Türken polarisieren

MemoSan

Active Member
Hallo Leute,

ich wurde 1968 von TR nach D verfrachtet und wurde diesbezüglich nicht großartig befragt. Inzwischen bin ich fast assimiliert. Aber nur fast.

Ich bin in einer süddeutschen Gegend aufgewachsen in dem es außer mir eigentlich kein anderes Gastarbeiterkind gab. War gut für meine sprachliche Entwicklung.

Habe dann eine schulische Laufbahn von Mittlere Reife, Abitur und Studium an der FH durchschritten. Aber jedesmal wenn ich einen neuen Lebensabschnitt begann, musste feststellen das die neuen Mit-Primaner und Kommilitonen eine andere Auffassung zum "ich deutsch, du nix" haben.

Und auch heute viele Jahre später als DeutschTürke zweiter Generation muss ich feststellen , es ist ein Unterschied ob du ein Grieche, Italiener, Jugoslawe (gesamt) etc. oder ein türkischstämmiger bist. Es ist für mich immer eine Unterschied zu spüren. Liegt es an mir ?

Liegt es daran dass die Türken durch ihre Religion eine andere Basis und damit eine andere Grundlage für das Miteinander bilden ?

Ich weiß es nicht und stosse immmer wieder an die Grenzen meines eigenen verständnisses.

Ich habe mich gerade in den letzten Tagen dem Thema "Marco W. / Flirten & U-Haft" angenommen und mich in die Threads mit eingebracht.

Leider musste ich feststellen dass auf jegliche rationale Argumentation gar nicht eingangen sondern nur noch gegen die TR gewettert wurde.

Nach nun mehreren Tagen frage ich mich, woran liegt es, dass dieserr Hass gerade gegen die Türken zutage tritt ?
 
M

mar

Guest
AW: Türken polarisieren

Hallo Leute,

ich wurde 1968 von TR nach D verfrachtet und wurde diesbezüglich nicht großartig befragt. Inzwischen bin ich fast assimiliert. Aber nur fast.

Ich bin in einer süddeutschen Gegend aufgewachsen in dem es außer mir eigentlich kein anderes Gastarbeiterkind gab. War gut für meine sprachliche Entwicklung.

Habe dann eine schulische Laufbahn von Mittlere Reife, Abitur und Studium an der FH durchschritten. Aber jedesmal wenn ich einen neuen Lebensabschnitt begann, musste feststellen das die neuen Mit-Primaner und Kommilitonen eine andere Auffassung zum "ich deutsch, du nix" haben.

Und auch heute viele Jahre später als DeutschTürke zweiter Generation muss ich feststellen , es ist ein Unterschied ob du ein Grieche, Italiener, Jugoslawe (gesamt) etc. oder ein türkischstämmiger bist. Es ist für mich immer eine Unterschied zu spüren. Liegt es an mir ?

Liegt es daran dass die Türken durch ihre Religion eine andere Basis und damit eine andere Grundlage für das Miteinander bilden ?

Ich weiß es nicht und stosse immmer wieder an die Grenzen meines eigenen verständnisses.

Ich habe mich gerade in den letzten Tagen dem Thema "Marco W. / Flirten & U-Haft" angenommen und mich in die Threads mit eingebracht.

Leider musste ich feststellen dass auf jegliche rationale Argumentation gar nicht eingangen sondern nur noch gegen die TR gewettert wurde.

Nach nun mehreren Tagen frage ich mich, woran liegt es, dass dieserr Hass gerade gegen die Türken zutage tritt ?

es sind vorurteile und mangelnde kenntnis , gepaart mit intoleranz ( fall marco) hier trifft einfach durch medien und hörensagen etwas zu tage, was ich einfach als gruppendynamischen vorurteile definieren möchte.

aber erst einmal herzlich willkommen in unserem forum.
du schilderst, dich betreffend einiges, was auch schon unter identitas einige deutschtürkische user angesprochen haben.... es liegt garantiert nicht an dir, das in deutschland leider immer noch die zweite, dritte generation der damaligen einwanderer/ gastarbeiter anders klassifiziert werden. ich denke, es liegt einfach daran, das ressentiments einfach weitergegeben werden.
schau mal unter der suchen-funktion nach, es gibt sicher ein thema im forum , welches dein anliegen schon einmal angeschnitten oder diskutiert hat...
l.g. MAR
 
A

Anouk

Guest
AW: Türken polarisieren

Hallo MemoSan,

bitte verzeih, aber das Thema ist so interessant, dass ich es lieber in die Identitas-Rubrik verlege. Dort passt es sehr gut hin und ich könnte mir vorstellen, dass das allgemein mehr zum Diskutieren einlädt. Einen Vorstellungsthread kannst Du, wenn Du magst, natürlich ebenfalls starten. Wir würden uns freuen. :)

Also: Hos geldin und gute Gespräche wünscht Dir

Anouk :)
 

ra-sim

New Member
AW: Türken polarisieren

Du sprichst mir aus dem Herzen und ich könnte mich Stundenlang mit dir über dieses Thema unterhalten!
Was ich ja auch ständig mit den Menschen um mich herum mache, ein ständiges aufklären müssen, ein ständiges überzeugen .
Ja du hast vollkommen Recht. Dass die Italiener am Anfang ihrer Deutschland Karriere die "Spagetthifresser" waren und viele Frauen von ihren Familien verstossen wurden weil sie einen "Italiener" geheirtatet haben-ist lange her und vergessen. Heute ist es "BELLAA ITALIA" " MAMA MIA" Schlagwörter die ein Deutsches Herz höher schlagen lassen, sind sie doch die Ersatzwörter für "wärme, heimat und geborgenheit" .
Dass liegt einerseits daran dass Italiener wie auch Griechen hier in Deutschland ein wahnsinniges aufkommen an "Restaurants" haben a la "hier bin ich im Urlaub-hier fühl ich mich wohl" Wieviele türkische Restaurants gibt es die einheitlich gut sind?
Naja dass nur am Rande, im Fernsehen habe ich bis jetzt zumindest noch nie den Spot gesehen "Börek wie bei Anne" ....hingegen "Pizza wie bei MAMMAA" findest du ständig.
Was haben wir Falsch gemacht? nicht integriert?
Dann sehe ich die italienische Familie meiner Freundin und wundere mich, fast keiner von ihnen kann gut deutsch, sie waren auf italienischen Schulen und schimpfen ständig über die Deutschen. Ist es wirklich der Umstand dass eine Schicht Türken nach Deutschland gekommen ist die aus Umständen kam die man in Deutshcland vielleicht nichtmal nach dem zweiten Weltkrieg kannte? Menschen die von Geburt an auf dem Baumwollfeld gearbeitet haben und dann in Deutschland an nem Fabrikband standen-in einer Vollkommen anderen Welt. Wie effektiv waren die Videos in denen man ihnen erklärt hat "Dass ist eine Rolltreppe" oder "DAss ist eine Drehtür" ....
 

MemoSan

Active Member
AW: Türken polarisieren

Erstmal vielen Dank für die ersten Feedbacks.

Ich bin zufällig über den Umweg Wikipedia auf TT gestoßen, als dort ein kleiner link zu dem Film "Mein Vater - der Türke" meine Aufmerksamkeit erregte und von dort auf die Geschichte von Homer81 stieß.

Homer stellte die Frage in den Raum, warum gerade Türke ?
Darin spiegelte es sich wieder dass er es als schlechte Voraussetzung ansah türkischer Abstammung zu sein. Warum ?

Liegt es daran, dass die Türken im allgemeinen durch ihr Aussehen, Auftreten, Glauben etc. für die Deutschen die Angst vor dem Fremden verkörpern ?
 
S

sdost

Guest
AW: Türken polarisieren

Das Bild der Türken in Deutschland wird hauptsächlich von den Türken aus dem Osten und den Kurden geprägt, da sie hauptsächlich nach Deutschland auswanderten. Unbestritten ist die Neigung vieler Türken sich von den Deutschen fern zu halten. Bedauerlicherweise fördern viele Türken die Vorurteile der Deutschen auch noch. Wie viele haben behauptet vom Staat Türkei verfolgt zu werden? Immer noch stellen sehr viele Türken Asylanträge. Mädchen behaupten in der Türkei zwangsverheiratet zu werden und finden bei den Gutmenschen damit Gehör. Das alles aber rundet sich zu einem Gesamtbild ab. Die Türken waren einmal in Deutschland sehr beliebt und haben den Erwartungen nicht entsprechen können.
 

udalu

New Member
AW: Türken polarisieren

Hallo, da ich mich seit jünster Kindheit immer zu Türken hingezogen gefühlt habe, kann ich schwer nachvollziehen warum die "Deutschen" mit den "Türken" so ihre Probleme haben.

Meine eigenen Eltern haben mich allerdings mal gefragt, ob ich mich absichtlich in einen Türken verliebe, um sie zu aergern.... heute bin ich mit einem Türken (aus der Türkei- und lebe auch dort) verheiratet und die Ansicht meiner Eltern hat sich total veraendert.

Sie würden ihn nicht mehr eintauschen wollen gegen einen "guten Deutschen".

Ich denke die Angst bzw. Unsicherheit kommt daher, dass die Religion vielen Angst macht- zudem die Schauergeschichten das Frau 10m hinter dem Mann gehen muss und sowieso nichts zu melden haben usw... bla bla bla.

Für mich sind das alles Dinge die nicht typisch türkisch sind sondern in jedem Land der Welt vorkommen- eben Charakter des jeinzelnen und nicht mit typisch "türkisch" zu pauschalisieren.

Durch die Abschottung vieler Türken in ihre Bezirke hat der Deutsche kaum Möglichkeiten diese Mauer zu durchbrechen und die "Fremden" mal naeher kennenzulernen.. teilweise sind die Türken selber daran schuld.

Das aeussere Zeichen "Kopftuch" ist sicherlich auch an Faktor der auf Deutsche sehr befremdend wirkt.. wobei vor 40- 50 Jahren die Frauen in Deutschland auch Tücher getragen haben- wenn auch nur zur Arbeit im Garten oder auf dem Feld.

Noch heute wenn ich mit meinem Mann nach Deutschland fahre, werden wir immer noch komisch auf der Strasse angeguckt.. wie kann die "Deutsche" nur...

Die negativen Vorurteile bleiben eben laenger haften als die positiven... guckt Euch die Medien an, geht in der Türkei eine Bombe hoch, steht das Tage fett- doppel fett- in der Presse, in Italien gehört die Mafia zur Tagesordnung.. aber die sind ja auch Christen.

Ich denke der Faktor "Islam/ Religion" spielt eine sehr grosse Rolle- viele haben einfach Angst, sind unsicher und meiden lieber die Türken als dem Menschen hinter der Religion eine Chance geben.
 
M

mar

Guest
AW: Türken polarisieren

Erstmal vielen Dank für die ersten Feedbacks.

Ich bin zufällig über den Umweg Wikipedia auf TT gestoßen, als dort ein kleiner link zu dem Film "Mein Vater - der Türke" meine Aufmerksamkeit erregte und von dort auf die Geschichte von Homer81 stieß.

Homer stellte die Frage in den Raum, warum gerade Türke ?
Darin spiegelte es sich wieder dass er es als schlechte Voraussetzung ansah türkischer Abstammung zu sein. Warum ?

Liegt es daran, dass die Türken im allgemeinen durch ihr Aussehen, Auftreten, Glauben etc. für die Deutschen die Angst vor dem Fremden verkörpern ?


dieser film war wunderbar! ich habe ihn mir mehrmals angeschaut und ich war von vater und sohn beeindruckt , ebenso von der ehefrau, die für mich wahre menschliche größe hatte...
ich denke nicht, das "wir" angst vor dem aussehen, dem glauben oder auftreten haben... ich versuche immer den spiess umzudrehen... wie wäre ich als auswanderer in einem anderen land... ich habe längere zeit in japan gelebt- fremder kanns gar nicht sein...aussehen, verhalten und religion, sprache- das erste , was ich wollte war nach der ersten 9 wöchigen fast schweigenden reise ( da konnte ich noch nicht japanisch) die sprache lernen. ich war sehr neugierig, ich wollte wissen, was die leute reden, was sie denken- denn über die sprache erschliesst sich mir auch deren "gedanken"-welt. ich glaube, das ist der ansatzpunkt vieler missverständnisse der deutschen im umgang mit türken oder deutschtürken. selbst wenn jemand nicht oder noch nicht die sprache spricht, darf ich mir nicht anmassen, denjenigen als dumm oder ungebildet zu sehen oder abzuspeisen. das machen leider viele, die zu "müde" sind radebrechend mit ihrem nachbarn ins gespräch zu kommen. meine erfahrungen mit türken basieren auf ganz anderen berührungen und ebenen. ich habe mehr mit leuten aus der uni zu tun, auf arbeit.... aber in meinem künstlerischen leben habe ich mehr mit türkischen frauen zu tun, die kaum deutsch sprechen. ich bin jedesmal berührt von dem geistigen potential, welche da plötzlich offenbar wird.

ich höre die reaktionen meiner "mitmenschen" : was willst du denn mit diesen projekten erreichen, mensch bist du verrückt- lad dir doch nicht so einen haufen türken ein nach hause, du kannst eh nichts bewirken, die wollen ja gar nicht deutsch lernen und so weiter ...in der palette der vorurteile.
ich kann als nichttürkin immer nur sagen, das ich sehr wohl sehen kann, wie menschen sich bemühen, heimat zu finden. sei es in der sprache, im alltag oder im schüchternen lächeln einer fremden person in der u-bahn . es ist die 2, heimat.

niemals kann man jemandem sagen. vergiss deine wurzeln! das geht nicht! denn schneidest du die wurzeln ab, vertrocknet die pflanze.... ich sehe es als enorme bereicherung, wenn menschen mit anderen lebenshintergründen in mein leben eintreten. ich habe keine ängste oder sorgen, das ich etwas von mir und meiner eigenen idendität hergeben muss, weil ich ein stabiler mensch bin. aber es gibt eben draussen in der welt mehr instabile, ängstliche menschen, die alles scheuen, was fremd ist. es ist eine ganz persönliche , innere haltung, die ein mensch nach draussen tragen muss, um dem anderen menschen aus einer anderen "verwurzelung" die erde anzubieten, das er sie als heimat erkennt. es ist ein versäumnis von vielen seiten, das wir, die in deutschland geborenen, dem menschen, der hier heimat finden möchte und guten willens ist, indirekt spüren lassen, das er der ewige fremde sein wird .
mir geht es in anderer richtung ähnlich. ich bin immer fremd hier, obwohl ich hier geboren wurde und meine sprache deutsch ist. immer werde ich anerkannt, geachtet und geschätzt- bis zu dem moment, wo man erfährt, das ich jüdische wurzeln habe. ab da ist plötzlich alles anders. man spricht nicht mehr mit mir über jüdische themen, aus angst, ich könne was falsch verstehen, man traut mir nicht zu objektiv und kompetent zu sein. ja sogar solche sachen, wie ach du sprichst aber gut deutsch! kommen da....
so ähnlich denke ich, geschieht es auch bei vielen deutschtürken. du sprichst deutsch, du lebst hier, das ist hier deine heimat, die erste, die zweite heimat. du bist hier zu hause. dafür sollte man sich nicht mehr rechtfertigen müssen. ich hoffe, es wird einmal selbstverständlich sein, wenn du deinen namen nennst, das man einfach sagt, hallo und gut ist es-und nicht erst nachharkt: was- bist du türke.... das wünsche ich mir.
MAR
 

udalu

New Member
AW: Türken polarisieren

"mir geht es in anderer richtung ähnlich. ich bin immer fremd hier, obwohl ich hier geboren wurde und meine sprache deutsch ist. immer werde ich anerkannt, geachtet und geschätzt- bis zu dem moment, wo man erfährt, das ich jüdische wurzeln habe. ab da ist plötzlich alles anders. man spricht nicht mehr mit mir über jüdische themen, aus angst, ich könne was falsch verstehen, man traut mir nicht zu objektiv und kompetent zu sein."

Das Gefühl kenne ich- nur weil ich mit einem Auslaender verheiratet bin, muss ich doch nicht alle Auslaender toll finden... für mich ist der Charakter wichtiger als jede Herkunft... Gute und Schlechte gibt es überall.

Selbst mein Mann hat Probleme mit manchen Türken- ich als Deutsche doch auch mit manchen Deutschen...

Die Menschen sind manchmal eigenartig...

Viele meinen nur weil mein Mann Türke ist, dürfte in meiner Anwesenheit nicht über Türken oder Auslaneder diskutiert werden- was ein Unsinn.
 
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