Du siehst es m.E. etwas sehr einseitig und ausschließlich aus der Perspektive ebenso wohlfeiler wie verbreiteter Ansichten. Klar kommen die von Dir Genannten in den Medien vor, aber an Leute wie Özlem Topçu, Deniz Yücel oder Giovanni di Lorenzo denkst Du anscheinend gar nicht - ganz zu schweigen von weniger bekannten Journalisten mit Migrationshintergrund, die sich nicht ausschließlich auf ethnische Themen fokussiert haben, sondern exakt die gleichen Jobs erledigen wie alle anderen auch (ohne ihre Schwerpunkte bei Migrationsthemen zu setzen). Der Anteil ist beträchtlich gestiegen; das konnte man früher mit der Lupe suchen, das kam de facto nicht vor.
Und es gibt Fördermaßnahmen zur Erhöhung des Migrantenanteils, die es früher nicht gab: sei es, dass ein großer deutscher (konservativer) Medienkonzern Nachwuchsjournalist/inn/en mit MiHiGru mit Kusshand nimmt (wie mir von mehreren Seiten glaubhaft versichert wurde), oder seien es beispielsweise gezielte Qualifizierungsmaßnahmen wie das von der Heinrich-Böll-Stiftung in Zusammenarbeit mit etlichen Medien entwickelte
Studienstipendienprogramm "Medienvielfalt, anders". Wenn Du allerdings meinst, dass Migranten als Medienschaffende noch immer unterrepräsentiert sind, gebe ich Dir recht. Nachlesen lässt sich das unter anderem hier:
http://www.fr-online.de/medien/jour...ergrund-der-andere-blick,1473342,3168172.html
Eine Studie der Uni Siegen zur Beteiligung von Journalisten mit Migrationshintergrund in deutschen Printmedien aus dem Jahre 2009 gibt es auch. Die ist ganz interessant und gelangt im Ergebnis zu der Einschätzung, dass nur rund ein Prozent aller an deutschen Tageszeitungen beschäftigten Journalisten einen Migrationshintergrund haben. Was natürlich auch einiges erklärt.
Trotzdem ist erheblich mehr in Bewegung geraten als früher, und das finde ich u.a. auch deshalb ganz spannend, weil ich selbst über längere Zeit eine exotische Minderheit von ca. einem Prozent in meinem Arbeitsumfeld bildete (allerdings nicht mit MiHiGru, sondern bloß als einzige Alleinerziehende auf weiter Flur im Tagesaktuellen - gesellschaftlich viel zu irrelevant, um irgendeine Socke zu interessieren oder in Studien oder gar per Förderung berücksichtigt zu werden). Aber insofern kann ich den 'Exoten'status ganz gut nachempfinden. Und was das Durchsetzen bestimmter Themen und nervige Debatten über Begrifflichkeiten betrifft (siehe mein eingangs genanntes Beispiel): ebenfalls. :wink: