Alubehütet
Well-Known Member
SZ: Herr Steinbeis, Sie untersuchen seit einigen Monaten gemeinsam mit anderen Verfassungsrechtlern, wie sich das demokratische System am leichtesten durch die AfD aushebeln ließe.Die deutsche Neigung, sich auf Recht und Gesetz zu verlassen und zu glauben, unsere starken Institutionen würden uns schon irgendwie beschützen, weil wir bessere Demokraten seien oder eine klügere Verfassung hätten als andere Länder: Für diese Überheblichkeit, die wir uns in den vergangenen Jahren vielfach geleistet haben, besteht immer weniger Anlass. Dieser Zirkus kommt auch in unsere Stadt.
Als best case diskutieren sie, wohlbemerkt, wenn alles bestens läuft und die Demokraten in Thüringen eine Brandmauer bilden (Spoiler: Voigt hat gestern bei hart aber fair verkündet, er werde es womöglich nicht tun und den Kemmerich machen):
In Thüringen führt die AfD inzwischen die Umfragen an. Auch falls sich die übrigen Parteien zusammenraufen und nach der Wahl gegen die AfD koalieren: Hat Höcke dann Macht?
Wenn autoritäre Populisten mehr als ein Drittel der Stimmen bekommen, multiplizieren sich ihre Möglichkeiten, die konstitutionelle Partnerschaft zu sabotieren. Schon mit einem Drittel der Stimmen haben sie eine Sperrminorität, um zum Beispiel dafür zu sorgen, dass Richterstellen nicht mehr besetzt werden können. So können sie Institutionen auf Dauer lahmlegen.
Ist das denn für Sie eine Erfolg versprechende Strategie?
Das war eine Taktik, die in Ungarn in den 2000er-Jahren den Aufstieg der autoritären Populisten maßgeblich befördert hat. Im Staat ging nichts mehr voran, in der Bevölkerung wuchs der Frust, und das hat alles auf das Konto von Viktor Orbán eingezahlt, sodass er 2010 triumphal die Wahl gewann.
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