"Was hätte aus dem Iran werden können, wenn ...

turkish talk

Well-Known Member
... sich die CIA damals nicht eingemischt hätte?"

Diese Frage stellt Silke Hasselmann im folgenden Artikel:
http://www.tagesschau.de/ausland/cia-iran100.html

"Jahrzehntelang hat die CIA geleugnet, 1953 den iranischen Ministerpräsidenten Mossadeq gestürzt zu haben. Nun wurden Dokumente veröffentlicht die beweisen: Die CIA war damals die treibende Kraft. Beim Putsch ging es vor allem um die Ölquellen Irans."

"Wann immer hitzköpfige Politiker oder Militärs heute über ein militärisches Einschreiten gegen den Iran nachdenken, der sich in der Zwischenzeit zu einer islamischen Republik entwickelt hat, dann drängen Geschichtskenner wie Steven Kinzer darauf, die richtigen Lehren aus der CIA-Aktion 1953 zu ziehen: "Wir haben jemanden gestürzt, den wir nicht mochten, und wir brachten jemanden an die Macht, der alles tat, was wir wollten - den Schah. Doch wenn wir uns anschauen, was im Iran geschehen ist, nachdem wir dort mit dem Putsch eingeschritten sind mit alle den unvorhersehbaren Folgen, dann sieht das nicht mehr nach einem Erfolg aus."

Das alles macht schon sehr nachdenklich.
 
S

sommersonne

Guest
Das macht sehr nachdenklich. Zumal die USA und Ihre diversen Geheimdienste überhaupt nichts dazu gelernt haben.

Es ist auch nicht nur die Frage was aus dem Land hätte werden können. Es ist auch eine Frage wieviele Menschen heute noch leben könnten oder auch wieviele nicht ihre Heimat hätten verlassen müssen.
Darüber machen sich die Politiker, "richtig gut" informiert durch ihre Geheimdienst, überhaupt keine Gedanken.
 
D

Decebal

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Iran hätte sich in eine wahre Demokratie entwickeln können.
Aber dazu eine Frage: wie hätte sich der Iran entwickelt, falls die USA nicht Saddam gehetzt hätte, den Krieg 1981 gegen Iran zu starten? Wahrscheinlich hätten die Mullahs in der Bürgerkriegssituation von damals, die Macht verloren.
 

turkish talk

Well-Known Member
Iran hätte sich in eine wahre Demokratie entwickeln können.
Aber dazu eine Frage: wie hätte sich der Iran entwickelt, falls die USA nicht Saddam gehetzt hätte, den Krieg 1981 gegen Iran zu starten? Wahrscheinlich hätten die Mullahs in der Bürgerkriegssituation von damals, die Macht verloren.

Wer weiß das schon. Aber wenn ich sowas lese, sollten wir vorsichtig mit voreiligen Urteilen sein:

Doch die CIA gab nicht auf, sondern steuerte die Proteste zu ihrem Vorteil, wie CIA-Agent Cottam berichtete: "Wir brachten unsere Agenten und all die Leute, auf die wir zählen konnten, auf die Straßen von Teheran. Sie warfen Steine und sollten sich so als gewalttätige und kommunistische Mossadeq-Anhänger darstellen. Sie waren Provokateure."
 
D

Decebal

Guest
Wer weiß das schon. Aber wenn ich sowas lese, sollten wir vorsichtig mit voreiligen Urteilen sein:

Doch die CIA gab nicht auf, sondern steuerte die Proteste zu ihrem Vorteil, wie CIA-Agent Cottam berichtete: "Wir brachten unsere Agenten und all die Leute, auf die wir zählen konnten, auf die Straßen von Teheran. Sie warfen Steine und sollten sich so als gewalttätige und kommunistische Mossadeq-Anhänger darstellen. Sie waren Provokateure."
Das war 1953 wirklich so. Auch die "rumänische Revolution" von 1989 wurde von den Nachrichtendienste vorbereitet (das wissen alle hier). Meinst Du, dass es in Juni in der Türkei sich dasselbe Szenario abspielte? :)
 

blackcyclist

Gesperrt
Das war 1953 wirklich so. Auch die "rumänische Revolution" von 1989 wurde von den Nachrichtendienste vorbereitet (das wissen alle hier). Meinst Du, dass es in Juni in der Türkei sich dasselbe Szenario abspielte? :)

Wenn ein Volk im Ostblock jedes Recht gehabt hat, die Nase voll von seinen sozialistischen Herren zu haben, dann ja wohl die Rumänen. So unterdrückt und drangsaliert wurde sonst niemand. Und auch da fanden sich noch Anhänger des Regimes die auf Demonstranten mit Eisenstangen losgingen.

Bei mir war jedenfalls 1989 kein CIA-Agent an der Tür und hat mich aufgefordert auf die Straße zu gehen, das war auch überhaupt nicht mehr nötig. Die Leute hatten dermaßen die Schnauze voll, man kann es sich nicht vorstellen.
 
D

Decebal

Guest
Wenn ein Volk im Ostblock jedes Recht gehabt hat, die Nase voll von seinen sozialistischen Herren zu haben, dann ja wohl die Rumänen. So unterdrückt und drangsaliert wurde sonst niemand. Und auch da fanden sich noch Anhänger des Regimes die auf Demonstranten mit Eisenstangen losgingen.

Bei mir war jedenfalls 1989 kein CIA-Agent an der Tür und hat mich aufgefordert auf die Straße zu gehen, das war auch überhaupt nicht mehr nötig. Die Leute hatten dermaßen die Schnauze voll, man kann es sich nicht vorstellen.

Hast Recht, aber kannst Dir die Angst und den Terror dort gar nicht vorstellen. DDR war ein Paradies. Auch die CSSR. Havel hatte Schreibmaschine im Gefängnis. Hier durften auch die Lehrer keine Schreibmaschine haben, wenn sie nicht registriert war... Ich habe das erlebt, wir hatten die Schnauze voll. Aber wie fing alles an? Es wurde 3 Wochen lang gesagt, dass am 16. Dezember 1989 der reformierte Pastor Tökes verhaftet sein wird. Man weiss schon, dass man in einer Diktatur über die Verfaftung nachher und nicht vorher erfährt. Drei Wochen lang wurde immer gesgt, dass der Pastor verhaftet sein wird. Und drei Wochen dauerte es, bis sich der Maisbrei rührte ("die Rumänen sind Maisbrei", das sagen die Rumäner immer als Selbstspott...). Wie fing es in Bukarest am 21. Dezember an? Ceausescu wurde dazugebracht, eine Pro-Demonstration zu organisieren. Dann wurde dort von der Securitate provoziert. Es ist wirklich so: die Rumänen waren so gelähmt, dass die selber keine Revolution machen konnten.

EDIT. Der kommunistische Terror war hier sehr streng, die Eliten der Vorkriegsperiode wurden eliminiert.
Es wurden grausame Experimente im rumän. Gulag durchgeführt: http://de.wikipedia.org/wiki/Pitești-Experiment
Es gab hier auch ein Partisanenkampf (bis etwa 1960!) in den Karpaten gegen die Kommunisten. Angefangen von Offiziere, welche Loyal Deutschlands auch nach dem 23. August 44 blieben http://de.wikipedia.org/wiki/Antikommunistischer_Widerstand_in_Rumänien
 
P

Pit 63

Guest
Die Erkenntnisse über den Sturz Mossadeq´s sind ein alter Hut. Am lobbyistischen System der egozentrischen, finanzwirtschaftlich motivierten amerikanischen Aussenpolitik, die vollkommen jenseits von gut und böse ist, hat sich bis heute nichts geändert, rein gar nichts.
Ich finde es nachgerade lächerlich, wenn sich irgendwelche heldenhaften Journalisten wieder und wieder und wieder an der Vergangenheit abarbeiten und ehemliges Unrecht enthüllen während sie die Gegenwart weiter und weiter und weiter ausblenden.
Es ist wie beim Doping im Sport. Man stelle sich vor, Ben Johnson hat beim 100-m- Lauf gedopt, Skandal! Sogar der grosse Carl Lewis hat gedopt, wer hätte das gedacht? Und von dem hätte es nun wirklich niemand gedacht aber Usain Bolt, ja der ist ein Ausnahmeathlet, der grösste Leichtathlet aller Zeiten- solange man nicht das Gegenteil beweist. Und solange das so ist, bleibt Michael Phelps auch der tollste Schwimmer, den es je gab. Aber Lance Armstrong, der war ein Betrüger.
The show must go on. Enthüllungen aus der Vergangenheit gehören dazu, die Leute gewöhnen sich daran und in der Gegenwart können die Interessenvertreter schalten und walten, wie sie wollen.
Irak-Lüge, was soll´s, NSA- Skandal, na und, wen juckt es wirklich. Das lobbyistische System funktioniert und Sport ist kein Geschäft sondern gesund und auch ideell eine ganz tolle Sache.
 
P

Pit 63

Guest
Es ist wirklich so: die Rumänen waren so gelähmt, dass die selber keine Revolution machen konnten.
Danke für den Beitrag.
Wie man am im Westen sieht, der dem Beispiel der USA folgt, lassen sich Menschen auch anders lähmen.
Man glorifiziert pseudomässig ein, zwei Ideale, glorifiziert Individualismus und Wettbewerb. Dann zerstreut man die Menschen medial und lässt die einfachen, grundlegenden moralischen Wahrheiten (und Unwahrheiten) in einem Meer aus Worten ersaufen.
 
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