AW: zur welcher religion beitreten?
welche der weltreligionen würden sie wählen?
und können sie das begründen?
salut
Solresol, Deine (nein, französisch: Ihre) Fragen sind immer wieder putzig. :wink:
Aber als reine Gedankenspielerei beantworte ich es gern.
Ich selbst bin - wie wahrscheinlich etliche Deutsche hier - christlich, katholisch und im ständigen Bewusstsein von Schuld und Sühne erzogen worden. Das war nicht immer konstruktiv, um es mal vorsichtig auszudrücken.
Ich glaube an die Grundidee des Christentums: Liebe und Vergebung. Auch wenn letzteres manchmal dauert.
Woran ich nicht glaube, glauben kann, sind alle Ideen, die mit Rache, Hölle und Verdammnis einhergehen. Gott liebt, nach meinem Empfinden. Und wenn er nicht liebt, sondern jemanden für irgendwelche banalen oder auch größeren Verfehlungen auf Dauer verstößt, ist er nicht Gott, sondern nur Mensch.
Als Jugendliche habe ich mich zwischenzeitlich immer mal wieder mit dem Judentum beschäftigt, allein wegen des Alten Testaments. Es ist aber nicht meine Religion. Unabhängig davon, dass sie es auch niemals sein könnte (da sie patriarchalisch geprägt und meine Mutter keine Jüdin ist), käme ich mit den religiösen Vorschriften nicht zurecht. Auch nicht in der liberalen Version. Ich respektiere es zutiefst - aber ich kann es nicht leben.
Mit dem Islam geht es mir ähnlich. Die ersten Suren des Koran wie auch viele soziale Implikationen (wie z.B. den Sinn des Opferfestes) finde ich toll!
Womit ich allerdings ein Problem habe, ist die auf mich in den späteren Suren ziemlich aggressiv wirkende Ausgrenzung so genannter "Ungläubiger", sowie die detaillierten Vorschriften für jeden möglichen Teilaspekt des Lebens.
Die Scharia ist für mich als Gesellschaftsordnung inakzeptabel. Und mit einer sunnitisch geprägten Gesellschaftordnung hätte ich gewiss auch meine Probleme, wenn sie nicht eine unbedingte Toleranz gegenüber friedfertigen Andersgläubigen einschließt.
Der Hinduismus ist mir zu fremd. Mit der Idee eines Kasten- bzw. westlich ausgedrückt: Klassenwesens oder -denkens kann ich nix anfangen.
Viel Sympathie habe ich für den Buddhismus. Nicht für jede seiner Erscheinungsformen, aber immerhin: im allgemeinen ist es keine Religion, die je mit Flamme und Schwert Andersgläubige vom Gegenteil zu überzeugen versucht hat. Und: es geht um Erfahrungen, praktisches Erleben im Alltag - nicht um reine Glaubensvorstellungen wie z.b. diejenige nach der unbefleckten Empfängnis oder dem Paradies mit (keine-Ahnung-wievielen) Jungfrauen, die wahrhaft Gläubige angeblich am Ende erwarten.
Ziemlich sympathisch finde ich auch animistische Ideen. Aber das ist - verständlicherweise - nicht jedermanns Sache.. und als formale Religionszugehörigkeit absolut ungeeignet. :wink:
Anouk
ps Vielleicht scheue ich nur die Hölle, kann sein. Aber das Nirvana scheint mir trotzdem eine gute Alternative.