Meine Wahrnehmung ist eine andere: Vermutlich war seitens Lindemanns wirklich nichts – Im streng strafrechtlichen Sinne. Wie im strafrechtlichen Sinne schon bei Reichelt nichts war, aber noch härter an die Grenze gebaut: Es ging Lindemann nie darum, Grenzen zu überschreiten. Es ging darum, Grenzen zu verschieben. Um Mißbrauch im wörtlichsten Sinne:
Die konkreteste Geschichte, die wir haben, ist die von Kayla Shyx. Und sie hat von Anfang an deutlich gemacht: Kein Sex. Was dann passieren kann, ist, daß Lindemann schreit, tobt. Nötigt: „Mir hat man gesagt, Du wärest einverstanden!“ Mit Gegenständen um sich wirft. Sheyla für 10 Minuten einsperrt. Aber wenn sie dabei bleibt: Dann gilt „Nein heißt Nein!“. Weil bloße Gewalt Lindemann nicht interessiert.
Andere Geschichte ist die mit dem Filmriß, den mutmaßlichen K.O.-Tropfen: Die aber muß man nicht Lindemann zuordnen. Das kann auch Umfeld sein, die sich mit „Resteficken“, so nannten sie es, zu begnügen hatten.
Unmoralisch ja, auf alle Fälle. Es hinterläßt Beschädigungen, sich auf etwas eingelassen zu haben, was man eigentlich nicht wollte. Massivem Druck nachgegeben zu haben. Aber gerade diese Schuldgefühle „Warum habe ich da mitgemacht? Wie konnte ich mich nur darauf einlassen?“ zu erzeugen, das ist, was Lindemann den Kick gibt. Ich wüßte nicht, daß anonym von einer klaren Vergewaltigung berichtet worden wäre. Die Grauzone, die ist, was ihn interessiert.