"Türkisch für kurdische Kinder" arte, 16:35 Uhr

univers

Well-Known Member
AW: "Türkisch für kurdische Kinder" arte, 16:35 Uhr

Und wie würdest du als Lehrerin die Kinder zum Schulbesuch animieren? :wink:

Dabei umgehst du geschickt das eigentliche Problem.

Wieso dürften die Kinder nicht in ihrer Muttersprache unterrichtet werden?
Türkisch kann ihnen im Verlauf des Schulbesuchs schonender beigebracht werden und nicht auf einem Schlag, wie es jetzt hierzulande gehandhabt wird.
 
S

sommersonne

Guest
AW: "Türkisch für kurdische Kinder" arte, 16:35 Uhr

Und wie würdest du als Lehrerin die Kinder zum Schulbesuch animieren? :wink:

...zumal es ja nicht an den Kindern lag, sondern an den Eltern. Auf dem Feld helfen, auf die kleineren Geschwister aufpassen, das haben doch die Eltern so bestimmt.

Wahrscheinlich müssen dort alle lernen, Kinder, Eltern und der Lehrer.

Klar hätte man es methodisch anders anfangen können mit der ersten Klasse. Aber, man hat ja auch gesehen was er da an Schulmaterialien oder an Schautafeln, usw. hatte. Fast nichts. Ein vom Lehrer geschenkter Spitzer war ein Ereignis.

Ich fand auch dass der Stellenwert des Schulbesuchs bei den Eltern nicht sehr hoch war. Die Mutter wollte das Zeugnis achtlos zusammen falten. Erst als der Junge sagte, sie dürften es nicht falten, meinte sie dass er es in den Rucksack stecken solle. Lob gab es nicht, sah jedenfalls nicht so aus.

Das ist wohl noch ein weiter Weg für die kurdischen Dörfer. Die türkische Regierung dürfte da ruhig mehr Unterstützung geben.
 
S

sommersonne

Guest
AW: "Türkisch für kurdische Kinder" arte, 16:35 Uhr

Dabei umgehst du geschickt das eigentliche Problem.

Wieso dürften die Kinder nicht in ihrer Muttersprache unterrichtet werden?
Türkisch kann ihnen im Verlauf des Schulbesuchs schonender beigebracht werden und nicht auf einem Schlag, wie es jetzt hierzulande gehandhabt wird.


Da hast Du recht. Ich denke mir, vielleicht wäre es für sie einfacher zuerst in der Muttersprache schreiben und lesen zu lernen.

Andererseits ist aber türkisch die Amtssprache und die sollten sie unbedingt beherrschen, wollen sie sich jemals mit Ämtern und Behörden auseinandersetzen und sich eventuell gegen ungerechte Behandlung wehren. Kurdisch nützt ihnen da garnichts.

Ich denke da so an Spanien. Da wird in den baskischen Landesteilen auch spanisch an der Schule unterrichtet und dann erst Baskisch. Und das mussten sich die Basken auch erst erkämpfen. Das war nicht selbstverständlich.
 

Mutter Courage

Gesperrt
AW: "Türkisch für kurdische Kinder" arte, 16:35 Uhr

Dabei umgehst du geschickt das eigentliche Problem.

Wieso dürften die Kinder nicht in ihrer Muttersprache unterrichtet werden?
Türkisch kann ihnen im Verlauf des Schulbesuchs schonender beigebracht werden und nicht auf einem Schlag, wie es jetzt hierzulande gehandhabt wird.

Türkisch ist Landessprache!
In der Schule in Deutschland wird auch auf einen Schlag Deutsch gesprochen, wenn die Kinder zur Schule kommen.
 

dirk1966

Well-Known Member
AW: "Türkisch für kurdische Kinder" arte, 16:35 Uhr

Mit Verlaub, Turgay, ohne auf deine Intention für diesen Beitrag einzugehen, wie pervers, Kinder die noch beim aufblühen sind, in Ketten zu legen, statt mit ihnen an die Grenzen des menschlichen vorzustoßen bzw. sie dazu zu ermuntern.

Aber, sie lernen:

"Türküm, doğruyum
çalışkanım..."

In Deutsch;
"Bin Türke, bin aufrichtig
fleißig..."


Ich amüsiere mich mal in Namen der Kinder über diese Verirrten.

Generell kann man wohl das ganze Schulsystem in der Türkei, einschließlich der Ausbildung der Lehrer, Zustand und Ausstattung der Schulen ect. schlecht mit Deutschland vergleichen.
Und dies nicht nur im Osten der Türkei, sondern auch hier in Düzce.

Habe erst vor kurzen die Schule in der meine Frau arbeitet besucht, und war über die generelle Ausstattung der Schule (incl baulicher Zustand) relativ erschüttert.
Trostlose Klassenräume, mangelnde Ausstattung im Bezug auf Computer, Drucker und Kopierer, sowie eine Heizung die nur sporadisch funktioniert.
Nicht viel besser sieht es bei den Schülern aus, teilweise kaufte meine Frau aus eigener Tasche Schulhefte, da manche Schüler fast ohne alles in die Schule kamen. Im Winter kam ein Schüler sogar ohne Schuhe zur Schule.

Dazu Lehrer, die auch jetzt noch trotz Verbot die Schüler schlagen (in der Schule meiner Frau passiert) und als Konsequenz nur eine zeitweise Versetzung an eine andere Schule im Kauf nehmen müssen.

Alles im allen kein leichtes Unterfangen an solchen Schulen "Spass" am Lernen zu entwickeln, insbesondere wenn "neue" Ideen von Vorgesetzten (Rektor) nur als Unsinn dargestellt werden.

Ich beneide meine Frau manchmal wirklich nicht.......
 

Sabine

Well-Known Member
AW: "Türkisch für kurdische Kinder" arte, 16:35 Uhr

...Ich fand auch dass der Stellenwert des Schulbesuchs bei den Eltern nicht sehr hoch war. Die Mutter wollte das Zeugnis achtlos zusammen falten. Erst als der Junge sagte, sie dürften es nicht falten, meinte sie dass er es in den Rucksack stecken solle. Lob gab es nicht, sah jedenfalls nicht so aus...

Lob habe ich auch nicht gehört, aber zumindest hat die Mama ihrem Sohnemann doch einen Kuß auf die Wange gedrückt. Das war wohl Lob genug.

Übrigens ist von den Zeugnissen meines Mannes auch nicht mehr viel aufzufinden bei ihm zu Hause und wenn, dann vereinzelt in irgendwelchen Pappkartons. Und mein Mann kommt NICHT aus Ost-Anatolien. Wichtige Dokumente sicher zu verwahren, scheint mir in der Türkei generell wohl nicht so üblich zu sein ?

Mir tat der Lehrer auch irgendwie leid. Leicht hatten (haben) es wohl beide Seiten nicht.
 

Gastarbeiter

Gesperrt
AW: "Türkisch für kurdische Kinder" arte, 16:35 Uhr

Dabei umgehst du geschickt das eigentliche Problem.

Wieso dürften die Kinder nicht in ihrer Muttersprache unterrichtet werden?
Türkisch kann ihnen im Verlauf des Schulbesuchs schonender beigebracht werden und nicht auf einem Schlag, wie es jetzt hierzulande gehandhabt wird.

Naja er sagte doch in der doku zu seiner Mutter das er dieses Jahr den Kindern nur türkisch beibringen wird und dann naehstes jahr mit geschichte ,Mathematik usw .Die türkische sprache braucht er als anfang damit er auf was bauen.Auserdem kann der Lehrer selber kein kurdisch.Das Thema bildung in der eigenen Muttersprache haben wir schon seit langem in der türkei.Es bringt keinen was wenn der unterricht auf kurdisch geführt wird.Es ist nun mal so wie es ist.Die landesprache der (ich schreibe betont landessprache) der türkei ist türkisch.Die landesflagge ist das halbmond und das land heist türkei.Es gibt aber viele sprachen in der türkei.Aber wie gesagt die sprache die uns bindet ist eben türkisch.Und das soll bitte nicht jetzt nationalistisch rüberkommen.Aber die gemeinsame flagge und die sprache soll uns ja alle zusammenbinden.Wenn jetzt armenier auf armenisch,die kurden auf kurdisch und die türken auf türkisch unterrichten wollen,dann frage ich mich wie wir uns dann so in 20 jahren untereinander verstaendigen wollen.
 

vanararat1966

Moderator
AW: "Türkisch für kurdische Kinder" arte, 16:35 Uhr

Wie immer liegt es im Auge des Betrachters.

Es mag schon sein, dass es aus westlicher Sicht (egal ob nun die westlich, modern geprägte Türkei, oder Deutschland, oder die Schweiz) ziemlich komisch daher kommen mag. In der ach so modernen Türkei solche Verhältnisse. Dörfer ohne Strom und Wasser (nicht überall), keine vernünftigen Strassen, keine ärztliche Versorgung, mehr als ärmliche Verhältnisse. Eigentlich dass, was man hier vielleicht vor 50 - 100 Jahren in den Bergdörfern auch ausgesehen hat (und - in etwas moderater Form - auch heute noch aussieht).

Da ist einerseits ein Lehrer, der ein Pflichtjahr zu absolvieren hat - eine Pflicht, nicht mehr, nicht weniger. Er wurde in eine ihm völlig unbekannte Welt und Kultur versetzt. Sieht sich nicht nur schulischen und kulturellen, sondern auch gesellschaftlichen Problemen gegenüber. Hat einen Lehrauftrag und einen Lehrplan. Kommt in eine Welt wie ein Alien (oder wie man sich dies mit einem Ausserirdischen so vorstellen mag). Kennt nur seine, eigene kleine Welt, noch nie gereist, keine Ahnung von Botanik (sagen wir). Kinder, die fast in die Hosen machen, bis sie zur Toilette können, bis sie es in türkisch richtig gesagt haben (Kinder gehen so und so immer in der letzten Sekunde auf die Toilette, darum meine ich). Aber dem jungen Leherer mache ich keinen Vorwurf. Warum denn auch.

Kinder, die eigentlich zu Hause aushelfen sollten, sei es als Babysitter für die jüngeren Geschwister, oder Arbeiten im Hause, auf dem Feld. Kinder, die ihren Eltern, Onkeln, älteren Geschwistern, Erwachsenen überhaupt bedingungslosen Respekt entgegenzubringen haben. Hier die Eltern (Aufpassen auf Geschwister, Arbeiten auf dem Feld, im Haus), dort der Herr Lehrer (türkisch lernen). Auch für die Kinder wohl ein Kulturschock sondergleichen.

Ja, türkisch ist Amtssprache und alles sind Türken. Und es ist so, dass auch hier in der Schule (Kindergarten) zuerst Deutsch gelernt werden muss, denn dies ist hier die Unterrichts- und einer der Amtssprachen. Thema erledigt. Aber: wir haben hier integrativen Deutschunterricht, spezielle Lehrer, die sich mit den Kindern die Deutsch lernen müssen, auseinandersetzt und mit ihnen lernt. Nicht so in dem gezeigten Beispiel.

Die Frage ist einfach oder wenn man dies von Aussen betrachtet, dann fragt man sich schon oder muss feststellen, dass gewisse Türken irgendwie vergessen wurden. Bildung - darüber habe ich meine Meinung schon in diversen Threads Afrika betreffend geschrieben - kann nur dann erfolgreich stattfinden, wenn auch die dafür notwendige Infrastruktur vorhanden ist. Bildung hat nur dann Platz, wenn viele andere Dinge geregelt sind. Und nicht zack eines Tages: Schule, türkisch lernen. Weil Amtssprache und wir sind alles Türken. So einfach ist das nicht.

Dass die Eltern dem nicht wirklich wohlgesonnen gegenüber stehen, ist mehr als nur verständlich. Der Lehrer hat sie vor versammelter Gesellschaft runter geputzt. Keine Schulhefte, Stifte - ja mag sein, wenn die Priorität das tägliche Brot ist. Kein Frohlocken über die Zeugnisse, ja auch dies mehr als nur verständlich. Wie denn auch? Hoher Stellenwert des Schulbesuchs? Nein, war nicht vorhanden, auch dies mehr als nur verständlich die Probleme der Leute, der tägliche Kampf berücksichtigend. Das ein Zeugnis wichtig ist und man dies nicht einfach faltet, woher soll die arme Frau dies denn wissen? Wurde es ihr je vermittelt? Nein.

Meine Schwiegereltern können nicht lesen und schreiben und sprechen auch kein türkisch. Meine Schwägerinnen können nicht lesen und schreiben, bis heute (ihren eigenen Kinder aber schon, einige haben es bis zur Uni in Istanbul geschafft - man weiss schon um den Wert von Bildung).

Für Schule gab es damals keine Zeit - nicht dass es die Eltern bzw. der Vater direkt verboten hätte. Irgendwie kümmerte sich so und so nie jemand darum von staatlicher Seite. Mein Mann war in der Schule und hat aber jeden Tag vor der Schule den Krämerladen des Vaters vor dem Öffnen bereit gemacht, Waren angeschrieben, die Kasse vorbereitet, etc. pp. Und am Nachmittag nach der Schule hiess es wieder zuerst Laden und alles bereit machen. Mein Mann ist mit 12 mit dem Lastwagen der Familie von A nach B gebrettert und hat Waren geholt, geliefert (mein Mann ist nahezu 2 Meter gross.. und wer hat schon genau hingeschaut). Eine Kindheit, so wie wir sie kennen und die Meisten von uns wohl erleben durften, kannte mein Mann nicht. Familiäre Pflichten und Verpflichtungen und Schule, keine Spielzeiten.

Auch mein Mann hat den fatalen Fehler schon gemacht und in einer Bewerbung geschrieben, dass seine Muttersprache Kurmanci (Kurdisch) und einer seiner Fremdsprachen Türkisch (neben Deutsch) sei. Er hat dies ohne weiter zu überlegen so geschrieben, ohne politischen, ohne irgendwelche Hintergedanken, ohne etwas hervorheben oder darstellen zu wollen. Die Reaktion war entsprechend.

Und dies ist auch heute noch Realität - es hat sich teilweise kaum etwas verändert. Armut, viele Menschen, die nicht lesen und schreiben können - und dabei ganz andere Problem haben, als dies in Priorität umsetzen zu können oder zu wollen. Das seit 1980 vorangetriebene GAP (Südostanatolien Projekt) soll zur Verbesserung beitragen. Verbesserung für die Leute und andererseits Verschlechterung für die Natur. Vieles wurde bereits umgesetzt, Atatürk Staudamm, GAP Airport Urfa, Strassen / Autobahn bis Urfa und danach wird es wieder schlechter und schlechter (Die Strecke von Urfa nach Mardin beurteile ich mit meinem westlichen Standard als lebensgefährlich und wir sind die mit ca. 120 km/h entlang gefahren, weil wir sonst zu spät an einen Termin gekommen wären.. im Regen, den es sonst normalerweise im Juli nicht gibt, nur dann wenn ich dort unterwegs bin - ev. ist dies aber heute anders, meine Erlebnisse sind aus 2009).

Alles in allem hat vieles seine Gründe, warum es so ist. Fakt ist für mich, dass es mit einem Leher und die türkische Sprache lernen nicht getan ist. Es muss noch viel getan werden, aber sicher nicht ein Pflichtlehrer, der ein Jahr bleibt, vielleicht zwei Jahre und dann wieder das Weite sucht.

Und warum nicht zweisprachigen Unterricht? Kinder lernen schnell. Es wäre kein Nachteil - für keinen. Wir haben auch vier Landessprachen und sind trotzdem alle Schweizer - im Notfall reden wir Englisch :mrgreen:. Wo wäre das Problem?

Wen es interessiert:
http://de.wikipedia.org/wiki/Südostanatolien-Projekt
 
H

hatira

Guest
AW: "Türkisch für kurdische Kinder" arte, 16:35 Uhr

@Vanararat, wunderbar geschrieben.Danke.
 

Gastarbeiter

Gesperrt
AW: "Türkisch für kurdische Kinder" arte, 16:35 Uhr


Stimmt ,türkisch ist die amtsprache aber nicht alle sind türken sondern alle haben die türkische staatsangehörigkeit.Kurden haben die türkische staatsangehörigkeit,türken haben die kurdische staatsangehörigkeit,armenier habn die türkische staatsangehörigkeit.Ein mosaik was sich dann türkei nennt.
 
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