint: "Wenn du Muslim bist, ist meine Oma Papst!" und lässt mich stehen.
Ha -Papst! denke ich. Das war eine dieser erzkatholischen Süditalienerinnen. Eine Türkin hätte bestimmt anders reagiert!

11:30 Uhr: Ich betrete das Fachgeschäft von Teppich Meier. Guten Tag, wo finde ich denn Gebetsteppiche? Herr Meier lächelt. So wie er immer lächelt: Etwas grenzdebil, und verweist mich an seine Wohnraum Innendekorations Fachkraft. Der junge Mann ist kundenorientiert freundlich aber ratlos. Ti -Beet Teppiche hätten sie im Angebot. "wenn Sie da vielleicht mal schauen mögen?" Nein, will ich nicht. Ich will einen Ge-Bet-Tep-pich erwerben.
Leider nicht im Sortiment! Das fängt ja gut an....

12:00 Uhr: Kaum habe ich die Bodenbelags - Kaschemme verlassen, lässt die gläubige Konkurrenz die Glocken läuten. Ich versäume das Mittagsgebet. Panik! Jetzt ist Hilfe gefragt. Ich mache mich auf den Weg zum Döner Laden meines Vertrauens. ("Bei uns ist alles voll Bio, Ingo!").

12:05 Uhr: Etwas atemlos betrete ich den Imbiss von Mehmet. Hinter dem Tresen: Mehmet himself und Aushilfs - Türke Franjo.
Mehmet schiebt mir das obligatorische Glas Tee über den Tresen(Viel Tee, wenig Wasser und 4 Stück Zucker).
"Moin Dittsche-Ingo!"
"Salam Bruder. Du musst mir helfen! Über Nacht bin ich Ehrenmuslim geworden und jetzt ist Zeit für das Mittagsgebet. Du musst mir deinen Gebetsteppich leihen, weil, meine Saunatuch hab' ich nicht mit, und sonst komm' ich in die Hölle!"

Mehmet schweigt, Franjo grinst.
"Hast du jetzt den Pierre Vogel, oder was?"
"Was denn?! Ich muss nur schnell beten, dauert auch nicht lange -wenn ihr mir wieder hochhelft!"
Mehmet blickt ratlos. Franjo feixt.
Ich versuche es nochmal: "Wo ist hier drin denn Osten?"

"Da!" meint Mehmet und deutet auf die Tür. Ich schweige, Franjo unterdrückt einen Lachanfall.

Keine 24 Stunden Moslem und schon Stress mit einem Türken. Das ist neu.

Im Rausgehen stosse ich fast mit jemandem zusammen. Es ist die unbeschnupperte Frau von vorhin.
"Der Spinner!"
"Die Sizilianerin!"
Kopfschüttelnd gehen wir weiter.
 
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Mein_Ingomann

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AW: Mein erster Tag als Moslem

13:00 Uhr: Ich suche mir ein ruhiges Plätzchen im Stadtpark und erkläre meine Jacke kurzerhand zum Gebetsteppich. Kaum habe ich es geschafft niederzuknieen (der Rücken!), umtanzen mich 2, 3 Hunde -einer von ihnen versucht etwas, das ich aus Gründen der Schamhaftigkeit nicht näher beschreiben will. Ich beschliesse, das Gebet auf später zu verschieben und Hunde nicht zu hassen.

14:00 Uhr: So geht das nicht weiter. Ich muss auch äusserlich als Muslim erkennbar sein. Ein Kaftan muss her. Die spärlich gesäten Modehäuser des Städchens bieten wenig brauchbares. In einem Kaufhaus beobachte ich minutenlang intensiv eine ältere Türkin mit Kopftuch und versuche, das Kopftuch erotisch zu finden. Es gelingt mir nicht. Plötzlich fährt sie ruckartig herum:

"Is' was?!"

"N-nein..., eben nicht!" stottere ich und bin etwas verwirrt, weil ihr Akzent nicht türkisch, sondern schlesisch klingt.

Endlich finde ich in einer Seitenstrasse das richtige Fachgeschäft. "Trachten Müller. Traditionelle Kleidung seit 1852"

Welch ein Irrtum! Ausser Dirndln, Lederhosen und Trachtenjankern nicht ein Kaftan! Ich erkläre dem Verkäufer, was ich von so einem Ettikettenschwindel halte und bekomme prompt Hausverbot.

15:00 Uhr: Die Ordnugsstrafe wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses (Das Gebet im Stadtpark), hat meine Börse ziemlich strapaziert. Ich betrete die Sparkasse und versuche von meinem Konto weiteres Geld abzuheben. Es erscheint die Meldung: "Ihre EC Karte wurde einbehalten. Bitte melden Sie sich bei Ihrem Kundenberater."
Das wollte ich ohnehin und trete forsch an den Schalter.

"Salam, Herr Kundenberater. Ich komme wegen meines Dispos."
Er strahlt mich freudig an.
"Sie möchten ihn ausgleichen?"
"Nein. Ich möchte ihn abschaffen. Er verletzt meine religiösen Gefühle. Sehen Sie: Seit Gestern bin ich Ehrenmuslim. Und 15% Dispozinsen verstossen eindeutig gegen das Zinsverbot des Islambanking. Sie kennen sich da doch aus?"
Jetzt hat er meine Kundenkarte einbehalten und den Dispo gesperrt.

Noch keine 24 Stunden Muslim und schon Ärger mit der Bank!

Auch an dieser Stelle: Nichts neues.
 
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Mein_Ingomann

Guest
AW: Mein erster Tag als Moslem

15:30 Uhr: Termin beim Ordnungsamt. Nach relativ kurzer Wartezeit betrete ich die Amtsstube.
"Sie wünschen?"
"Salam. Ich würde auf meinem Grundstück gern einen Kamelport errichten. Brauche ich dafür eine Baugenehmigung? "

"Sie meinen 'Carport'?"
"Nein. Die Benzinpreise kann ich mir schon lange nicht mehr leisten. Ich möchte nur meine Kamele unterstellen."

"Dafür ist das Verterinäramt zuständig."

"Wenn ich mit dem Kamel einkaufen reite -brauche ich dann eine Strassenverkehrszulassung?"

"Jetzt aber raus hier!"

Noch keine 24 Stunden Moslem und schon Ärger mit den deutschen Behörden. Keine Veränderung an dieser Stelle.

!8:00 Uhr: Wieder Zuhause. Sehe im Tagesanzeiger, dass Heute der Ortsbeirat und der Heimat- und Kulturverein tagt. Laufe zum Bürgerhaus, betrete den Sitzungssaal und stelle einen Antrag auf Zuschuss für eine Pilgerfahrt nach Mekka. Der Antrag wird einstimmig abgelehnt. Bei einer Enthaltung (ich).

20:00 Uhr: Beschliesse, das Abendgebet ausfallen zu lassen. Sinke erschöpft ins Bett. Muslim sein in Deutschland ist schon sehr anstrengend.

22:00 Uhr: Etwas erholt fasse ich meine Eindrücke des Tages zusammen und beginne einige Zeit später mit diesem Thread.

01:30Uhr. Fazit: Die Angst vor der "Islamisierung" wird in Deutschland überbewertet. Im Wesentlichen ändert sich nicht viel: Man hat Ärger mit deutschen Spiessern, deutschen Banken, Behörden und findet keinen Kindergartenplatz.

Spontan -Islamisierung ist allerdings nur für jüngere Semester zu empfehlen, die nicht "Rücken" haben und auch bisher mit Teppich in die Sauna gingen.

Wenn sich meine Bandscheiben erholt haben probiere ich nächste Woche vielleicht mal Buddhismus aus.
 

aleynanaz1

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AW: Mein erster Tag als Moslem

Ingo,

das hast du alles als ''just Muslim'' sehr schön erzaehlt..Nur du haettest
jeden,mit dem du gesprochen hast zuerst warnen müssen,so nach dem Motto;''I'm Muslim-don't panik''.

Was ich sonst nicht gut finde und nicht nachvollziehen kann,dass du so leicht die Flinte ins Korn wirfst und von heute auf morgen zum Buddhismus
konvertierst.
Von dir haette ich mehr erwartet.

Der naechste bitte. Wo ist Tobias.Als 1/ 2 Muslim traue ich ihm durchaus mehr zu.
 
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CrazyWoman

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AW: Mein erster Tag als Moslem

Was ich sonst nicht gut finde und nicht nachvollziehen kann,dass du so leicht die Flinte ins Korn wirfst und von heute auf morgen zum Buddhismus
konvertierst.
Von dir haette ich mehr erwartet.

Der naechste bitte. Wo ist Tobias.Als 1/ 2 Muslim traue ich ihm durchaus mehr zu.


Ich bereite mich gerade mit dem Buch unserer Konvertitin Anja Hilscher auf meinen Muslim-Tag vor. Aus Sicht einer Frau wäre es eventuell auch lesenswert *grübelgrübel*...gebt mir ein paar Tage, vielleicht fällt mir was geniales ein. popcorn
 

kilicaslan

Well-Known Member
AW: Mein erster Tag als Moslem

@Ingomann

anscheind glauben die Leute nicht wirklich dass du Muslim geworden bist. Wie denn auch , es kommt weder auf Gebetsteppich an noch aufs Kamelport.

PS: wegen Benzinpreise kann ich dir ein 4t Roller empfehlen, sehr sparsam.popcorn

wassalam
 
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