Klar, für Auswanderungswillige ist das natürlich eine Hiobsbotschaft. Andererseits las ich vor einiger Zeit (entsprechende Berichte gab es u.a. im Spiegel und in der FAZ), dass das Wohnen in beliebten Städten wie beispielsweise auch Antalya für Einheimische durch den Andrang ausländischer Immobilienkäufer nicht mehr bezahlbar ist. Zusätzlich zur exorbitanten Inflationsrate, die inzwischen nach offiziellen Angaben bei 85 Prozent liegen soll, schossen Mieten in etlichen Mahalles binnen kürzester Zeit durch die Decke.
Die Texte sind zwar hinter einer Paywall, liefern aber trotzdem vielsagende Einblicke.
"Der Zuzug von Menschen aus Russland führt jedoch dazu, dass die Mietpreise in Antalya explodieren. Vor dem Krieg habe die Monatsmiete für eine Zweizimmerwohnung im Stadtteil Konyaalti 8000 Lira betragen, umgerechnet gut 400 Euro, heißt es bei der türkischen Maklerfirma Remax. Mittlerweile liege der Preis bei 30.000 bis 40.000 Lira.
Viele Einheimische können sich die Mieten im Zentrum von Antalya nicht mehr leisten. Und weil der Mieterschutz in der Türkei vergleichsweise schwach ist, sind etliche gezwungen, ihre Wohnungen aufzugeben und an den Stadtrand zu ziehen – oder an einen ganz anderen Ort."
Tausende Russen sind in den vergangenen Wochen vor dem Kriegsdienst in die Türkei geflohen. In Städten wie Antalya explodieren die Mietpreise. Die Regierung reagiert mit zum Teil drastischen Maßnahmen.
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Bei Makler:innen herrschte unterdessen Goldgräberstimmung. Die wurden zum Teil richtig reich durch den Run auf die Immobilien.
Aus keinem anderen Land kommen mehr Immobilienkäufer: Russen haben in der Türkei im vergangenen Monat Häuser und Eigentumswohnungen im großen Stil erworben. Das hängt nicht nur mit dem Ukrainekrieg zusammen.
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Schwer zu sagen, inwieweit das noch immer so ist. Der DLF-Bericht bezieht sich ja auf eine Gesetzesänderung von Juni oder Juli. Und wenn die "nur" auf das Ausländerrecht zielt: Wer mehrere Hunderttausend US-Dollar investiert (zuletzt 400.000 bis 500.000, glaube ich), kann dadurch auch die türkische Staatsbürgerschaft beantragen. Zumindest war das bisher der Fall. Nur dürfte das, sofern das noch gilt, dem Gros der Rentner:innen nicht helfen, die in die TR auswandern wollen. Dafür aber Reichen insbesondere aus den arabischen Staaten, Russland und anderen Ländern, die Probleme haben, ihr Geld unterzubringen. Inwieweit sich die 20%-ige Deckelung beim Aufenthaltsrecht auch auf solche Fälle bezieht, weiß ich nicht, bezweifele es aber.
Die Hauspreise in der Türkei waren schon vor dem Ukrainekrieg hoch. Jetzt treiben reiche Kriegsflüchtlinge die Kosten zusätzlich. Was bedeutet das für die Bürger?
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Für Einheimische, die rings um die Hotspots touristischer Anziehungsorte wohnen, ist es jedenfalls sehr schwierig geworden, noch schwieriger: Wenn sie dem freien Markt unterworfen sind, nicht schon über Immobilieneigentum verfügen oder nicht z.B. das Glück haben, bei einer Verlosung der staatlichen Wohnungsbehörde TOKI den Anspruch auf eine (kreditfinanzierte) günstigere Wohnung oder ein Grundstück zu bekommen, dürfte es ausgesprochen mau aussehen. Insofern kann ich deren Unmut begreifen - und auch, dass die Regierung den Zuzug nun zu steuern und zu regulieren versucht.
Allerdings kenne ich nicht alle Einzelheiten, hörte nur, dass bereits in den vergangenen Jahren vorm Kriegsausbruch viel verkauft worden sein soll.