Aber wie könnte dieses Stück von Miles Davis deiner Meinung nach heissen?
Hm. Das brodelt ja förmlich alles, und blubbert. Und sehr unruhig. Hexenküche? Vielleicht noch heftiger. "Hurengebräu" oder so.
"Ach, nenn es, wie Du willst."
Ach, muß ich noch auflösen. Ich weiß gar nicht, ob "Bitches Brew" damals schon veröffentlicht war, aber sie spielen ja ohnehin keine Stücke daraus, sondern spielen sich durch verschiedene Motive hindurch. Ein Tontechniker fragt Miles nacher, wie denn das Stück hieße, was sie gerade gespielt hätten, und Miles sagt: "Nenn es, wie Du willst". Aha. Seltsamer Titel, aber wenn es so heißt, dann heißt es so. (Wird im Abspann erklärt.)
Das krasseste mir bewußte Auseinanderklaffen einer Musik-Titel-Schere habe ich ja bei diesem wunderschönen Stück von Frank Zappa, eines meiner absoluten Lieblingstracks von ihm: Wunderschöne Harmonien über die Bläser verteilt, reduzieren sich dann zu getragenen Unisono-Bögen. Das Arrangement dimmt herunter auf ein sehr reduziertes Gitarrenspiel, begleitet von E-Piano-Geklimper/Anmerkungen, nur um die Bühne zu bieten, daß anschließend die Keyboards um so breiter aufgefahren werden. Bis alle wieder zurückfinden, die Unisono-Bögen jetzt breit ausfahrend. Keine vier Minuten, eine wunderhübsche Miniatur, dabei durchaus zappaesk vertrackt; man muß es schon öfter hören, bis man es eingängig in einem Guß wahrnimmt.
Aber der Titel?
Ich kriege Titel und Musik nicht einmal abends in meinem unkeuschen Kopfkino zusammen – Dabei ist ja gerade Zappa nicht unbegabt darin, auch und gerade zu diesem Thema, wie nennt Bintje das? "Programmusik" zu schreiben.
Ja klar Programmusik. Was denn sonst.