Kann alles sein oder nicht. Möglicherweise ist es viel einfacher und pragmatischer: Da die Sperrung einzelner Beiträge von der AKP-Regierung fortlaufend erleichtert worden sei und mittlerweile noch nicht mal mehr eines Gerichtsbeschlusses bedürfe, wie taz-Korrespondent Jürgen Gottschlich berichtet, halte ich auch für denkbar, dass die Wikipedia-Totalsperre vor allem deshalb aufgehoben wurde - in Abwägung der Verhältnismäßigkeit.
"Seiten, die aus politischen Gründen gesperrt sind, gehören meistens in einen kurdischen oder linksradikalen Kontext. Yaman Akdeniz, ein Kommunikationswissenschaftler, der sich mit dem Thema beschäftigt, hat gegenüber der Deutschen Welle Türkei gesagt, 2018 – für 2019 gibt es noch keine Zahlen – habe es über 240.000 Sperrungen gegeben. Das bedeutet allerdings nicht, dass Websites stets komplett blockiert wurden. Meist betraf es nur einzelne Artikel, 3.000 Mal allein bei Nachrichtenseiten. So wurden beim Onlineportal der Hürriyet Texte zensiert, bevor die Zeitung von einem regierungsfreundlichen Medienkonzern übernommen wurde. Derzeit trifft es Portale aus dem regierungskritischen Spektrum wie Sözcü, Cumhuriyet, Oda TV oder T24. [...] Das Internet, sagte Yaman Akdeniz, ist „das letzte große Feld, auf dem in der Türkei über die Meinungsfreiheit gerungen wird“.
https://taz.de/Internetzensur-in-der-Tuerkei/!5654120/
Das Wikipedia-Urteil ist natürlich super. Aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
Heise übertitelte einen lesenswerten Text dazu bündig und treffend.
Türkei: Das freie Wort bleibt in Haft
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