AW: SOS! Mayday! Wir sitzen fest...
Okay, meine Lieben, da sind wir wieder...gestern Abend gegen 20.30 Uhr war meine Reise am ZOB Hamburg zuende, Desi stieg ja schon gegen 17.00 Uhr in Berlin aus. Ich bin noch etwas müde und sah gestern Abend aus, als hätte man mich aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. :icon_eyecrazy:
Man muss sich das vorstellen: 3 Tage keine Dusche, kein Bett, keine frischen Klamotten. Wir haben gestunken wie die Iltisse. Zähneputzen auf versifften Rastplätzen, Essensvorräte gleich null, da die Geschäfte ja am Sonntag bei unserer Abreise geschlossen hatten. Wenn man Glück hatte gab es belegte Brötchen an den Raststätten oder Tankstellen. Wenn man noch mehr Glück hatte, waren die auch willig unsere Euros anzunehmen.
Ich habe über unsere so hochgelobte "EU" leider einen ganz neuen Eindruck gewonnen, der alles andere als positiv ist. Das ist eine lächerliche und peinliche Farce, wie man in einigen Zugehörigkeitsländern behandelt, die besondere Notlage sogar noch ausgenutzt wird. Allein die Schikane an den Grenzübergängen hat unsere Reise um ca. 7 Stunden verlängert. Ich bin EU-Bürgerin? Nein, ich bin stets auf mich allein gestellt, das steht fest. Die Türkei sollte diesem Saftladen besser nie beitreten. Denn dort sind wir wesentlich freundlicher, moderner, flexibler und hilfsbereiter behandelt worden. Dieser Eindruck hatte sich bei uns schon vorher während der Urlaubswoche festgesetzt. EU-Richtlinien, die von Mitgliedsstaaten gnadenlos umgangen werden, sind zumindest in Istanbul längst umgesetzt. Am krassesten fiel uns das beim Rauchverbot in Gaststätten und öffentlichen Gebäuden auf.
Diese Rückreise hat uns echt zeitweise an unsere persönlichen Grenzen gebracht. Unter normalen Umständen hätte man es auch leichter weggesteckt, aber nicht, wenn die Nerven schon blank liegen. Dieses Gefühl, ein paar tausend Kilometer von zuhause weg zu sein und nicht zu wissen, wann und wie man nachhause kommt, ist echt beängstigend. Wer wirklich glaubt, dass man die Verlängerungstage ganz relaxed genießen kann, der hat keine Ahnung von der Realität. Schließlich ist das auch eine Geldfrage. Alles neigte sich dem Ende: Klamotten, Geld...gesehen hatten wir eh schon alles, was wir uns vorgenommen hatten. Und schließlich klopft auch keiner an die Hotelzimmertür und sagt "merhaba, wir haben ihre Rückreise organisiert". Man rennt den ganzen Tag von A nach B, kriegt neue Infos, die sich eine Stunde später wieder zerschlagen, rottet sich mit anderen zusammen, organisiert für die mit, muntert sich gegenseitig auf, zickt sich auch mal an...alles in allem hatten wir noch Riesenglück und sind zum richtigen Zeitpunkt abgereist. Auch wenn die Airports heute wieder freigegeben werden, wären wir die nächsten Tage nicht mitgekommen. Istanbul ist auch Transfer-Flughafen. Dort campieren seit Tagen noch diverse Urlauber, die aus anderen Ländern zwischengelandet sind, viele schon seit Freitag. Die wären also alle noch vor uns dran gewesen. Vor allem die Familien mit Kindern. So wie ein Klassenkamerad von Junior. Der sitzt noch immer in Antalya fest.
Jupp, ich glaube, wir sind ein wenig traumatisiert. Am besten, das Erlebnis Rückreise wird ganz schnell hier komplett einmal runtererzählt, danach folgt ein separater Reisebericht vom eigentlichen Urlaub.
Ihr seid jetzt also alle unsere Therapeuten...